Produktions- und Zirkulationsarbeiter

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Schlagworte

Kopf- und Handarbeit, Gesamtarbeiter, produktive und unproduktive Arbeit, Handelskapital, Kaufmannskapital, Akkumulation, produktives Kapital, Selbstverwertung des Kapitals, unbezahlte Arbeit, Wert der Arbeitskraft, Zirkulation, Mehrwert, Zirkulationskosten, Realisierung des Mehrwerts

Annahme 1

  • Die Trennung von Kopf- und Handarbeit ist der kapitalistischen Produktionsweise eigen, wenngleich das Produkt dieser Arbeit das gemeinsame Produkt von Kopf- und Handarbeiter ist.
  • Kopf- und Handarbeiter arbeiten produktiv, da sie unmittelbar materiellen Reichtum produzieren, ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital austauschen und außer ihrem Einkommen einen unmittelbaren Mehrwert für den Kapitalisten reproduzieren.
  • Die Arbeit der produktiven Arbeiter besteht aus bezahlter Arbeit und unbezahlter Mehrarbeit.

„Es ist […] das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten – oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andre Seite vorwiegt, – zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, daß das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht; was andrerseits ebensowenig hindert oder gar nichts daran ändert, daß das Verhältnis jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters ist. Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Salair einen Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit plus unbezahlter Surplusarbeit [Mehrarbeit, AG KA].“
Marx, Karl, Theorien über den Mehrwert 1, in: MEW, Band 26.1, Berlin 1965, S. 387.


Annahme 2

  • Handelskapital ist innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital.
  • Im Zirkulationsprozess werden weder Wert noch Mehrwert produziert.
  • In der Zirkulationssphäre können nur Mehrwerte realisiert werden, die in der Ware bereits existieren.
  • Handelskapital kann 1. die Zirkulationszeit einer Ware verringern und so a) zur Mehrwertvermehrung beitragen und b) die Profitrate erhöhen und 2. den Markt ausdehnen und so zur weiteren Arbeitsteilung der Kapitale, zu höherer Produktivität und damit zu größerer Akkumulation führen.

„Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital. Der Zirkulationsprozeß ist eine Phase des gesamten Reproduktionsprozesses. Aber im Zirkulationsprozeß wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehn nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor. […] Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert […]. Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt. Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalen vermittelt, also das Kapital befähigt, auf größrer Stufenleiter zu arbeiten, befördert seine Funktion die Produktivität des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkürzt, erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschoßnen Kapital, also die Profitrate. Soweit es einen geringem Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkulationssphäre einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 290f.


Annahme 3

  • Die unbezahlte Mehrarbeit des Arbeiters schafft dem produktiven Kapital Mehrwert.
  • Die unbezahlte Mehrarbeit der kommerziellen Lohnarbeiter schafft dem Handelskapital einen Anteil am Mehrwert des produktiven Kapitals.

„Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Kapital direkt Mehrwert [schafft, AG KA], schafft die unbezahlte Arbeit der kommerziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Anteil an jenem Mehrwert.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 305.


Annahme 4

  • Nur Arbeit, die Mehrwert produziert oder die das Kapital, d.h. die Arbeitskraft, Maschinen, Rohstoffe, etc. reproduziert, ist produktiv.

„Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 532.


Annahme 5

  • Zirkulationsarbeiter produzieren keinen Mehrwert.
  • Der Preis ihrer Arbeit ist bestimmt durch den Wert dieser Arbeit.
  • Ihre Arbeitskraft ist nicht durch ihren Wert begrenzt.
  • Ihr Lohn steht nicht unbedingt in einem Verhältnis zu dem Profit, den sie realisiert.

„Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeitskraft, also deren Produktionskosten, bestimmt, während die Ausübung dieser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraftäußerung und Abnutzung, wie bei jedem andren Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verhältnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft. Was er dem Kapitalisten kostet und was er ihm einbringt, sind verschiedne Größen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, soweit er, zum Teil unbezahlte, Arbeit verrichtet.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 311.


Annahme 6

  • Je mehr produktive Lohnarbeiter arbeiten, desto größer werden Mehrwert und Profit.
  • Die Menge der Notwendigkeit an Zirkulationsarbeitern ist abhängig von der Menge der produzierten Ware, also auch von der Menge der produktiven Lohnarbeiter.

„Das industrielle Kapital verhält sich […] nicht in derselben Weise zu seinen kommerziellen, wie zu seinen produktiven Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden Umständen angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so größer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen [bei den kaufmännischen Arbeitern, AG KA]. […] Es liegt in der Natur der Sache, daß eine Arbeit, die nur in den vermittelnden Operationen besteht, welche teils mit der Berechnung der Werte, teils mit ihrer Realisierung, teils mit der Wiederverwandlung des realisierten Geldes in Produktionsmittel verbunden sind, deren Umfang also von der Größe der produzierten und zu realisierenden Werte abhängt, daß eine solche Arbeit nicht als Ursache, wie die direkt produktive Arbeit, sondern als Folge der respektiven Größen und Massen dieser Werte wirkt. Ähnlich verhält es sich mit den andren Zirkulationskosten. Um viel zu messen, zu wiegen, zu verpacken, zu transportieren, muß viel da sein; die Menge der Pack- und Transportarbeit etc. hängt ab von der Masse der Waren, die Objekte ihrer Tätigkeit sind, nicht umgekehrt.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 310 f.