Strategie des deutschen Imperialismus

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Einführung[Bearbeiten]

Engels versteht den Staat als [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist [1]. Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die These der KO zum Staat fest: [...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin[2].

Die Frage nach der Strategie des deutschen Imperialismus stellt bis heute eine zentrale Auseinandersetzung in der kommunistischen Bewegung, aber auch darüber hinaus, dar. Die Gründe dafür fasst Kurt Gossweiler - bedeutender kommunistischer Historiker in der DDR mit den Schwerpunkten Deutscher Imperialismus und Faschismus, nach der Konterrevolution auch Niederlagenanalyse und Revisionismus - im Vorwort seines Buches Großbanken, Industriemonopole und Staat - Ökonomie und Politik 1914-1932 zusammen:

„Die marxistisch-leninistischen Parteien haben es stets als ihre Aufgabe betrachtet, die Politik des Klassengegners, seine Strategie und Taktik zu studieren, um sie parieren und ihn mit der überlegenen wissenschaftlich fundierten Strategie und Taktik der Arbeiterklasse schlagen zu können. […] Jeder, der sich mit dieser Problematik befaßt, stößt auf die Tatsache, daß das, was der Historiker im Rückblick als die Politik des deutschen Imperialismus registriert, in den seltensten Fällen das Ergebnis eines übereinstimmenden Willens aller oder auch nur aller wichtigsten Teile der herrschenden Klasse ist, sondern das Ergebnis eines mehr oder weniger heftigen Kampfes zwischen mehr oder weniger gegensätzlichen Konzeptionen verschiedener Fraktionen der imperialistischen Bourgeoisie.“
Gossweiler, Kurt: Großbanken, Industriemonopole und Staat - Ökonomie und Politik 1914-1932, Köln, 2013, S. 9


Im Folgenden wollen wir verschiedene in der kommunistischen Bewegung existierende Einschätzungen zur strategischen Orientierung des deutschen Imperialismus kurz anreißen.

Die Frage der Kapitalfraktionen[Bearbeiten]

Für die Entwicklung einer revolutionären Strategie der Kommunistischen Partei ist eine Klarheit über die Strategie des deutschen Imperialismus also eine zwingende Voraussetzung. Wie allerdings schon die These der KO andeutet und das Zitat Gossweilers ausführt, ist diese Klärung eng verbunden mit der Analyse des deutschen Kapitals hinsichtlich seiner Interessen sowie möglicher ihm innerwohnender Interessenkonflikte und -gegensätze. Es geht um die Thematik der Fraktionen, im Sinne von Interessengemeinschaften innerhalb des deutschen Kapitals: Können wir überhaupt von einer Existenz solcher Kapitalfraktionen ausgehen? Wenn ja, wie sind sie zu definieren, zu benennen und einzugrenzen? Welche Bedeutung haben sie hinsichtlich der Strategie des deutschen Imperialismus? In welcher Beziehung stehen sie zueinander und zum deutschen Staat? Zu dieser Thematik herrscht unter den Kommunisten in Deutschland Klärungsbedarf, den wir im Folgenden kurz und der Übersichtlichkeit halber in vier Abschnitte gegliedert skizzieren wollen

Zur Frage der Begrifflichkeiten[Bearbeiten]

Zum Einen fehlt es an Klarheit und einer einheitlichen Anwendung der Bezeichnungen. Stattdessen existieren in der kommunistischen Bewegung historisch wie gegenwärtig unterschiedliche Begriffe, die in ihrem jeweiligen Kontext allerdings die gleiche oder ähnliche Bedeutung vermuten lassen und zumindest in Teilen schätzungsweise synonym für die Beschreibung solcher Interessengemeinschaften innerhalb des Kapitals verwendet werden. Für eine möglichst vollständige Darstellung des Dissenses möchten wir dies beispielhaft anhand von Zitaten kurz sichtbar machen: Georgi Dimitroff spricht in seinem berühmten Referat vom VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale über Elemente des Finanzkapitals[3], die mithilfe des Faschismus an der Macht ihre Diktatur etablieren. Gossweiler schreibt rückblickend über den deutschen Imperialismus zur Zeit der Weimarer Republik über gegensätzliche Interessen verschiedener Monopolgruppen[4]. In einem Artikel der Kommunistischen Arbeiterzeitung (KAZ) von 2018 führt Conny Renkl die Theorie der Kapitalfraktionen[5] an. Der gleiche Begriff findet sich in der Zeitschrift Rotfuchs[6] und auch in einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wo die Autoren Heine und Sablowski über Kapitalfraktionen innerhalb des deutschen Machtblocks schreiben.[7] Der Kommunistische Aufbau schreibt über Interessenwidersprüche zwischen den verschiedenen Fraktionen des Monopolkapitals[8].

