Arbeit und Produktionsverhältnisse: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Die ökonomische Analyse beginnt mit dem Begriff der Arbeit. Arbeit kann als Prozess zwischen Mensch und Natur begriffen werden und ist als solche die Quelle des gesellschaftlichen Reichtums. Sie beschreibt aber auch einen Prozess zwischen den Menschen selbst und damit die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. Diese wiederum sind grundlegend für die Gesellschaftsordnung, ihre Reichtumsverteilung und damit auch für die Gliederung in Klassen.  
 
Die ökonomische Analyse beginnt mit dem Begriff der Arbeit. Arbeit kann als Prozess zwischen Mensch und Natur begriffen werden und ist als solche die Quelle des gesellschaftlichen Reichtums. Sie beschreibt aber auch einen Prozess zwischen den Menschen selbst und damit die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. Diese wiederum sind grundlegend für die Gesellschaftsordnung, ihre Reichtumsverteilung und damit auch für die Gliederung in Klassen.  

Aktuelle Version vom 10. Januar 2019, 20:35 Uhr

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Die ökonomische Analyse beginnt mit dem Begriff der Arbeit. Arbeit kann als Prozess zwischen Mensch und Natur begriffen werden und ist als solche die Quelle des gesellschaftlichen Reichtums. Sie beschreibt aber auch einen Prozess zwischen den Menschen selbst und damit die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. Diese wiederum sind grundlegend für die Gesellschaftsordnung, ihre Reichtumsverteilung und damit auch für die Gliederung in Klassen.

Die Begriffe Arbeit und Produktionsverhältnisse dienen uns daher als Ausgangspunkt, von dem aus wir auf die inneren Dynamiken der kapitalistischen Klassengesellschaft blicken.

Schlagworte

Arbeit, Reichtum, Natur, Produktion, Produktionsverhältnisse, Produktivkräfte, ökonomische Basis, Überbau, Eigentum, Klassenverhältnis, Klassenkampf, Herrschaft

Annahme 1

  • Arbeit ist die Quelle allen Reichtums, indem sie die Naturstoffe in diesen verwandelt.
  • Arbeit ist die Voraussetzung allen menschlichen Lebens.

„Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums, sagen die politischen Ökonomen. Sie ist dies – neben der Natur, die ihr den Stoff liefert, den sie in Reichtum verwandelt. Aber sie ist noch unendlich mehr als dies. Sie ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, daß wir in gewissem Sinn sagen müssen: Sie hat den Menschen selbst geschaffen.“
Engels, Friedrich: Dialektik der Natur, in: MEW, Band 20, Berlin 1975, S. 444.


Annahme 2

  • Arbeit ist ein Prozess zwischen Mensch und Natur.
  • Der Mensch eignet sich durch Arbeit die Natur an.
  • Der Aneignungsprozess ist ein Stoffwechsel.
  • Der Mensch tritt der Natur selbst als Naturmacht gegenüber, wodurch er sie verändert.
  • Indem er die Natur verändert, verändert der Mensch gleichzeitig seine eigene Natur.

„Der Arbeitsprozess ist […] zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten.
Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigene Natur.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 192.


Annahme 3

  • Die gesellschaftliche Produktion ist ein Verhältnis zwischen den Produzenten und ein Austausch ihrer Tätigkeiten.
  • Im Produktionsprozess wirken die Produzenten aufeinander und auf die Natur ein.

„In der Produktion beziehen sich [1891: wirken statt beziehen sich] die Menschen nicht allein auf die Natur [1891: eingefügt: sondern auch aufeinander]. Sie produzieren nur, indem sie auf eine bestimmte Weise zusammenwirken und ihre Tätigkeiten gegeneinander austauschen. Um zu produzieren, treten sie in bestimmte Beziehungen und Verhältnisse zueinander, und nur innerhalb dieser gesellschaftlichen Beziehungen und Verhältnisse findet ihre Beziehung zur [1891:Einwirkung auf die statt Beziehung zur] Natur, findet die Produktion statt.“
Marx, Karl: Lohnarbeit und Kapital, in: MEW, Band 6, Berlin 1961, S. 407.


Annahme 4

  • Die Produktionsverhältnisse bilden die Grundlage der Gesellschaft auf einer bestimmten geschichtlichen Entwicklungsstufe.
  • Gesellschaftlicher Wandel erfolgt durch die Entwicklung der Produktivkräfte.

„Die gesellschaftlichen Verhältnisse, worin die Individuen produzieren, die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse ändern sich also, verwandeln sich mit der Veränderung und Entwickelung [sic] der materiellen Produktionsmittel, der Produktionskräfte. Die Produktionsverhältnisse in ihrer Gesamtheit bilden das, was man die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Gesellschaft nennt, und zwar eine Gesellschaft auf bestimmter, geschichtlicher Entwicklungsstufe, eine Gesellschaft mit eigentümlichem, unterscheidendem Charakter. Die antike Gesellschaft, die feudale Gesellschaft, die bürgerliche Gesellschaft sind solche Gesamtheiten von Produktionsverhältnissen, deren jede zugleich eine besondere Entwicklungsstufe in der Geschichte der Menschheit bezeichnet.“
Marx, Karl: Lohnarbeit und Kapital, in: MEW, Band 6, Berlin 1961, S. 408.


