Monopole und ihre Entwicklung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Überblick ==
 
== Überblick ==
Hier geht es um den ökonomischen Kern des Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium: das Monopol bzw, die Monopolisierung als Folge der notwendigen Zentralisierung des Kapitals und die Herausbildung des Finanzkapitals als die wirkmächtige Verbindung des Industrie- und Bankkapitals bzw. produktives und Geldkapital. Kurz: Konzentration des Kapitals - Monopolisierung - Finanzkapital, ein stetig stattfindender Prozess im Laufe der kapitalistischen Geschichte.
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In diesem Dissens-Teil geht es um die ökonomische Analyse des Kapitalismus und vor allem, um die Rolle und die Entwicklung des Monopols.  
Einige begriffliche Voraussetzungen zuerst:
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Die Frage der Gesetzmäßigkeit der Monopolbildung des Kapitalismus ist umstritten. Diese ist die Grundlage für eine Imperialismusanalyse, die u.a. gerade deshalb auch so unterschiedlich ausfällt. Im Mittelpunkt der Debatte zentrieren sich die Fragen: Ist die stattfindende Monopolisierung von Kapitalen eine zwangsläufige und gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus der freien Konkurrenz? Und daraus folgend: Befinden wir uns daher heute noch in einem Kapitalismus der freien Konkurrenz, in der sich einige Kapitale einfach mehr oder weniger bewährt haben? Dem entgegen wird diskutiert, ob wir andererseits in der Epoche des Finanzkapitals, dem Imperialismus, leben, in der die Entwicklung der Gesellschaft durch das Interesse an Monopolprofiten bestimmt wird? Abschließend stellt sich dann die Frage, welche Konsequenzen das für die Arbeiterklasse und Strategie der Kommunistischen Partei hat.
Als erstes unterscheidet Marx die Formen des Kapitals, die sich aus dem Kapitalkreislauf (Waren-produktion und Warenzirklulation) ergeben: Geldkapital, produktives Kapital und Warenkapital. Diese Ebene der Betrachtung sagt noch nichts aus über das Eigentum an Kapital. War es historisch so, dass jeder einzelne industrielle Kapitalist alle Formwandlungen des Kapitals in seiner Kontrolle durchlaufen konnte, entwickelten sich Handelskapitalisten durch Besitz von Waren (Warenkapital) und / oder Geld zu Bank- und Handelskapitalisten, industrielle Kapitalisten aber auch ebenso durch Akkumulation wiederum zu Bank- und Handelskapitalisten. Im Kapitalkreislauf (Einsatz von Geldkapital in Produktionsmittel und Arbeitskraft, Produktion von Waren, Umsatz von Warenkapital in Geldkapital) also macht das Kapital Formwandlungen durch. Ob und in welchem Maße nun diese verschiedenen Kapitalformen historisch durch industrielle Kapitalisten, Bankkapitalisten, Handelskapitalisten oder den kapitalistischen Staat vertreten werden ist Sache der konkreten historischen Untersuchung und keine theoretische Frage.
 
Wenn wir uns nun hier mit der Frage der notwendigen Verschmelzung von Industrie- und Bankka-pital zum Finanzkapital als Folge der Monopolisierung (und diese wiederum als notwendige Folge der Konzentration und Zentralisation des Kapitals) beschäftigen, geht es um eine historische Be-trachtung. Diese historische Entwicklung tendiert zunehmend zur Vergesellschaftung, das heisst: immer größere Monopole verwalten den gesellschaftlich produzierten Mehrwert, das gesamtgesellschaftliche Kapital in fortschreitend zentralisierterer Form. Die unterschiedlichen Kapitalisten, Bank-, Industrie, Handelskapitalisten (letztere historisch betrachtet zunehmend bedeutungsloser), binden durch gegenseitige Beteiligungen (mittels ihres in Form von Geldkapital angehäuftem gesellschaftlichen Mehrwert) ihre Kapitale zusammen, um die notwendigen Investitionen in den unterschiedlichen Bereichen der gesellschaftlichen Mehrwertproduktion, zu gewährleisten.  
 
  
Beide Kategorien, Monopolisierung und Finanzkapital, sind jedoch umstritten. Die unterschiedli-chen Positionen sollen in einem ersten Aufschlag hier vorgestellt werden und die Grundlage für weitere Vertiefungen und Untersuchungen bieten.
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Die Erklärung der Monopole und ihrer Entstehung ist nur mit dem historischen Materialismus möglich. Das heißt mit der konkreten Untersuchung der Phänomene und ihrer historischen Entwicklung, um die Gesetzmäßigkeiten zu erkennen.
Im Mittelpunkt der Debatte geht es um die Fragen: Ist die stattfindende Monopolisierung von Kapitalen eine zwangsläufige und gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus der freien Konkurrenz? Und daraus folgend: befinden wir uns daher heute noch in einem Kapitalismus der freien Konkurrenz, in der sich einige Konzerne zwar durchgesetzt haben, denen aber keine dauerhafte Charakterisierung als Monopol zugeschrieben werden kann?
 
Des Weiteren ist so ähnlich wie „Imperialismus“ der Begriff des Finanzkapitals, sowohl in der kommunistischen Bewegung, als auch in der marxistisch orientierten Akademie ungeklärt. Unge-klärt in dem Sinne, dass er erstens sehr unterschiedlich verwendet wird, zweitens auch im empiri-schen Sinne.  
 
Ob die verschiedenen Auffassungen der Wirklichkeit standhalten, wird zu überprüfen sein. Ohne eine empirische Auseinandersetzung werden wir den Dissens nicht lösen können.
 
In dem hier gesetzten Rahmen wird es zunächst einmal darum gehen, den Dissens überhaupt zu begreifen, also die verschiedenen Ansätze und Positionen darzulegen.  Der hier gemachte Auf-schlag kann nur ein erster Schritt sein, um sich einen Überblick, wenn auch keinen allumfassenden, zu verschaffen. In einem zweiten Schritt wird in der Arbeitsgruppe die ausführlichere Darlegung der Positionen stattfinden.
 
  
=== Monopolisierung als gesetzmäßige Tendenz im Kapitalismus ===
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Die Frage nach der Rolle der Monopole und ihrer Entwicklung als wesensbestimmend wird von manchen bestritten (Gegenstandpunkt, andere Vertreter akademischer Varianten eines „Marxismus“), auf der anderen Seite werden Erscheinungen des Kapitals verabsolutiert und zu neuen Theorien geformt, die nahelegen, dass der Imperialismus einen anderen Charakter angenommen hätte (siehe [[Monopole und ihre Entwicklung#Transnationales Kapital|transnationales Kapital]]).
Die Grundlagen der ökonomischen Analyse des Kapitalismus als monopolistischer Kapitalismus ist die Erkenntnis der grundlegenden Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise, der Konzentration und Zentralisation des Kapitals. Außerdem die daraus folgende Akkumulation und die steigende organische Zusammensetzung des Kapitals, darauf aufbauend der zunehmende gesellschaftliche Charakter der Produktivkräfte, der im Widerspruch zur privaten Aneignung, dem Wert- und dem Mehrwertgesetz, der Fall der Profitrate usw. steht.
 
Die Momente des Übergangs zum imperialistischen Stadium sind schon bei Marx und Engels her-ausgearbeitet worden. Diese Momente des Übergangs sind u. a. die zunehmende Rolle des Gesell-schaftskapitals (in Form der Aktiengesellschaften, Trennung Kapitalfunktion und Kapitaleigentum), die zunehmende Bedeutung des Kredits, die Entstehung von Monopolen und einer Finanzoligarchie, die strukturelle Überakkumulation und die Zunahme des Kapitalexports. Der Umschlag von der freien Konkurrenz ins Monopol ist das Merkmal des neuen Stadiums des Kapitalismus und seine unterschiedlichen Erscheinungen und Phänomene sind darauf zurückzuführen. Die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise werden dadurch nicht aufgehoben, aber das Gesetz der Durchschnittsprofitrate als Regulator der Produktion und Profitverteilung durchbrochen. Das moderne Monopol verfügt, aufgrund seiner Beherrschung von Reproduktionszusammenhängen, über ökonomische, soziale und politische Macht und Gewalt.  
 
  
Es gibt eine Reihe von Positionen, die eine Trennung des Stadiums des Imperialismus von dem der freien Konkurrenz vornehmen und verneinen, dass es sich um monopolistischen Kapitalismus han-delt. Dabei werden Lenins Ansichten und Analysen als Widerspruch zu den theoretischen Auffas-sungen im Kapital von Karl Marx betrachtet. Zu dieser Strömung gehören zum Beispiel die „Neue Marx-Lektüre“, die Werttheoretiker, der Gegenstandpunkt und andere weitestgehend akademische Debatten. Diese Strömungen unterscheiden sich zwar in Eckpunkten, sind sich aber in der Trennung von Marx und Lenin einig.  
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In der bürgerlichen Ökonomie wird die Entstehung von Monopolen bestritten bzw. ein Monopolbegriff benutzt, der für Einzelfälle gilt, in denen ein Unternehmen eine ganze Branche weltweit beherrschen oder einige große Firmen Absprachen treffen, nicht aber für die gesamte Produktionsweise, auch wenn einige bürgerliche Theorien über Monopole bzw. „Oligopole“ und „unvollkommenen Wettbewerb“ sprechen.
Die Analyse, dass aus der Konzentration und Zentralisation die Monopolbildung folgt und demnach die Entwicklung des Kapitalismus aus dem Stadium der freien Konkurrenz in das des Monopols, wird abgelehnt.
 
Eine historische Tendenz zur Zunahme dieser Phänomene wird verneint. Die Bildung von Monopolen wird teilweise als Mittel der Kapitale gesehen, sich in der immer noch bestehenden freien Konkurrenz gegenüber anderen Kapitalen zu bewähren. Die Neue Marx-Lektüre und der Gegenstandpunkt (GSP) unterscheiden sich in einigen Punkten, lehnen beide aber die Entwicklung des Kapitalismus zum Monopolkapitalismus ab. Die Rolle des Staates ist aus Sicht des Gegenstandpunkts dabei eine, die über der Ökonomie steht:
 
Er treibt, um selbst in der internationalen Konkurrenz zu bestehen, die Monopolisierung voran. Der Staat instrumentalisiere damit die Ökonomie für „seine Zwecke" (Marxistische Gruppe, 1981).
 