Zur Frage der Bedeutung und Dynamik[Bearbeiten]

Zum Zweiten erkennen wir in unseren bisherigen Recherchen einen Dissens in den Fragen der Bedeutung und Dynamik von Kapitalfraktionen, das heißt hier existieren allerlei sich durch die Geschichte der kommunistischen Bewegung ziehende Positionen und Interpretationen, die im Widerspruch zueinander stehen. Gut herausgearbeitet ist diesbezüglich der Dissens zwischen den DDR-Historikern Jürgen Kuczynski und Kurt Gossweiler. Kuczynski steht für die Formulierung der beiden Kapitalfraktionen Kohle-Eisen-Stahl (also Schwerindustrie) und Chemie-Elektro. Erstere stuft er in ihrer Bedeutung als die besonders reaktionäre und offen demokratiefeindliche Fraktion innerhalb des deutschen Kapitals ein und formuliert z.B.: Bekanntlich hatte die damals reaktionärste Monopolgruppe Kohle-Eisen-Stahl während des Krieges den schärfsten Kampf gegen die Arbeiterklasse geführt […][9]. Demgegenüber steht nach Kuczynski die zweite Fraktion für einen flexibleren Umgang mit der bürgerlichen Demokratie und der Einbindung der Arbeiterbewegung. Eike Hennig fasst dieses Modell später folgendermaßen zusammen: Als dauerhafte industrielle Hauptgruppierungen stehen sich die Schwerindustrie (Kohle-Eisen-Stahl) und die neuen Industrien (Chemie-Elektro) gegenüber, denen als spezifisch politische Einstellung diktatur-freundliche bzw. formal-demokratische Attituden zuerkannt werden.[10]. Nach dieser Annahme teilt(e) sich das deutsche Kapital also in zwei gegenüberstehende Fraktionen, die sich insbesondere durch die Art der Durchsetzung ihrer Herrschaft unterscheiden. Gossweiler wiederum reagiert auf Kuczynskis Aussagen mit einer kritischen Infragestellung, wenn er auch nicht vom grundlegenden Modell dieser Kapitalfraktionen abrückt:

„Manche Darstellungen Kuczynskis zu diesem Komplex weisen aber insofern einen erheblichen Mangel auf, als sie den Kampf der Gruppen Kohle-Eisen-Stahl gegen Elektro-Chemie verabsolutieren und dadurch einer neuen Schablonisierung Vorschub leisten, als sie zum andern den Kampf der Gruppen überbetonen und der grundlegenden Interessengemeinsamkeit und dem Zusammenwirken aller Fraktionen des Monopolkapitals zu wenig Aufmerksamkeit widmen, als sie schließlich drittens die Rolle des Bankkapitals im System des deutschen Imperialismus vernachlässigen.“
Gossweiler, Kurt: Großbanken, Industriemonopole und Staat - Ökonomie und Politik 1914-1932, Köln 2013, S. 12f.


Er schreibt im gleichen Werk an anderer Stelle:

„Es wäre wirklichkeitsfremd anzunehmen, innerhalb eines Industriezweiges oder auch nur eines Konzerns gäbe es nur eine einzige Strömung, sei nur ein einziges, einheitliches Interesse wirksam. Die gegensätzlichen Linien der Schwerindustrie und der neuen Industrien sind zwar objektiv vorhandene, von denen es aber auf beiden Seiten eine Vielzahl von Abweichungen und oft geradezu eine Verkehrung der Fronten und ein Überlaufen ins gegnerische Lager gibt. Kapitalismus ist nicht nur gleichbedeutend mit tausendfachen Interessengegensätzen, sondern auch mit tausendfachen Interessenverflechtungen, aus denen sich ein verwirrendes Gewebe ergibt, durch das sich die Linien der unterschiedlichen Gruppeninteressen – an einer Stelle deutlich, an einer anderen kaum erkennbar – als Grundmuster hindurchziehen.“
ebd. S. 26f.


