Arbeiteraristokratie und Opportunismus

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Die Arbeiteraristokratie bezeichnet im Allgemeinen die besser gestellten Teile der Arbeiterklasse. Der ökonomische und politische Hintergrund ihrer Besserstellung kann unterschiedlich sein. Engels beschrieb als bessergestellte Arbeiter beispielsweise Gewerkschaftsfunktionäre. Die Besserstellungen können als „Bestechung“ der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie gewertet werden, um sie ihren Interessen gefügig zu machen. Historisch begann die Bourgeoisie in großem Umfang die Arbeiterklasse zu bestechen, indem sie sie an den Extraprofiten der kolonialen Ausbeutung beteiligte. Es bildeten sich Schichten von bestochenen Arbeitern heraus. Mit dem Eintritt des Imperialismus in seine "allgemeine Krise" etablierte sich die Bestechung einzelner Vertreter der Organisationen der Arbeiterbewegung, die Lenin Arbeiterbürokratie nennt. Mit der Beteiligung an der Ausbeutung – sei es die der nationalen oder der internationalen Arbeiterklasse – geht ein Interesse an der Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnissen einher. Das Interesse der Arbeiteraristokratie findet ihren Ausdruck in der Revision der Erkenntnisse der revolutionären Arbeiterbewegung und im Reformismus. Ihr Opportunismus ist das soziale Produkt der Epoche des Imperialismus.



Schlagworte

Arbeiterklasse, Konkurrenz, Arbeiteraristokratie, materielle Lage, Besserstellung, Musterarbeiter, Monopolbourgeosie, Extraprofit, Arbeiteraristokratie, Bestechung, Antagonismus imperialistischer Nationen, Imperialismus, unterdrückte Nationen, unterdrückende Nationen, objektive Wirklichkeit, Kolonialbesitz, Opportunismus, Sozialchauvinismus, bürgerliche Politik, Legalismus, Kapitalexport, Arbeiterbürokratie, Gewerkschaften, ökonomische Privilegien, politische Privilegien, bürgerliche Arbeiterparteien, Entfremdung von den Massen

Annahme 1

  • Es gibt eine dauernde Hebung der Lage für zwei Gruppen innerhalb der Arbeiterklasse: Die Fabrikarbeiter und die Gewerkschaften.
  • Diese besser gestellten Teile der Arbeiterklasse bilden eine Arbeiteraristrokratie.
  • Die Arbeiteraristokratie konnte eine verhältnismäßig komfortable Lage erzwingen.
  • Die Arbeiteraristokratie besteht aus Musterarbeitern, die eine moralische Überlegenheit aufweisen und ihre Lage als endgültig akzeptieren.


„Eine dauernde Hebung findet sich nur bei zwei beschützten Abteilungen der Arbeiterklasse. Davon sind die erste die Fabrikarbeiter. Die gesetzliche Feststellung eines wenigstens verhältnismäßig rationellen Normalarbeitstages zu ihren Gunsten hat ihre Körperkonstitution relativ wiederhergestellt und ihnen eine, noch durch ihre lokale Konzentration verstärkte, moralische Überlegenheit gegeben. Ihre Lage ist unzweifelhaft besser als vor 1848. Der beste Beweis dafür ist, daß von zehn Strikes [sic], die sie machen, neun hervorgerufen sind durch die Fabrikanten selbst und in ihrem eigenen Interesse, als einziges Mittel, die Produktion einzuschränken. Ihr werdet die Fabrikanten nie dahin bringen, daß sie sich alle dazu verstehen, kurze Zeit zu arbeiten, mögen ihre Fabrikate noch so unverkäuflich sein. Aber bringt die Arbeiter zum Striken [sic], und die Kapitalisten schließen ihre Fabriken bis auf den letzten Mann.
Zweitens die großen Trades Unions. Sie sind die Organisationen der Arbeitszweige, in denen die Arbeit erwachsener Männer allein anwendbar ist oder doch vorherrscht. Hier ist die Konkurrenz weder der Weiber- noch der Kinderarbeit, noch der Maschinerie bisher imstande gewesen, ihre organisierte Stärke zu brechen. Die Maschinenschlosser, Zimmerleute und Schreiner, Bauarbeiter, sind jeder für sich eine Macht, so sehr, daß sie selbst, wie die Bauarbeiter tun, der Einführung der Maschinerie erfolgreich widerstehen können. Ihre Lage hat sich unzweifelhaft seit 1848 merkwürdig verbessert; der beste Beweis dafür ist, daß seit mehr als fünfzehn Jahren nicht nur ihre Beschäftiger mit ihnen, sondern auch sie mit ihren Beschäftigern äußerst zufrieden gewesen sind. Sie bilden eine Aristokratie in der Arbeiterklasse; sie haben es fertiggebracht, sich eine verhältnismäßig komfortable Lage zu erzwingen, und diese Lage akzeptieren sie als endgiltig [sic]. Sie sind die Musterarbeiter der Herrn Leone Levi und Giffen (und auch des Biedermannes Lujo Brentano), und sie sind in der Tat sehr nette, traktable Leute für jeden verständigen Kapitalisten im besonderen und für die Kapitalistenklasse im allgemeinen. (Hervorhebungen im Original)“
Engels, Friedrich: England 1845 und 1884, in: MEW, Band 21, Berlin 1962, S. 194.