Die Bankenmacht sei eine Illusion, so argumentiert auch Guenther Sandleben. Die von Hilferding und auch von Lenin behauptete besondere Stellung der Banken stellt er in Frage und relativiert die Rolle der Banken als Vermittler des Geldkapitals. Ob er und vielleicht auch andere die Zentralisie-rungsbewegung im Bankensektor und damit deren Monopolisierung in Frage stellen, soll im Rah-men der weiteren Bearbeitung Gegenstand der Untersuchung sein.
 
  
=== Zur Geschichte des Begriffs Finanzkapital ===
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Sozialdemokratische Positionen beziehen sich vor allem auf die Frage der Möglichkeit der Regulierung und Reformierung des Systems. Monopole werden entweder als Ordnungsfaktor positiv gesehen (siehe Hilferding) oder sie werden als Grund der Misere benannt, aber die Möglichkeit einer regulierten Marktwirtschaft ohne Monopole als Möglichkeit entworfen (siehe Wagenknecht).
Der Begriff des Finanzkapitals wurde von Rudolf Hilferding in den Marxismus eingeführt. Gleich bei der Veröffentlichung hat Kautsky einiges an Kritik angemeldet. Umstritten war er also von Anbeginn. Lenin übernimmt den Begriff, auch wenn er dann auf seine Unzulänglichkeiten hinweist und ihn um den Aspekt der dem Finanzkapital zugrundeliegenden notwendigen Monopolisierung erweitert. Nach Lenins Schrift scheinen sich vor allem zwei Richtungen der Interpretation zu entwickeln, die bis heute in unterschiedlichster Weise noch existent sind. Jedoch muss die Arbeit im Klärungsprozess auch darin bestehen herauszuarbeiten, ob diese grobe Unterteilung zutrifft oder nicht oder ob sich weitere Ansätze entwickelt haben, die hier nicht richtig oder gar nicht eingeordnet sind bzw. eingeordnet werden können. Die zwei Ansätze die hier zur groben Einteilung der verschiedenen Positionen eine Orientierung geben sollen, sind folgende:
 
Der erste Ansatz geht davon aus, dass das Finanzkapital das monopolisierte Kapital, das in der Produktion angelegt ist, also das „Kapital in der Verfügung der Banken und in der Verwendung der Industriellen“ (Hilferding1973, S.?). Diese Position ist aus den Referaten und Positionen innerhalb der KI (Kommunistische Internationale), in der SU (Sowjetunion) und auch in der DDR zu finden und baut grundsätzlich auf die Thesen Hilferdings und Lenins auf. Aufbauend darauf entsteht die Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus. (Link zum entsprechenden Dissens)
 
  
Der zweite Ansatz geht davon aus, dass das Finanzkapital das Kapital ist, das lediglich in den Fi-nanzmärkten kursiert und nimmt entweder explizit oder implizit eine Position gegen die Ver-schmelzungsthese ein.  
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In der ökonomischen Debatte wird an verschiedenen Stellen entweder Marx direkt kritisiert oder eine Fehlinterpretation Lenins angenommen, um das Stadium des Imperialismus zu bestreiten. Dazu werden vor allem die Frage des tendenziellen Falls der Profitrate oder die Frage der Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital angebracht.
  
Heute finden wir Versatzstücke beider Ansätze in einzelnen Positionen und unzählige Ausdifferen-zierungen in Detailfragen. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Zustand auf die Krise des Kommunismus, vor allem auf den Revisionismus, zurückzuführen ist. Gleichzeitig ist das Eindrin-gen der bürgerlichen Ideologie und die Befassung mit dieser Frage in der bürgerlichen Akademie durch zahlreiche marxistisch gesinnte Akademiker ein weiterer Grund für den bunten Strauß an Erklärungsansätzen, die uns heute präsentiert wird. Die so genannten Globalisierungstheoretiker sind hier als Beispiel zu nennen.
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Im folgenden wird versucht, die unterschiedlichen Positionen und Thesen sowie ihre Vertreter darzustellen:
Die hier vorgeschlagene Systematisierung ist wie folgt: Lenins Begriff des Finanzkapitals wird als Ausgangspunkt genommen. Alle anderen Positionen werden dann dazu ins Verhältnis gesetzt.
 
  
=== Lenins Begiff des Finanzkapitals ===
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=== Der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium ist Monopolkapitalismus ===
Die in der kapitalistischen Entwicklung gesetzmäßigen Konzentrationsprozesse in der Produktion und dann auch des Bankkapitals führen zur Monopolisierung in der Industrie und im Bankensektor. Die Monopolisierung führt zur Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital. Lenin schreibt: „Konzentration der Produktion, daraus erwachsende Monopole, Verschmelzen oder Verwachsen der Banken mit der Industrie - das ist die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals und der Inhalt dieses Begriffs.“ (LW Bd.22, S.230)  Aufbauend auf folgende Aussage Hilferdings wendet Lenin seine Hauptaufmerksamkeit dem so genannten »Beteiligungssystem« bzw. »Beteiligungsgesell-schaft«: „Ein immer wachsender Teil des Kapitals der Industrie gehört nicht den Industriellen, die es anwenden. Sie erhalten die Verfügung über das Kapital nur durch die Bank, die ihnen gegenüber den Eigentümer vertritt. Andererseits muß die Bank einen immer wachsenden Teil ihrer Kapitalien in der Industrie fixieren. Sie wird damit in immer größerem Umfang industrieller Kapitalist. Ich nenne das Bankkapital, also Kapital in Geldform, das auf diese Weise in Wirklichkeit in industrielles Kapital verwandelt ist, das Finanzkapital.“ (Hilferding 1973, S.) Lenin legt die tatsächlich vor sich gehende Verschmelzung durch ein weit verzweigtes Netz von Beteiligungen dar, die dem Monopolkapital die Kommandohoheit über immer größere Teile der Nationalökonomie sichert. Die am häufigsten anzutreffende, juristische Form einer Beteiligungsgesellschaft ist die Aktiengesellschaft. Aus den Ausführungen Lenins ist ersichtich, dass er das Finanzkapital am Aufkommen von Wertpapieren in den jeweiligen Nationalstaaten misst: „Diese vier Länder (damit sind England, Frankreich, Vereinigte Staaten und Deutschland gemeint, Anm. d. Redaktion) zusammen besitzen 479 Millarden Francs (das ist die Summe der Wertpapiere in diesen Ländern im Jahre 1910, Anm.d.Redaktion), d.h. nahezu 80 % des Weltfinanzkapitals. Fast die ganze übrige Welt spielt so oder anders die Rolle des Schuldners und Tributpflichtigen dieser Länder - der internationalen Bankiers, dieser vier »Säulen« des Weltfinanzkapitals.“ (LW, Bd 22, S.243/244). Das Kapital wiederum, das in Form von Wertpapieren existiert, ist fiktives Kapital. Dazu Karl Marx: „Die Aktien von Eisenbahn-, Bergwerks-, Schiffahrts- etc. Gesellschaften stellen wirkliches Kapital vor, nämlich das in diesen Unternehmungen angelegte oder fungierende Kapital oder die Geldsumme, welche von den Teilhabern vorgeschossen ist, um als Kapital in solches Unternehmungen verausgabt zu werden. Wobei keineswegs ausgeschlossen ist, dass sie auch bloßen Schwindel vorstellen. Aber dies Kapital existiert nicht doppelt, einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel, der Aktien, und das andre Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende Kapital. Es existiert nur in jener letztern Form, und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel, pro rata, auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert. A mag diesen Titel an B, und B ihn an C verkaufen. Diese Transaktionen ändern nichts an der Natur der Sache. A oder B hat dann seinen Titel in Kapital aber C sein Kapital in einen bloßen Eigentumstitel auf den von dem Aktienkapital zu erwartenden Mehrwert verwandelt.“ (Karl Marx, Das Kapital Band III, S. 484/485)
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Die Grundlagen der ökonomischen Analyse des Kapitalismus als monopolistischer Kapitalismus ist das Verhältnis der grundlegenden Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise, also die der Konzentration und Zentralisation des Kapitals. Außerdem die daraus folgende Akkumulation des Kapitals und die steigende organische Zusammensetzung des Kapitals. Darauf aufbauend der zunehmende gesellschaftliche Charakter der Produktivkräfte, der im Widerspruch zur privaten Aneignung, dem Wert- und dem Mehrwertgesetz, der Fall der Profitrate usw. steht.  
  
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Begriffes Finanzkapital ist der Zusammenhang mit der politi-schen Organisation der Kapitalistenklasse, des Staates. Dazu schreibt Lenin: „Die Epoche des jüngsten Kapitalismus zeigt uns, daß sich unter den Kapitalistenverbänden bestimmte Beziehungen herausbilden auf dem Boden der ökonomischen Aufteilung der Welt, daß sich aber daneben und im Zusammenhang damit zwischen den politischen Verbänden, den Staaten, bestimmte Beziehungen herausbilden auf dem Boden der territorialen Aufteilung der Welt, des Kampfes um Kolonien, »des Kampfes um das Wirtschaftsgebiet«.“ (LW, Bd 22, S.258) Alle weiteren, historisch-konkreten Ausführungen Lenins und seine Kritik an Kautsky zeigen deutlich, dass das so genannte Weltfinanzkapital sich in nationale Kapitalistenverbände aufteilt, die wiederum durch ihre politische Organisation in Form von Nationalstaaten, ihre Rivalitäten bezüglich der Neuaufteilung der Welt ausfechten.
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Diese Gesetze sind von Marx und Engels zwar in der Phase des Kapitalismus der freien Konkurrenz entdeckt worden, sie gelten aber für die Produktionsweise überhaupt. Das Kapital und seine Reproduktion verändert sich nicht grundlegend, dennoch verändert sich mit der Entwicklung der Produktivkräfte die Bewegung und Struktur des Kapitals. Es geht also um einen bestimmten Entwicklungsgrad der kapitalistischen Gesellschaftsformation. Dieser Entwicklungsgrad beinhaltet die Produktionsweise, die Klassenverhältnisse und den Überbau.  
Zwei Entwicklungstendenzen werden ausgemacht: eine ausgeweitete Internationalisierung des Finanzkapitals, im Sinne der erhöhten Aktivität und Konzentration auf internationaler Ebene, - eine Tendenz, die zu vermehrter internationaler Organisation des Kapitals führen muss. Und auf der anderen Seite verschärfte Konkurrenz zwischen den nationalstaatlich organisierten Kapitalistenverbände um Rohstoff- und Wirtschaftsgebiete. Letztlich wird aber trotz der notwendi-gen Internationalisierung, im Sinne von Zusammenarbeit verschiedener Kapitalistenverbände in internationalen und regionalen Zusammenschlüssen wie Trusts, Kartelle etc., die sich zuspitzende Konkurrenz, wenn nicht durch Kauf, dann nur durch Gewaltmaßnahmen, also durch das Militär, gelöst werden können.  
 
