Der Platz des Imperialismus in der Geschichte
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Inhaltsverzeichnis
Überblick[Bearbeiten]
Ist der Imperialismus das letzte und höchste Stadium des Kapitalismus, das heißt auf ihn kann nur der Sozialismus folgen? Oder kann es weitere, andere Entwicklungsmöglichkeiten des Kapitalismus oder Zwischenstufen geben? Lenin hatte im Titel seiner Broschüre bereits benannt, dass der Imperialismus das höchste Stadium des Kapitalismus ist. Dennoch ist in der kommunistischen Bewegung umstritten, ob damit gemeint ist, dass die Arbeiterklasse auf die sozialistische Revolution orientieren soll oder nicht.
Die dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche spitzen sich in seinem letzten Stadium zu. Diese Widersprüche können nicht anders gelöst werden, als durch die Abschaffung der gegebenen Produktionsverhältnisse und der Schaffung neuer – dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte entsprechender, also sozialistischer – Produktionsverhältnisse. Der Imperialismus ist, wie Lenin sagte, der „Vorabend der sozialistischen Revolution“. Mit dem Eintreten des Kapitalismus in sein letztes Stadium rückte seine Ablösung unmittelbar auf die Tagesordnung des Kampfs der Arbeiterklasse. Mit der Analyse des Imperialismus und seiner Konsequenzen waren weitreichende Erkenntnisse der Arbeiterbewegung, bezüglich der Partei und der Rolle des Staats in der Revolution, verbunden.
Diese Erkenntnisse Lenins und der revolutionären Arbeiterbewegung sind die am heftigsten umstrittenen Erkenntnisse und stellen einen zentralen Punkt der Auseinandersetzung in der kommunistischen Bewegung dar: steht die sozialistische Revolution oder ein Zwischenstadium, eine „fortgeschrittene“, „antimonopolistische Demokratie“ auf der Tagesordnung? Um den Dissens zu diesen Vorstellungen wird es vor allem in der AG revolutionäre Arbeiterbewegung, sowie in der AG Staat, Sozialdemokratie, Faschismus gehen. Die AG Politische Ökonomie des Imperialismus soll die ökonomischen Aspekte des Vorabends der sozialistischen Revolution und ihre politische Bedeutung untersuchen. Außerdem soll diese AG Vorstellungen analysieren, die der sozialistischen Revolution entgegen gestellt werden. Diese Analysen sollen auf der Grundlage der Entwicklung des Kapitalismus zum Imperialismus erarbeitet werden.
Die Auseinandersetzung – Revolution oder Reform bzw. Regulierung – wurde bereits in den 20er Jahren geführt. Aus ihr entwickelte sich unter dem Schlagwort „Dritter Weg“ eine vermeintliche Alternative zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Dazu gehört auch das Konzept der „Wirtschaftsdemokratie“. Es gibt noch weitere Konzepte, die zum Beispiel zurück zum Kapitalismus der freien Konkurrenz wollen (Wagenknecht), oder die zunächst die Form der Wirtschaftspolitik ändern wollen (Neoliberalismus).
Nach einer kurzen Skizzierung der Position, dass die Revolution auf der Tagesordnung steht und was unter der „Vorbedingung des Sozialismus“ gemeint ist, sollen die Konzepte „Wirtschaftsdemokratie“ und die Strategie des „Bündnisses gegen Neoliberalismus“ kurz vorgestellt werden.
Der Imperialismus als letztes Stadium[Bearbeiten]
Innerhalb der kommunistischen Bewegung vertreten einige Parteien die Ansicht, dass die sozialistische Revolution auf der Tagesordnung der Arbeiterklasse steht und lehnen Zwischenstadien, wie das einer „fortgeschrittenen Demokratie“ ab. Dazu gehören zum Beispiel die Kommunistischen Parteien Griechenlands und Mexikos, die Revolutionäre Kommunistische Arbeiterpartei Russlands. Neben der Argumentation, dass die Vorstellung eines Zwischenstadiums den grundlegenden Erkenntnissen des wissenschaftlichen Sozialismus in Bezug auf den Staat widerspricht (siehe AG Staat), gründet die Kritik an dieser Vorstellung auf der Einordnung des Imperialismus als Epoche der sozialistischen Revolution.
