Eigenständigkeit der Arbeiterbewegung und revolutionäres Subjekt: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Fragen zum Charakter der Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt und zur Eigenständigkeit hängen eng zusammen. Grundsätzlich geht es um die Frage, welche Rolle die Arbeiterklasse in der Geschichte spielt und warum das so ist. Daraus leitet sich ab, ob und warum bzw. wozu sie sie sich eigenständig organisieren muss. Wenn ihre Rolle sei, den Kapitalismus zu stürzen und den Sozialismus zu errichten, ergibt sich daraus die Notwendigkeit ihrer eigenständigen ideologischen und organisatorischen Formierung.
 
Die Fragen zum Charakter der Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt und zur Eigenständigkeit hängen eng zusammen. Grundsätzlich geht es um die Frage, welche Rolle die Arbeiterklasse in der Geschichte spielt und warum das so ist. Daraus leitet sich ab, ob und warum bzw. wozu sie sie sich eigenständig organisieren muss. Wenn ihre Rolle sei, den Kapitalismus zu stürzen und den Sozialismus zu errichten, ergibt sich daraus die Notwendigkeit ihrer eigenständigen ideologischen und organisatorischen Formierung.
  
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Heutige Debatten: Mosaik-Linke, Orientierung auf Bewegungen oft mit kleinbürgerlichem Charakter oder auf Sozialdemokratie, ob in alter oder neuer Form, aktuelle Beispiele unkritischer Bezug auf #aufstehen, Gelbwesten.
 
Heutige Debatten: Mosaik-Linke, Orientierung auf Bewegungen oft mit kleinbürgerlichem Charakter oder auf Sozialdemokratie, ob in alter oder neuer Form, aktuelle Beispiele unkritischer Bezug auf #aufstehen, Gelbwesten.
 
Bündnisdebatte mit Sozialdemokratie - damit ist nicht gemeint, möglichst viele sozialdemokratische Arbeiter zu erreichen und sie organisatorisch in klassenkämpferischen Formen zu binden und Erfahrungen zu ermöglichen, sondern Bündnis mit der organisierten Sozialdemokratie, Parteien.
 
Bündnisdebatte mit Sozialdemokratie - damit ist nicht gemeint, möglichst viele sozialdemokratische Arbeiter zu erreichen und sie organisatorisch in klassenkämpferischen Formen zu binden und Erfahrungen zu ermöglichen, sondern Bündnis mit der organisierten Sozialdemokratie, Parteien.
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Version vom 10. Januar 2019, 21:13 Uhr

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Die Fragen zum Charakter der Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt und zur Eigenständigkeit hängen eng zusammen. Grundsätzlich geht es um die Frage, welche Rolle die Arbeiterklasse in der Geschichte spielt und warum das so ist. Daraus leitet sich ab, ob und warum bzw. wozu sie sie sich eigenständig organisieren muss. Wenn ihre Rolle sei, den Kapitalismus zu stürzen und den Sozialismus zu errichten, ergibt sich daraus die Notwendigkeit ihrer eigenständigen ideologischen und organisatorischen Formierung.

Frage 1: Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt oder nicht Hier soll kurz angerissen werden, was das eigentlich heißt und woraus sich das ableitet. Die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse ergibt sich aus dem Verhältnis der Produktivkräfte zu den Produktionsverhältnissen. Die Produktivkräfte entwickeln sich gesetzmäßig zu einem immer gesellschaftlicheren Charakter - weg von der zersplitterten Produktion im Feudalismus zu der konzentrierten und arbeitsteiligen Produktion im Kapitalismus. Engels schrieb in „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“: „Der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung tritt an den Tag als Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie.“

Die Arbeiterklasse selbst ist dabei eine bzw. die zentrale Produktivkraft, die konzentriert wird und die Hauptrolle in der Produktion spielt, nicht nur für die Ausbeutung durch die Kapitalisten, auch allgemein ist sie die produzierende Klasse, während die Kapitalistenklasse ihre anfangs produktive Rolle längst verloren hat. Sie kann dem Charakter der Produktivkräfte nicht mehr gerecht werden. Engels: „Einesteils also wird die kapitalistische Produktionsweise ihrer eignen Unfähigkeit zur ferneren Verwaltung dieser Produktivkräfte überführt. Andrerseits drängen diese Produktivkräfte selbst mit steigender Macht nach Aufhebung des Widerspruchs, nach ihrer Erlösung von ihrer Eigenschaft als Kapital, nach tatsächlicher Anerkennung ihres Charakters als gesellschaftlicher Produktivkräfte.“

Die Arbeiterklasse ist zur gesellschaftlichen Trägerin des Fortschritts der Produktivkräfte geworden, die produktive Klasse, die den nächsten Schritt der Produktivkräfte zu ihrer Vergesellschaftung verkörpert. Aus diesem Zusammenhang leitet sich hauptsächlich die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse ab. Sie ist der Totengräber der Bourgeoisie. Das notwendige Ergebnis des Klassenkampfs zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie ist der Sozialismus.

