Der historische Materialismus

Zurück zu AG Politische Ökonomie des Imperialismus

Gesellschaftliche Umbrüche durch Veränderung der Produktionsweise[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Ökonomie bildet die Grundlage jeder Gesellschaft und der Veränderung dieser.

Schlagworte

Produktionsweise, Ökonomie, Gesellschaftliche Veränderung, Grundlage der Gesellschaftsordnung

Einordnung

Die Grundlagen des Historischen Materialismus werden von Marx und Engels in Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft erklärt.

Annahme 1

Der Historische Materialismus geht davon aus, dass Produktion und Austausch der Produkte die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist. Das bedeutet gesellschaftliche und politische Umbrüche liegen in der Veränderung der Produktions- und Austauschweise, dementsprechend in der Ökonomie der Epoche.


„Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, dass die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; [...] Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderung der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der entsprechenden Epoche.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.210)


Annahme 2

In der alten bzw. aktuellen Gesellschaft reifen oder schlummern bereits Bedingungen für die nachfolgende bzw. neue Gesellschaft heran.


„Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen - welches frühere {10} Jahrhundert ahnte, daß solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.

Wir haben also {11} gesehen: Die Produktions- und Verkehrsmittel, auf deren Grundlage sich die Bourgeoisie heranbildete, wurden in der feudalen Gesellschaft erzeugt. Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung dieser Produktions- und Verkehrsmittel entsprachen die Verhältnisse, worin die feudale Gesellschaft produzierte und austauschte, die feudale Organisation der Agrikultur und Manufaktur, mit einem Wort die feudalen Eigentumsverhältnisse den schon entwickelten Produktivkräften nicht mehr.“
(Marx/Engels, Mainfest der Kommunistischen Partei MEW Band 4, S. 467)


Genese des Kapitalismus und Entwicklung der Produktivkräfte[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die feudale Ordnung musste notwendigerweise weichen, um die kapitalistische Produktionsweise und eine entsprechende Gesellschaftsverfassung zu ermöglichen. Die Entwicklung der Produktivkräfte wird von der Produktion einzelner zu einer gesellschaftlichen Produktion umgewandelt.

Schlagworte

Kapitalistische Produktionsweise, feudale Ordnung, bürgerliche Gesellschaftsverfassung, Produktionsmittel, Produktivkraftentwicklung, Vergesellschaftung der Produktion

Einordnung

Die Genese des Kapitalismus und die Entwicklung der Produktivkräfte werden von Marx und Engels in Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft erklärt.

Annahme 1

Die noch bestehende feudale Ordnung musste durch die Bourgeoisie zerschlagen werden, um die kapitalistische Produktionsweise zu entwickeln. Erst durch die Zerschlagung konnte die bürgerliche Gesellschaftsverfassung zur Legitimation des Kapitalismus entstehen.


„Die der Bourgeoisie eigentümliche Produktionsweise, seit Marx mit dem Namen kapitalistische Produktionsweise bezeichnet, war unverträglich mit den lokalen und ständischen Privilegien wie mit den gegenseitigen persönlichen Banden der feudalen Ordnung; die Bourgeoisie zerschlug die feudale Ordnung und stellte auf ihren Trümmern die bürgerliche Gesellschaftsverfassung her, das Reich der freien Konkurrenz, der Freizügigkeit, der Gleichberechtigung der Warenbesitzer und wie die bürgerlichen Herrlichkeiten alle heißen. Die kapitalistische Produktionsweise konnte sich jetzt frei entfalten.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.211)


Annahme 2

Die fortlaufende Entwicklung der gewaltigen Produktivkräfte musste von der Produktion einzelner in eine gesellschaftliche Produktion umgewandelt werden, genauso wie die Produktionsmittel einzelner in gesellschaftlich anwendbare Maschinen entwickelt werden.


„Aber die Bourgeoisie, wie dort ebenfalls nachgewiesen, konnte jene beschränkten Produktionsmittel nicht in gewaltige Produktionskräfte verwandeln, ohne sie aus Produktionsmitteln des einzelnen in gesellschaftliche, nur von einer Gesamtheit von Menschen anwendbare Produktionsmittel zu verwandeln. An die Stelle des Spinnrads, des Handwebstuhls, des Schmiedehammers trat die Spinnmaschine, der mechanische Webstuhl, der Dampfhammer; an die Stelle der Einzelwerkstatt die das Zusammenwirken von Hunderten und Tausenden gebietende Fabrik.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.212)


Gesellschaftliche Produktion versus private Aneignungsform[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Grundlage für die Entwicklung des Kapitalismus war der Zusammenbruch der feudalen Ordnung. Die kapitalistische Produktionsweise zeichnet sich durch einen Widerspruch zwischen gesellschaftlichen Produktionsmitteln und Produktion und privater Aneignung aus.

