Der imperialistische Kapitalismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Eines der grundlegenden Merkmale des Imperialismus ist die Aufteilung der Welt unter den kapitalistischen Großmächten. Die territoriale Aufteilung der Welt ist im Imperialismus abgeschlossen, die Kämpfe werden nun verschärft um die Neuaufteilung der Welt geführt. Das Finanzkapital ist eine solch gewaltige ökonomische Macht, dass es politisch unabhängige Staaten ebenso unterwerfen kann wie Kolonien. Dadurch entstehen viele verschiedene Übergangsformen der staatlichen, finanziellen und diplomatischen Abhängigkeit.
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Neuaufteilung, Finanzkapital, Kolonien, Opportunismus, Syndikate, Trusts, Kautsky, Merkmale
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Der Vorgang der (Neu-)Aufteilung der Welt unter die Großmächte wird von Lenin in [[Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (Literatureinleitung)|Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus]] dargestellt.
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Der Übergang zum Stadiums des Monopolkapitalismus, des Finanzkapitals ist verknüpft mit der Verschärfung des Kampfes um die Aufteilung der Welt.
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{{Zitat |Unzweifelhaft ist daher die Tatsache, daß der Übergang des Kapitalismus zum Stadium des Monopolkapitalismus, zum Finanzkapital, mit einer Verschärfung des Kampfes um die Aufteilung der Welt verknüpft ist.| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 260}}
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'''Annahme 2'''
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Unterwerfung unabhängiger Staaten unter das Finanzkapital, insbesondere halbkolonialer Länder: Das Finanzkapital mit seiner weltumspannenden Macht ist imstande, politisch unabhängige Staaten zu unterwerfen. Die größten Vorteile für das Finanzkapital ergeben sich dabei aus der Unterwerfung unabhängiger Staaten durch Verlust ihrer politischen Unabhängigkeit. Neben vollständig unterworfenen Staaten existieren dabei als "Mittelding" halbkoloniale Länder mit Übergangsstadien politischer Unabhängigkeit. Diese sind formal unabhängig, jedoch in ein Netz finanzieller und diplomatischer Zusammenhänge verstrickt und damit in Wirklichkeit abhängig vom imperialistischen Finanzkapital.
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{{Zitat |Das Finanzkapital ist eine so gewaltige, man darf wohl sagen, entscheidende Macht in allen ökonomischen und in allen internationalen Beziehungen, daß es sich sogar Staaten unterwerfen kann und tatsächlich auch unterwirft, die volle politische Unabhängigkeit genießen; wir werden sogleich Beispiele dafür sehen. Aber selbstverständlich bietet dem Finanzkapital die meisten ‚Annehmlichkeiten‘ und die größten Vorteile eine solche Unterwerfung, die mit dem Verlust der politischen Unabhängigkeit der Länder und Völker, die unterworfen werden, verbunden ist. Die halbkolonialen Länder sind in dieser Beziehung als ‚Mittelding‘ typisch. Der Kampf um diese halbabhängigen Länder mußte begreiflicherweise besonders akut werden in der Epoche des Finanzkapitals, als die übrige Welt bereits aufgeteilt war.| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 264}}
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'''Annahme 3'''
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Häufig beschränken sich Analysen der Weltpolitik auf eine reine Formanalyse: Der Imperialismus der heutigen Zeit wird mit historisch anderen Beispielen wie dem Römischen Reich verglichen, als sei damit irgendetwas erklärt. Eine solche Kritik ist zwangsläufig opportunistisch, da sie vom Klassencharakter des Imperialismus absieht und damit den wahren Gegner nicht erkennt: Die Monopolverbände in ihrer weltweiten Konkurrenz.<br/>Grundlegende Besonderheit des modernen Kapitalismus ist die Herrschaft der Monopolverbände.
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Diese Monopole sind am festesten, wenn alle Rohstoffquellen in einer Hand zusammengefasst werden.<br/>Kolonialbesitz bietet volle Gewähr über den Erfolg der Monopole.<br/>Je höher entwickelt der Kapitalismus, je stärker der Rohstoffmangel, die Konkurrenz und die Jagd nach Rohstoffquellen in der ganzen Welt ausgeprägt sind, desto erbitterter ist der Kampf um Kolonien.
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{{Zitat |Kolonialpolitik und Imperialismus hat es auch vor dem jüngsten Stadium des Kapitalismus und sogar vor dem Kapitalismus gegeben. Das auf Sklaverei beruhende Rom trieb Kolonialpolitik und war imperialistisch. Aber ‚allgemeine‘ Betrachtungen über den Imperialismus, die den radikalen Unterschied zwischen den ökonomischen Gesellschaftsformationen vergessen oder in den Hintergrund schieben, arten unvermeidlich in leere Banalitäten oder Flunkereien aus, wie etwa der Vergleich des ‚größeren Rom mit dem größeren Britannien‘. Selbst die kapitalistische Kolonialpolitik der früheren Stadien des Kapitalismus unterscheidet sich wesentlich von der Kolonialpolitik des Finanzkapitals. <br/>Die grundlegende Besonderheit des modernen Kapitalismus ist die Herrschaft der Monopolverbände der Großunternehmer. Derartige Monopole sind am festesten, wenn alle Rohstoffquellen in einer Hand zusammengefaßt werden, und wir haben gesehen, wie eifrig die internationalen Kapitalistenverbände bemüht sind, dem Gegner jede Konkurrenz unmöglich zu machen, wie eifrig sie bemüht sind, z.B. Eisenerzlager oder Petroleumquellen usw. aufzukaufen. Einzig und allein der Kolonialbesitz bietet volle Gewähr für den Erfolg der Monopole gegenüber allen Zufälligkeiten im Kampfe mit dem Konkurrenten – bis zu einer solchen Zufälligkeit einschließlich, daß der Gegner auf den Wunsch verfallen könnte, sich hinter ein Gesetz über ein Staatsmonopol zu verschanzen. Je höher entwickelt der Kapitalismus, je stärker fühlbar der Rohstoffmangel, je schärfer ausgeprägt die Konkurrenz und die Jagd nach Rohstoffquellen in der ganzen Welt sind, desto erbitterter ist der Kampf um die Erwerbung von Kolonien.| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 264-5}}
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'''Annahme 4'''
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Hinweise, man könne Rohstoffe auf dem freien Markt ohne kostspielige Kolonialpolitik  erhalten und das Angebot durch Steigerung der Landwirtschaft steigern, lassen die wichtigste Besonderheit – das Monopol – außer Acht. Der freie Markt rückt in die Vergangenheit, Syndikate und Trusts engen ihn von Tag zu Tag ein.<br/>Eine Hebung der Landwirtschaft würde die Hebung des Lebensstandards der Bevölkerung bedeuten. Das wäre aber eine Erhöhung der Löhne.<br/> Trusts, die fähig wären, sich um die Lage der Massen zu kümmern, sind Phantasie süßlicher Reformer.
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{{Zitat |Natürlich versuchen bürgerliche Reformer, darunter besonders die Kautskyaner von heute, die Bedeutung derartiger Tatsachen durch den Hinweis abzuschwächen, daß man Rohstoffe ohne die ‚kostspielige und gefährliche‘ Kolonialpolitik auf dem freien Markt erhalten ‚könne‘, daß man das Angebot an Rohstoffen durch ‚einfache‘ Hebung der Landwirtschaft überhaupt gewaltig steigern ‚könne‘. Aber derartige Hinweise verwandeln sich in eine Apologie des Imperialismus, in dessen Beschönigung, denn sie beruhen auf der Außerachtlassung der wichtigsten Besonderheit des modernen Kapitalismus: der Monopole. Der freie Markt rückt immer mehr in die Vergangenheit, monopolistische Syndikate und Trusts engen ihn von Tag zu Tag mehr ein, die ‚einfache‘ Hebung der Landwirtschaft aber läuft auf eine Hebung der Lage der Massen, auf eine Erhöhung der Löhne und eine Verminderung des Profits hinaus. Wo existieren jedoch, außer in der Phantasie süßlicher Reformer, Trusts, die fähig wären, sich um die Lage der Massen zu kümmern, anstatt Kolonien zu erobern?| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 265}}
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'''Annahme 5'''
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Das Finanzkapital des Imperialismus muss sich die Welt ökonomisch und politisch aufteilen. In diesem Prozess schafft es sich verschiedene Formen der staatlichen Abhängigkeiten, die im Unterschied zum einfachen System der zwei Hauptgruppen (mit Ländern, die Kolonien besitzen und den Kolonien selber) die Abhängigkeiten stark verdecken können, z. B. hinter der formalen Souveränität der eigentlich abhängigen Länder.<br/>Diese sind in ein Netz finanzieller und diplomatischer Abhängigkeit verstrickt.
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{{Zitat |Spricht man von der Kolonialpolitik in der Epoche des kapitalistischen Imperialismus, dann muß bemerkt werden, daß das Finanzkapital und die ihm entsprechende internationale Politik, die auf einen Kampf der Großmächte um die ökonomische und politische Aufteilung der Welt hinausläuft, eine ganze Reihe von Übergangsformen der staatlichen Abhängigkeit schaffen. Typisch für diese Epoche sind nicht nur die beiden Hauptgruppen von Ländern – die Kolonien besitzenden und die Kolonien selber –, sondern auch die verschiedenartigen Formen der abhängigen Länder, die politisch, formal selbständig, in Wirklichkeit aber in ein Netz finanzieller und diplomatischer Abhängigkeit verstrickt sind.| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 267}}
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'''Annahme 6'''
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Deshalb muss man − ohne zu vergessen, dass alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann − eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde:
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{{Zitat |Deshalb muß man – ohne zu vergessen, daß alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann – eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde:<br/>1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses ‚Finanzkapitals‘; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.| Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 270-71}}
  