Die Argumentation aus dem theoretischen Punkten zum Programm der KKE wird hier kurz angerissen. Die Bourgeoisie hat als soziale Trägerin der kapitalistischen Produktionsverhältnisse eine Entwicklung hinter sich. In der Phase ihres Aufstiegs spielte sie eine revolutionäre Rolle, weil sie die Produktivkräfte entfesselte und die sie einengenden feudalen Verhältnisse abschaffte. Allerdings nahm sie in der Phase ihrer entfalteten Herrschaft dann die Rolle ein, den gesellschaftlichen Fortschritt, das heißt Fortschritt zur nächsten Gesellschaftsformation – zum Sozialismus – zu verhindern. Sie musste ihre Rolle als Vertreterin des gesellschaftlichen Fortschritts verlieren und eine reaktionäre Rolle einnehmen. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Verhältnisse rückte die Arbeiterklasse als gesellschaftliche Kraft, die direkt mit der gesellschaftlichen Produktion verbunden ist, in den Vordergrund. Die Arbeiterklasse ist frei von Produktionsmitteln und daher gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Von dem durch sie geschaffenen Wert erhält sie aber nur den Teil des Lohns, der Rest geht als Mehrwert an die privaten Eigentümer der Produktionsmittel, die Kapitalisten. Die Arbeiterklasse wurde zur Trägerin der revolutionären Rolle für die Entwicklung zur nächsten Gesellschaftsformation, deren Grundlage das gesellschaftliche Eigentum an Produktionsmitteln ist. Das bedeutet auch, dass sie die führende Rolle im Kampf um den gesellschaftlichen Fortschritt hat – unabhängig vom Kräfteverhältnis im Klassenkampf.
Die Epoche der sozialistischen Revolutionen begann ab der Jahrhundertwende und brachte die revolutionäre Arbeiterbewegung in den Vordergrund der gesellschaftlichen Entwicklung als Vertreterin des gesellschaftlichen Fortschritts.
Lenin betonte, dass die Abschaffung des Kapitalismus und die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft der Inhalt der neuen Epoche der Weltgeschichte ist.
In Staat und Revolution und in den April-Thesen arbeitete Lenin die neue Strategie der Arbeiterbewegung aus und orientierte auf die Errichtung der Macht der Räte der Arbeiter und Bauern. Auch, wenn diese Orientierung zwischenzeitlich zurückgenommen werden musste, blieb doch die Orientierung auf die Errichtung der Macht der Arbeiterklasse, unterstützt von den armen Bauern. Die KKE geht davon aus, dass die Abweichung von der Verallgemeinerung der Leninschen Strategie zur Niederlage der revolutionären Aufschwünge in den 1920er Jahren führte und negative Veränderungen der Kräfteverhältnisse in den 1930er Jahren in der UdSSR zur Folge hatte.
Die Orientierungen auf Zwischenstufen, die sich in manchen Programmen kommunistischer Parteien finden, werden oft mit den herrschenden Kräfteverhältnissen oder mit der Unterscheidung der Bourgeoisie in fortschrittlichere und reaktionärere Teile begründet.
Der Charakter der Revolution ist aus Sicht der KKE dagegen von objektiven Faktoren bestimmt. Diese Faktoren bestimmen, welche Klasse die Macht übernehmen muss und in welche Richtung die revolutionäre Veränderung der ökonomischen Beziehungen verwirklicht werden muss. Das einzige objektive Kriterium sind die materiellen Voraussetzungen. Diese existieren auch, wenn die Arbeiterklasse eine kleine Minderheit ist, sie sich aber ihrer historischen Mission bewusst ist und eine kommunistische Partei an ihrer Spitze stehen hat.