  
Der Begriff des Finanzkapitals in der Kommunistischen Internationale, in der Sowjetunion und den sozialistischen Ländern knüpft weitestgehend an Lenins Auffassungen an. Ab wann und in welcher Weise Differenzen und / oder Revisionen des Leninschen Begriffs von Finanzkapital auftauchen, wird eine Aufgabe der Untersuchungen im Rahmen des Klärungsprozesses sein. In der DDR haben sich einige Ökonomen der historisch-konkreten Analyse des Kapitalismus gewidmet. Ihre Arbeiten müssen wir heranziehen, um ein tieferes Verständnis für den Begriff des Finanzkapitals zu entwi-ckeln und nachzuprüfen, ob er den Realitäten standhält.  
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Die Momente des Übergangs zum imperialistischen Stadium sind schon bei Marx und Engels herausgearbeitet worden. Diese Momente des Übergangs sind u. a. die zunehmende Rolle des Gesellschaftskapitals (in Form der Aktiengesellschaften, Trennung Kapitalfunktion und Kapitaleigentum), die zunehmende Bedeutung des Kredits, die Entstehung von Monopolen und einer Finanzoligarchie, die strukturelle Überakkumulation und die Zunahme des Kapitalexports.
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Der Umschlag von der freien Konkurrenz ins Monopol ist das Merkmal des neuen Stadiums des Kapitalismus und seine unterschiedlichen Erscheinungen und Phänomene sind darauf zurückzuführen. Die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise werden dadurch nicht aufgehoben, aber das Gesetz der Durchschnittsprofitrate als Regulator der Produktion und Profitverteilung durchbrochen. Das moderne Monopol verfügt, aufgrund seiner Beherrschung von Reproduktionszusammenhängen, über ökonomische, soziale und politische Macht und Gewalt.
  
=== Finanzkapital gleich fiktives Kapital ===
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=== Monopolisierung als nicht historisch gesetzmäßige Entwicklung, sondern Bewährung in der immer noch freien Konkurrenz ===
Es gibt zahlreiche Autoren, die den Begriff Finanzkapital in Anlehnung an Hilferding und Lenin benutzen. Bei der näheren Betrachtung stellt sich jedoch die Frage, inwiefern das Finanzkapital trotz des positiven Bezugs auf den Leninschen Begriff alternativ als Geldkapital oder Bankkapital verwendet wird. Eine solche Anwendung des Begriffes kann dann unterstellt werden, wenn in den Ausführungen z.B. eine Trennung zwischen Industriekapital und dem Finanzkapital bzw. Bankkapital vorgenommen wird.
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Es gibt eine Reihe von Positionen, die eine Trennung des Stadiums des Imperialismus von dem der freien Konkurrenz vornehmen und verneinen, dass es sich um monopolistischen Kapitalismus handelt. Die Trennung von Marx und Engels von Lenin ist Teil dieser Strömung. Dazu gehören zum Beispiel die „Neue Marx-Lektüre“, die Werttheoretiker, der Gegenstandpunkt und andere weitestgehend akademische Debatten. Diese Strömungen unterscheiden sich zwar in Eckpunkten, sind sich aber in der Trennung von Marx und Lenin einig.
  
Andreas Wehr stellt hierzu fest, dass durch die hervorstechende Rolle der Finanzmärkte der falsche Schein einer Verselbständigung entstehen kann, die der Verschmelzungsthese zu widersprechen scheint (Wehr 2010, S.28), weist aber mit Bezugnahme auf die Arbeiten von Hess darauf hin, dass Finanzmarkttransaktionen letztlich auch „in einem erheblichen Maße der Ermöglichung bzw. der Fortsetzung der Produktion auf monopolkapitalistischer Stufe“ dienen. (Wehr 2010, S.29) Das zur Finanzierung der Produktion im Allgemeinen gesammelte, verwaltete, verliehene Geld also, erscheine auf den Finanzmärkten (dort, wo es gehandelt wird) als von der Industrie losgelöst (verselbständigt), dies aber sei nur ein Scheinwiderspruch zur Verschmelzungsthese, da diese Finanzmittel direkte (z.B. als Aktien/Wertpapiere) oder indirekt (als Kredit) in der Produktion eingesetzt werden und Ansprüche durch entweder Dividende oder Zins auf den dort produzierten Mehrwert erheben. So verstanden, wäre Finanzkapital das miteinander zusammenfließende, von den Banken (auch Investmentbanken) vermittelte monopolisierte Kapital.
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Die Analyse, dass aus der Konzentration und Zentralisation die Monopolbildung folgt und demnach die Entwicklung des Kapitalismus aus dem Stadium der freien Konkurrenz in das des Monopols, wird abgelehnt. <br/>Eine historische Tendenz zur Zunahme dieser Phänomene wird verneint. Die Bildung von Monopolen wird teilweise als Mittel der Kapitale gesehen, sich in der immer noch bestehenden freien Konkurrenz gegenüber anderen Kapitalen zu bewähren. Neue Marx-Lektüre und Gegenstandpunkt (GSP) unterscheiden sich in einigen Punkten, lehnen beide aber die Entwicklung des Kapitalismus zum Monopolkapitalismus ab. Die Rolle des Staates ist aus Sicht des Gegenstandpunkts dabei eine, die über der Ökonomie steht: <br/>Er treibt, um selbst in der internationalen Konkurrenz zu bestehen, die Monopolisierung voran. Der Staat instrumentalisiert damit die Ökonomie für „seine Zwecke" (Marxistische Gruppe, 1981). 
Wehr weist jedoch auch darauf hin, dass große Banken (wie die Deutsche Bank) zunehmend ihre Beteiligungen an Industrieunternehmen aufgeben. Er stellt die These auf, dass trotz dieser Entwicklung die Macht der Banken nicht abgenommen hätte. Hier ist die Frage, ob die Verschmelzungsthese lediglich durch die Beteiligung der Banken an den Industrieunternehmen selbst abzulesen ist oder ob die durch Banken vermittelte Kapitalbeschaffung für Beteiligungs-, bzw. Aktiengesellschaften. Zu bobachten sei eine weitere personelle Verflechtung mit der Industrie, so Wehr, was zeige, dass die Verschmelzung trotz der geringeren Beteiligung der Banken an Industrieunternehmen noch weiter existiere. Diese Beobachtungen und Schlussfolgerungen werfen Fragen auf:
 
Ist das Finanzkapital als verwachsenes Bank- und Industriekapital vor allem in der Form des fikti-ven Kapitals, also im weitesten Sinne in Form von Wertpapieren (siehe oben Lenin zu Beteili-gungsgesellschaften) real anzutreffen? Ist demzufolge das den Aktiengesellschaften zur Verfügung stehende Kapital das Finanzkapital?
 
Oder kann die personelle Verflechtung von Banken und Industrie als Indiz für die Verschmelzungsthese dienen oder ist die personelle Verflechung ‚nur’ eine Konsequenz aus der gegenseitigen Verwicklung der Kapitale? Ist desweiteren eine Entflechtung bzw. Trennung von Industrie- und Bankkapital möglich und wäre dann die These nach einer notwendigen Entwicklungstendenz zum Finanzkapital nicht haltbar?
 
  
Lucas Zeise umschreibt in seinem 2019 erschienen Buch mit dem Titel Finanzkapital: „Es (das Finanzkapital, Anm. BolscheWiki) wird dabei als die Verbindung des oben definierten Geldkapitals mit dem (Industrie)-Kapital bezeichnet, das durch die Ausbeutung der Arbeitskräfte Waren produziert, die Wert und Mehrwert repräsentieren. () Die Verbindung des alten Geldkapitals, kurz der Banken, mit dem erst im Kapitalismus massenhaft auftretenden Industriekapital übernimmt als monopolistisches Kapitals die Macht in Gesellschaft und Staat. Das ist die hier vertretene Grundthese wie auch bei Rudolf Hilferding und Wladimir I. Lenin.“ (Lucas Zeise 2019, S.57/58) Er empfieht dabei als Kennzeichnung der Epoche des Imperialismus den Begriff Finanzkapitalismus. Nach Zeise ist das Finanzkapital im Laufe der letzten Jahrzehnte finanzieller geworden und meint damit, dass es vermehrt in Form des Geldkapitals in Erscheinung tritt. Hier muss die Frage aufgeworfen werden, ob diese Vorstellung beinhaltet, dass mit Finanzkapital das Geldkapital an sich gemeint ist, oder das fiktive Kapital, also Eigentumstitel auf bzw. eine Beteiligung an das sich im Kapitalkreislauf befindliche industrielle Kapital, das – wie gehabt – seine Formwandlungen durchmacht. Damit einhergeht die Frage, ob hier der Handel mit Wertpapieren bzw. anderen Finanzprodukten gemeint ist und nicht das (Finanz-) Kapital selbst.  
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=== Neue Marx-Lektüre ===
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Die „Neue Marx-Lektüre“ hat ihre Wurzeln teilweise schon in den 60ern (z.B. Helmut Reichelt), spielt aber seit den 90ern eine verstärkte Rolle, vor allem in der akademischen Befassung mit Marx. Michael Heinrich mit seiner „monetären Werttheorie“ kann heute aufgrund seiner viel als „Standardwerk“ gelesenen ''Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung'' (Heinrich, 2007) als bekanntester Vertreter gelten. Heinrich verwirft die Auffassung von Marx und Engels, wonach „Das Kapital“ sowohl eine historische als auch eine logische Entwicklung darstellt. Für ihn, wie für andere Vertreter der „Neuen Marx-Lektüre“ (aber auch z.B. den Gegenstandpunkt) ist die Marxsche Analyse eine Begriffsentwicklung logischer Kategorien. Damit geht einher, dass bei Heinrich (wiederum ähnlich wie bei GSP, Wertkritik usw.) der Kapitalismus nicht als historisch sich entwickelnde Gesellschaftsformation aufgefasst wird, sondern die Kapitalismusanalyse lediglich den „idealen Durchschnitt“ der Produktionsweise beschreibt.
  
