Kapitalkonzentration des deutschen Imperialismus

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Annahmen[Bearbeiten]

Schlagworte

deutsche Kapitalkonzentration, deutscher historischer Imperialismus, 19. Jhd., deutsche Monopole, Monopolbildung


Annahme 1

In Deutschland konzentrierte sich das Kapital gegen Ende des 19. Jhds., messbar vor allem im Bereich der Dampf- und Elektrizitätskraft. Dies zeigte sich an der Konzentration der Arbeiter, aber vor allem auch der Produktion. Die Konzentration des deutschen Kapitals bildete und bildet weiter dessen Monopole.


„[S.200] Das ungeheure Wachstum der Industrie und der auffallend rasche Prozeß der Konzentration der Produktion in immer größeren Betrieben ist eine der charakteristischen Besonderheiten des Kapitalismus. Die modernen Betriebszählungen liefern uns über diesen Prozeß die vollständigsten und genauesten Daten.

In Deutschland z B. waren von je tausend Industrieunternehmungen Großbetriebe, d.h. Betriebe mit mehr als 50 Lohnarbeitern: im Jahre 1882 - 3, im Jahre 1895 - 6 und im Jahre 1907 - 9. Von je hundert Arbeitern entfielen auf diese Betriebe: 22, 30 und 37. Aber die Konzentration der Produktion ist viel stärker als die Konzentration der Arbeiter, denn die Arbeit ist in den Großbetrieben viel produktiver. Darauf weisen die Daten über Dampfmaschinen und elektrische Motoren hin. Ziehen wir in Betracht, was man in Deutschland als Industrie im weiteren Sinne bezeichnet, d.h., schließen wir auch den Handel, das Verkehrswesen usw. ein, so erhalten wir folgendes Bild: Von den 3.265.623 Unternehmungen Deutschlands sind 30.588, d.h. nur 0,9%, Großbetriebe. Auf sie entfallen von 14,4 Millionen Arbeitern 5,7 Mill., d.h. 39,4%; von den 8,8 Mill. Pferdestärken der Dampfmaschinen 6,6 Mill., d.h. 75,3% von den 1,5 Mill. Kilowatt elektrischer Energie 1,2 Mill. Kilowatt, d.h. 77,2%. Weniger als ein Hundertstel der Betriebe verfügt über mehr als drei Viertel der gesamten Dampf- und Elektrizitätskraft. Auf die 2,97 Mill. Kleinbetriebe (mit höchstens 5 Lohnarbeitern), die 91% der Gesamtzahl der Betriebe ausmachen, entfallen im ganzen 7% der Dampf- und Elektrizitätskraft. Einige zehntausend Großbetriebe sind alles; Millionen von Kleinbetrieben sind nichts. Betriebe mit 1.000 und mehr Arbeitern gab es 1907 in Deutschland 586. Diese beschäftigten fast ein Zehntel (1,38 Mill.) der Gesamtzahl der Arbeiter und verfügten über nahezu ein Drittel (32%) aller Dampf- und Elektrizitätskraft

[... S. 304] Das Monopol ist aus der Konzentration der Produktion auf einer sehr hohen Stute ihrer Entwicklung erwachsen. Das sind die Monopolverbände der Kapitalisten, die Kartelle. Syndikate und Trusts. Wir sahen, welch gewaltige Rolle sie im heutigen Wirtschaftsleben spielen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewannen sie in den fortgeschrittenen Ländern das völlige Übergewicht, und wenn die ersten Schritte auf dem Wege der Kartellierung zuerst von Ländern mit hohen Schutzzöllen (Deutschland, Amerika) getan wurden, so hat England mit seinem Freihandelssystem nur wenig später dieselbe grundlegende Tatsache aufzuweisen: die Entstehung der Monopole aus der Konzentration der Produktion.“
Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22


Annahme 2

Die Konzentration des deutschen Kapitals führt zu Aufteilungen des Marktes und Preisfestlegungen durch die Monopole