Unter materiellen Voraussetzungen dürfen nicht nur statistische Daten zur Größe der Produktionsmittel und dem Umfang der Produktion verstanden werden. Die Größenverhältnisse der Industrie und anderer Sektoren der kapitalistischen Ökonomie sind zwar auch wichtig für das Studium der ökonomischen Basis des Kapitalismus in jedem Staat. Ihr Studium ist sogar notwendig für die Errichtung der sozialistischen Planwirtschaft, die auf der Grundlage der bestehenden Produktion errichtet wird. Das grundlegende Kriterium für den Reifegrad ist jedoch die Entwicklung der Produktivkräfte im Zusammenhang mit dem Umfang und der Tiefe der kapitalistischen Verhältnisse. Die wichtigste Produktivkraft sind dabei die direkten Produzenten – die Arbeitskraft, die Arbeiterklasse.
Die heutige Arbeiterklasse ist die grundlegende Produktivkraft der kapitalistischen Gesellschaft. Sie ist das charakteristische Produkt der konzentrierten kapitalistischen Industrie, der Monopole. Sie hat keine Produktionsmittel, muss ihre Arbeitskraft an die Eigentümer der Produktionsmittel verkaufen und wird ausgebeutet. Nur Arbeit schafft Wert. Der grundlegende Reifegrad des Kapitalismus ist die Konzentration und Ausweitung der Lohnarbeit, welche zur Intensivierung des grundlegenden Widerspruchs des Kapitalismus führt: also dem Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit und dem privaten Charakter der Produktionsverhältnisse.
Dies drückt sich nicht nur im Anteil der Arbeiter an der arbeitsfähigen Bevölkerung aus. Es gilt auch für Länder wie Indien, in denen neben den kapitalistischen Verhältnissen weiterhin andere, veraltete Produktionsverhältnisse existieren, die aber nicht mehr bestimmend sind. Der Kapitalismus reift mit Erhaltung und Reproduktion von tiefer Ungleichheit, mit vorkapitalistischen Elementen über längere Zeit heran.
Von allen Produktivkräften ist die größte die revolutionäre Klasse selbst. Die Organisation der revolutionären Elemente als Klasse, setzt die Existenz aller Produktivkräfte voraus, die im Schoß der alten Gesellschaft entstehen können. Ausschlaggebend für den Reifegrad ist also nicht nur die Existenz der Arbeiterklasse, sondern auch ihre politische Formation als revolutionäre Kraft – die Entwicklung des Klassenkampfs.
Eine Analyse, wie sie hier ausgeführt ist, ist die Voraussetzung zur Analyse der Arbeiterklasse, der Produktionsverhältnisse und des Klassenkampfs, sowie der richtigen Orientierung für die Klasse. Neben dem Dissens zu anderen Vorstellungen, wie der eines Zwischenstadiums oder „Dritten Wegs“ gehört hierzu die konkrete Untersuchung der Entwicklung der Klasse und ihres Kampfs. Die grundsätzlichen ökonomischen Auseinandersetzungen und Veränderungen werden im Dissens Monopole und Ausbeutung der Arbeiterklasse behandelt.
Die Analyse der Arbeiterklasse, ihrer materiellen und ideologischen Lage, ist Gegenstand der ''AG Klassenanalyse''.
Diese Untersuchungen werden ein wesentlicher Bestandteil für die Entwicklung der Strategie des Kampfs der Arbeiterklasse für den Sozialismus in Deutschland sein.
Sozialdemokratische Vorstellungen des „Dritten Wegs“[Bearbeiten]
Die sozialdemokratische Vorstellung eines sogenannten „Dritten Wegs“ zwischen Sozialismus und Kapitalismus existierte bereits vor der Herausbildung des imperialistischen Stadiums. Mit der Entstehung der Monopole bezieht sie sich auch auf deren Existenz. Grundsätzlich geht es darum, den Klassenwiderspruch abzustumpfen und die Vorstellung von der Versöhnung der Klassen und einer Arbeitsgemeinschaft zu verbreiten.