Damit ist zugleich verbunden, was unter Sozialismus im wissenschaftlichen Sinne zu verstehen ist, also das Ziel der Revolution der Arbeiterklasse, Engels: „Mit dieser Behandlung der heutigen Produktivkräfte nach ihrer endlich erkannten Natur tritt an die Stelle der gesellschaftlichen Produktionsanarchie eine gesellschaftlich-planmäßige Regelung der Produktion nach den Bedürfnissen der Gesamtheit wie jedes einzelnen.“

Die Arbeiterklasse ist nicht in erster Linie das revolutionäre Subjekt, weil sie unterdrückt und ausgebeutet ist. Ihre historische Rolle besteht darin: „Diese weltbefreiende Tat durchzuführen, ist der geschichtliche Beruf des modernen Proletariats. Ihre geschichtlichen Bedingungen, und damit ihre Natur selbst, zu ergründen und so der zur Aktion berufnen, heute unterdrückten Klasse die Bedingungen und die Natur ihrer eignen Aktion zum Bewußtsein zu bringen, ist die Aufgabe des theoretischen Ausdrucks der proletarischen Bewegung, des wissenschaftlichen Sozialismus.“ (Engels)

Die Bedeutung der Rolle des revolutionären Subjekts wird durch verschiedene Abweichungen relativiert. Sie sollen hier nur kurz aufgeführt werden. Durch die Ersetzung des Kampfs der Arbeiterklasse durch allgemeine Menschheitsinteressen - für Frieden, Umwelt, etc. Damit nimmt es den Charakter der „Rettung“ an, woran alle mitwirken können. Durch die Aufweichung der Gesetzmäßigkeiten der proletarischen Revolution. Denn ihre historische Rolle kann sie nur unter Erkenntnis dieser Gesetzmäßigkeiten und Erfordernisse erfüllen. Dazu gehört die Möglichkeit eines „dritten Wegs“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus und andere. Durch die Infragestellung der Existenz der Arbeiterklasse an sich. Durch die Aufweichung der Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus und seiner Produktionsweise, Stichwort „sozialistische Marktwirtschaft“. Damit die Beliebigkeit der Richtung, in die das revolutionäre Subjekt wirken soll. Ebenso durch die Relativierung der Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats als Übergangsform zur nächsten Gesellschaftsformation. Durch die Ablehnung des Vorbereitung des subjektiven Faktors - der Klasse - auf ihre Rolle. Damit sind einige Bereiche heutiger Debatten benannt, die genauer ausgeführt werden müssen.

Die Frage 2 hängt eng damit zusammen. Hier geht es um die Eigenständigkeit der Arbeiterbewegung von der bürgerlichen Ideologie, vom bürgerlichen Staat und allen seinen Institutionen, oder des eigenständigen Kampfs auf Grundlage der Wissenschaft der Arbeiterklasse, dem wissenschaftlichen Sozialismus.

Die Geschichte der Emanzipation der Arbeiterklasse als eigene Klasse, als politische Kraft, die Herausbildung der Organisationen zeigen diese Frage von Anfang an. Lassalle war zwar Organisator eigenständiger Arbeitervereine, ordnete sie aber ideologisch als Anhängsel der Bourgeoisie unter. Die Sozialdemokratie entwickelte sich zunächst zur revolutionären Kraft und bildete viele Formen der eigenständigen Arbeiterbewegung. Dazu gehört auch der Aufbau der Gewerkschaften - keineswegs getrennt oder unabhängig von revolutionären Kräften bzw. der Partei. Sie organisierte den ökonomischen und ideologischen Kampf - auch im Parlament. Bedeutsam sind dabei die Rolle von Marx und Engels in der ideologischen Klärung der wichtigen Fragen des Kampfs der Arbeiterklasse und praktische Beiträge der eigenständigen Organisierung. Die SPD wird aber nach und nach integriert, auch durch Veränderung der Arbeiterklasse - Arbeiteraristokratie und durch Entwicklung des Revisionismus. Mit dem Verrat der Sozialdemokratie und der II. Internationale wird die Krise der eigenständigen Arbeiterbewegung offenkundig. Die Oktoberrevolution, revolutionäre Kämpfe in anderen Ländern und die Gründung der Kommunistischen Internationale führen zum Höhepunkt der eigenständigen revolutionären Arbeiterbewegung, dabei spielten Lenin und Stalin eine wichtige Rolle in der ideologischen und praktischen Auseinandersetzung mit den opportunistischen Einflüssen - gegen die ideologische Unterordnung der Arbeiterklasse unter die Interessen der Bourgeoisie. Seit den 50er Jahren und vor allem seit der Niederlage von 1989 ist sie von großen Rückschlägen geprägt. Es gibt kaum Formen der eigenständigen Arbeiterbewegung, politisch ist sie vom Opportunismus dominiert. Der Verlust der revolutionären ideologischen und organisatorischen Formierung zur Klasse für sich, Spontaneität und Beliebigkeit gewinnen an Einfluss. Wie die Orientierung auf die Reform des Kapitalismus - und damit eine andere Verwaltung. Heutige Debatten: Mosaik-Linke, Orientierung auf Bewegungen oft mit kleinbürgerlichem Charakter oder auf Sozialdemokratie, ob in alter oder neuer Form, aktuelle Beispiele unkritischer Bezug auf #aufstehen, Gelbwesten. Bündnisdebatte mit Sozialdemokratie - damit ist nicht gemeint, möglichst viele sozialdemokratische Arbeiter zu erreichen und sie organisatorisch in klassenkämpferischen Formen zu binden und Erfahrungen zu ermöglichen, sondern Bündnis mit der organisierten Sozialdemokratie, Parteien.