Mechanismen des Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus
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Schlagworte
Aufgaben und Bedingungen zum Übergang; Gewerkschaften; Stadt-Land; Industrie-Landwirtschaft; Staat
Annahme 1
- Notwendig zur völligen Aufhebung der Klassen ist a) jedes Privateigentum an Produktionsmitteln abzuschaffen b) den Unterschied zwischen Stadt und Land aufzuheben c) den Unterschied zwischen Hand- und Kopfarbeit aufzuheben.
Bedingungen dafür sind a) ein gewaltiger Schritt vorwärts in der Produktivkraftentwicklung b) die Überwindung des Widerstands der Überreste der Kleinproduktion c) Überwindung der mit diesen Überresten verbundenen Gewohnheit und Trägheit.
- Bedingung für die Verwirklichung des Kommunismus ist die größtmögliche und strengste Zentralisierung der Arbeit im gesamtstaatlichen Maßstab. Voraussetzung für diese Zentralisierung ist die Überwindung der berufsmäßigen und lokalen Isoliertheit und Zersplitterung der Arbeiter.
- Voraussetzung für den Kommunismus ist ein bewusstseinsmäßiger Entwicklungsstand der einfachen Arbeiter der in der Sphäre der Arbeit Selbstlosigkeit und ein Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit beinhaltet.
„ Es ist klar, daß man zur völligen Aufhebung der Klassen nicht nur die Ausbeuter, die Gutsbesitzer und die Kapitalisten, stürzen, nicht nur ihr Eigentum abschaffen muß, man muß auch sonst jedes Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen, man muss sowohl den Unterschied zwischen Stadt und Land wie auch den Unterschied zwischen Hand- und Kopfarbeit aufheben. Das ist ein sehr langwieriges Werk. Um es zu vollbringen, bedarf es eines gewaltigen Schritts vorwärts in der Entwicklung der Produktivkräfte, muß man den Widerstand, der zahlreichen Überreste der Kleinproduktion überwinden [...], muss man die ungeheure Macht der Gewohnheit und Trägheit überwinden, die diesen Überresten anhaften. “
Lenin: Die große Initiative. Werke, Bd. 29, S. 410 f
„ Die Verwirklichung des Kommunismus, die unbedingt die größtmögliche und strengste Zentralisierung der Arbeit in gesamtstaatlichem Maßstab erforderlich macht, setzt eben damit die Überwindung der berufsmäßigen und lokalen Isoliertheit und Zersplitterung der Arbeiter voraus, die eine der Quellen für die Macht des Kapitals und die Ohnmacht der Arbeit waren “
Lenin: Entwurf des Programms der KPR(B). Werke, Bd. 29, S. 98 f.
„ Der Kommunismus beginnt dort, wo einfache Arbeiter in selbstloser Weise harte Arbeit bewältigend, sich Sorgen machen um die Erhöhung der Arbeitsproduktivität, um den Schutz eines jeden Puds Getreide, Kohle, Eisen und anderer Produkte, die nicht den Arbeitenden persönlich und nicht den ihnen „Nahestehenden“ zugute kommen, sondern „Fernstehenden“, d.h. der ganzen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit [...]. “
Lenin: Die große Initiative. Werke, Bd. 29, S. 417
Annahme 2
- Die veränderten Produktionsbedingungen nach Abschaffung des Privateigentums erfordern auch veränderte Fähigkeiten der Arbeiter und heben so die bisherige Weise der strengen Teilung der Arbeit auf.
- Der gemeinsame Betrieb der Produktion durch die gesamte Gesellschaft, entwickelt auch die Mitglieder der Gesellschaft weiter.
- Die Erziehung ermöglicht einen raschen Übergang von einem Teil der Produktion zu einem Anderen, und hebt so den einseitigen Charakter der Arbeit auf und ermöglicht die vielseitige Entwicklung der Mitglieder der Gesellschaft.
- Wenn die Grundregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens freiwillig befolgt werden, die Produktivkraft hoch genug ist, so dass der Grundsatz gilt: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen", sind die Bedingungen für das Absterben des Staates gereift.
„ 20. Frage: Was werden die Folgen der schließlichen Beseitigung des Privateigentums sein?