Demirovic/Sablowski bezeichnen, den aktuellen Kapitalismus, angelehnt an den Thesen Jörg Huffschmidts, als »finanzdominiertes Akkumulationsregime«. Ihre Beobachtungen fokussieren sie auf die Reproduktionszyklen des Kapitals, wobei hier der von Karl Marx eröffnete Blickwinkel auf die Funktionen bzw. Formen des Kapitals dazu verwendet wird, die wirklichen Existenzformen des Kapitals zu beschreiben: „Der Zusammenhang der verschiedenen Kreisläufe gleicht einer auf dem Kopf stehenden Pyramide, bei der sich die Basis, der Kreislauf des industriellen Kapitals, relativ klein ausnimmt im Vergleich zu den darauf aufbauenden Kreisläufen des Finanzkapitals, das heißt des zinstragenden Kapitals, des fiktiven Kapitals und der Derivate.“ (Demirovic/Sablowski 2012, S.11)
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Im Unterschied zu Marx, der mit diesem Ausdruck lediglich meinte, dass in der Analyse der Produktionsweise von spezifischen Besonderheiten abgesehen werden muss, meint Heinrich damit, dass historische Entwicklungstendenzen und Stadien der Entwicklung des Kapitalismus komplett abzulehnen sind. Auf dieser Grundlage verwirft Heinrich sowohl das Marx'sche Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, als auch die Imperialismustheorie Lenins. Eine historische Tendenz zum Fall der Profitrate lasse sich auf allgemeiner Ebene nicht begründen. Daraus folge, dass sich auch eine historisch stattfindende Zuspitzung der kapitalistischen Klassengegensätze nicht nachweisen ließe. Krisen führten nicht zu einer Verstärkung der Widersprüche, sondern stellen im Kapitalismus widersprüchlich existierende Momente (wie Produktion und Konsumtion, Arbeit und Lohn) gewaltsam wieder her. Lenins Analyse des Monopolkapitalismus wird verworfen, weil darin nur der Wille der Monopolherren zähle und nicht mehr der Wert. Einzelne Absprachen von Kapitalisten und einzelne Planelemente würden mit einer grundsätzlichen Veränderung der „über den Wert vermittelten Vergesellschaftung verwechselt“. Die Bezeichnung „parasitär“ wird als moralisierend bezeichnet; es sei irrelevant, ob die Arbeiter von in- oder ausländischem Kapital ausgebeutet würden. Unter Imperialismus wird der Versuch von Staaten, ihr Herrschaftsgebiet über ihre Grenzen hinaus auszuweiten verstanden. Heinrich lehnt nicht nur den Entwicklungsgedanken der Kritik der Politischen Ökonomie ab, sondern die dialektische Methode grundsätzlich. Diese sei „eine Art Wunderwaffe, mit der man Alles und Jedes erklären konnte“<ref>Heinrich, M.: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung., Stuttgart: Schmetterling, 2007, S.35. </ref>.
  
=== Keine Verschmelzung von Industrie.- und Bankkapital ===
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Die „monetäre Werttheorie“ Heinrichs verwirft die Marxsche Auffassung, dass der Wert der Waren, also die unter kapitalistischen Bedingungen darin vergegenständlichte Arbeit, die Tauschwerte und Preise bestimmt. Darin sieht er eine „essentialistische“ Auffassung über den Wert, weil damit der Wert in den Gegenständen verkörpert sei. Stattdessen werde der Wert überhaupt erst beim Verkauf der Waren gebildet, könne sich also nur im Geld darstellen. Kritiker (z.B. Holger Wendt) wenden ein, dass dadurch die Werttheorie jeden Erklärungsgehalt verliere und Heinrich im Wesentlichen auf die Positionen der subjektiven Preistheorien der Neoklassiker überlaufe (Holger, Wendt: Herr Michael Heinrichs Umwälzung des Marxismus, 2008).
Positionen, die entweder unterstellen, dass das Industriekapital von den Finanzmärkten (häufig wird der Begriff des Finanzkapitals alternativ zu Finanzmarkt benutzt) beherrscht wird oder genau andersherum eine solche Beherrschung in Frage stellen, argumentieren – explizit oder implizit – gegen die Verschmelzungsthese, da sie eben eine Trennung der beiden Kapitalformen unterstellen.  
 
  
Bei Guenther Sandleben können wir eine explizite Ablehnung der Verschmelzungsthese nachlesen: „Würde das Finanzkapital tatsächlich alle Kapitalformen einschließen, müssten natürlich auch die Kategorien entfallen, die auf der Eigenständigkeit jener Kapitalformen beruhen. So ist etwa Voraussetzung der Zinsbildung, dass sich Verleiher und fungierende Kapitalisten als Personifikation besonderer Kapitalsorten wirklich auf dem Kapitalmarkt gegenüberstehen, als Personen also, die unterschiedliche Rollen im Reproduktionsprozess spielen, oder in deren Hand dasselbe Kapital wirklich eine doppelte und gänzlich verschiedene Bewegung durchmacht: Der eine, der das Geld nur verleiht, der andere, der es im Reproduktionsprozess anwendet. Die mit dem Finanzkapital gesetzte Verschmelzung von Bank- und Industriekapital ist unvereinbar mit jeglicher Zinsbildung.“ (Sandleben 2003, S.54)
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=== Keine Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zu Finanzkapital und Rolle der Banken ===
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Günther Sandleben geht davon aus, dass es durch den Ausgleich der Profitraten nicht zu einer besonderen Rolle von Banken käme. Er schlussfolgert, dass es keine Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital gäbe und betont besonders, dass es keine besondere Rolle der Banken gäbe.<br/>Der historische Übergang des Kapitalismus der freien Konkurrenz in den Monopolkapitalismus, die Epoche des Finanzkapitals und des Imperialismus, wird als Revision des Marx'schen Kapitalbegriffs und Wertgesetzes angesehen. Zu diesen gehöre unbedingt die Konkurrenz. Auch die Empirie zeige, dass die Konkurrenz und das Wertgesetz weiterhin bestehen. Monopole führen zu Hemmnissen der kapitalistischen Produktion und geraten deshalb irgendwann unter Druck. Damit könnten sich im kapitalistischen Reproduktionsprozess heraus gar keine dauerhaften Monopole bilden, die sich in irgendeiner Weise festsetzen und Profite an sich ziehen könnten.
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An der Ausgleichstendenz der Kapitale habe sich bis heute nichts geändert. Es gebe nach wie vor einen fortgesetzten Konkurrenzkampf und eine ständige Kapitalbewegung zwischen den Sektoren (Sandleben/Schäfer, 2013). In einem weiteren Werk wird dann in einer Kritik am „Linkskeynesianismus von Zeise und Co." weitergehend geschlussfolgert, dass der Weltmarkt nicht als Spielball des Finanzkapitals, sondern als Gesamtheit aller Außenwirtschaften der Nationalökonomien bestimmt werden sollte (Sandleben: Linkskeynesianismus von Zeise und Co., 2003).
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Auf der empirischen Ebene wird in der Debatte in Frage gestellt, ob man von einer Verschmelzung sprechen könne, da über Beteiligungen und Aufsichtsrats-/Vorstandsposten die Verschmelzung nicht nachweisbar sei. Da Modelle, wie das der „Deutschland-AG“ nicht mehr existierten und zahlreiche Industrieunternehmen eigene Banken hätten, könne man davon ausgehen, dass die Verschmelzung zu Zeiten Lenins existiert habe, aber eine historisch spezifische Erscheinung gewesen sei. 
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Gegenüber der Annahme, dass es Monopole dauerhaft nicht geben könne, steht die Position, dass Monopol und Konkurrenz ein Widerspruch ist, der aber real existiere. Monopole hätten genau die Möglichkeit zu Lasten anderer die eigene Profitrate zu steigern. Banken würden bei der Konzentration und Zentralisation von Produktionsmitteln eine wichtige Rolle spielen und durch die Kreditvergabe und das Emissionsgeschäft maßgeblich über Produktion und Kapitalakkumulation entscheiden (Zeise: Die Herrschaft des Finanzkapitals, in: junge Welt, 30.05.2012)
  
