Der imperialistische Kapitalismus

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Konzentration der Produktion und Monopole[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Konzentration der Produktion sind die durch das ungeheure Wachstum der Industrie immer größer werdenden Betriebe; das Enstehen von Großbetrieben. Gerade durch das Riesenausmaß der Betriebe wird die Konkurrenz erschwert und die Tendenz zum Monopol erzeugt. Monopol , Alleinhandel, Alleinbesitz (Gegens.: freie Konkurrenz).

Schlagworte

Monopol, Imperialismus, Konzentration, Zentralisation, Kombination, Vereinigung, Industriezweige, Profitrate, Extraprofit, Monopolbildung, Konzentration der Produktion, Marx, Form der Monopole, Ablösung alter Kapitalismus, Konkurrenz, freie Konkurrenz, Kartell, Verbände, Monopolverbände, Vergesellschaftung der Produktion, Warenproduktion, Krisen

Einordnung

Die Konzentration der Produktion und die Tendenz zum Monopol wird von Lenin in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus dargestellt.

Annahme 1

Die freie Konkurrenz erzeugt die Konzentration und Zentralisation der Produktion und führt selbst dicht zum Monopol. Die Verwandlung der Konkurrenz in das Monopol ist die wichtigste Erscheinung in der Ökonomik des modernen Kapitalismus.


„Einige zehntausend Großbetriebe sind alles; Millionen von Kleinbetrieben sind nichts. […] Das Geldkapital und die Banken machen, wie wir sehen werden, dieses Übergewicht eines Häufleins von Großbetrieben noch erdrückender, und zwar im buchstäblichen Sinne des Wortes, d.h., Millionen kleiner, mittlerer und sogar zum Teil großer ‚Unternehmer‘ sind in Wirklichkeit von einigen hundert Millionären der Hochfinanz völlig unterjocht. […] Fast die Hälfte der Gesamtproduktion aller Betriebe des Landes liegt in den Händen eines Hundertstels der Gesamtzahl der Betriebe! Und diese dreitausend Riesenbetriebe umfassen 258 Industriezweige. Daraus erhellt, daß die Konzentration auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung sozusagen von selbst dicht an das Monopol heranführt. Denn einigen Dutzend Riesenbetrieben fällt es leicht, sich untereinander zu verständigen, während anderseits gerade durch das Riesenausmaß der Betriebe die Konkurrenz erschwert und die Tendenz zum Monopol erzeugt wird. Diese Verwandlung der Konkurrenz in das Monopol ist eine der wichtigsten Erscheinungen – wenn nicht die wichtigste – in der Ökonomik des modernen Kapitalismus, […].“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 201-202


Annahme 2

Eine Besonderheit des Imperialismus sei die Kombination, d. h. die Vereinigung verschiedener Industriezweige in einem Unternehmen.


„[…] und anderseits ist eine äußerst wichtige Besonderheit des Kapitalismus, der die höchste Entwicklungsstufe erreicht hat, die sogenannte Kombination, d.h. die Vereinigung verschiedener Industriezweige in einem einzigen Unternehmen; diese Industriezweige bilden entweder aufeinanderfolgende Stufen der Verarbeitung des Rohstoffs (z.B. Gewinnung von Roheisen aus Erz, seine Verarbeitung zu Stahl und unter Umständen auch die Erzeugung dieser oder jener Stahlfabrikate) oder spielen in bezug [!] aufeinander eine Hilfsrolle (z.B. Verarbeitung von Abfällen oder Nebenprodukten; Herstellung von Verpackungsmaterial usw.).“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 202


Annahme 3

Die Kombination gleiche Konjunkturunterschiede aus, sie bewirke eine stetigere Profitrate, ermögliche Extraprofite durch technische Neuerungen. Das kombinierte Werk hat eine besondere Stellung gegenüber dem „reinen“ Werk.