 
==Der Imperialismus als besonderes Stadium des Kapitalismus==
 
==Der Imperialismus als besonderes Stadium des Kapitalismus==

Version vom 14. Juni 2022, 06:09 Uhr

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Konzentration der Produktion und Monopole[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Die Konzentration der Produktion sind die durch das ungeheure Wachstum der Industrie immer größer werdenden Betriebe; das Enstehen von Großbetrieben. Gerade durch das Riesenausmaß der Betriebe wird die Konkurrenz erschwert und die Tendenz zum Monopol erzeugt. Monopol , Alleinhandel, Alleinbesitz (Gegens.: freie Konkurrenz).

Schlagworte

Monopol, Imperialismus, Konzentration, Zentralisation, Kombination, Vereinigung, Industriezweige, Profitrate, Extraprofit, Monopolbildung, Konzentration der Produktion, Marx, Form der Monopole, Ablösung alter Kapitalismus, Konkurrenz, freie Konkurrenz, Kartell, Verbände, Monopolverbände, Vergesellschaftung der Produktion, Warenproduktion, Krisen

Einordnung

Die Konzentration der Produktion und die Tendenz zum Monopol wird von Lenin in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus dargestellt.

Annahme 1

Die freie Konkurrenz erzeugt die Konzentration und Zentralisation der Produktion und führt selbst dicht zum Monopol. Die Verwandlung der Konkurrenz in das Monopol ist die wichtigste Erscheinung in der Ökonomik des modernen Kapitalismus.


„Einige zehntausend Großbetriebe sind alles; Millionen von Kleinbetrieben sind nichts. […] Das Geldkapital und die Banken machen, wie wir sehen werden, dieses Übergewicht eines Häufleins von Großbetrieben noch erdrückender, und zwar im buchstäblichen Sinne des Wortes, d.h., Millionen kleiner, mittlerer und sogar zum Teil großer ‚Unternehmer‘ sind in Wirklichkeit von einigen hundert Millionären der Hochfinanz völlig unterjocht. […] Fast die Hälfte der Gesamtproduktion aller Betriebe des Landes liegt in den Händen eines Hundertstels der Gesamtzahl der Betriebe! Und diese dreitausend Riesenbetriebe umfassen 258 Industriezweige. Daraus erhellt, daß die Konzentration auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung sozusagen von selbst dicht an das Monopol heranführt. Denn einigen Dutzend Riesenbetrieben fällt es leicht, sich untereinander zu verständigen, während anderseits gerade durch das Riesenausmaß der Betriebe die Konkurrenz erschwert und die Tendenz zum Monopol erzeugt wird. Diese Verwandlung der Konkurrenz in das Monopol ist eine der wichtigsten Erscheinungen – wenn nicht die wichtigste – in der Ökonomik des modernen Kapitalismus, […].“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 201-202


Annahme 2

Eine Besonderheit des Imperialismus sei die Kombination, d. h. die Vereinigung verschiedener Industriezweige in einem Unternehmen.