„Noch ein Beispiel für das Wirtschaften der Kartelle. Dort, wo man auf alle oder die wichtigsten Rohstoffquellen die Hand legen kann, geht die Entstehung von Kartellen und die Bildung von Monopolen besonders leicht vonstatten. Es wäre jedoch falsch zu glauben, daß Monopole nicht /212/ auch in anderen Industriezweigen entstehen, in denen es unmöglich ist, sich der Rohstoffquellen zu bemächtigen. Die Zementindustrie findet ihr Rohmaterial überall. Aber auch diese Industrie ist in Deutschland stark kartelliert. Die Werke sind in Gebietssyndikaten: im süddeutschen, rheinisch-westfälischen usw. zusammengeschlossen; es sind Monopolpreise festgesetzt: 230 bis 280 Mark pro Waggon bei einem Selbstkostenpreis von 180 Mark! Die Betriebe werfen 12-16% Dividende ab, wobei nicht vergessen werden darf, daß die "Genies" der modernen Spekulation es verstehen, große Summen außer den als Dividende verteilten Gewinnen in ihren Taschen verschwinden zu lassen. Um die Konkurrenz aus einer derart einträglichen Industrie auszuschalten, wenden die Monopolinhaber sogar allerlei Tricks an: Es werden falsche Gerüchte über die schlechte Lage der Industrie verbreitet; in den Zeitungen erscheinen anonyme Anzeigen“
ebd., S.211 ff.


Annahme 3

Die Besonderheiten des deutschen historischen Imperialismus zur Jahrhundertwende sind auch auf protektionistische Zölle und Frachttarife zurückzuführen.
Eine weitere Besonderheit des dt. Imperialismus ist, dass sich die Konzentration und Monopolisierung des deutschen Kapitals v.a. gegen Handwerk und Hausindustrie wendete.


„[S.203] Diese Riesenunternehmungen mit 400.000 t Stahlproduktion im Jahr, entsprechender Ausdehnung der Kohlen-, Erz- und Hochofenbetriebe wie der Fertigfabrikation, mit 10.000 Arbeitern, die in Werkskolonien kaserniert sind, ja zum Teil mit eigenen Bahnen und Häfen, diese Riesenunternehmungen sind heute der rechte Typus des deutschen Eisenwerks. Und immer weiter schreitet die Konzentration vorwärts. Der einzelne Betrieb wird stetig größer; immer mehr Betriebe der gleichen oder verschiedener Art ballen sich zu Riesenunternehmungen zusammen, die in einem halben Dutzend Berliner Großbanken ihre Stützen und ihre Leiter finden. Für die Montanindustrie ist die Richtigkeit der Konzentrationslehre von Karl Marx exakt nachgewiesen, jedenfalls in einem Land, in dem sie, wie bei uns, durch Zölle und Frachttarife geschützt wird. Die Montanindustrie Deutschlands ist reif zur Expropriation."

Zu diesem Schluß mußte ein ausnahmsweise gewissenhafter bürgerlicher Ökonom kommen. Es sei bemerkt, daß er Deutschland in Anbetracht der hohen Industrieschutzzölle eine gewisse Sonderstellung einräumt. Aber dieser Umstand konnte die Konzentration und die Bildung von monopolistischen Unternehmerverbänden, Kartellen, Syndikaten usw. nur beschleunigen.

[... S.204:] Für Europa läßt sich die Zeit der endgültigen Ablösung des alten Kapitalismus durch den neuen ziemlich genau feststellen. Es ist der Anfang /205/ des 20. Jahrhunderts. In einer der neuesten zusammenfassenden Arbeiten über die Geschichte der "Monopolbildung" lesen wir: "Man kann aus der Zeit vor 1860 einzelne Beispiele kapitalistischer Monopole anführen; man kann in ihnen den Ansatz zu den Formen entdecken, die uns heute so geläufig geworden sind; aber all das ist durchaus Vorgeschichte. Der eigentliche Beginn der modernen Monopole liegt allerfrühestens in den sechziger Jahren. Ihre erste große Entwicklungsperiode hebt mit der internationalen Depression der siebziger Jahre an und reicht bis zum Beginn der neunziger Jahre ... Europäisch betrachtet, kulminiert die freie Konkurrenz in den sechziger und siebziger Jahren. Damals beendete England den Ausbau seiner kapitalistischen Organisation alten Stils. In Deutschland drang sie kräftig vor gegen Handwerk und Hausindustrie und begann, sich ihre Daseinsform zu schaffen."“
ebd.


Mitmachen[Bearbeiten]

In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:

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Literatur zum Thema[Bearbeiten]

Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22