Schlagworte

Gesellschaftliche Produktion, private Aneignung, kapitalistischer Charakter, Feudale Ordnung

Einordnung

Die Widersprüchlichkeit zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung wird von Marx und Engels in Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft erklärt.

Annahme 1

Produktionsmittel und Produktion sind wesentlich gesellschaftlich, stehen aber im Widerspruch mit der privaten Aneignung der produzierten Ware. Die gesellschaftliche Produktionsweise ist der privaten Aneignungsform unterworfen, was dieser ihren kapitalistischen Charakter verleiht und die Grundlage aller Klassenkonflikte ist.


„Produktionsmittel und Produktion sind wesentlich gesellschaftlich geworden. Aber sie werden unterworfen einer Aneignungsform, die die Privatproduktion einzelner zur Voraussetzung hat, wobei also jeder sein eignes Produkt besitzt und zu Markte bringt. Die Produktionsweise wird dieser Aneignungsweise unterworfen, obwohl sie deren Voraussetzung aufhebt. In diesem Widerspruch, der der neuen Produktionsweise ihren kapitalistischen Charakter verleiht, liegt die ganze Kollision der Gegenwart bereits im Keim.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.213)


Annahme 2

Der Zusammenbruch der feudalen Ordnung ergibt die Grundlage für die Entwicklung des Kapitalismus und somit tritt der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung als auch der Gegensatz zwischen der Bourgeoisie, die die Produktionsmittel in ihren Händen konzentriert, und dem Proletariat, welches nichts außer seiner Arbeitskraft besitzt, an den Tag.


„Die Menge der lebenslänglichen Lohnarbeiter wurde zu dem kolossal vermehrt durch den gleichzeitigen Zusammenbruch der feudalen Ordnung, Auflösung der Gefolgschaften der Feudalherren, Vertreibung von Bauern aus ihren Hofstellen etc. Die Scheidung war vollzogen zwischen den in den Händen der Kapitalisten konzentrierten Produktionsmitteln hier und den auf Besitz von nichts als ihrer Arbeitskraft reduzierten Produzenten dort. Der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung tritt an den Tag als Gegensatz von Proletariat und Bourgeoisie.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.214)


Konzentration des Kapitals, unverträglicher Widerspruch und Überproduktionskrise[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Anarchie der Produktion in der Gesellschaft zwingt den Kapitalisten zur Expansion, während die Produktivkraftentwicklung zu Überproduktionskrisen führt und das Kapital dazu zwingt, immer größere Teile der Produktionsmittel zu vergesellschaften. Die Produktivkräfte und ihre Entwicklung drängen zur Aufhebung des Widerspruchs zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung.

Schlagworte

Anarchie der Produktion, Ausdehnung des Produktionsbereiches, Produktivkraftentwicklung, gesellschaftliche Produktivkraft, Vergesellschaftung der Produktionsmittel, Überproduktionskrise, gesellschaftliche Produktion, private Aneignung, Kapitalistische Produktionsweise, Aufhebung der Widersprüche, gesellschaftliche Produktivkräfte

Einordnung

Die Konzentration des Kapitals, der unverträgliche Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung und Überproduktionskrisen werden von Marx und Engels in Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft erklärt.

Annahme 1

Die Anarchie der Produktion in der Gesellschaft zwingt den Kapitalisten zur stetigen Verbesserung seiner Maschinen, Erweiterung des Produktionsbereiches und Ausdehnung der Industrie allgemein.


„Wir sahen, wie die aufs höchste gesteigerte Verbesserungsfähigkeit der modernen Maschinerie, vermittelst der Anarchie der Produktion in der Gesellschaft, sich verwandelt in ein Zwangsgebot für den einzelnen industriellen Kapitalisten, seine Maschinerie stets zu verbessern, ihre Produktionskraft stets zu erhöhen. In ein ebensolches Zwangsgebot verwandelt sich für ihn die bloße faktische Möglichkeit, seinen Produktionsbereich zu erweitern. Die enorme Ausdehnungskraft der großen Industrie, gegen die diejenige der Gase ein wahres Kinderspiel ist, tritt uns jetzt vor die Augen als ein quantitatives und qualitatives Ausdehnungsbedürfnis, das jedes Gegendrucks spottet.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.218)


Annahme 2

Die gewaltige Produktivkraftentwicklung zwingt das Kapital, die Produktivkräfte als gesellschaftliche zu behandeln, zu einer immer größeren Vergesellschaftung größerer Massen von Produktionsmitteln, wie man es in Aktiengesellschaften sieht.