Hilferding, der 1910 sein Buch Das Finanzkapital veröffentlichte, entwickelte die Vorstellung eines „organisierten Kapitalismus“. Die Monopolbildung führe zu einem „Generalkartell“, das die Planung der Produktion ermögliche. Mit dem Staat, der weitgehend als klassenneutral definiert wird, könne die Arbeiterklasse diese Planbarkeit nutzen und damit auf friedlichem Wege zum Sozialismus kommen. Es wäre möglich, im Kapitalismus eine planende Wirtschaft zu erreichen. Im Folgenden wird als bereits genauer beschriebenes Beispiel des „Dritten Wegs“ die „Wirtschaftsdemokratie“ vorgestellt.
Wirtschaftsdemokratie[Bearbeiten]
Die Theorie der „Wirtschaftsdemokratie“ ist ein Kind der Weimarer Republik. Jedoch hat sie ihren Ursprung in der erstmals 1915 veröffentlichten Theorie vom „organisierten Kapitalismus“. Dabei wird behauptet, dass der Konkurrenzkapitalismus durch den „organisierten Kapitalismus“, in dem schon eine planmäßige Produktion nach sozialistischem Prinzip herrsche, abgelöst wurde.
Die Kernpunkte dieser Argumentation sind: Der Sozialismus könne auf dem Weg der parlamentarischen Demokratie erreicht werden, die Staatsmacht bliebe im Klassenkampf neutral, der organisierte Kapitalismus führe eine Zeit des pazifistischen Realismus herbei, eine Zeit ohne imperialistische Kriege (verweist auf Kautskys These des Ultraimperialismus) und das Ergebnis sei „konstruktiver Sozialismus“ durch einen evolutionären Prozess.
Im Auftrag des ADGB entwarf Fritz Naphtali (unter Mitarbeit von Hilferding und Hugo Sinzheimer) das Konzept der „Wirtschaftsdemokratie“ im Buch Wirtschaftsdemokratie. Ihr Wesen, Weg und Ziel. Auf dem Hamburger Kongress des ADGB 1928 verkündet, wurde die „Wirtschaftsdemokratie“ zur programmatischen Ausrichtung der „freien“, sozialdemokratischen Gewerkschaften. Sie ist als bewusst reformistisches Gegenprojekt zur revolutionären Arbeiterbewegung geschaffen worden und rechtfertigte unter anderem die teilweise Integration der Gewerkschaften in den Staatsapparat.
Trotz der Erringung der politischen Demokratie 1918 und der Anfänge der Mitbestimmung (Zentralarbeitsgemeinschaft, vaterländisches Hilfsdienstgesetz etc.), wurde keine Demokratie auf wirtschaftlichem Gebiet erreicht. Der Theorie vom „organisierten Kapitalismus“ folgend, werde schon quasi-sozialistisch produziert, die Arbeiter müssten nur noch die Kontrolle darüber erlangen. Hier kommt die „Wirtschaftsdemokratie“ ins Spiel. Mit folgenden Schritten ist sie als evolutionäre Zwischenetappe zu einem nicht näher definierten Sozialismus gedacht:
Die „Wirtschaftsdemokratie“ soll über eine massive Ausweitung der Mitbestimmung in Staat (Ministerien, Selbstverwaltungsorgane, Räte) und Wirtschaft (Aufsichtsräte, übergeordnete Rätestrukturen) geschaffen werden. Das soll flankiert werden von staatlichen Unternehmen zur Daseinsvorsorge und einem (gewerkschaftlichen) Genossenschaftswesen. Daneben wird ein Arbeitsrecht entwickelt, das den Arbeiter als Verkäufer einer Ware (Arbeitskraft) sieht und die Forderung nach dem Bruch des bürgerlichen Bildungsmonopols enthält.