„‚… die Kombination‘, schreibt Hilferding, ‚gleicht Konjunkturunterschiede aus und bewirkt daher für das kombinierte Werk eine größere Stetigkeit der Profitrate. Zweitens bewirkt die Kombination Ausschaltung des Handels. Drittens bewirkt sie die Möglichkeit technischer Fortschritte und damit die Erlangung von Extraprofit gegenüber dem ‚reinen‘‘ (d.h. nicht kombinierten) ‚Werk. Viertens stärkt sie die Stellung des kombinierten Werkes gegenüber dem ‚reinen‘ im Konkurrenzkampf zur Zeit einer starken Depression‘ (Geschäftsstockung, Krise), ‚wenn die Senkung der Rohmaterialpreise nicht Schritt hält mit der Senkung der Fabrikatspreise.‘“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 202


Annahme 4

Die Konzentration der Produktion und des Kapitals hat eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen. Die Monopolbildung ist ein allgemeines Grundgesetz des Kapitalismus in seinem heutigen Stadium.
Unterschiede zwischen einzelnen kapitalistischen Ländern sind nur unwesentliche Unterschiede in der Form der Monopole oder der Zeit ihres Aufkommens.


„Vor einem halben Jahrhundert, als Marx sein ‚Kapital‘ schrieb, erschien der überwiegenden Mehrheit der Ökonomen die freie Konkurrenz als ein ‚Naturgesetz‘. Die offizielle Wissenschaft versuchte das Werk von Marx totzuschweigen, der durch seine theoretische und geschichtliche Analyse des Kapitalismus bewies, daß die freie Konkurrenz die Konzentration der Produktion erzeugt, diese Konzentration aber auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung zum Monopol führt. Das Monopol ist jetzt zur Tatsache geworden. Die Ökonomen schreiben Berge von Büchern, beschreiben die einzelnen Erscheinungsformen des Monopols und verkünden nach wie vor einstimmig, daß der ‚Marxismus widerlegt‘ sei. Aber Tatsachen sind ein hartnäckig Ding, sagt ein englisches Sprichwort, und man muß ihnen wohl oder übel Rechnung tragen. Die Tatsachen zeigen, daß die Unterschiede zwischen einzelnen kapitalistischen Ländern, z.B. in bezug [!] auf Schutzzoll oder Freihandel, bloß unwesentliche Unterschiede in der Form der Monopole oder in der Zeit ihres Aufkommens bedingen, während die Entstehung der Monopole infolge der Konzentration der Produktion überhaupt ein allgemeines Grundgesetz des Kapitalismus in seinem heutigen Entwicklungsstadium ist.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 204


Annahme 5

Die Ablösung des alten Kapitalismus durch den Imperialismus fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt.


„Für Europa läßt sich die Zeit der endgültigen Ablösung des alten Kapitalismus durch den neuen ziemlich genau feststellen. Es ist der Anfang des 20. Jahrhunderts.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 204


Annahme 6

Die Kartelle vereinbaren Verkaufsbedingungen, Zahlungstermine und verteilen die Absatzgebiete untereinander. Sie bestimmen die Menge der zu erzeugenden Produkte. Sie setzen die Preise fest. Sie verteilen den Profit unter die einzelnen Unternehmungen. Historisch entwickeln sich die ersten Kartelle ab der Krise von 1873 und werden am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der Grundlagen des ganzen Wirtschaftslebens.


„Die wichtigsten Ergebnisse der Geschichte der Monopole sind demnach: 1. In den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die höchste, äußerste Entwicklungsstufe der freien Konkurrenz; kaum merkliche Ansätze zu Monopolen. 2. Nach der Krise von 1873 weitgehende Entwicklung von Kartellen, die aber noch Ausnahmen, keine dauernden, sondern vorübergehende Erscheinungen sind. 3. Aufschwung am Ende des 19. Jahrhunderts und Krise von 1900-1903: Die Kartelle werden zu einer der Grundlagen des ganzen Wirtschaftslebens. Der Kapitalismus ist zum Imperialismus geworden.
Die Kartelle vereinbaren Verkaufsbedingungen, Zahlungstermine u.a. Sie verteilen die Absatzgebiete untereinander. Sie bestimmen die Menge der zu erzeugenden Produkte. Sie setzen die Preise fest. Sie verteilen den Profit unter die einzelnen Unternehmungen usw.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 206


Annahme 7

Die Konkurrenz wandelt sich zum Monopol, auch die qualifizierten Arbeitskräfte werden monopolisiert. Die Folge ist die Vergesellschaftung der Produktion, insbesondere der technischen Erfindungen und Vervollkommnungen. Der Kapitalismus führt in seinem imperialistischen Stadium also bis an die allseitige Vergesellschaftung der Produktion heran, er zieht die Kapitalisten gewissermaßen ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen in eine neue Gesellschaftsordnung hinein, die den Übergang von der völlig freien Konkurrenz zur vollständigen Vergesellschaftung bildet. Obwohl die Produktion vergesellschaft wird, bleibt die Aneignung privat, denn die gesellschaftlichen Produktionsmittel bleiben Privateigentum einer kleinen Anzahl von Personen. Auch bleibt die freie Konkurrenz mit den entstehenden Monopolen formal bestehen, sodass sich der Druck der Monopole auf die übrige Bevölkerung verstärkt.