„Es ist dieser Gegendruck der gewaltig anwachsenden Produktivkräfte gegen ihre Kapitaleigenschaft, dieser steigende Zwang zur Anerkennung ihrer gesellschaftlichen Natur, der die Kapitalistenklasse selbst nötig hat, mehr und mehr, soweit dies innerhalb des Kapitalverhältnisses überhaupt möglich, sie als gesellschaftliche Produktivkräfte zu behandeln. Sowohl die industrielle Hochdruckperiode mit ihrer schrankenlosen Kreditaufblähung, wie der Krach selbst durch den Zusammenbruch großer kapitalistischer Etablissements, treiben zu derjenigen Form der Vergesellschaftung größrer Massen von Produktionsmitteln, die uns in den verschiednen Arten von Aktiengesellschaften gegenübertritt.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.220)


Annahme 3

Die gewaltige Produktivkraftentwicklung und der unverträgliche Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung lösen Überproduktionskrisen aus. Auch den Kapitalisten selbst wird die Krise hangreiflich gemacht durch die gewaltsame Konzentration der Kapitale.


„In den Krisen kommt der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung zum gewaltigen Ausbruch. Der Warenumlauf ist momentan vernichtet: das Zirkulationsmittel, Das Geld, wird Zirkulationshindernis; alle Gesetze der Warenproduktion und Warenzirkulation werden auf den Kopf gestellt. Die ökonomische Kollision hat ihren Höhepunkt erreicht: Die Produktionsweise rebelliert gegen die Austauschweise.
Die Tatsache, daß die gesellschaftliche Organisation der Produktion innerhalb der Fabrik sich zu dem Punkt entwickelt hat, wo sie unverträglich geworden ist mit der neben und über ihr bestehende Anarchie der Produktion in der Gesellschaft - diese Tatsache wird den Kapitalisten selbst handgreiflich gemacht durch die gewaltsame Konzentration der Kapitale, die sich während der Krisen vollzieht vermittelst des Ruins vieler großen und noch mehr kleiner Kapitalisten. Der gesamte Mechanismus der kapitalistischen Produktionsweise versagt unter dem Druck der von ihr selbst erzeugten Produktivkräfte. Sie kann diese Masse von Produktionsmittel nicht mehr alle in Kapital verwandeln; sie liegen brach, und eben deshalb muß auch die industrielle Reservearmee brachliegen. Produktionsmittel, Lebensmittel, disponible Arbeiter, alle Elemente der Produktion und des allgemeinen Reichtums sind im Überfluß vorhanden.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.219)


Annahme 4

Die Produktivkräfte drängen somit zur Aufhebung des Widerspruchs.


„Einesteils also wird die kapitalistische Produktionsweise ihrer eignen Unfähigkeit zur ferneren Verwaltung dieser Produktivkräfte überführt. Andrerseits drängen diese Produktivkräfte selbst mit steigender Macht nach Aufhebung des Widerspruchs, nach ihrer Erlösung von ihrer Eigenschaft als Kapital, nach tatsächlicher Anerkennung ihres Charakters als gesellschaftlicher Produktivkräfte.“
(Marx/Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Kapitel III, MEW Band 19, S.220)


Kapitalistische Produktion und Produktivkraftentwicklung[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion ist das Zusammenwirken von verbundener Arbeit im Produktionsprozess. So wird der Wert der Produktionsmittel auf eine größere Produktmasse aufgeteilt. Dieser Produktionsprozess führt zur Entwicklung individueller und gesellschaftlicher Produktivkräfte.

Schlagworte

Kooperation, Produktivkraftentwicklung, Kapitalistische Produktion, Verbundene Arbeit

Einordnung

Die Kapitalistische Produktion und die Produktivkraftentwicklung wird von Marx in Das Kapital erklärt.

Annahme 1

Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion ist das historische und begriffliche Wirken einer einer Arbeitergruppe zur Produktion derselben Warensorte unter dem Kommando eines Kapitalisten.


„Das Wirken einer größeren Arbeiteranzahl zur selben Zeit, in demselben Raum (oder, wenn man will, auf demselben Arbeitsfeld), zur Produktion derselben Warensorte, unter dem Kommando desselben Kapitalisten, bildet historisch und begrifflich den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.341)


Annahme 2

Gemeinsame Benutzung von Produktionsmittel sind für den Kapitalisten wirtschaftlicher und fortschrittlicher, weil sie ihren Wert auf eine größere Produktmasse aufteilen.


„Gemeinsam vernutzte Produktionsmittel geben geringren Wertbestandteil an das einzelne Produkt ab, teils weil der Gesamtwert, den sie abgeben, sich gleichzeitig auf eine größre Produktenmasse verteilt, teils weil sie, im Vergleich zu vereinzelten Produktionsmitteln, zwar mit absolut größrem, aber ihren Wirkungskreis betrachtet, mit relativ kleinrem Wert in den Produktionskreis betrachtet, mit relativ kleinrem Wert in den Produktionsprozeß eintreten. [...] Diese größere Wirtschaftlichkeit in der Anwendung der Produktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im Arbeitsprozeß vieler.“
(Marx: Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.341)


Annahme 3

Das Zusammenwirken von verbundener Arbeit im Produktionsprozess schafft, im Gegensatz zu einzelnen Handwerkern, nicht nur eine individuelle Produktivkraftentwicklung, sondern auch eine Entwicklung der Massenkraft (gesellschaftliche Produktivkraft).