Gossweiler betont hier die Dynamik der Kapitalfraktionen und die Verflechtungen der einzelnen Industrien auf Basis ihrer Interessen, die eine Unterscheidung der Fraktionen anhand des politischen Führungsstils deutlich erschwert.

Allein am Beispiel Kuczynski/Gossweiler wird klar, dass nicht nur ein Klärungsbedarf besteht, was die Begrifflichkeiten angeht, sondern gerade auch die Fragen, wie feststehend oder aber dynamisch Kapitalfraktionen zu begreifen sind und welche Art von Interessen die eine oder andere Fraktion konkret verfolgt. Dazu gehört die von Gossweiler angesprochene Problematik, dass sich diese Interessen möglicherweise nicht starr und trennscharf unterschiedlichen Vertretern des Kapitals zugeordnet werden können, was uns zum nächsten Aspekt des Dissenses bringt:

Zur Frage der Definition und Unterscheidung[Bearbeiten]

Es besteht nämlich neben der Unklarheit bei den Begriffen und der Frage nach der Bedeutung der Kapitalfraktionen vor allem eine unterschiedliche Handhabung mit der Definition, also wie sie einzuteilen und voneinander abzugrenzen sind - wer bildet eine Kapitalfraktion? Als weit verbreitet kann die Betrachtung gelten, die sowohl Kuczynski als auch Gossweiler anführen und die in ihren oben genannten Zitaten auch zur Sprache kommt: die Unterscheidung in Kapitalfraktionen anhand von Industriezweigen oder Branchen. Hierher gehört die Definition einer schwerindustriellen Kohle-Eisen-Stahl- und einer leichtindustriellen Chemie-Elektro-Fraktion. Unter den aktuelleren Vertretern findet man z.B. erneut Conny Renkl von der KAZ im bereits angeführten Artikel: Die alldeutsch-schwerindustrielle Linie hatte sich durchgesetzt und die übrigen Fraktionen des Finanzkapitals für sich gewonnen durch die Riesenprofite, die zunächst die Aufrüstung, dann der Krieg brachte.[11]. Darüber hinaus existieren weitere Unterscheidungsformen. Dazu gehört die Betrachtung, wonach sich Monopolkapital und nicht-monopolistisches Kapital als Kapitalfraktionen gegenüberstehen: Im BDI und in seinen verschiedenen Mitgliedsverbänden sind die Fraktionen des monopolistischen und des nichtmonopolistischen Industriekapitals integriert.[12]. Des Weiteren findet sich der Ansatz, die Banken und die Industrie in Gegenüberstellung als Fraktionen zu begreifen, ein Aspekt, auf den bspw. Gossweiler immer wieder hinweist.[13] Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, aber schlaglichtartig zeigt sie den bestehenden Dissens und Klärungsbedarf um die Definition von Kapitalfraktionen auf.

Grundsätzlich stellt sich hier auch die Frage, ob bei der Definierung von Kapitalfraktionen zunächst von der ökonomischen Struktur des Kapitals ausgeht wie es u.a. Gossweiler handhabt (man definiert eine Fraktion, weil z.B. die betreffenden Kapitalien ein Kartell bilden) oder ob man bloß gemeinsame politische Interessen zugrunde legt wie es unserem Eindruck nach insbesondere aktuellere Autoren tun (man definiert eine Fraktion, weil z.B. die betreffenden Kapitalien die gleiche außenpolitische Maßnahme durchsetzen wollen). Diese beiden Stoßrichtungen sind natürlich nicht absolut und müssen sicherlich nicht nur im Widerspruch zueinander gesehen werden, aber bei unserer Forschung sollten wir dieser Frage Beachtung schenken.

Zur Frage des Inhalts[Bearbeiten]

Für welche strategischen Orientierungen stehen die Fraktionen konkret? Setzen sich bestimmte Fraktionen mit ihren Sonderinteressen durch und welche Gründe gibt es dafür? Die Beantwortung dieser Fragen ist essentiell, um eine Beschreibung der Strategie des deutschen Imperialismus abzuleiten. Zur Darstellung dieses Aspektes, der natürlich den Kern der eigentlichen Fragestellung - Was ist die Strategie des deutschen Imperialismus? - bildet, stellen wir Zitate von Vertretern der kommunistischen Bewegung gegenüber. Sie sind an dieser Stelle allesamt eine Einschätzung der Strategie des deutschen Imperialismus bezüglich seiner außenpolitischen Orientierung.