„Darauf schloß 1905 die eine Gruppe und 1908 die andere eine Konvention mit noch je einem Großbetrieb. So entstanden zwei ‚Dreiverbände‘ mit einem Kapital von je 40-50 Millionen Mark, und zwischen diesen ‚Verbänden‘ hat bereits eine ‚Annäherung‘ in Form von ‚Verträgen‘ über Preise usw. begonnen.
Die Konkurrenz wandelte sich zum Monopol. Die Folge ist ein gigantischer Fortschritt in der Vergesellschaftung der Produktion. Im besonderen wird auch der Prozeß der technischen Erfindungen und Vervollkommnungen vergesellschaftet. Das ist schon etwas ganz anderes als die alte freie Konkurrenz zersplitterter Unternehmer, die nichts voneinander wissen und für den Absatz auf unbekanntem Markte produzieren. Die Konzentration ist so weit fortgeschritten, daß man einen ungefähren Überschlag aller Rohstoffquellen (beispielsweise der Eisenerzvorkommen) in dem betreffenden Lande und sogar, wie wir sehen werden, in einer Reihe von Ländern, ja in der ganzen Welt machen kann. Ein solcher Überschlag wird nicht nur gemacht, sondern die riesigen Monopolverbände bemächtigen sich dieser Quellen und fassen sie in einer Hand zusammen. Es wird eine annähernde Berechnung der Größe des Marktes vorgenommen, der durch vertragliche Abmachungen unter diese Verbände ‚aufgeteilt‘ wird. Die qualifizierten Arbeitskräfte werden monopolisiert, die besten Ingenieure angestellt, man bemächtigt sich der Verkehrswege und -mittel – der Eisenbahnen in Amerika, der Schiffahrtsgesellschaften in Europa und in Amerika. In seinem imperialistischen Stadium führt der Kapitalismus bis dicht an die allseitige Vergesellschaftung der Produktion heran, er zieht die Kapitalisten gewissermaßen ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen in eine Art neue Gesellschaftsordnung hinein, die den Übergang von der völlig freien Konkurrenz zur vollständigen Vergesellschaftung bildet.
Die Produktion wird vergesellschaftet, die Aneignung jedoch bleibt privat. Die gesellschaftlichen Produktionsmittel bleiben Privateigentum einer kleinen Anzahl von Personen. Der allgemeine Rahmen der formal anerkannten freien Konkurrenz bleibt bestehen, und der Druck der wenigen Monopolinhaber auf die übrige Bevölkerung wird hundertfach schwerer, fühlbarer, unerträglicher.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 209-210


Annahme 8

Der Kapitalismus sei so weit entwickelt, dass die Warenproduktion zwar weiter als Grundlage der Wirtschaft gelte, sie jedoch bereits untergraben sei, weil die Hauptprofite den Finanzmachenschaften und Spekulanten zufallen. Auf dieser Basis möchte die kleinbürgerlich-reaktionäre Kritik am Kapitalismus zu einer vermeintlich friedlichen Konkurrenz zurückzukehren.


„Der Kapitalismus ist so weit entwickelt, daß die Warenproduktion, obwohl sie nach wie vor ‚herrscht‘ und als Grundlage der gesamten Wirtschaft gilt, in Wirklichkeit bereits untergraben ist und die Hauptprofite den ‚Genies‘ der Finanzmachenschaften zufallen. Diesen Machenschaften und Schwindeleien liegt die Vergesellschaftung der Produktion zugrunde, aber der gewaltige Fortschritt der Menschheit, die sich bis zu dieser Vergesellschaftung emporgearbeitet hat, kommt den – Spekulanten zugute. Wir werden weiter unten sehen, wie ‚auf dieser Grundlage‘ die kleinbürgerlich-reaktionäre Kritik des kapitalistischen Imperialismus von einer Rückkehr zur ‚freien‘ [!] ‚friedlichen‘, ‚ehrlichen‘ Konkurrenz träumt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 211


Annahme 9

Kartelle können Krisen nicht verhindern. Im Gegenteil verschärft das Monopol den inherenten chaotischen Charakter der kapitalistischen Produktion.
Krisen, insbesondere ökonomische, verstärken im hohen Maß die Tendenz zur Konzentration und zum Monopol.