„Die Wirkung der verbundenen Arbeit könnte hier von der vereinzelten gar nicht oder nur in viel längren Zeiträumen oder nur auf einem Zwergmaßstab hervorgebracht werden. Es handelt sich hier nicht nur um Erhöhung der individuellen Produktivkraft durch die Kooperation, sondern um die Schöpfung einer Produktivkraft, die an und für sich Massenkraft sein muß.“
(Marx: Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.341


Manufaktur: Entwicklung der Kooperation und Produktivkräfte[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Kooperation in der Produktion schafft eine gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit, da der kombinierte Arbeiter das Gesamtprodukt effektiver fördert als der vereinzelte Arbeiter. Diese Arbeitsweise ist eine eigentümliche Form der Produktion des Kapitalismus. Größe und Umfang dieser Kooperation hängen von der Konzentration des Kapitals des Kapitalisten ab. Die fortschreitende Konzentration ist materielle Bedingung für die Produktivkraftentwicklung. Da das Ziel des Kapitalisten die größtmögliche Produktion von Mehrwert durch die Ausbeutung der Arbeitskraft ist, entspringt hier der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit.

Schlagworte

Produktivkraftentwicklung durch kombinierten Arbeitstag, Kooperation, Grundwiderspruch Kapital und Arbeit, Gesamtprodukt, Kombinierter Arbeiter, Gesamtarbeiter, Gattungsvermögen

Einordnung

Die Entwicklung der Kooperation im Arbeitsprozess, sowie der Produktivkräfte wird von Marx in Das Kapital erklärt.

Annahme 1

Der kombinierte Arbeiter (viele Arbeiter in einem verbundenen Produktionsprozess) fördert das Gesamtprodukt rascher als die gleiche Anzahl von vereinzelten Arbeitern in der gleichen Arbeitszeit.


„erzeugt bei den meisten produktiven Arbeiten der bloße gesellschaftliche Kontakt einen Wetteifer und eine eigne Erregung der Lebensgeister (animal spirits), welche die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen erhöhen, so daß ein Dutzend Personen zusammen in einem gleichzeitigen Arbeitstag von 144 Stunden ein viel größres Gesamtprodukt liefern als zwölf vereinzelte Arbeiter, von denen jeder 12 Stunden, oder als ein Arbeiter, der 12 Tage nacheinander arbeitet.(12) Dies <346> rührt daher, daß der Mensch von Natur, wenn nicht, wie Aristoteles meint, ein politisches (13), jedenfalls ein gesellschaftliches Tier ist.“
(Marx, Kapital 1. Band, MEW Band 23, S.345)


„Der kombinierte Arbeitstag von 144 Stunden, der den Arbeitsgegenstand vielseitig im Raum angreift, weil der kombinierte Arbeiter oder Gesamtarbeiter vorn und hinten Augen und Hände hat und in gewissem Grad Allgegenwart besitzt, fördert das Gesamtprodukt rascher als 12 zwölfstündige Arbeitstage mehr oder minder vereinzelter Arbeiter, die ihr Werk einseitiger angreifen müssen. In derselben Zeit reifen verschiedne Raumteile des Produkts“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.346)


Annahme 2

Kooperation in der Produktion schafft eine gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. Das planmäßige Zusammenarbeiten überwindet individuelle Schranken und entwickelt das Gattungsvermögen der Arbeiter.


„Ob er im gegebnen Fall diese Produktivkraft erhält, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht, oder ihren räumlichen Wirkungsbereich ausdehnt, [...] unter allen Umständen ist die eigentümliche Produktivkraft des verbundenen Arbeitstags gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.348-349)


Annahme 3

Grundlage für die Größe und den Umfang der Kooperation hängt mit dem Umfang der Konzentration und somit mit der Größe des Kapitals vom Kapitalisten zusammen. Fortschreitende Konzentration ist eine materielle Bedingung für die Produktivkraftentwicklung.