Auf diese Weise wird die Gesellschaft Produkte genug hervorbringen, um die Verteilung so einrichten zu können, daß die Bedürfnisse aller Mitglieder befriedigt werden. Die Trennung der Gesellschaft in verschiedene, einander entgegengesetzte Klassen wird hiermit überflüssig. Sie wird aber nicht nur überflüssig, sie ist sogar unverträglich mit der neuen Gesellschaftsordnung. Die Existenz der Klassen ist hervorgegangen aus der Teilung der Arbeit, und die Teilung der Arbeit in ihrer bisherigen Weise fällt gänzlich weg. Denn um die industrielle und Ackerbauproduktion auf die geschilderte Höhe zu bringen, genügen die mechanischen und chemischen Hilfsmittel nicht allein; die Fähigkeiten der diese Hilfsmittel in Bewegung setzenden Menschen müssen ebenfalls in entsprechendem Maße entwickelt sein. Ebenso wie die Bauern und Manufakturarbeiter des vorigen Jahrhunderts ihre ganze Lebensweise veränderten und selbst ganz andere Menschen wurden, als sie in die große Industrie hineingerissen wurden, ebenso wird der gemeinsame Betrieb der Produktion durch die ganze Gesellschaft und die daraus folgende neue Entwicklung der Produktion ganz andere Menschen bedürfen und auch erzeugen. Der gemeinsame Betrieb der Produktion kann nicht durch Menschen geschehen wie die heutigen, deren jeder einem einzigen Produktionszweig untergeordnet, an ihn gekettet, von ihm ausgebeutet ist, deren jeder nur eine seiner Anlagen auf Kosten aller anderen entwickelt hat, nur einen Zweig oder nur den Zweig eines Zweiges der Gesamtproduktion kennt. Die Erziehung wird die jungen Leute das ganze System der Produktion rasch durchmachen lassen können, sie wird sie in Stand setzen, der Reihe nach von einem zum andern Produktionszweig überzugehen, je nachdem die Bedürfnisse der Gesellschaft oder ihre eigenen Neigungen sie dazu veranlassen. Sie wird ihnen also den einseitigen Charakter nehmen, den die jetzige Teilung der Arbeit jedem einzelnen aufdrückt. Auf diese Weise wird die kommunistisch organisierte Gesellschaft ihren Mitgliedern Gelegenheit geben, ihre allseitig entwickelten Anlagen allseitig zu betätigen. Damit aber verschwinden notwendig auch die verschiedenen Klassen. So daß die kommunistisch organisierte Gesellschaft einerseits mit dem Bestand der Klassen unverträglich ist und andrerseits die Herstellung dieser Gesellschaft selbst die Mittel bietet, diese Klassenunterschiede aufzuheben. “
Engels: Grundsätze des Kommunismus, MEW Bd. 4, S.375 f.
„ Der Staat wird dann völlig absterben können, wenn die Gesellschaft den Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ verwirklicht haben wird, d.h. wenn die Menschen sich so an das Befolgen der Grundregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens gewöhnt haben werden und ihre Arbeit so produktiv sein wird, daß sie freiwillig nach ihren Fähigkeiten arbeiten werden. Der „enge bürgerliche Rechtshorizont“, der dazu zwingt, mit der Hartherzigkeit eines Shylock bedacht zu sein, nur ja nicht eine halbe Stunde länger zu arbeiten als der andere und keine geringere Bezahlung zu erhalten als der andere – dieser enge Horizont wird dann überschritten sein. Die Verteilung der Produkte wird dann von der Gesellschaft keine Normierung der jedem einzelnen zukommenden Menge erfordern; jeder wird frei „nach seinen Bedürfnissen“ nehmen. “
Lenin: Staat und Revolution. Werke, Bd. 25, S. 483
Annahme 3
- Die Gewerkschaften entwickeln sich nach der Revolution zu breiten Produktionsverbänden, über die die Aufhebung der Arbeitsteilung und die Formierung allseitig entwickelter und allseitig geschulter Menschen organisiert wird.
„ Der Kapitalismus hinterlässt dem Sozialismus unvermeidlich einerseits die alten, in Jahrhunderten herausgebildeten beruflichen und gewerblichen Unterschiede zwischen den Arbeitern und anderseits die Gewerkschaften. Diese können und werden sich nur sehr langsam, im Laufe vieler Jahre zu breiten, weniger zünftlerischen Produktionsverbänden (die ganze Produktionszweige und nicht nur einzelne Branchen, Gewerbe und Berufe umfassen) entwickeln, und erst dann dazu übergehen, vermittels dieser Produktionsverbände die Arbeitsteilung unter den Menschen aufzuheben und allseitig entwickelte und allseitig geschulte Menschen, die alles machen können, zu erziehen, zu unterweisen und heranzubilden. “
Lenin: Der „linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus, in: Werke, Bd. 31, Berlin 1959, S. 35
Annahme 4
- Die Notwendigkeit der organisatorischen Vereinigung der Industrie mit der Landwirtschaft, ihre Durchführung von denselben Menschen führt schließlich zur Aufhebung des Unterschieds zwischen Stadt und Land.