Annahme 5

  • Die ökonomische Basis der Gesellschaft bilden die Produktionsverhältnisse.
  • Auf der Grundlage der Produktionsverhältnisse bildet sich der politisch-juristische Überbau der Gesellschaft aus.
  • Den jeweiligen gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen entsprechen bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen, die sich in der Ausgestaltung des Überbaus spiegeln.

„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen.“
Marx, Engels: Zur Kritik der politischen Ökonomie, in: MEW, Band 13, Berlin 1961, S. 8.


Annahme 6

  • Die ökonomische Basis ist das in letzter Instanz bestimmende Moment.
  • Basis und Überbau stehen in Wechselwirkung zueinander.
  • Der Überbau selbst beeinflusst auch den Klassenkampf und bestimmt vorwiegend dessen Form, letztendlich entscheidend sind im Klassenkampf allerdings die Produktionsverhältnisse.

„Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und Reproduktion des wirklichen Lebens. Mehr hat weder Marx noch ich je behauptet. Wenn nun jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, abstrakte, absurde Phrase. Die ökonomische Lage ist die Basis, aber die verschiedenen Momente des Überbaus – politische Formen des Klessenkampfs [sic] und seine Resultate – Verfassungen, nach gewonnener Schlacht durch die siegende Klasse festgestellt usw. – Rechtsformen, und nun gar die Reflexe aller dieser wirklichen Kämpfe im Gehirn der Beteiligten, politische, juristische, philosophische Theorien, religiöse Anschauungen und deren Weiterentwicklung zu Dogmensystemen, üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmen in vielen Fällen vorwiegend deren Form. Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich durch alle die unendliche Menge von Zufälligkeiten (d.h. von Dingen und Ereignissen, deren innerer Zusammenhang untereinander so entfernt odar [sic] so unnachweisbar ist, daß wir ihn als nicht vorhanden betrachten, vernachlässigen können) als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt. Sonst wäre die Anwendung der Theorie auf eine beliebige Geschichtsperiode ja leichter als die Lösung einer einfachen Gleichung ersten Grades.“
Engels, Friedrich: Engels an Joseph Bloch, in: MEW, Band 37, Berlin 1967, S. 463.


Annahme 7

  • Alle Klassengesellschaften beruhen auf Ausbeutung, deren Grundlage das Eigentum an Produktionsmitteln ist.
  • Aus dem Ausbeutungsverhältnis ergibt sich das Herrschaftsverhältnis, die jeweilige spezifische Staatsform, die erhaltend auf die Produktionsweise einwirkt.
  • Es ist die Produktionsweise einer Gesellschaft, die die Grundlage der Verfasstheit der Gesellschaft und ihres politischen Überbaus bildet.
  • Eine dem Wesen nach gleich verfasste Gesellschaft kann durch sich ändernde oberflächliche Einflussfaktoren unterschiedlich erscheinen. Diese Erscheinungen sind durch empirische Untersuchung der konkreten gesellschaftlichen und natürlichen Umstände zu begreifen.

„Die spezifische ökonomische Form, in der unbezahlte Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten ausgepumpt wird, bestimmt das Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnis, wie es unmittelbar aus der Produktion selbst hervorwächst und seinerseits bestimmend auf sie zurückwirkt. Hierauf aber gründet sich die ganze Gestaltung des ökonomischen, aus den Produktionsverhältnissen selbst hervorwachsenden Gemeinwesens und da- mit zugleich seine spezifische politische Gestalt. Es ist jedesmal das unmittelbare Verhältnis der Eigentümer der Produktionsbedingungen zu den unmittelbaren Produzenten – ein Verhältnis, dessen jedesmalige Form stets naturgemäß einer bestimmten Entwicklungsstufe der Art und Weise der Arbeit und daher ihrer gesellschaftlichen Produktivkraft entspricht –, worin wir das innerste Geheimnis, die verborgne Grundlage der ganzen gesellschaftlichen Konstruktion und daher auch der politischen Form des Souveränitäts- und Abhängigkeitsverhältnisses, kurz, der jedesmaligen spezifischen Staatsform finden. Dies hindert nicht, daß dieselbe ökonomische Basis – dieselbe den Hauptbedingungen nach – durch zahllos verschiedne empirische Umstände, Naturbedingungen, Racenverhältnisse [sic], von außen wirkende geschichtliche Einflüsse usw., unendliche Variationen und Abstufungen in der Erscheinung zeigen kann, die nur durch Analyse dieser empirisch gegebnen Umstände zu begreifen sind.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, 799f.


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