„Die Anzahl der kooperierenden Arbeiter, oder die Stufenleiter der Kooperation, hängt also zunächst ab von der Größe des Kapitals, das der einzelne Kapitalist im Ankauf von Arbeitskraft auslegen kann, d.h. von dem Umfang, worin je ein Kapitalist über die Lebensmittel vieler Arbeiter verfügt.
Konzentration größrer Massen von Produktionsmitteln in der Hand einzelner Kapitalisten ist also materielle Bedingung für die Kooperation von Lohnarbeitern, und der Umfang der Kooperation, oder die Stufenleiter der Produktion, hängt ab vom Umfang dieser Konzentration. […] Sie erscheint jetzt als materielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und voneinander unabhängiger individueller Arbeitsprozesse in einen verbundenen gesellschaftlichen Arbeitsprozeß.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.349)


Annahme 4

Das Motiv und der Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses ist eine möglichst große Produktion von Mehrwert durch die möglichst große Ausbeutung der Arbeitskraft. Das ruft Widerstand hervor, der bewältigt werden muss. Die Funktion des Kommandos der Kapitalisten ist die Ausbeutung eines gesellschaftlichen Arbeitsprozesses, und sie entspringt zugleich aus der Natur des kapitalistisch organisierten Arbeitsprozesses, welcher den unvermeidlichen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit hervorbringt.


„Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des kapitalistischen Produktionsprozesses möglichst große Selbstverwertung des Kapitals d.h. möglichst große Produktion von Mehrwert, also möglichst große Ausbeutung der Arbeitskraft durch den Kapitalisten. Mit der Masse der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter wächst ihr Widerstand und damit notwendig der Druck des Kapitals zur Bewältigung dieses Widerstands. Die Leitung des Kapitalisten ist nicht nur eine aus der Natur des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses entspringende und ihm angehörige besondre Funktion, sie ist zugleich Funktion der Ausbeutung eines gesellschaftlichen Arbeitsprozesses und daher bedingt durch den unvermeidlichen Gegensatz zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial seiner Ausbeutung.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.350)


Annahme 5

Im Gegensatz zu vorherigen Gesellschaften, ist die Kooperation selbst eine dem kapitalistischen Produktionsprozess eigentümliche historische Form der Produktion und auch das besondere Unterscheidungsmerkmal.


„Die hier und da vorkommende Anwendung der Kooperation auf großem Maßstab in der antiken Welt, dem Mittelalter und den modernen Kolonien, beruht auf unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen, zumeist auf der Sklaverei. Die kapitalistische Form setzt dagegen von vornherein den freien Lohnarbeiter voraus, der seine Arbeitskraft dem Kapital verkauft. [...] Ihnen gegenüber erscheint die kapitalistische Kooperation nicht als eine besondre historische Form der Kooperation, sondern die Kooperation selbst als eine dem kapitalistischen Produktionsprozeß eigentümliche und sein besonderes Unterscheidungsmerkmal bildende historische Form.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.354)


Manufaktur: Entwicklung der Produktivkraft als Grundlage für die kapitalistische Warenproduktion[Bearbeiten]

Kurzdefinition

In diesem Unterkapitel wird beschrieben welche Veränderungen die Produktion in der Manufaktur mit sich bringt: die Ware wird zum gesellschaftlichen Produkt, durch den Anstieg der Produktivkraft wird die materielle Voraussetzung für die Maschinen geschaffen und somit die gesellschaftliche Produktion auf die nächst größere Stufe gehoben.


Schlagworte

Produktivkraftentwicklung, Gesteigerte Produktivität, Manufaktur, Teilarbeiter, Heterogene Manufaktur, Organische Manufaktur


Einordnung

Die Theorie der Entwicklung der Produktivkraft als Grundlage für die kapitalistische Warenproduktion wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.


Annahme 1

Mit der Zusammenfassung vieler Handwerker in einer Manufaktur entwickelt sich die Ware von einem einzelnen zu einem gesellschaftlichen Produkt. Dieselben Tätigkeiten verselbstständigten sich in Manufaktur zu nebeneinanderlaufenden Teiltätigkeiten vieler kooperierender Arbeiter.


„Aus dem individuellen Produkt eines selbstständigen Handwerkers, der vielerlei tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, von denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Teiltätigkeit verichtet. Dieselben Tätigkeiten, die ineinanderflossen als aufeinanderfolgende Verrichtungen des deutschen zünftigen Papiermachers, verselbstständigten sich in der holländischen Papiermanufaktur zu nebeneinanderlaufenden Teiltätigkeiten vieler kooperierender Arbeiter.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.357-358)


Annahme 2

In der Manufaktur wird im Vergleich zum einzelnen Handwerker mehr Ware in kürzerer Zeit produziert, d.h. die Produktivkraft der Arbeiter gesteigert. Dies wird möglich durch die ständige Wiederholung derselben Tätigeit und die Konzentration der Aufmerksamkeit auf diesen beschränkten Bereich.