Annahme 2

  • Die Monopolbourgeoisie kann durch ihren Extraprofit einzelne Schichten der Arbeiterklasse, vorübergehend auch eine bedeutende Minderheit, bestechen.
  • Grundlage dafür ist der Antagonismus zwischen den imperialistischen Nationen.


„Dadurch, daß die Kapitalisten eines Industriezweiges unter vielen anderen oder eines Landes unter vielen anderen usw. hohe Monopolprofite herausschlagen, bekommen sie ökonomisch die Möglichkeit, einzelne Schichten der Arbeiter, vorübergehend sogar eine ziemlich bedeutende Minderheit der Arbeiter zu bestechen und sie auf die Seite der Bourgeoisie des betreffenden Industriezweiges oder der betreffenden Nation gegen alle übrigen hinüberzuziehen. Diese Tendenz wird durch den verschärften Antagonismus zwischen den imperialistischen Nationen wegen der Aufteilung der Welt noch verstärkt. So entsteht der Zusammenhang von Imperialismus und Opportunismus, der sich am frühesten und krassesten in England auswirkte, weil dort gewisse imperialistische Züge der Entwicklung bedeutend früher als in anderen Ländern zutage traten. “
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: LW, Band 22, Berlin 1971, S. 306f.


Annahme 3

  • Der Imperialismus hat die Tendenz einen Teil der Arbeiterklasse zu bestechen und von der großen Masse des Proletariats abzuspalten.


„Der Imperialismus hat die Tendenz, auch unter den Arbeitern privilegierte Kategorien auszusondern und sie von der großen Masse des Proletariats abzuspalten.“
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: LW, Band 22, Berlin 1971, S. 288.


Annahme 4

  • Die Lage der Arbeiter in den unterdrückenden Nationen unterscheidet sich von der in den unterdrückten Nationen
  • In den Unterdrückerländern bildet sich eine Arbeiteraristokratie heraus, die anhand des Extraprofits an der Ausplünderung durch die Bourgeoisie Teilhat.
  • Die Arbeiter in den Unterdrückerländern nehmen auch im politischen Leben eine privilegierte Stellung ein
  • Ideologisch und geistig werden die Arbeiter der Unterdrückernationen zur Verachtung der unterdrückten Nationen erzogen.


