Produktive und unproduktive Arbeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Januar 2019, 18:22 Uhr

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REDAKTION FERTIG

Die gesellschaftlichen Verhältnisse und Dynamiken sind im wesentlichen Ausdruck und Resultat der kapitalistischen Akkumulation. Sie orientiert nicht auf die Produktion von Gebrauchswerten, etwa der Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen, sondern auf die Produktion von Wert, genauer Mehrwert. Dieser Zwecksetzung der kapitalistischen Produktion entsprechend lassen sich auch die verschiedenen Arbeiten, die in ihr subsumiert sind, in produktive und unproduktive Arbeiten unterteilen. An dieser Unterteilung, die nicht mit dem Inhalt der Arbeit zu tun hat, unterscheidet sich dennoch die Stellung der Menschen in der Gesellschaft.

Schlagworte

Mehrwertproduktion, Mehrprodukt, produktive und unproduktive Arbeit, gesellschaftlich bestimmte Arbeit, Klassenverhältnis, Gebrauchswert, Tauschwert, Revenue, Lohn

Annahme 1

  • Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist nicht die Produktion der Ware, sondern des Mehrwerts.
  • Von diesem Standpunkt aus ist Arbeit nur dann produktiv, wenn sie Mehrwert schafft.

„Der direkte Zweck der kapitalistischen Produktion ist nicht die Produktion der Ware, sondern des Mehrwerts oder des Profits (in seiner entwickelten Form), nicht das Produkt, sondern das surplus produce [Mehrprodukt, AG KA]. Die Arbeit selbst ist von diesem Standpunkt aus nur produktiv, soweit sie Profit oder surplus produce für das Kapital schafft. Soweit der Arbeiter das nicht schafft, ist seine Arbeit unproduktiv.“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 2, in: MEW, Band 26.2, Berlin 1967, S. 548.


Annahme 2

  • Produktion ist genau genommen Produktion von Mehrwert.
  • Für den Kapitalisten ist nur der Mehrwert produzierende Arbeiter produktiv.

„Andrerseits aber verengt sich der Begriff der produktiven Arbeit. Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware, sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, daß er überhaupt produziert. Er muß Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 532.


Annahme 3

  • Produktive Arbeit produziert Mehrwert für den Kapitalisten.
  • Produktive Arbeit produziert ihr eigenes Produkt als Kapital.
  • Produktive Arbeit ist gesellschaftlich bestimmte Arbeit.
  • Produktive Arbeit schließt ein bestimmtes Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer der Arbeit ein.

„Produktive Arbeit ist also solche - im System der kapitalistischen Produktion die Mehrwert für ihren employer [FN: Anwender] produziert oder die die objektiven Arbeitsbedingungen in Kapital und ihren Besitzer in Kapitalisten verwandelt, also Arbeit, die ihr eigenes Produkt als Kapital produziert.
Sprechen wir also von produktiver Arbeit, so sprechen wir von gesellschaftlich bestimmter Arbeit, Arbeit, die ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen dem Käufer und Verkäufer der Arbeit einschließt.“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 1, in: MEW, Band 26.1, Berlin 1965, S. 372.


Annahme 4

  • Wenn ein Arbeiter zur Bereicherung eines Unternehmers arbeitet, ist er produktiv.
  • Der Begriff der produktiven Arbeit bezeichnet nicht das Verhältnis vom Arbeiter zu seinem Arbeitsprodukt, sondern in seinem Verhältnis zum Kapital.
  • Produktiver Arbeiter sein, ist kein Glück, sondern ein Pech.

„Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schulmeister [Lehrer, AG KA] produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Daß letztrer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis. Der Begriff des produktiven Arbeiters schließt daher keineswegs bloß ein Verhältnis zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt ein, sondern auch ein spezifisch gesellschaftliches, geschichtlich entstandnes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwertungsmittel des Kapitals stempelt. Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 532.


Annahme 5

  • Die Bestimmung der produktive Arbeit hat nichts mit ihrem Inhalt oder ihrer Nützlichkeit zu tun.
  • Dieselbe Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein.
  • Produktive Arbeit produziert Kapital.

„Aus dem Bisherigen geht hervor, daß produktive Arbeit zu sein eine Bestimmung der Arbeit ist, die zunächst absolut nichts zu tun hat mit dem bestimmten Inhalt der Arbeit, ihrer besondren Nützlichkeit oder dem eigentümlichen Gebrauchswert, worin sie sich darstellt. Dieselbe Sorte Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein.

Z.B. Milton, who did the „Paradise Lost" for 5 l. [FN: der das „Verlorene Paradies" für 5 Pfund Sterling schrieb] war ein unproduktiver Arbeiter. Der Schriftsteller dagegen, der Fabrikarbeit für seinen Buchhändler liefert, ist ein produktiver Arbeiter. […] Eine Sängerin, die auf ihre eigene Faust ihren Gesang verkauft, ist ein unproduktiver Arbeiter. Aber dieselbe Sängerin, von einem entrepreneur [Unternehmer, AG KA] engagiert, der sie singen läßt, um Geld zu machen, ist ein produktiver Arbeiter; denn sie produziert Kapital.“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 1, in: MEW, Band 26.1, Berlin 1965, S. 376f.


Annahme 6

  • Arbeit ist produktiv, wenn ein Kapitalist sie kauft, um sie zu verwerten.
  • Arbeit ist unproduktiv, wenn sie jemand kauft, um sie zu konsumieren.

„Dieselbe Arbeit kann produktiv sein, wenn ich sie als Kapitalist, als Produzent kaufe, um sie zu verwerten, und unproduktiv, wenn ich sie als Konsument […] kaufe, um ihren Gebrauchswert zu verzehren , sei es, daß dieser Gebrauchswert mit der Tätigkeit des Arbeitsvermögens selbst verschwindet oder sich in einem Ding materialisiert […].“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 1, in: MEW, Band 26.1, Berlin 1965, S. 135.


Annahme 7

  • Unproduktive Gesellschaftsmitglieder beziehen ihre Konsumtionsmittel aus den Händen der produktiven Arbeiter, der industriellen Kapitalisten und Grundbesitzer.
  • Die Revenue der unproduktiven Gesellschaftsmitglieder sind abgeleitet vom Arbeitslohn, dem Profit und der Bodenrente.

„Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figurierenden Gesellschaftsglieder können ihren Anteil am jährlichen Warenprodukt - also ihre Konsumtionsmittel – in erster Hand nur beziehn aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt – produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grundbesitzern. Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Arbeitslohn (der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 2, in: MEW, Band 24, Berlin 1963, S. 372.


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