Es sei darauf hingewiesen, dass nach unseren bisherigen Recherchen die Auseinandersetzung aktuell in der Bewegung beim Schwerpunkt Außenpolitik am aktivsten geführt wird, während sich bei historischen Autoren wie Gossweiler noch ein stärkerer Fokus auch bei anderen, z.B. innenpolitischen Themen, die die Strategie des deutschen Imperialismus betreffen, liegt. Für die zukünftige Einbeziehung von innenpolitischen Aspekten wird die Zusammenarbeit mit der AG Formen bürgerlicher Herrschaft von Bedeutung sein.


Positionen[Bearbeiten]

Vorherrschaft einer transatlantisch orientierten Kapitalfraktion[Bearbeiten]

Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantisch orientierten Kapitalfraktion behaupten.

Eine derzeitige Dominanz solcher Kapitalfraktionen betonte Reinhard Lauterbach 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Dabei erklärte er, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Demgegenüber seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größere Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: [...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].[14].

Bereits 2012 schrieb die jW, dass sich mit Unterstützung der FDP Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten][15].

Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) eine gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus[16].

Lucas Zeise schlussfolgerte in der DKP-Wochenzeitung Unsere Zeit (UZ), dass sich die BRD transatlantisch orientiere: die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt [17].

Horst Schneider sprach in der offen-siv gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush[18]. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen, auch wenn dies unter konkurrierenden Vorzeichen geschehe.[19]

Vorherrschaft einer russisch orientierten Kapitalfraktion[Bearbeiten]

Allerdings melden sich in den selben Medien auch Stimmen zu Wort, die von der Vorherrschaft einer gen Russland orientierten Fraktion im deutschen Kapital sprechen. So stellte Tomasz Konisz 2011 in der jW die Existenz einer Achse Berlin-Moskau [20] fest. 2014 konstatierten zwei Autoren in der Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten][21]. Ähnlich kommentierte Reinhard Lauterbach in der jW die Sorgen des im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s][22] einen Monat nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantisch orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies sei schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen ein Beispiel dafür, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion behaupten.

So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten zwei Jahrzehnte zu beobachten war:

„Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.

[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.“
Aden, Gretl/Fürst, Rudolf: Die EU und der deutsche Drang nach Osten, in: Kommunistische Arbeiterzeitung, 29.05.2014, https://www.kaz-online.de/artikel/die-eu-und-der-deutsche-drang-nach-osten (29.03.2020)

Diese Tendenz stellte auch ein Veröffentlichung in der Zeitschrift marxistische Erneuerung schon 2007 fest: Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.[23].

Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen war bei der MLPD 2012 nachzulesen: Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.[24]

Vorherrschaft einer EU-orientierten Kapitalfraktion[Bearbeiten]

Laut dem Autorenkollektiv des Buches Heute Europa, morgen die Welt strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor[25].

Was die gegenwärtige Lage betrifft, analysierte Anton Latzo 2017 in einem Beitrag auf News DKP passend dazu: Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird[26]

Ein Beitrag auf der Website der MLPD-Zeitschrift Rote Fahne beschrieb ebenfalls eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.[27]
Auch die Organisation Kommunistischer Aufbau meinte 2018: Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein geostrategischer Spieler zu bleiben.[28]

Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung gelangte Kurt Gossweiler bereits 2005: Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist [29].

Keine besondere Vorherrschaft einer bestimmten Kapitalfraktion[Bearbeiten]

Wie u.A. mit dem Begriff Diversifizierung schon in den zitierten Positionen anklang, beschreiben einige Positionen keine eindeutige Orientierung bzgl. außenpolitischer Bündnispolitik, was auf das Fehlen einer bestimmten vorherrschenden Kapitalfraktion oder zumindest auf eine taktische Diversität zurückgeführt werden könnte. Bspw. erklärte die SDAJ 2015: Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden[30].

Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP die Verhältnisse ein:

„Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.“
DKP: Programm der Deutschen Kommunistischen Partei, in: dkp.de, https://dkp.de/programmatik/parteiprogramm/ (10.04.2020)


Besonders bezogen auf Russland sprach Jörg Kronauer 2018 in der jW von abwechselnder Kooperation und Konfrontation[31] seit Bismarcks Zeiten. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam die Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche der KAZ 2006: Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.[32]. Auf den entsprechenden außenpolitischen Spagat ging die Gruppe schon 2003 ein[33].