„ Es geht hieraus hervor, daß der Gegensatz zwischen Stadt und Land ebenfalls verschwinden wird. Der Betrieb des Ackerbaues und der Industrie durch dieselben Menschen, statt durch zwei verschiedene Klassen, ist schon aus ganz materiellen Ursachen eine notwendige Bedingung der kommunistischen Assoziation. Die Zersplitterung der ackerbauenden Bevölkerung auf dem Lande, neben der Zusammendrängung der industriellen in den großen Städten, ist ein Zustand, der nur einer noch unentwickelten Stufe des Ackerbaues und der Industrie entspricht, ein Hindernis aller weiteren Entwicklung, das schon jetzt sehr fühlbar wird “
Engels: Grundsätze des Kommunismus, MEW Bd. 4, S.376 f.
Annahme 5
- Wenn der Widerstand der Kapitalisten endgültig gebrochen ist und die allgemeinen Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens ohne Zwang, ganz natürlich eingehalten werden, wird der Staat als Unterdrückungsapparat überflüssig.
„ Erst in der kommunistischen Gesellschaft, wenn der Widerstand der Kapitalisten schon endgültig gebrochen ist, wenn die Kapitalisten verschwunden sind, wenn es keine Klassen (d.h. keinen Unterschied zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft in ihrem Verhältnis zu den gesellschaftlichen Produktionsmitteln) mehr gibt - erst dann "hört der Staat auf zu bestehen, und es kann von Freiheit die Rede sein". Erst dann ist eine tatsächlich vollkommene Demokratie, tatsächlich ohne jede Ausnahme, möglich und wird verwirklicht werden. Und erst dann beginnt die Demokratie abzusterben, infolge des einfachen Umstands, daß die von der kapitalistischen Sklaverei, von den ungezählten Greueln, Brutalitäten, Widersinnigkeiten und Gemeinheiten der kapitalistischen Ausbeutung befreiten Menschen sich nach und nach gewöhnen werden, die elementaren, von alters her bekannten und seit Jahrtausenden in allen Vorschriften gepredigten Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens einzuhalten, sie ohne Gewalt, ohne Zwang, ohne Unterordnung, ohne den besonderen Zwangsapparat, der sich Staat nennt, einzuhalten. “
Lenin: Staat und Revolution. Werke, Bd. 25, S. 476
Annahme 6
- Mit der Enteignung der Bourgeoisie hebt das Proletariat die Klassenunterschiede und damit die Bedingungen der Existenz des Staates auf, der selbst stets Instrument zur Klassenherrschaft war.
- Indem der Staat zum Repräsentant der ganzen Gesellschaft wird, macht er sich selbst überflüssig.
- Statt einer Regierung über Personen wird der Staat zum Instrument zur Verwaltung von Sachen und Produktionsprozessen.
- Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab.
- Die Enteignung der Kapitalisten ermöglicht eine enorme Entwicklung der Produktivkräfte. Die ökonomische Grundlage für das vollständige Absterben des Staates liegt in der Aufhebung des Gegensatzes zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, als der wichtigsten Quelle gesellschaftlicher Ungleichheit.
- Ein genauer Zeitpunkt für die Aufhebung der Arbeitsteilung, die Beseitigung des Gegensatzes von geistiger und körperlicher Arbeit, zur Verwandlung der Arbeit in das erste Lebensbedürfnis, kann nicht gegeben werden.
