Subsumtion und "Proletarisierung"
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Mit Subsumtion ist zunächst ein historischer Prozess gemeint, der die "Unterordnung" von Arbeitsprozessen unter den Verwertungsprozess des Kapitals meint. In dieser ersten Variante, die formelle Subsumtion heißt, ist die Ausbreitung der Kapitalakkumulation selbst gemeint. In der Folge allerdings unterwirft sich das Kapital den Arbeitsprozess auch qualitativ, also in dessen Abläufen und Methoden. Die Art und Weise, wie produziert wird, ändert sich also in der reellen Subsumtion.
Insofern beschreiben beide Begriffe Prozesse, die Einfluss auf die Arbeiter haben – nämlich bezüglich der zunehmenden Proletarisierung und deren Auswirkungen.
Schlagworte
Kooperation, Proletarisierung, formelle Subsumtion, reelle Subsumtion, Entwicklung, absoluter und relativer Mehrwert, Produktionsprozess
Annahme 1
- Durch die Subsumtion unter das Kapital erfährt der Arbeitsprozess die Kooperation als erste Änderung.
- Kooperation erscheint als Produktivkraft des Kapitals.
- Die Beschäftigung vieler Arbeiter im selben Produktionsprozess ist der Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion.
- Die Verwandlung des Arbeitsprozesses in einen gesellschaftlichen Prozess ist eine Methode des Kapitals zur profitableren Ausbeutung.
„Wie die durch die Kooperation entwickelte gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit als Produktivkraft des Kapitals erscheint, so die Kooperation selbst als eine spezifische Form des kapitalistischen Produktionsprozesses im Gegensatz zum Produktionsprozeß vereinzelter unabhängiger Arbeiter oder auch Kleinmeister. Es ist die erste Änderung, welche der wirkliche Arbeitsprozeß durch seine Subsumtion unter das Kapital erfährt. Diese Änderung geht naturwüchsig vor sich. Ihre Voraussetzung, gleichzeitige Beschäftigung einer größren Anzahl von Lohnarbeitern in demselben Arbeitsprozeß, bildet den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion. Dieser fällt mit dem Dasein des Kapitals selbst zusammen. Wenn sich die kapitalistische Produktionsweise daher einerseits als historische Notwendigkeit für die Verwandlung des Arbeitsprozesses in einen gesellschaftlichen Prozeß darstellt, so andrerseits diese gesellschaftliche Form des Arbeitsprozesses als eine vom Kapital angewandte Methode, um ihn durch Steigerung seiner Produktivkraft profitlicher […] auszubeuten.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 354.
Annahme 2
- Die Subsumtion des Produzenten geht mit der Zerreißung der Mannigfaltigkeit seiner ursprünglichen Beschäftigung einher.
- Durch die Subsumtion findet jeder Produktionszweig seine entsprechend technische Gestalt.
- Das Finden der technischen Gestalt und ihre Vervollkommnung führt zur Änderung der Arbeitsinstrumente.
„Was von der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt, gilt von der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Solange Handwerk und Manufaktur die allgemeine Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Subsumtion des Produzenten unter einen ausschließlichen Produktionszweig, die Zerreißung der ursprünglichen Mannigfaltigkeit seiner Beschäftigungen, ein notwendiges Entwicklungsmoment. Auf jener Grundlage findet jeder besondre Produktionszweig empirisch die ihm entsprechende technische Gestalt, vervollkommnet sie langsam und kristallisiert sie rasch, sobald ein gewisser Reifegrad erlangt ist. Was hier und da Wechsel hervorruft, ist außer neuem Arbeitsstoff, den der Handel liefert, die allmähliche Änderung des Arbeitsinstruments.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 509f.
Annahme 3
- Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich um die Länge des Arbeitstages.
- Die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert die technischen Prozesse der Arbeit.
- Die Produktion des relativen Mehrwerts setzt die kapitalistische Produktionsweise voraus, die durch die formelle Subsumtion entsteht.
„Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen. Sie unterstellt also eine spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die mit ihren Methoden, Mitteln und Bedingungen selbst erst auf Grundlage der formellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital naturwüchsig entsteht und ausgebildet wird. An die Stelle der formellen tritt die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 532f.
Annahme 4
- Der Arbeitsprozess wird unter das Kapital subsumiert und damit zum Mittel des Verwertungsprozesses. Diese Subsumtion heißt formelle Subsumtion.
- Durch die Subsumtion wird der früher unabhängige Bauer zum Tagelöhner, der Sklave zum Lohnarbeiter, Meister und Gesell zu Kapitalist und Arbeiter.
- Vor dem Produktionsprozess treten sich alle als Warenbesitzer gegenüber.
- Das Verhältnis von Kapitalist und Produzent ist durch die Arbeit als Faktor des selbst verwertenden Kapitals bestimmt.
„Der Arbeitsproceß wird zum Mittel des Verwerthungsprocesses, des Processes der Selbstverwerthung des Capitals – der Fabrikation von Mehrwerth. Der Arbeitsproceß wird subsumirt unter das Capital (es ist sein eigner Prozeß) und der Capitalist tritt in den Proceß als Dirigent, Leiter; es ist für ihn zugleich unmittelbar Exploitationsproceß fremder Arbeit. Dieß nenne ich die formelle Subsumtion der Arbeit unter das Capital.
[…] Wenn der früher unabhängig für sich selbst producirende Bauer zum Taglöhner wird, der für einen Pächter arbeitet, wenn die in der zünftigen Productionsweise geltende hierarchische Gliederung vor dem einfachen Gegensatz eines Capitalisten, der Handwerker als Lohnarbeiter für sich arbeiten läßt, verschwindet, wenn der frühre Sklavenhalter seine frühren Sklaven als Lohnarbeiter beschäftigt u.s.w., so sind anders gesellschaftlich bestimmte Productionsprocesse in den Productionsproceß des Capitals verwandelt. Es treten damit die früher entwickelten Aenderungen ein. Der früher unabhängige Bauer wird als Factor des Productionsprocesses abhängig von dem Capitalisten, der selben leitet und seine Beschäftigung selbst hängt von einem Contract ab, den er als Waarenbesitz er (Besitzer von Arbeitskraft) mit dem Capitalisten als Geldbesitzer vorher geschlossen hat. Der Sklave hört auf ein seinem Anwender angehöriges Productionsinstrument zu sein. Das Verhältniß von Meister und Gesell verschwindet. Der Meister stand mit dem Gesellen im Verhältniß als Meister des Handwerks. Er steht ihm jetzt nur noch als Besitzer von Capital, wie der andre ihm nur noch gegenübersteht als Verkäufer von Arbeit. Vor dem Productionsproceß treten sie sich alle als Waarenbesitzer gegenüber und haben nur ein Geldverhältniß zusammen, innerhalb des Productionsprocesses als personnificirte Functionäre der Factaren dieses Processes, der Capitalist als ‘Capital‘, der unmittelbare Producent als ‘Arbeit‘, und ihr Verhältniß ist bestimmt durch die Arbeit als blassen Factor des sich selbst verwerthenden Capitals.“
Marx, Karl: Ökonomische Manuskripte 1863 - 1867, in: MEGA, Abteilung 2, Band 4.1, Berlin 1988, S. 91f.
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