Ein Beitrag Tibor Zenkers 2015 auf News DKP betonte ebenfalls, dass sich momentan keine klare Linie durchsetze: [...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden[34].

Frank Flegel, Herausgeber der Zeitschrift offen-siv ordnete in einem die Beitrag von 2013 die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu, womit sich eine Diversität der strategischen Orientierung erklären ließe:

„Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.“
Flegel, Frank: Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz, in: offen-siv 2013/01, Januar/Februar 2013, https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf (10.04.2020)


Fallbeispiele[Bearbeiten]

Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.

Konflikt in der Ukraine[Bearbeiten]

Für den seit 2014 andauernden Konflikt in der Ukraine und auf der Krim, der sich zu einem Krieg zugespitzt hat, ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Beate Landefeld schrieb, dass hier eine deut­lich ag­gres­si­ve­re deut­sche Au­ßen­po­li­tik[35] praktiziert wurde.

Andere betonten dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So Jörg Kronauer in der jW: hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche[36].

Der Deutsche Freidenker-Verband veröffentlichte auf der Homepage der DKP eine Einschätzung zur Krise um die Ukraine mit der Forderung: Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen[37].

Der Kommunistische Aufbau konstatierte einen Kampf, der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt werde und differenzierte weiter: Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.[38].

Nord Stream 2[Bearbeiten]

Aktuell schwelt auch der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktionen betrifft: die Gasleitung Nord Stream 2.
Schon 2010 zitierte Tomas Konicz in der jW dazu einen CDU-Politiker, der eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen sah[39].
Die Dominanz einer russisch orientierten deutschen Kapitalfraktion sahen die Autoren Aden und Fürst von der KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole[40].
In einem Artikel teilte die MLPD-Zeitung Rote Fahne 2018 diese Sichtweise: Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind[41].

Die Die Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersrpüche der KAZ wies allerdings 2006 auch darauf hin, dass es hier keine widerspruchsfreie Strategie gibt: Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU[42].

Die Rolle der USA und damit verbundene Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentierte die jW mit einem Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Schröder: Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, "Nord Stream 2" zu verhindern. Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas in den europäischen Markt drücken[43].

Bürgerlicher Dissens[Bearbeiten]

Nicht nur innerhalb der kommunistischen Bewegung steht das Thema der Kapitalstrategien und -fraktionen zur Debatte. Auch in bürgerlichen Medien, insbesondere in Wirtschaftszeitungen, und politischen Institutionen wird die Frage der Orientierung und Ausrichtung des deutschen Kapitals immer wieder diskutiert. Selbstverständlich haben diese Diskussionen nicht das Ziel der Erarbeitung einer revolutionären Gegenstrategie. Im Gegenteil haben sie viel mehr gestalterischen als nur beobachtenden Charakter - hier werden die Diskussionen um die richtige Strategie des Kapitals und des bürgerlichen Staates geführt, d.h. die Auswertung dieser Debatten ist auch ein wichtiger Teil unserer Forschung.

Selbstverständlich stützen sich die bürgerlichen Kommentare auch nicht auf marxistisch-leninistische Grundlagen oder Begriffe. Daher können die bürgerlichen Kommentare nicht einfach in eine Reihe mit den kommunistischen Debattenbeiträgen gestellt werden. Dennoch, um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen und abzurunden, soll dieser Abschnitt Ansichten aus dem bürgerlichen Spektrum kurz wiedergeben.

Die SPD-Zeitung Vorwärts argumentierte 2018 gegen ein deutsch-russisches Bündnis und für die Stärkung der transatlantischen Zusammenarbeit:

„Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.“
Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018


Daran anschließend führte die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung auch das Argument der Gefahr eines russisch-chinesischen Bündnisses an: Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen[44].

Zwei Autoren der Zeit prognostizierten zum deutsch-amerikanischen Verhältnis: In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.[45]

Auf Russland legten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten 2017 den Fokus: Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.[46]

Dazu passend traf auch eine Autorin im Magazin Markt und Mittelstand eine Einschätzung zum Erstarken der osteuropäisch orientierten Fraktion: Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen[47].