„[…] und anderseits ist eine äußerst wichtige Besonderheit des Kapitalismus, der die höchste Entwicklungsstufe erreicht hat, die sogenannte Kombination, d.h. die Vereinigung verschiedener Industriezweige in einem einzigen Unternehmen; diese Industriezweige bilden entweder aufeinanderfolgende Stufen der Verarbeitung des Rohstoffs (z.B. Gewinnung von Roheisen aus Erz, seine Verarbeitung zu Stahl und unter Umständen auch die Erzeugung dieser oder jener Stahlfabrikate) oder spielen in bezug [!] aufeinander eine Hilfsrolle (z.B. Verarbeitung von Abfällen oder Nebenprodukten; Herstellung von Verpackungsmaterial usw.).“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 202


Annahme 3

Die Kombination gleiche Konjunkturunterschiede aus, sie bewirke eine stetigere Profitrate, ermögliche Extraprofite durch technische Neuerungen. Das kombinierte Werk hat eine besondere Stellung gegenüber dem „reinen“ Werk.


„‚… die Kombination‘, schreibt Hilferding, ‚gleicht Konjunkturunterschiede aus und bewirkt daher für das kombinierte Werk eine größere Stetigkeit der Profitrate. Zweitens bewirkt die Kombination Ausschaltung des Handels. Drittens bewirkt sie die Möglichkeit technischer Fortschritte und damit die Erlangung von Extraprofit gegenüber dem ‚reinen‘‘ (d.h. nicht kombinierten) ‚Werk. Viertens stärkt sie die Stellung des kombinierten Werkes gegenüber dem ‚reinen‘ im Konkurrenzkampf zur Zeit einer starken Depression‘ (Geschäftsstockung, Krise), ‚wenn die Senkung der Rohmaterialpreise nicht Schritt hält mit der Senkung der Fabrikatspreise.‘“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 202


Annahme 4

Die Konzentration der Produktion und des Kapitals hat eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen. Die Monopolbildung ist ein allgemeines Grundgesetz des Kapitalismus in seinem heutigen Stadium.
Unterschiede zwischen einzelnen kapitalistischen Ländern sind nur unwesentliche Unterschiede in der Form der Monopole oder der Zeit ihres Aufkommens.


„Vor einem halben Jahrhundert, als Marx sein ‚Kapital‘ schrieb, erschien der überwiegenden Mehrheit der Ökonomen die freie Konkurrenz als ein ‚Naturgesetz‘. Die offizielle Wissenschaft versuchte das Werk von Marx totzuschweigen, der durch seine theoretische und geschichtliche Analyse des Kapitalismus bewies, daß die freie Konkurrenz die Konzentration der Produktion erzeugt, diese Konzentration aber auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung zum Monopol führt. Das Monopol ist jetzt zur Tatsache geworden. Die Ökonomen schreiben Berge von Büchern, beschreiben die einzelnen Erscheinungsformen des Monopols und verkünden nach wie vor einstimmig, daß der ‚Marxismus widerlegt‘ sei. Aber Tatsachen sind ein hartnäckig Ding, sagt ein englisches Sprichwort, und man muß ihnen wohl oder übel Rechnung tragen. Die Tatsachen zeigen, daß die Unterschiede zwischen einzelnen kapitalistischen Ländern, z.B. in bezug [!] auf Schutzzoll oder Freihandel, bloß unwesentliche Unterschiede in der Form der Monopole oder in der Zeit ihres Aufkommens bedingen, während die Entstehung der Monopole infolge der Konzentration der Produktion überhaupt ein allgemeines Grundgesetz des Kapitalismus in seinem heutigen Entwicklungsstadium ist.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 204


Annahme 5

Die Ablösung des alten Kapitalismus durch den Imperialismus fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt.


„Für Europa läßt sich die Zeit der endgültigen Ablösung des alten Kapitalismus durch den neuen ziemlich genau feststellen. Es ist der Anfang des 20. Jahrhunderts.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 204


Annahme 6

Die Kartelle vereinbaren Verkaufsbedingungen, Zahlungstermine und verteilen die Absatzgebiete untereinander. Sie bestimmen die Menge der zu erzeugenden Produkte. Sie setzen die Preise fest. Sie verteilen den Profit unter die einzelnen Unternehmungen. Historisch entwickeln sich die ersten Kartelle ab der Krise von 1873 und werden am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der Grundlagen des ganzen Wirtschaftslebens.


„Die wichtigsten Ergebnisse der Geschichte der Monopole sind demnach: 1. In den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die höchste, äußerste Entwicklungsstufe der freien Konkurrenz; kaum merkliche Ansätze zu Monopolen. 2. Nach der Krise von 1873 weitgehende Entwicklung von Kartellen, die aber noch Ausnahmen, keine dauernden, sondern vorübergehende Erscheinungen sind. 3. Aufschwung am Ende des 19. Jahrhunderts und Krise von 1900-1903: Die Kartelle werden zu einer der Grundlagen des ganzen Wirtschaftslebens. Der Kapitalismus ist zum Imperialismus geworden.
Die Kartelle vereinbaren Verkaufsbedingungen, Zahlungstermine u.a. Sie verteilen die Absatzgebiete untereinander. Sie bestimmen die Menge der zu erzeugenden Produkte. Sie setzen die Preise fest. Sie verteilen den Profit unter die einzelnen Unternehmungen usw.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 206


Annahme 7

Die Konkurrenz wandelt sich zum Monopol, auch die qualifizierten Arbeitskräfte werden monopolisiert. Die Folge ist die Vergesellschaftung der Produktion, insbesondere der technischen Erfindungen und Vervollkommnungen. Der Kapitalismus führt in seinem imperialistischen Stadium also bis an die allseitige Vergesellschaftung der Produktion heran, er zieht die Kapitalisten gewissermaßen ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen in eine neue Gesellschaftsordnung hinein, die den Übergang von der völlig freien Konkurrenz zur vollständigen Vergesellschaftung bildet. Obwohl die Produktion vergesellschaft wird, bleibt die Aneignung privat, denn die gesellschaftlichen Produktionsmittel bleiben Privateigentum einer kleinen Anzahl von Personen. Auch bleibt die freie Konkurrenz mit den entstehenden Monopolen formal bestehen, sodass sich der Druck der Monopole auf die übrige Bevölkerung verstärkt.