„Im Vergleich zum selbstständigen Handwerk wird daher mehr in weniger Zeit produziert oder die Produktivkraft der Arbeit gesteigert. [...] Die stete Wiederholung desselben beschränkten Tuns und die Konzentration der Aufmerksamkeit auf dieses Beschränkte lehren erfahrungsmäßig den bezweckten Nutzeffekt mit geringsten Kraftaufwand erreichen“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.359)


Annahme 3

Die gesteigerte Produktivität geschieht entweder durch eine Intensivierung der Arbeit oder durch den Wegfall von unproduktiver Arbeitszeit.


„Die gesteigerte Produktivität ist hier entweder der zunehmenden Ausgabe von Arbeitskraft in einem gegebnen Zeitraum zuzuschreiben, also wachsender Intensität der Arbeit, oder einer Abnahme des unproduktiven Verzehrs von Arbeitskraft.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.361)


Annahme 4

Die Manufaktur schafft eine Vereinfachung, Verbesserung und Vervielfältigung der Arbeitswerkzeuge und schafft so die materielle Voraussetzung für die Maschine.


„Die Manufakturperiode vereinfacht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter. Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Verbindung einfacher Instrumente besteht“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.361-362)


Annahme 5

Die Manufaktur schafft die Bedingungen für eine größer werdende Kooperation des Gesamtprozesses der gesellschaftlichen Produktion.


„Aus einem zeitlichen Nacheinander sind die verschiednen Stufenprozesse in ein räumliches Nebeneinander verwandelt. Daher Lieferung von mehr fertiger Ware in demselben Zeitraum. Jene Gleichzeitigkeit entspringt zwar aus der allgemeinen kooperativen Form des Gesamtprozesses, aber die Manufaktur findet nicht nur die Bedingungen der Kooperation vor, sondern schafft sie teilweise erst durch die Zerlegung der handwerksmäßigen Tätigkeit.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.365)


Produktivkraftentwicklung, Manufaktur und Proportionalität[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Produktion in der Manufaktur verändert den gesellschaftlichen Arbeitsprozess und liefert so Voraussetzungen für die kapitalistische Produktionsweise.


Schlagworte

Produktivkraftentwicklung, Proportionalität, Manufaktur, technische Einheit, Kolonialsystem, Gesamtmanufaktur


Einordnung

Die Theorie der Produktivkraftentwicklung wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.

Annahme 1

Mit der Manufaktur entwickelt sich auch die Notwendigkeit der Planung der Proportionalität, also die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion, des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses.


„Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit vereinfacht und vermannigfacht also nicht nur die qualitativ unterschiednen Organe des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters, sondern schafft auch ein mathematisch festes Verhältnis für den quantitativen Umfang dieser Organe, d.h. für die relative Arbeiterzahl oder relative Größe der Arbeitergruppen in jeder Sonderfunktion. Sie [die Manufaktur, Anm. d. Verf.] entwickelt mit der qualitativen Gliederung [der Arbeit, Anm. d. Verf.] die quantitative Regel und Proportionalität des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.366)


Annahme 2

Die gesamtgesellschaftliche Teilung der Arbeit wird erst in dem maschinenmäßigen Betrieb möglich. Voraussetzungen für die kapitalistische Produktionsweise wie Warenproduktion und Zirkulation entwickeln diese Teilung aber zu einem gewissen Grad in der Manufaktur. Zu dieser Entwicklung half die Erweiterung des Weltmarktes und das Kolonialsystem.


„Die verschiednen verbundenen Manufakturen bilden dann mehr oder minder räumlich getrennte Abteilungen einer Gesamtmanufaktur, zugleich voneinander unabhängige Produktionsprozesse, jeder mit eigner Teilung der Arbeit. Trotz mancher Vorteile, welche die verbundene Manufaktur bietet, gewinnt sie, auf eigner Grundlage, keine wirkliche technische Einheit. Diese entsteht bei ihrer Verwandlung in den maschinenmäßigen Betrieb.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.368)


„Da Warenproduktion und Warenzirkulation die allgemeine Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, erheischt manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine schon bis zu gewissem Entwicklungsgrad gereifte Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.374)


„Reiches Material zur Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft liefert der Manufakturperiode die Erweiterung des Weltmarkts und das Kolonialsystem, die zum Umkreis ihrer allgemeinen Existenzbedingungen gehören.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.374-375)


Der kapitalistische Charakter der Manufaktur[Bearbeiten]

Schlagworte

Kapitalistischer Charakter der Manufaktur, konstantes Kapital, variables Kapital

Einordnung

Der kapitalistische Charakter der Manufaktur wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.

Annahme 1

Akkumulation von Kapital ist ein aus dem technischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz.