Bezug zu unseren Grundannahmen[Bearbeiten]

Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff Kapitalfraktion nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache[48], woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.

Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige:

„Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."

Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.“
Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff


Fazit & Arbeitsplan[Bearbeiten]

Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden.
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten. Auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.

Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.

Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die AG Politische Ökonomie erarbeiten, was unter anderem auch den Dissens zu Monopolen im Staat berührt. Auch die Arbeit der AG Staat wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können.
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die AG Politische Ökonomie auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.

Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der AG Politische Ökonomie zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart. Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.


Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:

ArbeitsplanKapitalstrategie.png

Mitmachen[Bearbeiten]

In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:

  • Diskutier mit
    • Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?
    • Du hast selbst offene Fragen zum Thema?
  • Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung
  • Dauerhaft mitarbeiten in der AG

Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: ag_imperialismus@kommunistische.org

Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983.

KO: Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation, Berlin 2018.

Renkl, Conny: Die Theorie von Fraktionen im Monopolkapital oder Wie entsteht politischer Wille und Handeln des Staates?, in: KAZ Nr. 363, Juli 2018, https://www.kaz-online.de/artikel/die-theorie-von-fraktionen-im-monopolkapital (22.04.2020).

Müller, Jobst-Heinrich: Vereint wieder Kriege gewinnen?, in: Rotfuchs Nr. 234, Juli 2017, http://www.rotfuchs.net/rotfuchs-lesen/vereint-wieder-kriege-gewinnen.html (23.04.2020).

Kommunistischer Aufbau: Der Faschismus. Der Faschismus und die antifaschistische Strategie – Teil 1, in: kommunistische.org, 04.08.2017, https://komaufbau.org/der-faschismus/ (23.04.2020).

Kuszynski, Jürgen: Studien zur Geschichte des Staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland 1918-1945, Berlin 1963.

Hennig, Eike: Monopolgruppentheorie in der DDR: Diskutiert an Großbanken, Industriemonopole und Staat von Kurt Gossweiler, 1973.

Heine, Frederic/Sablowski, Thomas: Die Europapolitik des deutschen Machtblocks und ihre Widersprüche. Eine Untersuchung der Positionen deutscher Wirtschaftsverbände zur Eurokrise, in: Studien Rosa Luxemburg Stiftung, September 2013.

Lauterbach, Reinhard: An Washingtons Lein, in: Junge Welt, 16.07.2018, https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (25.03.2020).

jW/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA, in: jW, 08.11.2012, https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (25.03.2020).

DKP Mecklenburg-Vorpommern: Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei, in: News DKP, 05.11.2016, http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (25.03.2020).

Zeise, Lucas: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis, in: News DKP, 23.11.2016, http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/ein-imperialistisches-unterordnungsverhaeltnis/ (25.03.2020).

Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik, in: offen-siv, März/April 2016, https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (25.03.2020).

Konicz, Thomas: Achse Berlin–Moskau, in: jW, 10.11.2011, https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (25.03.2020).

Aden, Gretl/Fürst, Rudolf: Die EU und der deutsche Drang nach Osten, in: Kommunistische Arbeiterzeitung, 29.05.2014, https://www.kaz-online.de/artikel/die-eu-und-der-deutsche-drang-nach-osten (29.03.2020).

Lauterbach, Reinhard: Torpedo auf Nord Stream 2, in: jW, 02.07.2018, https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (29.03.2020).

Henning, Klaus/Meienreis, David: Die Rohstoffstrategie der BRD, in: Zeitschrift marxistische Erneuerung, September 2007, http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (29.03.2020).

MLPD/Engel, Stefan: Viele Dinge sind in Bewegung geraten..., in: Homepage der MLPD, 20.12.2012, https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (29.03.2020).

Anonym: Heute Europa, morgen die Welt. Deutsche Großachtpolitik in fünf Etappen, Berlin 2017.

Latzo, Anton: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz. Aus erträumtem Paradies wurde eine Zwangsjacke, in: News DKP, 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (10.04.2020).

MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt, in: Rote Fahne News, 12.07.2018, https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen (10.04.2020).

Kommunistischer Aufbau: Kampf um Ostasien. Wie westliche und östliche Imperialisten um Einfluss kämpfen, in: komaufbau.org, 13.04.2018, http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (10.04.2020).