„Darauf schloß 1905 die eine Gruppe und 1908 die andere eine Konvention mit noch je einem Großbetrieb. So entstanden zwei ‚Dreiverbände‘ mit einem Kapital von je 40-50 Millionen Mark, und zwischen diesen ‚Verbänden‘ hat bereits eine ‚Annäherung‘ in Form von ‚Verträgen‘ über Preise usw. begonnen.
Die Konkurrenz wandelte sich zum Monopol. Die Folge ist ein gigantischer Fortschritt in der Vergesellschaftung der Produktion. Im besonderen wird auch der Prozeß der technischen Erfindungen und Vervollkommnungen vergesellschaftet. Das ist schon etwas ganz anderes als die alte freie Konkurrenz zersplitterter Unternehmer, die nichts voneinander wissen und für den Absatz auf unbekanntem Markte produzieren. Die Konzentration ist so weit fortgeschritten, daß man einen ungefähren Überschlag aller Rohstoffquellen (beispielsweise der Eisenerzvorkommen) in dem betreffenden Lande und sogar, wie wir sehen werden, in einer Reihe von Ländern, ja in der ganzen Welt machen kann. Ein solcher Überschlag wird nicht nur gemacht, sondern die riesigen Monopolverbände bemächtigen sich dieser Quellen und fassen sie in einer Hand zusammen. Es wird eine annähernde Berechnung der Größe des Marktes vorgenommen, der durch vertragliche Abmachungen unter diese Verbände ‚aufgeteilt‘ wird. Die qualifizierten Arbeitskräfte werden monopolisiert, die besten Ingenieure angestellt, man bemächtigt sich der Verkehrswege und -mittel – der Eisenbahnen in Amerika, der Schiffahrtsgesellschaften in Europa und in Amerika. In seinem imperialistischen Stadium führt der Kapitalismus bis dicht an die allseitige Vergesellschaftung der Produktion heran, er zieht die Kapitalisten gewissermaßen ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen in eine Art neue Gesellschaftsordnung hinein, die den Übergang von der völlig freien Konkurrenz zur vollständigen Vergesellschaftung bildet.
Die Produktion wird vergesellschaftet, die Aneignung jedoch bleibt privat. Die gesellschaftlichen Produktionsmittel bleiben Privateigentum einer kleinen Anzahl von Personen. Der allgemeine Rahmen der formal anerkannten freien Konkurrenz bleibt bestehen, und der Druck der wenigen Monopolinhaber auf die übrige Bevölkerung wird hundertfach schwerer, fühlbarer, unerträglicher.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 209-210


Annahme 8

Der Kapitalismus sei so weit entwickelt, dass die Warenproduktion zwar weiter als Grundlage der Wirtschaft gelte, sie jedoch bereits untergraben sei, weil die Hauptprofite den Finanzmachenschaften und Spekulanten zufallen. Auf dieser Basis möchte die kleinbürgerlich-reaktionäre Kritik am Kapitalismus zu einer vermeintlich friedlichen Konkurrenz zurückzukehren.


„Der Kapitalismus ist so weit entwickelt, daß die Warenproduktion, obwohl sie nach wie vor ‚herrscht‘ und als Grundlage der gesamten Wirtschaft gilt, in Wirklichkeit bereits untergraben ist und die Hauptprofite den ‚Genies‘ der Finanzmachenschaften zufallen. Diesen Machenschaften und Schwindeleien liegt die Vergesellschaftung der Produktion zugrunde, aber der gewaltige Fortschritt der Menschheit, die sich bis zu dieser Vergesellschaftung emporgearbeitet hat, kommt den – Spekulanten zugute. Wir werden weiter unten sehen, wie ‚auf dieser Grundlage‘ die kleinbürgerlich-reaktionäre Kritik des kapitalistischen Imperialismus von einer Rückkehr zur ‚freien‘ [!] ‚friedlichen‘, ‚ehrlichen‘ Konkurrenz träumt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 211


Annahme 9

Kartelle können Krisen nicht verhindern. Im Gegenteil verschärft das Monopol den inherenten chaotischen Charakter der kapitalistischen Produktion.
Krisen, insbesondere ökonomische, verstärken im hohen Maß die Tendenz zur Konzentration und zum Monopol.


„Die Ausschaltung der Krisen durch die Kartelle ist ein Märchen bürgerlicher Ökonomen. [!] die den Kapitalismus um jeden Preis beschönigen wollen. Im Gegenteil, das Monopol, das in einigen Industriezweigen entsteht, verstärkt und verschärft den chaotischen Charakter, der der ganzen kapitalistischen Produktion in ihrer Gesamtheit eigen ist. […]
Die Krisen – jeder Art, am häufigsten ökonomische Krisen, aber nicht nur diese allein – verstärken aber ihrerseits in ungeheurem Maße die Tendenz zur Konzentration und zum Monopol.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 212-213


Der Kapitalexport[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Kapitalexport ist eigentlich die Steigerung der Profite durch Export von Kapital in rückständige Länder. Dies ist möglich, weil in den rückständigen Ländern der Profit gewöhnlich hoch ist, denn es gibt dort weniger Kapital, die Bodenpreise sind verhältnismäßig günstiger, die Löhne niedrig und die Rohstoffe billig. Die Möglichkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, dass eine Reihe rückständiger Länder breits in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen sind. Die Notwendigkeit des Kapitalexports wird dadurch geschaffen, dass in einigen Ländern der Kapitalismus "überreif" geworden ist und dem Kapital ein Spielraum für rentable Betätigung fehlt.


Schlagworte

Warenexport, Kapitalexport, Kapitalüberschuss, Anleihen, Kreditvergabe, Finanzkapital


Einordnung

Die Enstehung von Kapitalüberschuss, die Möglichkeit und Notwendigkeit von Kapitalexport wird von Lenin in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus dargestellt.


Annahme 1

Für den Kapitalismus der freien Konkurrenz war der Export von Waren kennzeichnend, für den Monopolkapitalismus ist es der Export von Kapital.