„Ist etwa die wirkliche Lage der Arbeiter der unterdrückenden und der unterdrückten Nationen, was die nationale Frage anbetrifft, die gleiche?
Nein.
1. Ökonomisch ist der Unterschied der, daß Teile der Arbeiterklasse in den Unterdrückerländern Brosamen von dem Extraprofit erhalten, den die Bourgeois der Unterdrückernationen einheimsen, indem sie den Arbeitern der unterdrückten Nationen das Fell stets zweimal über die Ohren ziehen. Die ökonomischen Daten besagen außerdem, daß aus den Arbeitern der Unterdrückernationen ein größerer Prozentsatz zu ‚Zwischenmeistern’ aufsteigt als aus den Arbeitern der unterdrückten Nationen, daß ein größerer Prozentsatz zur Aristokratie der Arbeiterklasse emporsteigt. Das ist eine Tatsache. Die Arbeiter der unterdrückenden Nation sind bis zu einem gewissen Grade Teilhaber ihrer Bourgeoisie bei der Ausplünderung der Arbeiter (und der Masse der Bevölkerung) der unterdrückten Nation.
2. Politisch ist der Unterschied der, daß die Arbeiter der Unterdrückernationen auf einer ganzen Reihe von Gebieten des politischen Lebens eine im Vergleich zu den Arbeitern der unterdrückten Nation privilegierte Stellung einnehmen.
3. Ideologisch oder geistig ist der Unterschied der, daß die Arbeiter der Unterdrückernationen durch die Schule und das Leben stets im Geiste der Verachtung oder Mißachtung der Arbeiter der unterdrückten Nationen erzogen werden. Dies hat z. B. jeder Großrusse, der unter Großrussen erzogen wurde oder unter ihnen gelebt hat, kennengelernt.
Somit ist in der objektiven Wirklichkeit auf der ganzen Linie ein Unterschied vorhanden, d. h. ein ‚Dualismus‘ in der objektiven, vom Willen und Bewußtsein einzelner Personen unabhängigen Welt. (Hervorhebungen im Original)“
Lenin, Wladimir Iljitsch: Über eine Karikatur auf den Marxismus und über den ‚imperialistischen Ökonomismus‘, in: LW, Band 23, Berlin 1975, S. 48f.


Annahme 5

  • Der Imperialismus bringt durch die Spaltung und teilweise Bestechung der Arbeiterklasse den Opportunismus hervor.
  • Grundlage dafür ist die Monopolstellung auf dem Weltmarkt und Kolonialbesitz.
  • Die Auswirkungen sind die Verbürgerlichung dieser Teile der Arbeiterklasse und Führung des Proletariats durch durch die Bourgeoisie gekaufte Teile der Arbeiterklasse.
  • Der Opportunismus geht über zum Sozialchauvinismus und verschmilzt mit der bürgerlichen Politik.
  • Der Opportunismus steht in unversöhnlichem Gegensatz zu den Interessen der Arbeiterbewegung.


„Es muß bemerkt werden, daß in England die Tendenz des Imperialismus, die Arbeiter zu spalten, den Opportunismus unter ihnen zu stärken und eine zeitweilige Fäulnis der Arbeiterbewegung hervorzurufen, viel früher zum Vorschein kam als Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Denn zwei der wichtigsten Merkmale des Imperialismus – riesiger Kolonialbesitz und Monopolstellung auf dem Weltmarkt – traten in England schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts hervor. Marx und Engels verfolgten jahrzehntelang systematisch diesen Zusammenhang des Opportunismus in der Arbeiterbewegung mit den imperialistischen Besonderheiten des englischen Kapitalismus. Engels schrieb z. B. am 7. Oktober 1858 an Marx ‚... daß das englische Proletariat faktisch mehr und mehr verbürgert, so daß diese bürgerlichste aller Nationen es schließlich dahin bringen zu wollen scheint, eine bürgerliche Aristokratie und ein bürgerliches Proletariat neben der Bourgeoisie zu besitzen. Bei einer Nation, die die ganze Welt exploitiert, ist das allerdings gewissermaßen gerechtfertigt.‘ Fast ein Vierteljahrhundert später, in seinem Brief vom 11. August 1881, spricht er von Gewerkschaften, ‚welche nur mit jenen schlechtesten englischen vergleichbar sind, die es zulassen, sich von an die Bourgeoisie verkauften oder zumindest von ihr bezahlten Leuten führen zu lassen‘. Und in einem Brief an Kautsky vom 12. September 1882 schreibt Engels: ‚Sie fragen mich, was die englischen Arbeiter von der Kolonialpolitik denken? Nun, genau dasselbe, was sie von der Politik überhaupt denken... Es gibt hier ja keine Arbeiterpartei, es gibt nur Konservative und Liberal-Radikale, und die Arbeiter zehren flott mit von dem Weltmarkts- und Kolonialmonopol Englands.‘ (Dasselbe sagt Engels auch im Vorwort zur zweiten Auflage der ‚Lage der arbeitenden Klasse in England‘, 1892.) Hier sind Ursachen und Wirkungen deutlich aufgezeigt. Ursachen: 1. Ausbeutung der ganzen Welt durch das betreffende Land; 2. seine Monopolstellung auf dem Weltmarkt; 3. sein Kolonialmonopol. Wirkungen : 1. Verbürgerung eines Teils des englischen Proletariats; 2. ein Teil des Proletariats läßt sich von Leuten führen, die von der Bourgeoisie gekauft sind oder zumindest von ihr bezahlt werden. Der Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Aufteilung der Welt unter einige wenige Staaten zu Ende geführt, von denen jeder gegenwärtig einen nicht viel kleineren Teil der ‚ganzen Welt‘ ausbeutet (im Sinne der Gewinnung von Extraprofit) als England im Jahre 1858; jeder nimmt eine Monopolstellung auf dem Weltmarkt ein dank den Trusts, den Kartellen, dem Finanzkapital und dem Verhältnis des Gläubigers zum Schuldner; jeder besitzt bis zu einem gewissen Grade ein Kolonialmonopol (wir sahen, daß von den 75 Mill. Quadratkilometern aller Kolonien der Welt 65 Mill., d. h. 86%, in den Händen von sechs Mächten konzentriert sind; 61 Mill., d.h. 81%, sind in den Händen von 3 Mächten konzentriert).
Das Merkmal der heutigen Lage besteht in ökonomischen und politischen Bedingungen, die zwangsläufig die Unversöhnlichkeit des Opportunismus mit den allgemeinen und grundlegenden Interessen der Arbeiterbewegung verstärken mußten: Der Imperialismus hat sich aus Ansätzen zum herrschenden System entwickelt; die kapitalistischen Monopole haben in der Volkswirtschaft und in der Politik den ersten Platz eingenommen; die Aufteilung der Welt ist beendet; und anderseits sehen wir an Stelle des ungeteilten englischen Monopols den Kampf einer kleinen Anzahl imperialistischer Mächte um die Beteiligung am Monopol, der den ganzen Beginn des 20. Jahrhunderts kennzeichnet. Der Opportunismus kann jetzt nicht mehr in der Arbeiterbewegung irgendeines Landes auf eine lange Reihe von Jahrzehnten hinaus völlig Sieger bleiben, so wie er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England gesiegt hatte; in einer Reihe von Ländern ist der Opportunismus vielmehr reif, überreif geworden und in Fäulnis übergegangen, da er sich als Sozialchauvinismus mit der bürgerlichen Politik restlos verschmolzen hat.“ (Hervorhebungen im Original)“
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: LW, Band 22, Berlin 1971, S. 288ff.