„Die Ausschaltung der Krisen durch die Kartelle ist ein Märchen bürgerlicher Ökonomen. [!] die den Kapitalismus um jeden Preis beschönigen wollen. Im Gegenteil, das Monopol, das in einigen Industriezweigen entsteht, verstärkt und verschärft den chaotischen Charakter, der der ganzen kapitalistischen Produktion in ihrer Gesamtheit eigen ist. […]
Die Krisen – jeder Art, am häufigsten ökonomische Krisen, aber nicht nur diese allein – verstärken aber ihrerseits in ungeheurem Maße die Tendenz zur Konzentration und zum Monopol.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 212-213


Der Kapitalexport[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Kapitalexport ist eigentlich die Steigerung der Profite durch Export von Kapital in rückständige Länder. Dies ist möglich, weil in den rückständigen Ländern der Profit gewöhnlich hoch ist, denn es gibt dort weniger Kapital, die Bodenpreise sind verhältnismäßig günstiger, die Löhne niedrig und die Rohstoffe billig. Die Möglichkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, dass eine Reihe rückständiger Länder breits in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen sind. Die Notwendigkeit des Kapitalexports wird dadurch geschaffen, dass in einigen Ländern der Kapitalismus "überreif" geworden ist und dem Kapital ein Spielraum für rentable Betätigung fehlt.


Schlagworte

Warenexport, Kapitalexport, Kapitalüberschuss, Anleihen, Kreditvergabe, Finanzkapital


Einordnung

Die Enstehung von Kapitalüberschuss, die Möglichkeit und Notwendigkeit von Kapitalexport wird von Lenin in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus dargestellt.


Annahme 1

Für den Kapitalismus der freien Konkurrenz war der Export von Waren kennzeichnend, für den Monopolkapitalismus ist es der Export von Kapital.


„Für den alten Kapitalismus, mit der vollen Herrschaft der freien Konkurrenz, war der Export von Waren kennzeichnend. Für den neuesten Kapitalismus, mit der Herrschaft der Monopole, ist der Export von Kapital kennzeichnend geworden.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 244


Annahme 2

Es entstehen in allen Ländern des entwickelten Kapitalismus Monopolverbände. Außerdem entwickelt sich eine Monopolstellung der wenigen überaus reichen Länder, deren Kapital gewaltige Ausmaße annimmt. Es kommt zu einem extremen Kapitalüberschuss in den fortgeschrittenen Ländern.


„An der Schwelle des 20. Jahrhunderts sehen wir die Bildung von Monopolen anderer Art: erstens Monopolverbände der Kapitalisten in allen Ländern des entwickelten Kapitalismus; zweitens Monopolstellung der wenigen überaus reichen Länder, in denen die Akkumulation des Kapitals gewaltige Ausmaße erreicht hat. Es entstand ein ungeheurer ‚Kapitalüberschuß‘ in den fortgeschrittenen Ländern.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 245


Annahme 3

Die ökonomische Grundlage des Kapitalexports ist der Kapitalüberschuss in den am weitesten fortgeschrittenen Ländern. Dieser entsteht durch die Unmöglichkeit, Kapital in der heimischen Nationalökonomie noch weiter rentabel anzulegen. Dieser Kapitalüberschuss kann nicht, wie einige bürgerliche Ökonomen meinen, für die Hebung der Lebenshaltung der Bevölkerung genutzt werden, da dies eine Minderung der Profite der Kapitalisten bedeuten würde. Das überschüssige Kapital muss für die weitere Verwertung in Länder exportiert werden, in denen Löhne niedrig, Bodenpreise und Rohstoffe günstig sind.
Rückständige Länder werden in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen.