„Für den alten Kapitalismus, mit der vollen Herrschaft der freien Konkurrenz, war der Export von Waren kennzeichnend. Für den neuesten Kapitalismus, mit der Herrschaft der Monopole, ist der Export von Kapital kennzeichnend geworden.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 244


Annahme 2

Es entstehen in allen Ländern des entwickelten Kapitalismus Monopolverbände. Außerdem entwickelt sich eine Monopolstellung der wenigen überaus reichen Länder, deren Kapital gewaltige Ausmaße annimmt. Es kommt zu einem extremen Kapitalüberschuss in den fortgeschrittenen Ländern.


„An der Schwelle des 20. Jahrhunderts sehen wir die Bildung von Monopolen anderer Art: erstens Monopolverbände der Kapitalisten in allen Ländern des entwickelten Kapitalismus; zweitens Monopolstellung der wenigen überaus reichen Länder, in denen die Akkumulation des Kapitals gewaltige Ausmaße erreicht hat. Es entstand ein ungeheurer ‚Kapitalüberschuß‘ in den fortgeschrittenen Ländern.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 245


Annahme 3

Die ökonomische Grundlage des Kapitalexports ist der Kapitalüberschuss in den am weitesten fortgeschrittenen Ländern. Dieser entsteht durch die Unmöglichkeit, Kapital in der heimischen Nationalökonomie noch weiter rentabel anzulegen. Dieser Kapitalüberschuss kann nicht, wie einige bürgerliche Ökonomen meinen, für die Hebung der Lebenshaltung der Bevölkerung genutzt werden, da dies eine Minderung der Profite der Kapitalisten bedeuten würde. Das überschüssige Kapital muss für die weitere Verwertung in Länder exportiert werden, in denen Löhne niedrig, Bodenpreise und Rohstoffe günstig sind.
Rückständige Länder werden in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen.


„Aber dann wäre der Kapitalismus nicht Kapitalismus, denn die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung wie das Hungerdasein der Massen sind wesentliche, unvermeidliche Bedingungen und Voraussetzungen dieser Produktionsweise. Solange der Kapitalismus Kapitalismus bleibt, wird der Kapitalüberschuß nicht zur Hebung der Lebenshaltung der Massen in dem betreffenden Lande verwendet – denn das würde eine Verminderung der Profite der Kapitalisten bedeuten –, sondern zur Steigerung der Profite durch Kapitalexport ins Ausland, in rückständige Länder. In diesen rückständigen Ländern ist der Profit gewöhnlich hoch, denn es gibt dort wenig Kapital, die Bodenpreise sind verhältnismäßig nicht hoch, die Löhne niedrig und die Rohstoffe billig. Die Möglichkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das eine Reihe rückständiger Länder bereits in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen ist, die Hauptlinien der Eisenbahnen bereits gelegt oder in Angriff genommen, die elementaren Bedingungen der industriellen Entwicklung gesichert sind usw. Die Notwendigkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das in einigen Ländern der Kapitalismus ‚überreif‘ geworden ist und dem Kapital (unter der Voraussetzung der Unentwickeltheit der Landwirtschaft und der Armut der Massen) ein Spielraum für ‚rentable‘ Betätigung fehlt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 245


Annahme 4

Die gewöhnlichste Praktik des imperialistischen Finanzkapitals ist die Schaffung einer wirtschaftlichen Abhängigkeit durch Kreditvergabe. Dafür werden Anleihen für den Aufbau wirtschaftlicher Strukturen im Ausland unter den Bedingungen des kreditgebenden Landes vergeben. Diese Bedingungen sind ebensolche, die optimal für eine spätere Verwertung des eingesetzten Kapitals sind.
Kapitalexport wird zu einem Mittel, den Warenexport zu fördern.


„Das Finanzkapital erzeugte die Epoche der Monopole. Die Monopole sind aber überall Träger monopolistischer Prinzipen: An Stelle der Konkurrenz auf offenem Markt tritt die Ausnutzung der ‚Verbindungen‘ zum Zweck eines profitablen Geschäftes. Die gewöhnlichste Erscheinung ist: Bei einer Anleihe wird zur Bedingung gemacht, daß ein Teil der Anleihe zum Kauf von Erzeugnissen des kreditgebenden Landes, vor allem von Waffen, Schiffen usw. verausgabt wird. Frankreich hat in den letzten zwei Jahrzehnten (1890-1910) sehr oft zu diesem Mittel gegriffen. Der Kapitalexport wird zu einem Mittel, den Warenexport zu fördern. Die Abmachungen zwischen den besonders großen Unternehmungen sind dabei derart, daß sie, wie Schilder ‚gelinde‘ sagte ‚an Korruption gemahnen‘. Krupp in Deutschland, Schneider in Frankreich, Armstrong in England – das sind Musterbeispiele von Firmen, die mit den Riesenbanken und der Regierungen in enger Verbindung stehen und beim Abschluß von Anleihen nicht so leicht ‚umgangen‘ werden können.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 248


„Auf diese Weise wirft das Finanzkapital im buchstäblichen Sinne des Wortes seine Netze über alle Länder der Welt aus. Eine große Rolle spielen dabei die in den Kolonien gegründeten Banken und ihre Niederlassungen.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 249


Annahme 5

Im übertragenden Sinne haben die kapitalexportierenden Länder die Welt unter sich aufgeteilt. Das Finanzkapital führt zur direkten Aufteilung der Welt.


„Die kapitalexportierenden Länder haben, im übertragenden Sinne, die Welt unter sich verteilt. Aber das Finanzkapital führte auch zur direkten Aufteilung der Welt.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 249


Die Aufteilung der Welt unter die Kapitalistenverbände[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Kapitalistenverbände bezeichnet im Allgemeinen die unterschiedlichen Zusammenschlüsse der Kapitalien um gemeinsam aus einer Monopolstellung zu agieren. Dabei kann die Art und die Form der Zusammenarbeit stark variieren. Verschiedene Unternehmen können zu einem Trust oder Konzern verschmelzen. Während bei einem Trust ein neues Unternehmen entsteht, bleiben in einem Konzern die Unternehmen selbstständig, arbeiten aber unter einer einheitlichen Leitung. Unternehmen können auch ohne formal-juristische Formänderung zu einem Kartell zusammenschließen. Dies bedeutet, dass sie meistens innerhalb einer Branche vertraglich Absprachen halten um den Wettbewerb untereinander zu begrenzen. Das Syndikat ist eine besondere Form des Kartells, welches insbesondere die Preise und den Absatz der Mitglieder bestimmt. Ausschlaggebend ist jedoch die Zusammenarbeit der Kapitalien im Sinne eines Monopols.