Annahme 6

  • Der Opportunismus ist das soziale Produkt einer historischen Epoche, des Imperialismus.
  • Der Legalismus hat den Opportunismus gezüchtet.
  • Zum Verrat an den Klassenfeind reicht ein einziger Opportunist in den eigenen Reihen aus.


„Alle stimmen darin überein, daß der Opportunismus kein Zufall, keine Sünde, kein Fehltritt, kein Verrat einzelner Personen ist, sondern das soziale Produkt einer ganzen historischen Epoche. Aber nicht jeder macht sich die ganze Bedeutung dieser Wahrheit klar. Der Opportunismus wurde durch den Legalismus gezüchtet. Die Arbeiterparteien der Epoche von 1889 bis 1914 mußten die bürgerliche Legalität ausnutzen. Als die Krise hereinbrach, mußte man zur illegalen Arbeit übergehen (ein solcher Übergang ist aber nicht anders möglich als mit dem größten Aufwand von Energie und Entschlossenheit, verbunden mit einer ganzen Reihe von Kriegslisten). Um diesen Übergang zu verhindern, genügt ein Südekum [Vertreter des revisionistischen Flügels der historischen SPD, Anmerkung der Autoren], denn hinter ihm steht, historisch-philosophisch gesprochen, die ganze ‚alte Welt‘ - denn dieser Südekum hat, praktisch-politisch gesprochen, der Bourgeoisie stets alle Kriegspläne ihres Klassenfeindes ausgeliefert und wird sie ihr stets ausliefern. “
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Opportunismus und der Zusammenbruch der II. Internationale, in: LW, Band 21, Berlin 1960, S. 243.


Annahme 7

  • Der Opportunismus ist in Europa stärker, weil die Kapitalisten der fortgeschrittenen Länder Extraprofit einstecken können.
  • Durch diese ökonomische Grundlage, den Extraprofit, wird auf vielfältige Weise eine Arbeiteraristokratie und -bürokratie geschaffen, z.B. durch bestochene Arbeiterführer auf Posten in Gewerkschaften und Parlamentsfraktionen.