 
=== Transnationales Kapital ===  
 
=== Transnationales Kapital ===  
Ausgehend von der Zunahme des Handels, des Kapitalexports und damit verbunden, der Verlage-rung vom Produktion in andere Länder, gehen einige Autoren von einer Verflechtung des Kapitals aus, die sich auch in veränderten Eigentumsstrukturen niederschlage. So wird in Bezug auf Deutschland beispielsweise angenommen, dass ein Großteil der DAX-Konzerne mehrheitlich in ausländischer Hand sei. Auch auf den von der UNCTAD eingeführten und in den vergangenen Jahrzehnten gestiegenen „Transnationalisierungsindex“ wird hingewiesen. Durch die Entstehung eines solchen „transnationalen Kapitals“ seien zwar die Nationalstaaten nicht weniger wichtig geworden, hätten aber laut Listl ihre Rolle grundlegend geändert: „Nationale Konkurrenzen wie in früheren Kapitalismusformationen, etwa im Ersten oder Zweiten Weltkrieg, werden deshalb nicht wiederkehren“, sondern: „Für die neue Phase der neoliberalen Globalisierung ist kennzeichnend, daß die Nationalstaaten vor allem die Funktion haben, optimale Verwertungsbedingungen für das global operierende Kapital zu schaffen“. Die Nationalstaaten würden nun nicht mehr primär die Interessen nationaler Kapitalgruppen vertreten, sondern nur noch gegeneinander darum konkurrie-ren, den transnationalen Konzernen möglichst gute Verwertungsbedingungen zu bieten. Die Kon-zerne hätten keine Länder mehr als Heimatbasis, sondern richteten sich nach den jeweils besten Bedingungen für die Kapitalakkumulation. Konflikte gebe es in diesem System weiterhin, aber nicht mehr zwischen den imperialistischen Nationalstaaten, sondern im Sinne einer kollektiven Weltordnungsmacht, zu der sich alle entwickelten Länder gegen die Länder des „globalen Südens“ zusammengeschlossen hätten (vgl. Listl, Walter: Globalisierung des Kapitals, in: Junge Welt vom 22.7.2010).  
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Diese Diskussion betrifft die Fragen des Verhältnisses von Staat und Kapital, sowie von nationaler Basis und internationaler Expansion des Kapitals. Die Annahme der Entstehung eines nicht mehr national gebundenen „transnationalen Kapitals“ geht davon aus, dass es keine besondere Verbindung zwischen Monopolkapital und Staat gibt.  
Eine Variante dieser Position vertritt auch die MLPD. Nach ihrer Analyse habe sich ein „allein herrschendes internationales Finanzkapital“ bzw. „internationale Übermonopole“ herausgebildet, die vom nationalen Monopolkapital zu unterscheiden seien. Ebenfalls seien die „internationalen Übermonopole“ dem nationalen Monopolkapital übergeordnet und würden „zunehmenden Krisen-lasten“ auf dieses abwälzen. Daraus ergebe sich auch ein „Widerspruch zwischen den imperialisti-schen Nationalstaaten und zwischen den internationalen Übermonopolen“, der einer der fünf hauptsächlichen Widersprüche des heutigen Kapitalismus sei.
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Die staatstheoretische Implikation all dieser Auffassungen ist, dass der bürgerliche Staat nicht (mehr) fest mit einer bestimmten Bourgeoisie verbunden ist, sondern eine vom Kapital losgelöste Instanz, die nur noch im Interesse eines globalen Kapitals die Verwertungsbedingungen verwaltet. Im Falle der MLPD vertritt der bürgerliche Staat nur noch einen Teil des Kapitals, während der vom Nationalstaat losgelöste Teil des Kapitals versuche, sich den Staat zu unterwerfen. (Quelle?)
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Ausgehend von der Zunahme des Handels, des Kapitalexports und damit verbunden, der Verlagerung vom Produktion in andere Länder, gehen einige Autoren von einer Verflechtung des Kapitals aus, die sich auch in veränderten Eigentumsstrukturen niederschlage. So wird in Bezug auf Deutschland beispielsweise angenommen, dass ein Großteil der DAX-Konzerne mehrheitlich in ausländischer Hand sei. Auch auf den von der UNCTAD eingeführten und in den vergangenen Jahrzehnten gestiegenen „Transnationalisierungsindex“ wird hingewiesen. Durch die Entstehung eines solchen „transnationalen Kapitals“ seien zwar die Nationalstaaten nicht weniger wichtig geworden, hätten aber laut Listl ihre Rolle grundlegend geändert: „Nationale Konkurrenzen wie in früheren Kapitalismusformationen, etwa im Ersten oder Zweiten Weltkrieg, werden deshalb nicht wiederkehren“, sondern: „Für die neue Phase der neoliberalen Globalisierung ist kennzeichnend, daß die Nationalstaaten vor allem die Funktion haben, optimale Verwertungsbedingungen für das global operierende Kapital zu schaffen“. Die Nationalstaaten würden nun nicht mehr primär die Interessen nationaler Kapitalgruppen vertreten, sondern nur noch gegeneinander darum konkurrieren, den transnationalen Konzernen möglichst gute Verwertungsbedingungen zu bieten. Die Konzerne hätten keine Länder mehr als Heimatbasis, sondern richteten sich nach den jeweils besten Bedingungen für die Kapitalakkumulation. Konflikte gebe es in diesem System weiterhin, aber nicht mehr zwischen den imperialistischen Nationalstaaten, sondern im Sinne einer kollektiven Weltordnungsmacht, zu der sich alle entwickelten Länder gegen die Länder des „globalen Südens“ zusammengeschlossen hätten (vgl. Listl, Walter: Globalisierung des Kapitals, in: Junge Welt vom 22.7.2010).  
  
Auch aus den Reihen der Gruppe GegenStandpunkt wird die These vertreten, dass der bürgerliche Staat einerseits ganz eindeutig die Kapitalisten der eigenen Nation stützt und schützt, andererseits aber auch ein Interesse daran hat das Kapital international agieren zu lassen (quasi aus einem eigene bürgerlich nationalstaatlichen Interesse heraus). Der bürgerliche Staat herrscht sozusagen über das Kapital und diktiert dessen „ökonomische Existenzbedingung“. (Decker/Hecker/Patrick 2016, S.116). Im Rahmen des Klärungsprozesses muss besser herausgearbeitet werden, ob diese These besagt, dass der nationale Charakter des Kapitals durch die Nationalstaaten, die ein eigenes ökonomisches Interesse haben, aber auch ökonomische Macht (Geldhoheit und Gewaltmonopol), sozusagen dem Kapital diktiert wird.
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Eine Variante dieser Position vertritt auch die MLPD. Nach ihrer Analyse habe sich ein „allein herrschendes internationales Finanzkapital“ bzw. „internationale Übermonopole“ herausgebildet, die vom nationalen Monopolkapital zu unterscheiden seien. Ebenfalls seien die „internationalen Übermonopole“ dem nationalen Monopolkapital übergeordnet und würden „zunehmenden Krisenlasten“ auf dieses abwälzen. Daraus ergebe sich auch ein „Widerspruch zwischen den imperialistischen Nationalstaaten und zwischen den internationalen Übermonopolen“, der einer der fünf hauptsächlichen Widersprüche des heutigen Kapitalismus sei.  
  
Eine extreme Variante der Transnationalisierungsthese vertreten Autoren wie Michael Hardt, Antonio Negri oder William I. Robinson, die von einer völligen Ablösung des Kapitals von den Nationalstaaten und von der Auflösung der Nationalstaaten zugunsten einer deterritorialisierten Ökonomie mit globalisierter Produktion ausgehen. Hardt und Negri zufolge seien nicht mehr die Staaten souverän, sondern das globale Kapital selbst. Es gebe auch kein eindeutiges Machtzentrum mehr, sondern die Macht durchziehe alle gesellschaftlichen Bereiche (Hardt/Negri, 2002).  
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Die staatstheoretische Implikation all dieser Auffassungen ist, dass der bürgerliche Staat nicht (mehr) fest mit einer bestimmten Bourgeoisie verbunden ist, sondern eine vom Kapital losgelöste Instanz, die nur noch im Interesse eines globalen Kapitals die Verwertungsbedingungen verwaltet. Im Falle der MLPD vertritt der bürgerliche Staat nur noch einen Teil des Kapitals, während der vom Nationalstaat losgelöste Teil des Kapitals versuche, sich den Staat zu unterwerfen.
  
== Nationales Kapital ==
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Eine extreme Variante der Transnationalisierungsthese vertreten Autoren wie Michael Hardt, Antonio Negri oder William I. Robinson, die von einer völligen Ablösung des Kapitals von den Nationalstaaten und von der Auflösung der Nationalstaaten zugunsten einer deterritorialisierten Ökonomie mit globalisierter Produktion ausgehen. Hardt und Negri zufolge seien nicht mehr die Staaten souverän, sondern das globale Kapital selbst. Es gebe auch kein eindeutiges Machtzentrum mehr, sondern die Macht durchziehe alle gesellschaftlichen Bereiche (Hardt/Negri, 2002).
Eine Gegenposition zur These des transnationalen Kapitals vertritt z.B. Beate Landefeld. Sie ver-weist darauf, dass ein mehrheitlich ausländischer Aktienbesitz eines Unternehmens aus verschiedenen Gründen noch nicht bedeuten muss, dass das Unternehmen durch das ausländische Kapital auch wirklich kontrolliert ist. Im Wesentlichen bleibe das deutsche Kapital weiterhin unter Kontrolle deutscher Kapitaleigner (Landefeld, Beate: Europäisiert sich die Bourgeoisie?, in: Marxistische Blätter 1/10). Jörg Goldberg und André Leisewitz argumentieren ähnlich, dass ausländische Aktionäre in vielen Fällen nicht nach Kontrolle über das Unternehmen streben würden, sondern sich lediglich für das Abschöpfen der Rendite interessieren würden. Dagegen blieben die Verbindungen der Unternehmen zur nationalstaatlich verfassten Politik weiterhin entscheidend (Goldberg/Leisewitz, 2013).  Hier noch A.Wehr einfügen
 
Günther Sandleben argumentiert, dass aus der Reproduktionsbewegung des Kapitals notwendig (historisch) ein Gesamtkapital herausbildet, das wiederum nur nationalen Charakter annehmen kann: „Das Kapital besitzt also neben seiner Gestalt als Einzelkapital eine eigenständige, makro-ökonomische Existenzweise. Es bildet zugleich das Gesamtkapital, wodurch die Bewegung der Einzelkapitale gesteuert wird. Allerdings taucht in unseren Alltagsvorstellungen der Begriff Ge-samtkapital kaum auf. Man spricht stattdessen von der Volkswirtschaft eines Landes oder von einer Nationalökonomie.“ (Sandleben 2003, S.73)
 
  
Eine Zwischenposition vertreten z.B. einige niederländische Autoren (Kees van der Pijl, Eelke Heemskerk, Meindert Fennema, Bastiaan van Apeldoorn usw.). Sie gehen davon aus, dass die Kapitalistenklasse weiterhin vor allem national ist, dass es aber vor allem in Westeuropa eine deutliche Tendenz hin zur Herausbildung einer transnationalen Kapitalistenklasse gebe. Diese machen sie an zunehmenden Verflechtungen der Aufsichtsratsmandate über nationale Grenzen hinweg fest, wodurch ein transnationales Netzwerk entstehe, das zur Entstehung gemeinsamer Sichtweisen in der Kapitalistenklasse beitrage. Jedoch widersprechen sie klar der Behauptung z.B. von Hardt/Negri, wonach Kapital und Herrschaftsverhältnisse nicht mehr an ein bestimmtes geografisches Territorium gebunden seien (vgl. z.B. Heemskerk, 2013).  
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=== Nationales Kapital ===
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Eine Gegenposition zur These des transnationalen Kapitals vertritt z.B. Beate Landefeld. Sie verweist darauf, dass ein mehrheitlich ausländischer Aktienbesitz eines Unternehmens aus verschiedenen Gründen noch nicht bedeuten muss, dass das Unternehmen durch das ausländische Kapital auch wirklich kontrolliert ist. Im Wesentlichen bleibe das deutsche Kapital weiterhin unter Kontrolle deutscher Kapitaleigner (Landefeld, Beate: Europäisiert sich die Bourgeoisie?, in: Marxistische Blätter 1/10). Jörg Goldberg und André Leisewitz argumentieren ähnlich, dass ausländische Aktionäre in vielen Fällen nicht nach Kontrolle über das Unternehmen streben würden, sondern sich lediglich für das Abschöpfen der Rendite interessieren würden. Dagegen blieben die Verbindungen der Unternehmen zur nationalstaatlich verfassten Politik weiterhin entscheidend (Goldberg/Leisewitz, 2013).
  