Schlagworte

Kartelle, Syndikate, Trusts, Kapitalistenverbände, Monopolverbände, Ungleichmäßige Entwicklung, Neuaufteilung, Ultraimperialismus, Kautsky

Annahme 1

Der Binnenmarkt hängt untrennbar mit dem Weltmarkt zusammen. Der wachsende Kapitalexport schafft den Weltmarkt und führt zu Abmachungen der kapitalexportierenden Monopolkapitale und damit zu Bildung von internationalen Kartellen.


„Die Monopolverbände der Kapitalisten – die Kartelle, Syndikate und Trusts – teilen vor allem den ganzen Binnenmarkt unter sich auf, indem sie die Produktion des betreffenden Landes mehr oder weniger vollständig an sich reißen. Aber der Binnenmarkt hängt unter dem Kapitalismus untrennbar mit dem Außenmarkt zusammen. Der Kapitalismus hat längst den Weltmarkt geschaffen. Und in dem Maße, wie der Kapitalexport wuchs und die ausländischen und kolonialen Verbindungen und ‚Einflußsphären‘ der riesigen Monopolverbände sich in jeder Weise erweiterten, kam es ‚natürlicherweise‘ unter ihnen zu Abmachungen im Weltmaßstab, zur Bildung von internationalen Kartellen.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 250


Annahme 2

Die Konkurrenz gegen einheitlich und weltweit handelnde Trusts ist schwer. Eine Aufteilung der Branche weltweit unter zwei mächtige Trusts schließt Neuaufteilung nicht aus, sobald das Kräfteverhältnis infolge der ungleichmäßigen Entwicklung, oder infolge von Kriegen, Zusammenbrüchen etc. sich ändert.


„Man versteht ohne weiteres, wie schwierig die Konkurrenz gegen diesen faktisch einheitlichen, die gesamte Welt umspannenden Trust ist, der über ein Kapital von mehreren Milliarden verfügt und seine ‚Niederlassungen‘, Vertretungen, Agenturen, Verbindungen an allen Ecken und Enden der Welt hat. Aber eine Aufteilung der Welt unter zwei mächtige Trusts schließt natürlich eine Neuaufteilung nicht aus, sobald das Kräfteverhältnis – infolge der ungleichmäßigen Entwicklung, von Kriegen, Zusammenbrüchen usw. – sich ändert.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 252


Annahme 3

Bürgerliche Schriftsteller (auch Kautsky) behaupten, dass internationale Kartelle die Erhaltung des Friedens erhoffen lassen. Das ist theoretisch Unsinn und praktisch Sophismus, eine unehrliche Methode, den schlimmsten Opportunismus zu verteidigen.
Internationale Kartelle zeigen, bis zu welchem Grad Monopole angewachsen sind und worum es im Kampf zwischen den Kapitalistenverbänden geht.
Die Form des Kampfes kann sich ändern, aber das Wesen und sein Klasseninhalt nicht.
Es ist im Interesse der deutschen Bourgeoisie, den Inhalt des ökonomischen Kampfes (Teilung der Welt) zu vertuschen und nur die Form des Kampfes hervorzukehren.
Kapitalisten teilen die Welt unter sich auf, weil die Stufe der Konzentration sie dazu zwingt. Die Aufteilung wird nach Macht – nach Kapital – vorgenommen.
Macht wechselt aber mit der ökonomischen und politischen Entwicklung.
Um Machtverschiebungen zu verstehen, muss man wissen, ob sie ökonomischer oder außerökonomischer Natur (Krieg) sind. Aber das ist eine nebensächliche Frage. Es ändert nichts an der grundlegenden Anschauung über die jüngste Epoche des Kapitalismus.
Die Frage nach dem Inhalt des Kampfes und der Vereinbarungen zwischen den Kapitalistenverbänden durch die Frage nach der Form zu ersetzen, heißt zum Sophismus abzugleiten.
Unter den Kapitalistenverbänden bilden sich bestimmte Beziehungen auf dem Boden der ökonomischen Aufteilung der Welt heraus. Daneben und im Zusammenhang damit bilden sich zwischen den politischen Verbänden, den Staaten, bestimmte Beziehungen auf dem Boden der territorialen Aufteilung der Welt heraus.


„Manche bürgerliche Schriftsteller (denen sich jetzt auch K. Kautsky zugesellt hat, der seiner marxistischen Einstellung, z.B. von 1909, völlig untreu geworden ist) gaben der Meinung Ausdruck, daß die internationalen Kartelle, als eine der am klarsten ausgeprägten Erscheinungsformen der Internationalisierung des Kapitals, die Erhaltung des Friedens zwischen den Völkern im Kapitalismus erhoffen lassen. Diese Ansicht ist theoretisch völlig unsinnig und praktisch ein Sophismus, eine unehrliche Methode, den schlimmsten Opportunismus zu verteidigen. Die internationalen Kartelle zeigen, bis zu welchem Grade die kapitalistischen Monopole jetzt angewachsen sind und worum der Kampf zwischen den Kapitalistenverbänden geht. Dieser letzte Umstand ist der wichtigste; nur er allein macht uns den historisch-ökonomischen Sinn des Geschehens klar, denn die Form des Kampfes kann wechseln und wechselt beständig aus verschiedenen, verhältnismäßig untergeordneten und zeitweiligen Gründen, aber das Wesen des Kampfes, sein Klasseninhalt, kann sich durchaus nicht ändern, solange es Klassen gibt. Selbstverständlich liegt es im Interesse z.B. der deutschen Bourgeoisie, auf deren Seite dem Wesen der Sache nach Kautsky in seinen theoretischen Darlegungen übergegangen ist (wovon noch die Rede sein wird), den Inhalt des heutigen ökonomischen Kampfes (Teilung der Welt) zu vertuschen und bald diese, bald jene Form des Kampfes hervorzukehren. Denselben Fehler begeht Kautsky. Und es handelt sieh [!] natürlich nicht um die deutsche, sondern um die internationale Bourgeoisie. Die Kapitalisten teilen die Welt nicht etwa aus besonderer Bosheit unter sich auf, sondern weil die erreichte Stufe der Konzentration sie zwingt, diesen Weg zu beschreiten, um Profite zu erzielen; dabei wird die Teilung ‚nach dem Kapital‘, ‚nach der Macht‘ vorgenommen – eine andere Methode der Teilung kann es im System der Warenproduktion und des Kapitalismus nicht geben. Die Macht aber wechselt mit der ökonomischen und politischen Entwicklung; um zu begreifen, was vor sich geht, muß man wissen, welche Fragen durch Machtverschiebungen entschieden werden; ob diese Verschiebungen nun ‚rein‘ ökonomischer Natur oder außerökonomischer (z.B. militärischer) Art sind, ist eine nebensächliche Frage, die an den grundlegenden Anschauungen über die jüngste Epoche des Kapitalismus nichts zu ändern vermag. Die Frage nach dem Inhalt des Kampfes und der Vereinbarungen zwischen den Kapitalistenverbänden durch die Frage nach der Form des Kampfes und der Vereinbarungen (heute friedlich, morgen nicht friedlich, übermorgen wieder nicht friedlich) ersetzen heißt zum Sophisten herabsinken.
Die Epoche des jüngsten Kapitalismus zeigt uns, daß sich unter den Kapitalistenverbänden bestimmte Beziehungen herausbilden auf dem Boden der ökonomischen Aufteilung der Welt, daß sich aber daneben und im Zusammenhang damit zwischen den politischen Verbänden, den Staaten, bestimmte Beziehungen herausbilden auf dem Boden der territorialen Aufteilung der Welt, des Kampfes um die Kolonien, ‚des Kampfes um das Wirtschaftsgebiet‘“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 257-8