Die „Wirtschaftsdemokratie“ wurde direkt nach ihrem Aufkommen scharf und umfangreich von KPD/RGO (Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition, später Revolutionäre Gewerkschafts-Organisation) (Walter Ulbricht) und KPO (Kommunistische Partei, Oppositon) (August Thalheimer, Wolfgang Abendroth) als „illusorisch“ und ein „Verbrechen an der Arbeiterklasse“ kritisiert und dabei auch theoretisch widerlegt. Schon bei Lenin finden sich kritische Äußerungen über den Begriff der „Produktionsdemokratie“, die er während einer Auseinandersetzung mit Bucharin, formulierte.
Mit der Befreiung vom Faschismus und der Etablierung eines bürgerlichen Staates in Westdeutschland, wurde die Diskussion um die „Wirtschaftsdemokratie“ wieder aufgenommen (Sozialisierungsforderung, Betriebsverfassungsgesetz, der Betrieb als „demokratiefreier“ Ort). Man sprach nun von einem „Dritten Weg“. Hauptakteure waren auch hier die Gewerkschaften.
Heute hat die Diskussion um die „Wirtschaftsdemokratie“ als Zukunftsprojekt der Gewerkschaften fast keine Relevanz mehr. Meist werden nur noch einzelne Versatzstücke („Mitbestimmung“, „Humanisierung der Arbeit“, „Demokratisierung der Wirtschaft“) in der gewerkschaftlichen Diskussion verwendet, wobei jedoch die ideologische Stoßrichtung („klassenneutraler Staat“, „Reformismus“, „Sozialpartnerschaft“ etc.) ungebrochen ist. Es ist somit keine Abkehr von der Illusion dieser Vorstellung, sondern nur die Bereinigung um ihre „marxistischen“ Inhalte und die „sozialistische“ Zukunftsperspektive erfolgt. Selbst an gewerkschaftlichen Einrichtungen, wie der Europäischen Akademie der Arbeit (zu deren Lehrpersonal und Gründungsfiguren Naphtali und Sinsheimer gehörten), wird über die „Wirtschaftsdemokratie“ nicht gelehrt. Gelegentlich wird die „Wirtschaftsdemokratie“ vom gewerkschaftsnahen Spektrum der Linkspartei, sich als „links“ verstehenden Gewerkschaftern, gewerkschaftsnahen Intellektuellen und den „linkeren“ Teilen des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften (ver.di) aufgegriffen und als Zukunftsprojekt, bzw. politische Orientierung, diskutiert.
Anknüpfungspunkte: Staatstheorie, Imperialismustheorie, wissenschaftlicher Sozialismus, politische Ökonomie des Sozialismus, Revisionismus, Rolle der Sozialdemokratie
Es gab und gibt weitere Ausprägungen der Vorstellungen des „Dritten Wegs“, wie die des „Plankapitalismus“ des Journalisten, ehemaligen KPD- und späteren SPD-Mitglieds Richard Löwenthal (Pseudonym Paul Sering). Diese Strömungen gehen einher mit der Diskussion über die Produktionsweise des Sozialismus und überschneiden sich mit Vorstellungen einer „gemischten Wirtschaft“, eines „demokratischen Sozialismus“, etc.
Heutige Vertreter der „Wirtschaftsdemokratie“ oder anderer Formen des „Dritten Wegs“ wenden sich zugleich gegen eine zentrale Planwirtschaft im Sozialismus. Zu Vertretern dieser Vorstellung gehören der „Prager Frühling“, das „Forum demokratischer Sozialismus“, sowie der „Kipping-Flügel“ der Partei die Linke.