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Eine Zwischenposition vertreten z.B. einige niederländische Autoren (Kees van der Pijl, Eelke Heemskerk, Meindert Fennema, Bastiaan van Apeldoorn usw.). Sie gehen davon aus, dass die Kapitalistenklasse weiterhin vor allem national ist, dass es aber vor allem in Westeuropa eine deutliche Tendenz hin zur Herausbildung einer transnationalen Kapitalistenklasse gebe. Diese machen sie an zunehmenden Verflechtungen der Aufsichtsratsmandate über nationale Grenzen hinweg fest, wodurch ein transnationales Netzwerk entstehe, das zur Entstehung gemeinsamer Sichtweisen in der Kapitalistenklasse beitrage. Jedoch widersprechen sie klar der Behauptung z.B. von Hardt/Negri, wonach Kapital und Herrschaftsverhältnisse nicht mehr an ein bestimmtes geografisches Territorium gebunden seien (vgl. z.B. Heemskerk, 2013).
  
 
== Bezug zu unseren Grundannahmen ==
 
== Bezug zu unseren Grundannahmen ==

Aktuelle Version vom 29. August 2019, 21:38 Uhr

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Überblick[Bearbeiten]

In diesem Dissens-Teil geht es um die ökonomische Analyse des Kapitalismus und vor allem, um die Rolle und die Entwicklung des Monopols. Die Frage der Gesetzmäßigkeit der Monopolbildung des Kapitalismus ist umstritten. Diese ist die Grundlage für eine Imperialismusanalyse, die u.a. gerade deshalb auch so unterschiedlich ausfällt. Im Mittelpunkt der Debatte zentrieren sich die Fragen: Ist die stattfindende Monopolisierung von Kapitalen eine zwangsläufige und gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus der freien Konkurrenz? Und daraus folgend: Befinden wir uns daher heute noch in einem Kapitalismus der freien Konkurrenz, in der sich einige Kapitale einfach mehr oder weniger bewährt haben? Dem entgegen wird diskutiert, ob wir andererseits in der Epoche des Finanzkapitals, dem Imperialismus, leben, in der die Entwicklung der Gesellschaft durch das Interesse an Monopolprofiten bestimmt wird? Abschließend stellt sich dann die Frage, welche Konsequenzen das für die Arbeiterklasse und Strategie der Kommunistischen Partei hat.

Die Erklärung der Monopole und ihrer Entstehung ist nur mit dem historischen Materialismus möglich. Das heißt mit der konkreten Untersuchung der Phänomene und ihrer historischen Entwicklung, um die Gesetzmäßigkeiten zu erkennen.

Die Frage nach der Rolle der Monopole und ihrer Entwicklung als wesensbestimmend wird von manchen bestritten (Gegenstandpunkt, andere Vertreter akademischer Varianten eines „Marxismus“), auf der anderen Seite werden Erscheinungen des Kapitals verabsolutiert und zu neuen Theorien geformt, die nahelegen, dass der Imperialismus einen anderen Charakter angenommen hätte (siehe transnationales Kapital).

In der bürgerlichen Ökonomie wird die Entstehung von Monopolen bestritten bzw. ein Monopolbegriff benutzt, der für Einzelfälle gilt, in denen ein Unternehmen eine ganze Branche weltweit beherrschen oder einige große Firmen Absprachen treffen, nicht aber für die gesamte Produktionsweise, auch wenn einige bürgerliche Theorien über Monopole bzw. „Oligopole“ und „unvollkommenen Wettbewerb“ sprechen.

Sozialdemokratische Positionen beziehen sich vor allem auf die Frage der Möglichkeit der Regulierung und Reformierung des Systems. Monopole werden entweder als Ordnungsfaktor positiv gesehen (siehe Hilferding) oder sie werden als Grund der Misere benannt, aber die Möglichkeit einer regulierten Marktwirtschaft ohne Monopole als Möglichkeit entworfen (siehe Wagenknecht).

In der ökonomischen Debatte wird an verschiedenen Stellen entweder Marx direkt kritisiert oder eine Fehlinterpretation Lenins angenommen, um das Stadium des Imperialismus zu bestreiten. Dazu werden vor allem die Frage des tendenziellen Falls der Profitrate oder die Frage der Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital angebracht.

Im folgenden wird versucht, die unterschiedlichen Positionen und Thesen sowie ihre Vertreter darzustellen:

Der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium ist Monopolkapitalismus[Bearbeiten]

Die Grundlagen der ökonomischen Analyse des Kapitalismus als monopolistischer Kapitalismus ist das Verhältnis der grundlegenden Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise, also die der Konzentration und Zentralisation des Kapitals. Außerdem die daraus folgende Akkumulation des Kapitals und die steigende organische Zusammensetzung des Kapitals. Darauf aufbauend der zunehmende gesellschaftliche Charakter der Produktivkräfte, der im Widerspruch zur privaten Aneignung, dem Wert- und dem Mehrwertgesetz, der Fall der Profitrate usw. steht.

Diese Gesetze sind von Marx und Engels zwar in der Phase des Kapitalismus der freien Konkurrenz entdeckt worden, sie gelten aber für die Produktionsweise überhaupt. Das Kapital und seine Reproduktion verändert sich nicht grundlegend, dennoch verändert sich mit der Entwicklung der Produktivkräfte die Bewegung und Struktur des Kapitals. Es geht also um einen bestimmten Entwicklungsgrad der kapitalistischen Gesellschaftsformation. Dieser Entwicklungsgrad beinhaltet die Produktionsweise, die Klassenverhältnisse und den Überbau.

Die Momente des Übergangs zum imperialistischen Stadium sind schon bei Marx und Engels herausgearbeitet worden. Diese Momente des Übergangs sind u. a. die zunehmende Rolle des Gesellschaftskapitals (in Form der Aktiengesellschaften, Trennung Kapitalfunktion und Kapitaleigentum), die zunehmende Bedeutung des Kredits, die Entstehung von Monopolen und einer Finanzoligarchie, die strukturelle Überakkumulation und die Zunahme des Kapitalexports. Der Umschlag von der freien Konkurrenz ins Monopol ist das Merkmal des neuen Stadiums des Kapitalismus und seine unterschiedlichen Erscheinungen und Phänomene sind darauf zurückzuführen. Die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise werden dadurch nicht aufgehoben, aber das Gesetz der Durchschnittsprofitrate als Regulator der Produktion und Profitverteilung durchbrochen. Das moderne Monopol verfügt, aufgrund seiner Beherrschung von Reproduktionszusammenhängen, über ökonomische, soziale und politische Macht und Gewalt.

Monopolisierung als nicht historisch gesetzmäßige Entwicklung, sondern Bewährung in der immer noch freien Konkurrenz[Bearbeiten]

Es gibt eine Reihe von Positionen, die eine Trennung des Stadiums des Imperialismus von dem der freien Konkurrenz vornehmen und verneinen, dass es sich um monopolistischen Kapitalismus handelt. Die Trennung von Marx und Engels von Lenin ist Teil dieser Strömung. Dazu gehören zum Beispiel die „Neue Marx-Lektüre“, die Werttheoretiker, der Gegenstandpunkt und andere weitestgehend akademische Debatten. Diese Strömungen unterscheiden sich zwar in Eckpunkten, sind sich aber in der Trennung von Marx und Lenin einig.

Die Analyse, dass aus der Konzentration und Zentralisation die Monopolbildung folgt und demnach die Entwicklung des Kapitalismus aus dem Stadium der freien Konkurrenz in das des Monopols, wird abgelehnt.
Eine historische Tendenz zur Zunahme dieser Phänomene wird verneint. Die Bildung von Monopolen wird teilweise als Mittel der Kapitale gesehen, sich in der immer noch bestehenden freien Konkurrenz gegenüber anderen Kapitalen zu bewähren. Neue Marx-Lektüre und Gegenstandpunkt (GSP) unterscheiden sich in einigen Punkten, lehnen beide aber die Entwicklung des Kapitalismus zum Monopolkapitalismus ab. Die Rolle des Staates ist aus Sicht des Gegenstandpunkts dabei eine, die über der Ökonomie steht:
Er treibt, um selbst in der internationalen Konkurrenz zu bestehen, die Monopolisierung voran. Der Staat instrumentalisiert damit die Ökonomie für „seine Zwecke" (Marxistische Gruppe, 1981). 