„ Das Proletariat ergreift die Staatsgewalt und verwandelt die Produktionsmittel zunächst in Staatseigentum. Aber damit hebt es sich selbst als Proletariat, damit hebt es alle Klassenunterschiede und Klassengegensätze auf, und damit auch den Staat als Staat. Die bisherige, sich in Klassengegensätzen bewegende Gesellschaft hatte den Staat nötig, das heißt eine Organisation der jedesmaligen ausbeutenden Klasse zur Aufrechterhaltung ihrer äußern Produktionsbedingungen, also namentlich zur gewaltsamen Niederhaltung der ausgebeuteten Klasse in den durch die bestehende Produktionsweise gegebnen Bedingungen der Unterdrückung (Sklaverei, Leibeigenschaft oder Hörigkeit, Lohnarbeit). Der Staat war der offizielle Repräsentant der ganzen Gesellschaft, ihre Zusammenfassung in einer sichtbaren Körperschaft, aber er war dies nur, insofern er der Staat derjenigen Klasse war, welche selbst für ihre Zeit die ganze Gesellschaft vertrat: im Altertum Staat der sklavenhaltenden Staatsbürger, im Mittelalter des Feudaladels, in unsrer Zeit der Bourgeoisie. Indem er endlich tatsächlich Repräsentant der ganzen Gesellschaft wird, macht er sich selbst überflüssig. Sobald es keine Gesellschaftsklasse mehr in der Unterdrückung zu halten gibt, sobald mit der Klassenherrschaft und dem in der bisherigen Anarchie der Produktion begründeten Kampf ums Einzeldasein auch die daraus entspringenden Kollisionen und Exzesse beseitigt sind, gibt es nichts mehr zu reprimieren, das eine besondre Repressionsgewalt, einen Staat, nötig machte. Der erste Akt, worin der Staat wirklich als Repräsentant der ganzen Gesellschaft auftritt - die Besitzergreifung der Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft - ist zugleich sein letzter selbständiger Akt als Staat. Das Eingreifen einer Staatsgewalt in gesellschaftliche Verhältnisse wird auf einem Gebiete nach dem andern überflüssig und schläft dann von selbst ein. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht »abgeschafft«, er stirbt ab. Hieran ist die Phrase vom »freien Volksstaat« zu messen, also sowohl nach ihrer zeitweiligen agitatorischen Berechtigung wie nach ihrer endgültigen wissenschaftlichen Unzulänglichkeit; hieran ebenfalls die Forderung der sogenannten Anarchisten, der Staat solle von heute auf morgen abgeschafft werden. “
Engels, Anti-Dühring, MEW, Band 20, S. 261 f.
„ Die ökonomische Grundlage für das vollständige Absterben des Staates ist eine so hohe Entwicklung des Kommunismus, daß der Gegensatz von geistiger und körperlicher Arbeit verschwindet, folglich eine der wichtigsten Quellen der heutigen gesellschaftlichen Ungleichheit beseitigt wird, und zwar eine Quelle, die durch den bloßen Übergang der Produktionsmittel in Gemeineigentum, durch die bloße Expropriation der Kapitalisten keinesfalls mit einem Schlag aus der Welt geschafft werden kann. Diese Expropriation wird eine enorme Entwicklung der Produktivkräfte ermöglichen. Und wenn wir sehen, wie schon jetzt der Kapitalismus in unglaublicher Weise diese Entwicklung aufhält, wie vieles auf Grund der heutigen, bereits erreichten Technik vorwärtsgebracht werden könnte, so sind wir berechtigt, mit voller Überzeugung zu sagen, daß die Expropriation der Kapitalisten unausbleiblich eine gewaltige Entwicklung der Produktivkräfte der menschlichen Gesellschaft zur Folge haben wird. Wie rasch aber diese Entwicklung weitergehen wird, wie schnell sie zur Aufhebung der Arbeitsteilung, zur Beseitigung des Gegensatzes von geistiger und körperlicher Arbeit, zur Verwandlung der Arbeit in "das erste Lebensbedürfnis" führen wird, das wissen wir nicht und können wir nicht wissen. “
Lenin: Staat und Revolution. Werke, Bd. 25, Kapitel 5, S. 482 f.
Annahme 7
- Die kommunistischen Subbotniks stellen bereits kommunistische Elemente während der ersten Schritte zum Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus dar und sind somit außerordentlich wertvoll.
„ Gegenüber der kapitalistischen Arbeitsproduktivität bedeutet der Kommunismus eine höhere Arbeitsproduktivität freiwillig, bewußt, vereint schaffender Menschen, die sich der fortgeschrittenen Technik bedienen. Die kommunistischen Subbotniks sind außerordentlich wertvoll als faktischer Beginn des Kommunismus, und das ist etwas ganz Seltenes, denn wir befinden uns auf einer Stufe, da „lediglich die ersten Schritte zum Übergang vom Kapitalismus zu Kommunismus getan werden. “
Lenin. Die große Initiative. Werke, Bd. 29, S. 417