Annahme 4

Kolonialpolitik hat die Besitzergreifung unbesetzter Länder durch die kapitalistischen Länder beendet, die Welt ist aufgeteilt. Es kommen nur noch Neuaufteilungen in Frage.
Das ist die Epoche der kolonialen Weltpolitik, die aufs engste verknüpft ist mit dem Finanzkapital.


„In dem Sinne, daß die Kolonialpolitik der kapitalistischen Länder die Besitzergreifung unbesetzter Länder auf unserem Planeten beendet hat. Die Welt hat sich zum erstenmal [!] als bereits aufgeteilt erwiesen, so daß in der Folge nur noch Neuaufteilungen in Frage kommen, d.h. der Übergang von einem ‚Besitzer‘ auf den anderen, nicht aber die Besitzergreifung herrenlosen Landes.
Wir leben folglich in einer eigenartigen Epoche der kolonialen Weltpolitik, die aufs engste verknüpft ist mit ‚der jüngsten Entwicklungsstufe des Kapitalismus‘, mit dem Finanzkapital.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 259


Die Aufteilung der Welt unter die Großmächte[Bearbeiten]

Kurzdefinition

Eines der grundlegenden Merkmale des Imperialismus ist die Aufteilung der Welt unter den kapitalistischen Großmächten. Die territoriale Aufteilung der Welt ist im Imperialismus abgeschlossen, die Kämpfe werden nun verschärft um die Neuaufteilung der Welt geführt. Das Finanzkapital ist eine solch gewaltige ökonomische Macht, dass es politisch unabhängige Staaten ebenso unterwerfen kann wie Kolonien. Dadurch entstehen viele verschiedene Übergangsformen der staatlichen, finanziellen und diplomatischen Abhängigkeit.

Schlagworte

Neuaufteilung, Finanzkapital, Kolonien, Opportunismus, Syndikate, Trusts, Kautsky, Merkmale

Einordnung

Der Vorgang der (Neu-)Aufteilung der Welt unter die Großmächte wird von Lenin in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus dargestellt.

Annahme 1

Der Übergang zum Stadiums des Monopolkapitalismus, des Finanzkapitals ist verknüpft mit der Verschärfung des Kampfes um die Aufteilung der Welt.


„Unzweifelhaft ist daher die Tatsache, daß der Übergang des Kapitalismus zum Stadium des Monopolkapitalismus, zum Finanzkapital, mit einer Verschärfung des Kampfes um die Aufteilung der Welt verknüpft ist.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 260


Annahme 2

Unterwerfung unabhängiger Staaten unter das Finanzkapital, insbesondere halbkolonialer Länder: Das Finanzkapital mit seiner weltumspannenden Macht ist imstande, politisch unabhängige Staaten zu unterwerfen. Die größten Vorteile für das Finanzkapital ergeben sich dabei aus der Unterwerfung unabhängiger Staaten durch Verlust ihrer politischen Unabhängigkeit. Neben vollständig unterworfenen Staaten existieren dabei als "Mittelding" halbkoloniale Länder mit Übergangsstadien politischer Unabhängigkeit. Diese sind formal unabhängig, jedoch in ein Netz finanzieller und diplomatischer Zusammenhänge verstrickt und damit in Wirklichkeit abhängig vom imperialistischen Finanzkapital.


„Das Finanzkapital ist eine so gewaltige, man darf wohl sagen, entscheidende Macht in allen ökonomischen und in allen internationalen Beziehungen, daß es sich sogar Staaten unterwerfen kann und tatsächlich auch unterwirft, die volle politische Unabhängigkeit genießen; wir werden sogleich Beispiele dafür sehen. Aber selbstverständlich bietet dem Finanzkapital die meisten ‚Annehmlichkeiten‘ und die größten Vorteile eine solche Unterwerfung, die mit dem Verlust der politischen Unabhängigkeit der Länder und Völker, die unterworfen werden, verbunden ist. Die halbkolonialen Länder sind in dieser Beziehung als ‚Mittelding‘ typisch. Der Kampf um diese halbabhängigen Länder mußte begreiflicherweise besonders akut werden in der Epoche des Finanzkapitals, als die übrige Welt bereits aufgeteilt war.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 264


Annahme 3

Häufig beschränken sich Analysen der Weltpolitik auf eine reine Formanalyse: Der Imperialismus der heutigen Zeit wird mit historisch anderen Beispielen wie dem Römischen Reich verglichen, als sei damit irgendetwas erklärt. Eine solche Kritik ist zwangsläufig opportunistisch, da sie vom Klassencharakter des Imperialismus absieht und damit den wahren Gegner nicht erkennt: Die Monopolverbände in ihrer weltweiten Konkurrenz.
Grundlegende Besonderheit des modernen Kapitalismus ist die Herrschaft der Monopolverbände. Diese Monopole sind am festesten, wenn alle Rohstoffquellen in einer Hand zusammengefasst werden.
Kolonialbesitz bietet volle Gewähr über den Erfolg der Monopole.
Je höher entwickelt der Kapitalismus, je stärker der Rohstoffmangel, die Konkurrenz und die Jagd nach Rohstoffquellen in der ganzen Welt ausgeprägt sind, desto erbitterter ist der Kampf um Kolonien.