„Aber dann wäre der Kapitalismus nicht Kapitalismus, denn die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung wie das Hungerdasein der Massen sind wesentliche, unvermeidliche Bedingungen und Voraussetzungen dieser Produktionsweise. Solange der Kapitalismus Kapitalismus bleibt, wird der Kapitalüberschuß nicht zur Hebung der Lebenshaltung der Massen in dem betreffenden Lande verwendet – denn das würde eine Verminderung der Profite der Kapitalisten bedeuten –, sondern zur Steigerung der Profite durch Kapitalexport ins Ausland, in rückständige Länder. In diesen rückständigen Ländern ist der Profit gewöhnlich hoch, denn es gibt dort wenig Kapital, die Bodenpreise sind verhältnismäßig nicht hoch, die Löhne niedrig und die Rohstoffe billig. Die Möglichkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das eine Reihe rückständiger Länder bereits in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen ist, die Hauptlinien der Eisenbahnen bereits gelegt oder in Angriff genommen, die elementaren Bedingungen der industriellen Entwicklung gesichert sind usw. Die Notwendigkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das in einigen Ländern der Kapitalismus ‚überreif‘ geworden ist und dem Kapital (unter der Voraussetzung der Unentwickeltheit der Landwirtschaft und der Armut der Massen) ein Spielraum für ‚rentable‘ Betätigung fehlt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 245


Annahme 4

Die gewöhnlichste Praktik des imperialistischen Finanzkapitals ist die Schaffung einer wirtschaftlichen Abhängigkeit durch Kreditvergabe. Dafür werden Anleihen für den Aufbau wirtschaftlicher Strukturen im Ausland unter den Bedingungen des kreditgebenden Landes vergeben. Diese Bedingungen sind ebensolche, die optimal für eine spätere Verwertung des eingesetzten Kapitals sind.
Kapitalexport wird zu einem Mittel, den Warenexport zu fördern.


„Das Finanzkapital erzeugte die Epoche der Monopole. Die Monopole sind aber überall Träger monopolistischer Prinzipen: An Stelle der Konkurrenz auf offenem Markt tritt die Ausnutzung der ‚Verbindungen‘ zum Zweck eines profitablen Geschäftes. Die gewöhnlichste Erscheinung ist: Bei einer Anleihe wird zur Bedingung gemacht, daß ein Teil der Anleihe zum Kauf von Erzeugnissen des kreditgebenden Landes, vor allem von Waffen, Schiffen usw. verausgabt wird. Frankreich hat in den letzten zwei Jahrzehnten (1890-1910) sehr oft zu diesem Mittel gegriffen. Der Kapitalexport wird zu einem Mittel, den Warenexport zu fördern. Die Abmachungen zwischen den besonders großen Unternehmungen sind dabei derart, daß sie, wie Schilder ‚gelinde‘ sagte ‚an Korruption gemahnen‘. Krupp in Deutschland, Schneider in Frankreich, Armstrong in England – das sind Musterbeispiele von Firmen, die mit den Riesenbanken und der Regierungen in enger Verbindung stehen und beim Abschluß von Anleihen nicht so leicht ‚umgangen‘ werden können.“
(Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 248)


„Auf diese Weise wirft das Finanzkapital im buchstäblichen Sinne des Wortes seine Netze über alle Länder der Welt aus. Eine große Rolle spielen dabei die in den Kolonien gegründeten Banken und ihre Niederlassungen.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 249


Annahme 5

Im übertragenden Sinne haben die kapitalexportierenden Länder die Welt unter sich aufgeteilt. Das Finanzkapital führt zur direkten Aufteilung der Welt.


„Die kapitalexportierenden Länder haben, im übertragenden Sinne, die Welt unter sich verteilt. Aber das Finanzkapital führte auch zur direkten Aufteilung der Welt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 249


Die Aufteilung der Welt unter die Kapitalistenverbände[Bearbeiten]

Die Aufteilung der Welt unter die Großmächte[Bearbeiten]

Der Imperialismus als besonderes Stadium des Kapitalismus[Bearbeiten]

Parasitismus und Fäulnis des Kapitalismus[Bearbeiten]

Kritik des Imperialismus - Kampf gegen den Opportunismus[Bearbeiten]

Der Platz des Imperialismus in der Geschichte[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

Alte Grundannahmen[Bearbeiten]

Die Banken und ihre neue Rolle[Bearbeiten]

Finanzkapital und Finanzoligarchie[Bearbeiten]