Neue Marx-Lektüre[Bearbeiten]

Die „Neue Marx-Lektüre“ hat ihre Wurzeln teilweise schon in den 60ern (z.B. Helmut Reichelt), spielt aber seit den 90ern eine verstärkte Rolle, vor allem in der akademischen Befassung mit Marx. Michael Heinrich mit seiner „monetären Werttheorie“ kann heute aufgrund seiner viel als „Standardwerk“ gelesenen Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung (Heinrich, 2007) als bekanntester Vertreter gelten. Heinrich verwirft die Auffassung von Marx und Engels, wonach „Das Kapital“ sowohl eine historische als auch eine logische Entwicklung darstellt. Für ihn, wie für andere Vertreter der „Neuen Marx-Lektüre“ (aber auch z.B. den Gegenstandpunkt) ist die Marxsche Analyse eine Begriffsentwicklung logischer Kategorien. Damit geht einher, dass bei Heinrich (wiederum ähnlich wie bei GSP, Wertkritik usw.) der Kapitalismus nicht als historisch sich entwickelnde Gesellschaftsformation aufgefasst wird, sondern die Kapitalismusanalyse lediglich den „idealen Durchschnitt“ der Produktionsweise beschreibt.

Im Unterschied zu Marx, der mit diesem Ausdruck lediglich meinte, dass in der Analyse der Produktionsweise von spezifischen Besonderheiten abgesehen werden muss, meint Heinrich damit, dass historische Entwicklungstendenzen und Stadien der Entwicklung des Kapitalismus komplett abzulehnen sind. Auf dieser Grundlage verwirft Heinrich sowohl das Marx'sche Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, als auch die Imperialismustheorie Lenins. Eine historische Tendenz zum Fall der Profitrate lasse sich auf allgemeiner Ebene nicht begründen. Daraus folge, dass sich auch eine historisch stattfindende Zuspitzung der kapitalistischen Klassengegensätze nicht nachweisen ließe. Krisen führten nicht zu einer Verstärkung der Widersprüche, sondern stellen im Kapitalismus widersprüchlich existierende Momente (wie Produktion und Konsumtion, Arbeit und Lohn) gewaltsam wieder her. Lenins Analyse des Monopolkapitalismus wird verworfen, weil darin nur der Wille der Monopolherren zähle und nicht mehr der Wert. Einzelne Absprachen von Kapitalisten und einzelne Planelemente würden mit einer grundsätzlichen Veränderung der „über den Wert vermittelten Vergesellschaftung verwechselt“. Die Bezeichnung „parasitär“ wird als moralisierend bezeichnet; es sei irrelevant, ob die Arbeiter von in- oder ausländischem Kapital ausgebeutet würden. Unter Imperialismus wird der Versuch von Staaten, ihr Herrschaftsgebiet über ihre Grenzen hinaus auszuweiten verstanden. Heinrich lehnt nicht nur den Entwicklungsgedanken der Kritik der Politischen Ökonomie ab, sondern die dialektische Methode grundsätzlich. Diese sei „eine Art Wunderwaffe, mit der man Alles und Jedes erklären konnte“[1].

Die „monetäre Werttheorie“ Heinrichs verwirft die Marxsche Auffassung, dass der Wert der Waren, also die unter kapitalistischen Bedingungen darin vergegenständlichte Arbeit, die Tauschwerte und Preise bestimmt. Darin sieht er eine „essentialistische“ Auffassung über den Wert, weil damit der Wert in den Gegenständen verkörpert sei. Stattdessen werde der Wert überhaupt erst beim Verkauf der Waren gebildet, könne sich also nur im Geld darstellen. Kritiker (z.B. Holger Wendt) wenden ein, dass dadurch die Werttheorie jeden Erklärungsgehalt verliere und Heinrich im Wesentlichen auf die Positionen der subjektiven Preistheorien der Neoklassiker überlaufe (Holger, Wendt: Herr Michael Heinrichs Umwälzung des Marxismus, 2008).

Keine Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zu Finanzkapital und Rolle der Banken[Bearbeiten]

Günther Sandleben geht davon aus, dass es durch den Ausgleich der Profitraten nicht zu einer besonderen Rolle von Banken käme. Er schlussfolgert, dass es keine Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital gäbe und betont besonders, dass es keine besondere Rolle der Banken gäbe.
Der historische Übergang des Kapitalismus der freien Konkurrenz in den Monopolkapitalismus, die Epoche des Finanzkapitals und des Imperialismus, wird als Revision des Marx'schen Kapitalbegriffs und Wertgesetzes angesehen. Zu diesen gehöre unbedingt die Konkurrenz. Auch die Empirie zeige, dass die Konkurrenz und das Wertgesetz weiterhin bestehen. Monopole führen zu Hemmnissen der kapitalistischen Produktion und geraten deshalb irgendwann unter Druck. Damit könnten sich im kapitalistischen Reproduktionsprozess heraus gar keine dauerhaften Monopole bilden, die sich in irgendeiner Weise festsetzen und Profite an sich ziehen könnten. An der Ausgleichstendenz der Kapitale habe sich bis heute nichts geändert. Es gebe nach wie vor einen fortgesetzten Konkurrenzkampf und eine ständige Kapitalbewegung zwischen den Sektoren (Sandleben/Schäfer, 2013). In einem weiteren Werk wird dann in einer Kritik am „Linkskeynesianismus von Zeise und Co." weitergehend geschlussfolgert, dass der Weltmarkt nicht als Spielball des Finanzkapitals, sondern als Gesamtheit aller Außenwirtschaften der Nationalökonomien bestimmt werden sollte (Sandleben: Linkskeynesianismus von Zeise und Co., 2003).

Auf der empirischen Ebene wird in der Debatte in Frage gestellt, ob man von einer Verschmelzung sprechen könne, da über Beteiligungen und Aufsichtsrats-/Vorstandsposten die Verschmelzung nicht nachweisbar sei. Da Modelle, wie das der „Deutschland-AG“ nicht mehr existierten und zahlreiche Industrieunternehmen eigene Banken hätten, könne man davon ausgehen, dass die Verschmelzung zu Zeiten Lenins existiert habe, aber eine historisch spezifische Erscheinung gewesen sei. 

Gegenüber der Annahme, dass es Monopole dauerhaft nicht geben könne, steht die Position, dass Monopol und Konkurrenz ein Widerspruch ist, der aber real existiere. Monopole hätten genau die Möglichkeit zu Lasten anderer die eigene Profitrate zu steigern. Banken würden bei der Konzentration und Zentralisation von Produktionsmitteln eine wichtige Rolle spielen und durch die Kreditvergabe und das Emissionsgeschäft maßgeblich über Produktion und Kapitalakkumulation entscheiden (Zeise: Die Herrschaft des Finanzkapitals, in: junge Welt, 30.05.2012). 

Transnationales Kapital[Bearbeiten]

Diese Diskussion betrifft die Fragen des Verhältnisses von Staat und Kapital, sowie von nationaler Basis und internationaler Expansion des Kapitals. Die Annahme der Entstehung eines nicht mehr national gebundenen „transnationalen Kapitals“ geht davon aus, dass es keine besondere Verbindung zwischen Monopolkapital und Staat gibt.  

Ausgehend von der Zunahme des Handels, des Kapitalexports und damit verbunden, der Verlagerung vom Produktion in andere Länder, gehen einige Autoren von einer Verflechtung des Kapitals aus, die sich auch in veränderten Eigentumsstrukturen niederschlage. So wird in Bezug auf Deutschland beispielsweise angenommen, dass ein Großteil der DAX-Konzerne mehrheitlich in ausländischer Hand sei. Auch auf den von der UNCTAD eingeführten und in den vergangenen Jahrzehnten gestiegenen „Transnationalisierungsindex“ wird hingewiesen. Durch die Entstehung eines solchen „transnationalen Kapitals“ seien zwar die Nationalstaaten nicht weniger wichtig geworden, hätten aber laut Listl ihre Rolle grundlegend geändert: „Nationale Konkurrenzen wie in früheren Kapitalismusformationen, etwa im Ersten oder Zweiten Weltkrieg, werden deshalb nicht wiederkehren“, sondern: „Für die neue Phase der neoliberalen Globalisierung ist kennzeichnend, daß die Nationalstaaten vor allem die Funktion haben, optimale Verwertungsbedingungen für das global operierende Kapital zu schaffen“. Die Nationalstaaten würden nun nicht mehr primär die Interessen nationaler Kapitalgruppen vertreten, sondern nur noch gegeneinander darum konkurrieren, den transnationalen Konzernen möglichst gute Verwertungsbedingungen zu bieten. Die Konzerne hätten keine Länder mehr als Heimatbasis, sondern richteten sich nach den jeweils besten Bedingungen für die Kapitalakkumulation. Konflikte gebe es in diesem System weiterhin, aber nicht mehr zwischen den imperialistischen Nationalstaaten, sondern im Sinne einer kollektiven Weltordnungsmacht, zu der sich alle entwickelten Länder gegen die Länder des „globalen Südens“ zusammengeschlossen hätten (vgl. Listl, Walter: Globalisierung des Kapitals, in: Junge Welt vom 22.7.2010).  

Eine Variante dieser Position vertritt auch die MLPD. Nach ihrer Analyse habe sich ein „allein herrschendes internationales Finanzkapital“ bzw. „internationale Übermonopole“ herausgebildet, die vom nationalen Monopolkapital zu unterscheiden seien. Ebenfalls seien die „internationalen Übermonopole“ dem nationalen Monopolkapital übergeordnet und würden „zunehmenden Krisenlasten“ auf dieses abwälzen. Daraus ergebe sich auch ein „Widerspruch zwischen den imperialistischen Nationalstaaten und zwischen den internationalen Übermonopolen“, der einer der fünf hauptsächlichen Widersprüche des heutigen Kapitalismus sei.

Die staatstheoretische Implikation all dieser Auffassungen ist, dass der bürgerliche Staat nicht (mehr) fest mit einer bestimmten Bourgeoisie verbunden ist, sondern eine vom Kapital losgelöste Instanz, die nur noch im Interesse eines globalen Kapitals die Verwertungsbedingungen verwaltet. Im Falle der MLPD vertritt der bürgerliche Staat nur noch einen Teil des Kapitals, während der vom Nationalstaat losgelöste Teil des Kapitals versuche, sich den Staat zu unterwerfen.