„Zurück zur freien Konkurrenz“[Bearbeiten]
Eine weitere Variante des „Dritten Wegs“ ist die Forderung nach Dezentralisierung, nach Auflösung der Monopole und der Herstellung von Wettbewerb und sozialer Marktwirtschaft. Diese Position vertritt vor allem Sahra Wagenknecht, die mit positivem Bezug auf den ehemaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) die Auflösung von wirtschaftlicher Macht und mehr Marktwirtschaft fordert. Hier werden sowohl die Möglichkeit eines guten Kapitalismus, als auch die eines ganz anderen Sozialismus beschrieben. Unter dem Stichwort des „kreativen Sozialismus“ fordert sie die Abkehr von der Planwirtschaft: „Es gibt Marktwirtschaft ohne Kapitalismus und Sozialismus ohne Planwirtschaft“ (Wagenknecht, 2011, S. 345).
Vertreter dieser Richtung sind: die Linkspartei (sowohl „Wagenknecht“- als auch „Kippingflügel“), Teile der Gewerkschaften und weitere sozialdemokratische Varianten.
Weitere Vorstellungen von „Zwischenstufen“[Bearbeiten]
An dieser Stelle müssen weitere Formen einer „Zwischenstufe“ ausgeführt werden.
Dazu zählen die „Antimonopolistische Demokratie“, der „Kampf gegen Neoliberalismus“ und weitere Vorstellungen der Möglichkeit, den Imperialismus verbessern zu können.
Bezug zu unseren Grundannahmen[Bearbeiten]
In den Grundannahmen finden sich zahlreiche Stellen, in denen es um die Frage der Entwicklung des Kapitalismus und was auf ihn folgt, geht. Engels führt das in seiner Schrift Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft aus, ebenso wie Marx im Kapital, insbesondere im dritten Band. Bei Lenin gibt es neben der Imperialismusbroschüre weitere Schriften, in denen diese Frage thematisiert wird, wie zum Beispiel Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus und Die drohende Katastrophe und wie man sie bekämpfen soll.
Wie wollen wir den Dissens klären?[Bearbeiten]
Die genauere Darstellung der verschiedenen Positionen zu dieser Frage ist die erste Aufgabe. Des Weiteren müssen aus den Grundlagen des Wissenschaftlichen Sozialismus die wichtigsten Erkenntnisse zu dieser Frage ausgewertet werden. Dieser Fragenkomplex hängt eng mit der AG Klassenanalyse zusammen, sowie mit den Arbeiten der AG Revolutionäre Arbeiterbewegung und Kommunistische Partei.
Eine Auflistung unserer offenen Fragen zu diesem Thema findet ihr hier.
Was steht zu diesem Dissens in den Programmatischen Thesen?[Bearbeiten]
„Das Ziel der klassenlosen Gesellschaft ist keine Utopie, kein wünschbares Ideal oder ethisches Prinzip, das an der Realität immer scheitern muss. Der Kommunismus ist möglich und notwendig. Der Kapitalismus bewegt sich in unauflösbaren Widersprüchen, für die er keine Lösung anzubieten hat. Diese Lösung kann nicht innerhalb der kapitalistischen Ordnung gefunden werden, sie liegt eben außerhalb des Kapitalismus, im Sozialismus.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 5)
„Wir leben in einer kapitalistischen Klassengesellschaft. In den Zentren der industriellen Produktion, aber auch in den kleineren und mittleren Unternehmen produziert die Arbeiterklasse den Großteil des gesellschaftlichen Reichtums, während der Rest von den anderen werktätigen Schichten produziert wird. [...]