„Mit dem variablen muß aber auch der konstante Bestandteil des Kapitals wachsen, neben dem Umfang der gemeinsamen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten, Öfen usw., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl, das Rohmaterial. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch gegebnes Arbeitsquantum, nimmt in demselben Verhältnis zu wie die Produktivkraft der Arbeit infolge ihrer Teilung. Wachsender Mindestumfang von Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalisten oder wachsende Verwandlung der gesellschaftlichen Lebensmittel und Produktionsmittel in Kapital ist also ein aus dem technischen Charakter der Manufaktur entspringendes Gesetz.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.380-381)


Grundlegendes Verhältnis vom Arbeiter zu seiner Arbeit und Produktion[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die fortschreitende Produktivkraft in der Manufaktur bringt die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit. Für den Arbeiter bedeutet das: Ausbeutung.


Schlagwörter

Ausbeutung, Arbeitsteilung, Produktionsprozess, Ware Arbeitskraft, Herrschaft des Kapitals, Charakter der Manufaktur


Einordnung

Das Verhältnis des Arbeiters zu seiner Arbeit und Produktion wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.


Annahme 1

Die Arbeitsteilung verkrüppelt den Arbeiter körperlich und geistig.


„Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen, wie man in den La Plata-Staaten ein ganzes Tier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Talg zu erbeuten.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.381)


Annahme 2

Die Arbeitskraft eines jeden Arbeiters tut nur ihren Dienst, sobald diese an die Kapitalisten verkauft wird.


„Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.382)


Annahme 3

Die Manufaktur schafft durch ihren technischen Charakter neue Bedingungen für eine bestimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit mit neuer gesellschaftlicher Produktivkraft und die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit.


„Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit schafft durch Zergliederung der handwerksmäßigen Tätigkeit, Spezifizierung der Arbeitsinstrumente, Bildung der Teilarbeiter, ihre Gruppierung und Zusammenfügung in einem Gesamtmechanismus, die qualitative Gliederung und quantitative Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine bestimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und entwickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. [...] Sie entwickelt die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüppelung des individuellen Arbeiters. Sie produziert neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.386)


Produktivkraftentwicklung durch neue Arbeitsmittel[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Der Mehrwert steigt durch die neuen Produktionsmittel in der Industrie (Werkzeugmaschinen) und durch die Arbeitskraft. Der Arbeitsplatz des Arbeiters scheint durch die neuen Maschinen gefährdet, da diese nun Arbeitsschritte übernehmen.


Schlagwörter

Werkzeugmaschine, Umwälzung der Produktionsweise, Produktivkraftentwicklung, Industrielle Revolution, Arbeitsteilung, Ersatz des Arbeiters durch Maschine, Kooperation

Einordnung

Die Theorie der Produktivkraftentwicklung durch neue Arbeitsmittel wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.


Annahme 1

Die Maschinerie, wie jede andere Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, dient als Mittel zur Produktion von Mehrwert. In der Manufaktur ist die Arbeitskraft, in der großen Industrie ist das Arbeitsmittel der Ausgangspunkt zur Umwälzung der Produktionsweise.


„John Stuart Mill sagt in seinen "Grundsätzen der politischen Ökonomie": "Es ist fraglich, ob alle bisher gemachten mechanischen Erfindungen die Tagesmühe irgendeines menschlichen Wesens erleichtert haben." Solches ist jedoch auch keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie. Gleich jeder andren Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit soll sie Waren verwohlfeilern und den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst braucht, verkürzen, um den andren Teil seines Arbeitstags, den er dem Kapitalisten umsonst gibt, zu verlängern. Sie ist Mittel zur Produktion von Mehrwert. Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.391)


Annahme 2

Ausgangspunkt der Industriellen Revolution ist die Werkzeugmaschine, die mehrere Werkzeuge gleichzeitig spielt und die organischen Schranken des Menschen durchbricht. Diese entwickeln als Teilarbeitsmaschinen in einem Maschinensystem die der Manufaktur eigentümliche Kooperation durch Teilung der Arbeit.


„Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschiednen Teilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissionsmechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeitsmaschine. [...] Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht. Sie bildet noch jeden Tag von neuem den Ausgangspunkt, so oft Handwerksbetrieb oder Manufakturbetrieb in Maschinenbetrieb übergeht.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.393)


„Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Stelle der einzelnen selbstständigen Maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine zusammenhängende Reihe verschiedner Stufenprozesse durchläuft, die von einer Kette verschiedenartiger, aber einander ergänzender Werkzeugmaschinen ausgeführt werden. Hier erscheint die der Manufaktur eigentümliche Kooperation durch Teilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Verbindung von Teilarbeitsmaschinen.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.400)


„Die Anzahl der Werkzeuge, womit dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vornherein befreit von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines Arbeiters beengt wird.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.394)


Annahme 3

Hier erscheint die Maschine als Konkurrent, weil der Arbeiter seine Arbeitskraft als Ware verkaufen muss, aber seine Existenzbedingungen durch die Maschinen vernichtet werden.


„Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst. Die Selbstverwertung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Verhältnis zur Arbeiterzahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet. Das ganze System der kapitalistischen Produktion beruht darauf, dass der Arbeiter seine Arbeitskraft als Ware verkauft.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.454)


Ausgangspunkt der Umwälzung der Produktionsweise: Ursprüngliche Akkumulation[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Kapitalverhältnisse geben der Kapitalistenklasse die Macht die Bauern zu enteignen und aus ihnen Proletarier zu machen. Genauso schafft die Reformation weitere Proletarier für die Produktion.


Schlagworte

Ursprüngliche Akkumulation, Eigentum, Doppelte Freiheit, Reformation


Einordnung

Die Ursprüngliche Akkumulation wird von Karl Marx im Kapital dargestellt.


Annahme 1

Die Trennung des Arbeiters vom Eigentum seiner Arbeitsbedingungen und den Produktionsmitteln schafft das Kapitalverhältnis und die ursprüngliche Akkumulation.


„Der Prozeß, der das Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts andres sein als der Scheidungsprozeß des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein Prozeß der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsmittel in Kapital verwandelt, andrerseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation ist also nichts als der geschichtliche Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.742)


Annahme 2

Als Hebel der sich bildenden Kapitalistenklasse zur Umwälzung der Produktionsweise diente die Enteignung des Bauern von Grund und Boden, der als freier Proletarier auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stand.


„Man sieht auf den ersten Blick, dass dieser Scheidungsprozeß eine ganze Reihe geschichtlicher Prozesse einschließt, und zwar eine doppelseitige Reihe, einerseits Auflösung der Verhältnisse, die den Arbeiter zum Eigentum dritter Personen machen und zu einem selbst angeeigneten Produktionsmittel, andrerseits Auflösung des Eigentums der unmittelbaren Produzenten an ihren Produktionsmittel.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.661)


„Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Arbeitsmarkt geschleudert werden, Die Expropriation des ländlichen Produzenten, des Bauern, von Grund und Boden bildet die Grundlage des ganzen Prozesses.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.744)


Annahme 3

Der neue Feudaladel investierte in Weideland und Wollmanufaktur, was ihn dazu zwang, die Bauern vom Land zu vertreiben.


„Das Vorspiel der Umwälzung, welche die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise schuf, ereignete sich im letzten Dritteil des 15. und den ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts. Eine Masse vogelfreier Proletarier ward auf den Arbeitsmarkt geschleudert durch die Auflösung der feudalen Gefolgschaften, […] Den unmittelbaren Anstoß dazu gab in England namentlich das Aufblühn der flandrischen Wollmanufaktur und das entsprechende Steigen der Wollpreise. Den alten Feudaladel hatten die großen Feudalkriege verschlungen, der neue war ein Kind seiner Zeit, für welche Geld die Macht aller Mächte. Verwandlung von Ackerland in Schafweide ward also sein Losungswort.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.745-746)


Annahme 4

Die Reformation begünstigte die ursprüngliche Akkumulation, da die Kircheneigentümer enteignet wurden und ihre Bewohner ein Teil des Proletariats wurden.


„Einen neuen furchtbaren Anstoß erhielt der gewaltsame Expropriationsprozeß der Volksmasse im 16. Jahrhundert durch die Reformation und, in ihrem Gefolge, den kolossalen Diebstahl der Kirchengüter. Die katholische Kirche war zur Zeit der Reformation Feudaleigentümerin eines großen Teils des englischen Grund und Bodens. Die Unterdrückung der Klöster usw. schleuderte deren Einwohner ins Proletariat. Die Kirchengüter selbst wurden großenteils an raubsüchtige königliche Günstlinge verschenkt oder zu einem Spottpreis an spekulierende Pächter und Stadtbürger verkauft, welche die alten erblichen Untersassen massenhaft verjagten und ihre Wirtschaften zusammenwarfen.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.748-749)


Annahme 5

Die ursprüngliche Akkumulation vollzog sich durch eine weitreichende Veräußerung von Land und Gütern an Kapitalisten und versorgte die aufstrebende Industrie mit freigesetztem Proletariat.


„Der Raub der Kirchengüter, die fraudulente Veräußerung der Staatsdomänen, der Diebstahl des Gemeindeeigentums, die usurpatorische und mit rücksichtslosem Terrorismus vollzogne Verwandlung von feudalem und Claneigentum in modernes Privateigentum, es waren ebenso viele idyllische Methoden der ursprünglichen Akkumulation. Sie eroberten das Feld für die kapitalistische Agrikultur, einverleibten den Grund und Boden dem Kapital und schufen der städtischen Industrie die nötige Zufuhr von vogelfreiem Proletariat.“
(Marx, Kapital 1.Band, MEW Band 23, S.760-761)