„Kolonialpolitik und Imperialismus hat es auch vor dem jüngsten Stadium des Kapitalismus und sogar vor dem Kapitalismus gegeben. Das auf Sklaverei beruhende Rom trieb Kolonialpolitik und war imperialistisch. Aber ‚allgemeine‘ Betrachtungen über den Imperialismus, die den radikalen Unterschied zwischen den ökonomischen Gesellschaftsformationen vergessen oder in den Hintergrund schieben, arten unvermeidlich in leere Banalitäten oder Flunkereien aus, wie etwa der Vergleich des ‚größeren Rom mit dem größeren Britannien‘. Selbst die kapitalistische Kolonialpolitik der früheren Stadien des Kapitalismus unterscheidet sich wesentlich von der Kolonialpolitik des Finanzkapitals.
Die grundlegende Besonderheit des modernen Kapitalismus ist die Herrschaft der Monopolverbände der Großunternehmer. Derartige Monopole sind am festesten, wenn alle Rohstoffquellen in einer Hand zusammengefaßt werden, und wir haben gesehen, wie eifrig die internationalen Kapitalistenverbände bemüht sind, dem Gegner jede Konkurrenz unmöglich zu machen, wie eifrig sie bemüht sind, z.B. Eisenerzlager oder Petroleumquellen usw. aufzukaufen. Einzig und allein der Kolonialbesitz bietet volle Gewähr für den Erfolg der Monopole gegenüber allen Zufälligkeiten im Kampfe mit dem Konkurrenten – bis zu einer solchen Zufälligkeit einschließlich, daß der Gegner auf den Wunsch verfallen könnte, sich hinter ein Gesetz über ein Staatsmonopol zu verschanzen. Je höher entwickelt der Kapitalismus, je stärker fühlbar der Rohstoffmangel, je schärfer ausgeprägt die Konkurrenz und die Jagd nach Rohstoffquellen in der ganzen Welt sind, desto erbitterter ist der Kampf um die Erwerbung von Kolonien.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 264-5


Annahme 4

Hinweise, man könne Rohstoffe auf dem freien Markt ohne kostspielige Kolonialpolitik erhalten und das Angebot durch Steigerung der Landwirtschaft steigern, lassen die wichtigste Besonderheit – das Monopol – außer Acht. Der freie Markt rückt in die Vergangenheit, Syndikate und Trusts engen ihn von Tag zu Tag ein.
Eine Hebung der Landwirtschaft würde die Hebung des Lebensstandards der Bevölkerung bedeuten. Das wäre aber eine Erhöhung der Löhne.
Trusts, die fähig wären, sich um die Lage der Massen zu kümmern, sind Phantasie süßlicher Reformer.


„Natürlich versuchen bürgerliche Reformer, darunter besonders die Kautskyaner von heute, die Bedeutung derartiger Tatsachen durch den Hinweis abzuschwächen, daß man Rohstoffe ohne die ‚kostspielige und gefährliche‘ Kolonialpolitik auf dem freien Markt erhalten ‚könne‘, daß man das Angebot an Rohstoffen durch ‚einfache‘ Hebung der Landwirtschaft überhaupt gewaltig steigern ‚könne‘. Aber derartige Hinweise verwandeln sich in eine Apologie des Imperialismus, in dessen Beschönigung, denn sie beruhen auf der Außerachtlassung der wichtigsten Besonderheit des modernen Kapitalismus: der Monopole. Der freie Markt rückt immer mehr in die Vergangenheit, monopolistische Syndikate und Trusts engen ihn von Tag zu Tag mehr ein, die ‚einfache‘ Hebung der Landwirtschaft aber läuft auf eine Hebung der Lage der Massen, auf eine Erhöhung der Löhne und eine Verminderung des Profits hinaus. Wo existieren jedoch, außer in der Phantasie süßlicher Reformer, Trusts, die fähig wären, sich um die Lage der Massen zu kümmern, anstatt Kolonien zu erobern?“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 265


Annahme 5

Das Finanzkapital des Imperialismus muss sich die Welt ökonomisch und politisch aufteilen. In diesem Prozess schafft es sich verschiedene Formen der staatlichen Abhängigkeiten, die im Unterschied zum einfachen System der zwei Hauptgruppen (mit Ländern, die Kolonien besitzen und den Kolonien selber) die Abhängigkeiten stark verdecken können, z. B. hinter der formalen Souveränität der eigentlich abhängigen Länder.
Diese sind in ein Netz finanzieller und diplomatischer Abhängigkeit verstrickt.


„Spricht man von der Kolonialpolitik in der Epoche des kapitalistischen Imperialismus, dann muß bemerkt werden, daß das Finanzkapital und die ihm entsprechende internationale Politik, die auf einen Kampf der Großmächte um die ökonomische und politische Aufteilung der Welt hinausläuft, eine ganze Reihe von Übergangsformen der staatlichen Abhängigkeit schaffen. Typisch für diese Epoche sind nicht nur die beiden Hauptgruppen von Ländern – die Kolonien besitzenden und die Kolonien selber –, sondern auch die verschiedenartigen Formen der abhängigen Länder, die politisch, formal selbständig, in Wirklichkeit aber in ein Netz finanzieller und diplomatischer Abhängigkeit verstrickt sind.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 267


Annahme 6

Deshalb muss man − ohne zu vergessen, dass alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann − eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde:


„Deshalb muß man – ohne zu vergessen, daß alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann – eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde:
1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses ‚Finanzkapitals‘; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.“
Lenin, W.I., Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1917, LW 22, S. 270-71


Der Imperialismus als besonderes Stadium des Kapitalismus[Bearbeiten]

Parasitismus und Fäulnis des Kapitalismus[Bearbeiten]

Kritik des Imperialismus - Kampf gegen den Opportunismus[Bearbeiten]

Der Platz des Imperialismus in der Geschichte[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

Alte Grundannahmen[Bearbeiten]

Die Banken und ihre neue Rolle[Bearbeiten]

Finanzkapital und Finanzoligarchie[Bearbeiten]