[Auf der einen Seite stehen die Besitzer dieser Unternehmen, die Kapitalisten. Anmerkung der Autoren] Auf der anderen Seite steht die Arbeiterklasse. Das sind all die Menschen, die mit ihrer Lohnarbeit den Reichtum der Gesellschaft erschaffen. Aber, weil sie gezwungen sind, ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen, anstatt sie selbstbestimmt für die Verbesserung des eigenen Lebens einzusetzen, landet nur ein kleiner Teil des von ihnen geschaffenen Reichtums bei ihnen selber. Der Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der Kapitalistenklasse ist antagonistisch und im Kapitalismus nicht auflösbar.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 6)
„Weltweit steht die Arbeiterklasse als eine politische Kraft der Kapitalistenklasse gegenüber. Sie ist in Gewerkschaften und politischen Parteien organisiert. Sie hat oftmals eine eigene, solidarische Kultur entwickelt, die sich der verrohten kapitalistischen Kultur entgegenstellt. Sie ist die machtvollste unterdrückte Klasse, die es jemals in der Geschichte der Menschheit gegeben hat. Durch die Einsicht in die Notwendigkeiten ihrer Unterdrückung, kann sie die Bedingungen und die Möglichkeit ihrer Befreiung erkennen. Die Arbeiterklasse existiert auf der ganzen Welt. Trotz vorhandener Unterschiede weist ihre Klassenlage in allen Ländern grundlegende Gemeinsamkeiten auf. Überall ist das Kapital ihr Klassengegner.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 7)
„[…] Der Imperialismus produziert Reaktion nach innen und Aggression nach außen. Imperialismus ist zwar mehr als nur aggressive Außenpolitik und militärische Aggression, aber diese Phänomene sind keine Abweichungen, sondern Wesenseigenschaften des Systems. Man kann den Imperialismus nicht „zähmen“ oder ihm ein „menschliches Antlitz“ verleihen. Der Imperialismus als höchste und letzte Stufe des Kapitalismus bringt regelmäßig Krisen und dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit hervor. Er erweist sich als unfähig, die Potentiale der Produktivkräfte im vollen Umfang zu nutzen. Im Gegensatz dazu, sind für die Bourgeoisie zyklische Vernichtung von Produktivkräften und weitere Angriffe auf die Errungenschaften der Arbeiterklasse nötig, um aus der Krise zu kommen.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 9)
„Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus ist die sozialistische Revolution: die Eroberung der Staatsmacht durch die Arbeiterklasse, die Zerstörung der bürgerlichen Machtstrukturen und die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Dieses Ziel steht heute unmittelbar auf der Tagesordnung. Es gibt keine Zwischen- oder Übergangsetappen dorthin; keine „antimonopolistische Demokratie“, die innerhalb des Kapitalismus und auf dem Boden des bürgerlichen Staates die Voraussetzungen für den Sozialismus schaffen könnte und erst recht keine Gesellschaftsformation, die zwischen dem Kapitalismus und dem Sozialismus liegen würde.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 22)
Literatur zum Thema[Bearbeiten]
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Hottingen-Zürich 1882.
Hilferding, Rudolf: Das Finanzkapital. Eine Studie zur jüngsten Entwicklung des Kapitalismus. Wien,1910.
Lenin, Wladimir Iljitsch: Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution, in: Prawda, Nr. 26, 7. (20.) April 1917. (April Thesen)
Lenin, Wladimir Iljitsch: Über die Gewerkschaften, die gegenwärtige Lage und die Fehler Trotzkis. Rede, gehalten in der gemeinsamen Sitzung der Mitglieder der KPR(B) unter den Delegierten des VIII. Sowjetkongresses sowie den Mitgliedern des Gesamtrussischen Zentralrats und des Moskauer Gouvernementsrats der Gewerkschaften am 30. Dezember 1920.
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage, Berlin/DDR 1960, S.189 – 309.
Lenin, Wladimir Iljitsch: Staat und Revolution. Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution, in: Lenin Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1972, S. 393 – 507.
Naphtali, Fritz/ Brenner, Otto/ Rosenberg, Ludwig: Wirtschaftsdemokratie: Ihr Wesen, Weg und Ziel. Berlin, 1928.
Thalheimer, August: Über die sogenannte Wirtschafts-Demokratie, in: Einheit – Zeitschrift für Fragen des Sozialismus und der Gewerkschaftseinheit. Berlin, 1928.
Wagenknecht, Sahra: Freiheit statt Kapitalismus. Über vergessene Ideale, die Eurokrise und unsere Zukunft. Köln, 2011.