Gossweiler, Kurt: Der deutsche Imperialismus und der Platz des Faschismus in seinem Herrschaftssystem heute, 2005, https://kurt-gossweiler.de/der-deutsche-imperialismus-und-der-platz-des-faschismus-in-seinem-herrschaftssystem-heute/Kurt Gossweiler (10.04.2020).

SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche, in: News DKP, 10.02.2015, http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (10.04.2020).

DKP: Programm der Deutschen Kommunistischen Partei, in: dkp.de, https://dkp.de/programmatik/parteiprogramm/ (10.04.2020).

Kronauer, Jörg: Rotlicht: Ostpolitik, in: jW, 19.09.2018, https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (10.04.2020).

Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt, in: KAZ Nr. 316, Juni 2006, https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (10.04.2020).

Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens, in: KAZ Nr. 305, August 2003, https://www.kaz-online.de/artikel/der-alte-kampf-des-deutschen-imperialismus-um-die (10.04.2020).

Zenker, Tibor: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes, in: News DKP, 17.07.2015, http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (10.04.2020).

Flegel, Frank: Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz, in: offen-siv 2013/01, Januar/Februar 2013, https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf (10.04.2020).

Landefeld, Beate: Imperialistische Widersprüche in der EU, in: Unsere Zeit, 09.12.2016, https://www.unsere-zeit.de/imperialistische-widersprueche-in-der-eu-47137/ (11.05.2020).

Kronauer, Jörg: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück, in: jW, 05.08.2014, https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (11.05.2020).

Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO, in: News DKP, 15.07.2014, http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (11.05.2020).

Kommunistischer Aufbau: Imperialistischer Kampf um die Ukraine. Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine, in: komaufbau.org, 01.09.2014, http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (11.05.2020).

Konicz, Tomas: Krise als Chance, in: jW, 10.05.2010, https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (11.05.2020).

Rote Fahne: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung, in: Rote Fahne News, 30.08.2018, https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (11.05.2020).

jW: Hintergrund: Streit um Pipeline „Nord Stream 2“, in: jW, 26.05.2018, https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (11.05.2020).

Einzelnachweise: Stratievski, Dmitri: Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden, Vorwärts, 2018.

Wagner, Norbert: Deutschland und die USA, Konrad Adenauer Stiftung, 2018, http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (21.06.2020).

Pinzler, Petra/Schieritz, Mark: Transatlantische Feindschaft, in: DIE ZEIT Nr. 43, 13.10.2016, https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (21.06.2020).

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus, in: Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 27.07.2017, https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus (21.06.2020).

Weber, Saskia: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa, in: Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin, 23.07.2014, https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/ (21.06.2020)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Engels (1983), S.222.
  2. KO 2018
  3. Renkl 2018.
  4. Gossweiler (2013), S. 141.
  5. ebd.
  6. Müller 2017.
  7. Vgl. Heine/Sablowski 2013
  8. Kommunistischer Aufbau 2017.
  9. Kuczynski (1963), S. 23.
  10. Hennig (1973), S. 39.
  11. Renkl 2018.
  12. Heine/Sablowski (2013), S. 9.
  13. Vgl. Gossweiler 2013.
  14. Lauterbach 2018.
  15. jW/Reuters 2012.
  16. DKP Mecklenburg-Vorpommern 2016
  17. Zeise 2016
  18. Schneider 2016
  19. Vgl. ebd.
  20. Konicz 2011
  21. Aden/Fürst 2014
  22. Lauterbach 2018
  23. Henning/Meienreis 2007
  24. MLPD/Engel, Stefan 2012
  25. Anonym (2017), S. 138.
  26. Latzo 2017.
  27. Vgl. MLPD 2018.
  28. Kommunistischer Aufbau 2018.
  29. Gossweiler 2005.
  30. SDAJ 2015
  31. Kronauer 2018
  32. KAZ 2006
  33. Vgl. KAZ 2003
  34. Zenker 2015
  35. Landefeld 2016
  36. Kronauer 2014
  37. Deutscher Freidenker-Verband 2014
  38. Kommunistischer Aufbau 2014
  39. Konicz 2010
  40. Aden/Fürst 2014
  41. Rote Fahne 2018
  42. KAZ 2006
  43. jW 2018
  44. Wagner 2018
  45. Pinzler/Schieritz
  46. Deutsche Wirtschaftsnachrichten 2017
  47. Weber 2014
  48. Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff