Proletariat

Version vom 6. Januar 2019, 22:38 Uhr von Dio (Diskussion | Beiträge) (Qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter)

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Schlagworte

Doppelt freier Lohnarbeiter, Arbeitskraft, Produktivkraftentwicklung, Produktionsverhältnisse, Kapital, Lohnarbeit, Verhältnis, Entstehung und Entwicklung Proletariat, Revolution, Überbau, Lumpenproletariat

Annahme 1

  • Der Arbeiter muss als Erwerb seine Arbeitskraft an einen Kapitalisten verkaufen. Er gehört damit als Person nicht einem einzelnen Kapitalisten, aber der Kapitalistenklasse.

„Der Arbeiter verläßt den Kapitalisten, dem er sich vermietet, sooft er will, und der Kapitalist entläßt ihn, sooft er es für gut findet, sobald er keinen Nutzen oder nicht den beabsichtigten Nutzen mehr aus ihm zieht. Aber der Arbeiter, dessen einzige Erwerbsquelle der Verkauf der Arbeit1 ist, kann nicht die ganze Klasse der Käufer, d. h. Sie Kapitalistenklasse verlassen, ohne auf seine Existenz zu verzichten. Er gehört nicht diesem oder jenem Bourgeois, aber der Bourgeoisie, der Bourgeoisklasse, und es ist dabei seine Sache, sich an den Mann zu bringen, d. h. in dieser Bourgeoisklasse einen Käufer zu finden.“
Marx/Engels (1961), Lohnarbeit und Kapital, MEW Band 6, Dietz Berlin, S. 401.


Annahme 2

  • Die gesellschaftlichen Verhältnisse, also die Gesellschaft, verändert sich mit Entwicklung der materiellen Produktionsmittel, der Produktionskräfte.

„Die gesellschaftlichen Verhältnisse, worin die Individuen produzieren, die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse ändern sich also, verwandeln sich mit der Veränderung und Entwickelung [sic] der materiellen Produktionsmittel, der Produktionskräfte. Die Produktionsverhältnisse in ihrer Gesamtheit bilden das, was man die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Gesellschaft nennt, und zwar eine Gesellschaft auf bestimmter, geschichtlicher Entwicklungsstufe, eine Gesellschaft mit eigentümlichem, unterscheidendem Charakter. Die antike Gesellschaft, die feudale Gesellschaft, die bürgerliche Gesellschaft sind solche Gesamtheiten von Produktionsverhältnissen, deren jede zugleich eine besondere Entwicklungsstufe in der Geschichte der Menschheit bezeichnet.“
Marx/Engels (1961), Lohnarbeit und Kapital, MEW Band 6, Dietz Berlin, S. 408.


Annahme 3

  • Kapital und Lohnarbeit sind zwei Seiten desselben Verhältnisses. Das Schicksal der einen Seite hängt vom Schicksal der anderen ab.

„Die Interessen des Kapitals und die Interessen der Arbeit [1891: Arbeiter] sind dieselben, heißt nur: Kapital und Lohnarbeit sind zwei Seiten eines und desselben Verhältnisses. Die eine bedingt die andere, wie der Wucherer und Verschwender sich wechselseitig bedingen. Solange der Lohnarbeiter Lohnarbeiter ist, hängt sein Los vom Kapital ab. Das ist die vielgerühmte Gemeinsamkeit des Interesses Von Arbeiter und Kapitalist.“
Marx/Engels (1961), Lohnarbeit und Kapital, MEW Band 6, Dietz Berlin, S. 411.


Annahme 4

  • Das Proletariat ist die arbeitenden Klasse. Es bezieht seinen Lebensunterhalt einzig und allein aus seiner Arbeitskraft. Das Wohl des Proletariats hängt daher von der Nachfrage nach Arbeit ab und ist damit Konjunktur und Konkurrenz unterworfen.
  • Das Proletariat entstand durch die Entwicklung der Produktivkräfte: Neue teure Maschinen produzierten bessere und mehr Waren als alles zuvor und konnten nur von großen Kapitalisten angeschafft werden. Andere Produzenten wurden von den Kapitalisten verdrängt und so zu Proletariern.

„Das Proletariat ist diejenige Klasse der Gesellschaft, welche ihren Lebensunterhalt einzig und allein aus dem Verkauf ihrer Arbeit und nicht aus dem Profit irgendeines Kapitals zieht; deren Wohl und Wehe, deren Leben und Tod, deren ganze Existenz von der Nachfrage nach Arbeit, also von dem Wechsel der guten und schlechten Geschäftszeiten, von den Schwankungen einer zügellosen Konkurrenz abhängt. Das Proletariat oder die Klasse der Proletarier ist, mit einem Worte, die arbeitende Klasse des neunzehnten Jahrhunderts. […]

Das Proletariat ist entstanden durch die industrielle Revolution, welche in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in England vor sich ging und welche sich seitdem in allen zivilisierten Ländern der Welt wiederholt hat. Diese industrielle Revolution wurde herbeigeführt durch die Erfindung der Dampfmaschine, der verschiedenen Spinnmaschinen, des mechanischen Webstuhls und einer ganzen Reihe anderer mechanischer Vorrichtungen. Diese Maschinen, welche sehr teuer waren und also nur von großen Kapitalisten angeschafft werden konnten, veränderten die ganze bisherige Weise der Produktion und verdrängten die bisherigen Arbeiter, indem die Maschinen die Waren wohlfeiler und besser lieferten, als die Arbeiter sie mit ihren unvollkommenen Spinnrädern und Webstühlen herstellen konnten.“
Engels (1977), Grundsätze des Kommunismus, MEW Band 4, Dietz Berlin, S. 363f.


Annahme 5

  • Das Proletariat ist die einzige wirklich revolutionäre Klasse, die der Bourgeoisie entgegen steht.
  • Alle Klassen des Mittelstandes (Bauern, Handwerker etc.) wollen keinen revolutionären Bruch der Produktionsweise, sondern in erster Linie ihren Teil des Eigentums verteidigen.
  • Das Proletariat hingegen besitzt keinerlei Eigentum und kann nur seine Arbeitskraft verkaufen.
  • Das Proletariat ist die einzige Klasse, die keine privaten Sicherheiten hält und daher an einer vollständigen Zerschlagung der Produktionsweise interessiert ist.
  • Für den Proletarier verstecken sich hinter Kirche, Gesetz und Moral nur bürgerliche Interessen.
  • Das Proletariat kann sich nicht erheben, ohne dass der gesellschaftliche Überbau gesprengt wird.

„Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.

Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker, der Bauer, sie alle bekämpfen die Bourgeoisie, um ihre Existenz als Mittelstände vor dem Untergang zu sichern. Sie sind also nicht revolutionär, sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär, sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Sind sie revolutionär, so sind sie es im Hinblick auf den ihnen bevorstehenden Übergang ins Proletariat, so verteidigen sie nicht ihre gegenwärtigen, sondern ihre zukünftigen Interessen, so verlassen sie ihren eigenen Standpunkt, um sich auf den des Proletariats zu stellen. Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen. Die Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in den Lebensbedingungen des Proletariats. Der Proletarier ist eigentumslos; sein Verhältnis zu Weib und Kindern hat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen Familienverhältnis; die moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung unter das Kapital, dieselbe in England wie in Frankreich, in Amerika wie in Deutschland, hat ihm allen nationalen Charakter abgestreift. Die Gesetze, die Moral, die Religion sind für ihn ebenso viele bürgerliche Vorurteile, hinter denen sich ebenso viele bürgerliche Interessen verstecken.

Alle früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten, suchten ihre schon erworbene Lebensstellung zu sichern, indem sie die ganze Gesellschaft den Bedingungen ihres Erwerbs unterwarfen. Die Proletarier können sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen Privatsicherheiten und Privatversicherungen zu zerstören.

Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, die unterste Schichte der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erheben, nicht auflichten, ohne daß der ganze Überbau der Schichten, die die offizielle Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird.“
Marx/Engels (1977), Manifest der kommunistischen Partei, MEW Band 4, Dietz Berlin, S. 472f.


Qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter[Bearbeiten]

Schlagwörter

Verfügung, Arbeitskraft, Disposition, einfache und komplizierte Arbeit, Reproduktion der Arbeitskraft, Durchschnittsarbeit

Annahme 1

  • Der Arbeiter verkauft den Zugriff auf seine Arbeitskraft. Es ist egal, wie der Kapitalist die Arbeitskraft einsetzt.

„Was er [der Arbeiter, AG KA] verkauft, ist die Disposition [Verfügungsgewalt, AG KA] über seine Arbeit, die eine bestimmte ist, bestimmte Kunstfertigkeit etc. Es ist ganz gleichgültig, was der Kapitalist mit seiner Arbeit macht, obgleich er sie natürlich nur ihrer Bestimmtheit nach verwenden kann und seine Disposition selbst sich nur auf eine bestimmte Arbeit und eine zeitlich bestimmte Verfügung über dieselbe (soundso viel Arbeitszeit) beschränkt […].“
Marx (1983), Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW Band 42, Dietz Berlin, 207.


Annahme 2

  • Unterschiedlicher Arbeitslohn hängt mit unterschiedlicher Qualifizierung zusammen.
  • Unterschiedliche Bezahlung zwischen einfacher und komplexer Arbeit verändert nicht den Ausbeutungsgrad der Arbeit.
  • Arbeit wird im gleichen Verhältnis wie sie mehr Mehrwert erzeugt höher entlohnt.

„[…] Unterschiede, z.B. in der Höhe des Arbeitslohns, beruhen großenteils auf dem […] Unterschied zwischen einfacher und komplizierter Arbeit und berühren, obgleich sie das Los der Arbeiter in verschiednen Produktionssphären sehr verungleichen, keineswegs den Exploitationsgrad [Ausbeutungsgrad, AG KA] der Arbeit in diesen verschiednen Sphären. Wird z.B. die Arbeit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Taglöhners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verhältnis auch größern Mehrwert her als die des Taglöhners.“
Marx (1964), Kapital 3, MEW Band 25, Dietz Berlin, S. 151.


Annahme 3

  • Die Reproduktionskosten von verschiedenen Arbeiten sind genauso wie die Werte die sie schaffen unterschiedlich.
  • Deshalb kann eine Gleichheit der Löhne nicht gerecht sein

„Dennoch muß ich diese Gelegenheit zu der Feststellung benutzen, daß, genauso wie die Produktionskosten für Arbeitskräfte verschiedner Qualität nun einmal verschieden sind, auch die Werte der in verschiednen Geschäftszweigen beschäftigten Arbeitskräfte verschieden sein müssen. Der Ruf nach Gleichheit der Löhne beruht daher auf einem Irrtum, ist ein unerfüllbarer törichter Wunsch.“
Marx (1962), Lohn, Preis und Profit, MEW Band 16, Dietz Berlin, S. 131.


Annahme 4

  • Ein kleines Quantum komplizierter Arbeit ist gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit.

„Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiednen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder vielmehr multiplizierte ein- fache Arbeit, so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit.“
Marx (1962), Kapital 1, MEW Band 23, Dietz Berlin, S. 59.


Kopf- und Handarbeiter[Bearbeiten]

Produktions- und Zirkulationsarbeiter (Hinsichtlich Mehrwert)[Bearbeiten]