„Hier müssen wir die Frage stellen, wodurch sich die Zähigkeit dieser Richtungen in Europa erklärt und warum dieser Opportunismus in Westeuropa stärker ist als bei uns. Nun, weil die fortgeschrittenen Länder die Möglichkeit hatten und haben, ihre Kultur auf Kosten einer Milliarde unterdrückter Menschen zu schaffen. Weil die Kapitalisten dieser Länder viel mehr an Profit einstecken, als sie durch die Auspowerung der Arbeiter ihres eigenen Landes erzielen können.
Vor dem Kriege schätzte man, daß die drei reichsten Länder — England, Frankreich und Deutschland — allein aus ihrem Kapitalexport, abgesehen von anderen Einkünften, 8—10 Milliarden Francs Einnahmen im Jahre haben.
Es ist klar, daß man von dieser hübschen Summe unschwer eine halbe Milliarde für milde Gaben an die Arbeiterführer, die Arbeiteraristokratie, abzweigen kann, um sie in irgendeiner Form zu bestechen. Das Ganze läuft ja tatsächlich auf Bestechung hinaus. Es geschieht auf tausenderlei verschiedenen Wegen: durch Hebung der Kultur in den größten Zentren, durch Gründung von Bildungsanstalten, durch Schaffung von Tausenden warmer Pöstchen für die Führer der Genossenschaften, der Gewerkschaften und der Parlamentsfraktionen. Aber es geschieht überall, wo moderne zivilisierte kapitalistische Verhältnisse bestehen. Und diese Milliarden an Extraprofit bilden die ökonomische Grundlage des Opportunismus in der Arbeiterbewegung.“
Lenin, Wladimir Iljitsch: II. Kongreß der Kommunistischen Internationale. 19. Juli - 7. August 1920, in: LW, Band 31, Berlin 1966, S. 218f.


Annahme 8

  • Im Imperialismus entstehen auf Grundlage der ökonomischen Privilegien entsprechende politische Privilegien für die bestochenen Arbeiter und deren 'bürgerliche Arbeiterparteien'


„Auf der geschilderten ökonomischen Grundlage haben die politischen Institutionen des neusten Kapitalismus – Presse, Parlament, Verbände, Kongresse usw. – die den ökonomischen Privilegien und Almosen entsprechenden politischen Privilegien und Almosen für die respektvollen, braven, reformistischen und patriotischen Angestellten und Arbeiter geschaffen. Einträgliche und ruhige Pöstchen im Ministerium oder im Kriegsindustriekomitee, im Parlament und in verschiedenen Kommissionen, in den Redaktionen der ‚soliden‘ legalen Zeitungen oder in den Vorständen der nicht weniger soliden und ‚bürgerlich-folgsamen‘ Arbeiterverbände – damit lockt und belohnt die imperialistische Bourgeoisie die Vertreter und Anhänger der ‚bürgerlichen Arbeiterparteien‘. (Hervorhebungen im Original)“
Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus, in: LW, Band 23, Berlin 1975, S. 115.


Annahme 9

  • Der Opportunismus bringt Vertreter der besser bezahlten Arbeiter hervor, die sich von den Massen entfremden.
  • Sie versuchen sich im Kapitalismus einzurichten, anstatt ihn aufzuheben.


„Der heute herrschende Opportunismus dagegen erzieht in der Arbeiterpartei die Vertreter der besser bezahlten Arbeiter, die sich den Massen entfremden und sich unter dem Kapitalismus leidlich ‚einzurichten‘ wissen, die ihr Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufen, d. h. auf die Rolle revolutionärer Führer des Volkes gegen die Bourgeoisie verzichten. “
Lenin, Wladimir Iljitsch: Staat und Revolution, in: LW, Band 25, Berlin 1974, S.417.


Annahme 10

  • Der sozial-ökonomische Inhalt des Opportunismus besteht darin, dass es zum faktischen Überlaufen auf die Seite der Bourgeoisie kommt.


„Die grundlegende Klassenbedeutung — oder, wenn man will, der sozial-ökonomische Inhalt — des Opportunismus besteht darin, daß gewisse Elemente der modernen Demokratie in einer ganzen Reihe einzelner Fragen auf die Seite der Bourgeoisie übergelaufen sind (faktisch übergelaufen sind, d. h. auch wenn sie selbst sich dessen nicht bewußt sein sollten). “
Lenin, Wladimir Iljitsch: Unter fremder Flagge, in: LW, Band 21, Berlin 1960, S. 143.