Eine extreme Variante der Transnationalisierungsthese vertreten Autoren wie Michael Hardt, Antonio Negri oder William I. Robinson, die von einer völligen Ablösung des Kapitals von den Nationalstaaten und von der Auflösung der Nationalstaaten zugunsten einer deterritorialisierten Ökonomie mit globalisierter Produktion ausgehen. Hardt und Negri zufolge seien nicht mehr die Staaten souverän, sondern das globale Kapital selbst. Es gebe auch kein eindeutiges Machtzentrum mehr, sondern die Macht durchziehe alle gesellschaftlichen Bereiche (Hardt/Negri, 2002).

Nationales Kapital[Bearbeiten]

Eine Gegenposition zur These des transnationalen Kapitals vertritt z.B. Beate Landefeld. Sie verweist darauf, dass ein mehrheitlich ausländischer Aktienbesitz eines Unternehmens aus verschiedenen Gründen noch nicht bedeuten muss, dass das Unternehmen durch das ausländische Kapital auch wirklich kontrolliert ist. Im Wesentlichen bleibe das deutsche Kapital weiterhin unter Kontrolle deutscher Kapitaleigner (Landefeld, Beate: Europäisiert sich die Bourgeoisie?, in: Marxistische Blätter 1/10). Jörg Goldberg und André Leisewitz argumentieren ähnlich, dass ausländische Aktionäre in vielen Fällen nicht nach Kontrolle über das Unternehmen streben würden, sondern sich lediglich für das Abschöpfen der Rendite interessieren würden. Dagegen blieben die Verbindungen der Unternehmen zur nationalstaatlich verfassten Politik weiterhin entscheidend (Goldberg/Leisewitz, 2013).

Eine Zwischenposition vertreten z.B. einige niederländische Autoren (Kees van der Pijl, Eelke Heemskerk, Meindert Fennema, Bastiaan van Apeldoorn usw.). Sie gehen davon aus, dass die Kapitalistenklasse weiterhin vor allem national ist, dass es aber vor allem in Westeuropa eine deutliche Tendenz hin zur Herausbildung einer transnationalen Kapitalistenklasse gebe. Diese machen sie an zunehmenden Verflechtungen der Aufsichtsratsmandate über nationale Grenzen hinweg fest, wodurch ein transnationales Netzwerk entstehe, das zur Entstehung gemeinsamer Sichtweisen in der Kapitalistenklasse beitrage. Jedoch widersprechen sie klar der Behauptung z.B. von Hardt/Negri, wonach Kapital und Herrschaftsverhältnisse nicht mehr an ein bestimmtes geografisches Territorium gebunden seien (vgl. z.B. Heemskerk, 2013).

Bezug zu unseren Grundannahmen[Bearbeiten]

Grundlegende Auseinandersetzung in dieser Frage ist, ob die Bildung von Monopolkapital eine gesetzmäßige oder zufällig ablaufende Entwicklung ist.
Zentrale Veränderungen des Imperialismus im Vergleich zum Kapitalismus der freien Konkurrenz sind: durch die enorme Akkumulation von Kapital verbundene Bildung der Monopole, die Entstehung des Finanzkapitals bzw. der Finanzoligarchie, sowie die zunehmende Bedeutung des Kapitalexports.

Diese ökonomischen Kriterien des Imperialismus entstehen aus dem Kapitalismus der freien Konkurrenz und sind nicht davon zu trennen. Für diese Fragen sind zum einen die Grundannahmen aus Marx's Kapital Band I zur Kapitalakkumulation, sowie aus Band III zur Rolle des Kredits und der Börse, heranzuziehen.

In Lenins Imperialismusschrift sind vor allem die Kapitel zur Entstehung der Monopole und zum Kapitalexport wichtig. Zu den ökonomischen Grundlagen des Imperialismus und dem Zusammenhang mit der Neuaufteilung der Welt ist Lenins Imperialismusschrift, vor allem die Passagen aus dem V. bis IX. Kapitel, relevant.

Wie wollen wir den Dissens klären?[Bearbeiten]

Auf theoretischer Ebene muss die ökonomische Basis der Monopole – Entwicklung der Produktivkräfte, Konzentration von Kapital führt zum Monopol – herausgearbeitet werden. Weiterhin muss die ökonomische Basis des tendenziellen Falls der Profitrate, die Akkumulation, Zentralisation und Konzentration des Kapitals und die Rolle des Kredits herausgearbeitet werden. Weiterhin wollen wir die These des sogenannten „transnationalen Kapitals“ und ihre Bedeutung für die Strategie der „antimonopolistischen Übergänge“ überprüfen.
Dabei geht es jedoch nicht um eine theoretische Ableitung des Monopols aus der Marxschen Theorie analog eines […] mathematischen Lehrsatzes (Jung/ Schleifstein), welche die Aussagen von Marx und Engels über die zu untersuchende Strukturveränderungen des Kapitalismus ignorieren würde.

Deshalb wollen wir auf empirischer Ebene die Entwicklungen der Profitraten in den letzten Jahrzehnten anschauen. Die Herausbildung der größten Monopolkapitale muss empirisch aufgezeigt werden. Die Rolle der Banken bei Konzentration und Zentralisation heute muss aufgezeigt werden. Weiterhin soll empirisch die Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital zu Finanzkapital und die Bedeutung der nichtmonopolistischen Bourgeoisie überprüft werden.

Für die Überprüfung der These des transnationalen Kapitals müssen die Eigentümerstrukturen des Kapitals in Deutschland untersucht werden. Außerdem sollte, zumindest anhand einiger Beispiele, überprüft werden, in welchem Verhältnis Eigentum und Kontrolle zueinander stehen. Die Ergebnisse sollten mit denen anderer Länder verglichen werden, um zu vermeiden, dass evtl. nationale Besonderheiten in Deutschland zu einer allgemeinen Tendenz verallgemeinert werden. Schließlich ist auf einer allgemeinen Ebene dann die Frage zu beantworten, ob sich der nationale Charakter des Kapitals vertieft, ob er sich abschwächt oder ob es gegenläufige Tendenzen in beide Richtungen gibt.

Diese und zukünftige Aufgaben und offene Fragen werden wir hier sammeln.

Was steht zu diesem Dissens in den Programmatischen Thesen?[Bearbeiten]

„Der ökonomische Kern des Imperialismus ist das Monopol. Der heutige Kapitalismus ist dominiert vom Monopolkapital, das sich durch die Konzentration und Zentralisation des Kapitals herausgebildet hat. Dieser Wesenszug bestimmt die gesamte Epoche, in der wir leben. Im Imperialismus ist der Drang zum internationalen Kapitalexport enorm erhöht.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 8)

 

„Der Kapitalismus entwickelte sich in engem Zusammenhang mit den entstehenden Nationalstaaten. Die Entstehung zusammenhängender nationaler Binnenmärkte, vereinheitlichter Währungen und anderer notwendiger Voraussetzungen ermöglichten erst die Kapitalakkumulation in erweitertem Maßstab. Im Imperialismus ist die Aufteilung der Welt unter die imperialistischen Zentren abgeschlossen, aber die kapitalistische Entwicklung bringt ständige Kämpfe der Kapitale und ihrer Nationalstaaten, um die Neuaufteilung hervor.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 9)

 

„Der antiimperialistische Kampf muss sich deshalb gegen das Kapital und das kapitalistische System als Grundlage des Imperialismus richten. Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 10)

 

„Eine Rückentwicklung vom Monopolkapitalismus zum Kapitalismus der freien Konkurrenz ist nicht möglich, weil sie den grundlegenden Entwicklungsgesetzen der kapitalistischen Produktionsweise widerspricht, insbesondere dem Gesetz der fortschreitenden Konzentration und Zentralisation des Kapitals.“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 10)

 

„Im weiteren Klärungsprozess wollen wir zahlreiche Fragen zur politischen Ökonomie des Imperialismus vertiefen. Darunter die Zusammensetzung und Interessen des deutschen Kapitals; die Entwicklung des Kapitalismus in verschiedenen Ländern wie z.B. Russland und China sowie die Formen ihrer Einbindung in das imperialistische Weltsystem; die Eigentümerstrukturen der bestimmenden Monopole und ihr Verhältnis zum Nationalstaat; die Lage und Strategien des deutschen Imperialismus; die empirische Überprüfung der These des sogenannten ‚transnationalen Kapitals‘ und ihre Bedeutung für die Strategie der ‚antimonopolistischen Übergänge‘; die Frage der gegenseitigen Abhängigkeiten innerhalb der imperialistischen Kette; die Rolle und Bedeutung der nicht-monopolistischen Bourgeoisie sowie die Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital zum Finanzkapital; [...].“
(Kommunistische Organisation, Programmatische Thesen, 2018, S. 10)


Literatur zum Thema[Bearbeiten]

DWI-Berichte, später IWP-Berichte; Zeitschrift des Instituts für internationale Politik und Wirtschaft der DDR mit zahlreichen Forschungen und Debatten zur Frage der Entwicklung der Monopole.

Goldberg/Leisewitz: Kapital und Nationalität, Kommentar zu Werner Rügemers Kritik an van der Pijl/Holman in Z Nr. 94, 2013.   Gündel, Rudi: Die Internationalisierung der Wirtschaft im staatsmonopolistischen Kapitalismus und ihre Widersprüche, Dietz, 1976.

Hardt, Negri: Empire: Die neue Weltordnung, Frankfurt: Campus, 2003.   Heemskerk: The rise of the European Corporate elite. Evidence from the network of interlocking directorates in 2005 and 2010, Economy and Society 42: 1), 2013.

Heinrich, M.: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung., Schmetterling, Stuttgart 2007.

Heinze, Albert/Lemmnitz, Alfred: Profit, Durchschnittsprofit und Produktionspreis, Dietz, 1973.

IMSF (hrsg.): Das Monopol – ökonomischer Kern des heutigen Kapitalismus, VMB 1976.

Jung, H./Schleifstein, J.: Die Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus und ihre Kritiker in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a.M.: Verlag Marxistische Blätter, 1979.

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Zeise, Lukas: Geld, der vertrackte Kern des Kapitalismus, PapyRossa, Köln 2012.   Sandleben: Mythos Bankenmacht, in: junge Welt vom 29.05.2012.

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Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Heinrich, M.: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung., Stuttgart: Schmetterling, 2007, S.35.