Absolute und relative Verelendung

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Worum geht es? Darlegung der Fragestellung, des Sachverhaltes[Bearbeiten]

Die Akkumulation von Kapital beruht auf der Ausbeutung von Arbeitern. Damit ist der Zusammenhang beschrieben, dass Arbeiter mehr Arbeitskraft verausgaben können, als für ihre eigene Reproduktion nötig ist. Da ihnen am Ende des Arbeitstages das Arbeitsprodukt nicht selbst gehört, sondern dem Kapitalisten, schöpft dieser daraus Mehrwert und verbucht ihn als seinen Profit. Der Kapitalist wird reicher - das stellt auch kaum einer in Frage - doch wie ist es mit dem Arbeiter, wird er ärmer?

Diese Frage stellt seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Debatte in der sozialdemokratischen und kommunistischen Bewegung dar. Es geht um die Frage, ob Ausbeutung nicht bloß eine analytische Kategorie ist, sondern auch im besten Sinne der wörtlichen Bedeutung eine zunehmende Verschlechterung der Lage der Ausgebeuteten zur Folge hat.

Es geht um die Gültigkeit, bzw. die Bedeutung der "Verelendungstheorie", die sich aus Karl Marx Analyse der kapitalistischen Akkumulation ergibt. Obwohl die Diskussion um diese Theorie in Vergessenheit geraten ist, ist sie nicht minder relevant für die Diskussion um eine revolutionäre Strategie.

Die Verelendungstheorie wird allerdings häufig falsch wiedergegeben. Es heißt dann, ihre Anhänger würden eine Verelendung zur Bedingung für eine Revolution erklären. Doch das war nie der Inhalt der Theorie. Vielmehr geht es um die Anerkennung einer Verelendung durch die kapitalistische Produktionsweise oder ihrer Ablehnung bzw. Relativierung aufgrund bestehender Gegentendenzen. Ihre strategische Bedeutung liegt damit nicht in der Frage der Mobilisierbarkeit der Arbeiterklasse, sondern in der Notwendigkeit der Verbesserung ihrer Lage.

Welche Positionen gibt es zu dieser Frage?[Bearbeiten]

Grundlagen

Die Rede von einer „Verelendung“ des Proletariats fand sich schon in den frühen Schriften von Karl Marx – hier bereits verbunden mit der Klarstellung, dass es sich dabei um eine notwendige Entwicklung der politischen Ökonomie handele. Die Grundlage der Armut lag dabei für Marx schon in der Wesensbestimmung des Arbeiters selbst:

„In dem Begriff des freien Arbeiters liegt schon, daß er Pauper [Armer] ist: virtueller Pauper [dem Wesen nach Armer]. Er ist seinen ökonomischen Bedingungen nach bloßes lebendiges Arbeitsvermögen, also auch mit den Bedürfnissen des Lebens ausgestattet. Bedürftigkeit nach allen Seiten hin, ohne objektives Dasein als Arbeitsvermögen zur Realisierung desselben. Kann der Kapitalist seine Surplusarbeit nicht brauchen, so kann er seine notwendige nicht verrichten; seine Lebensmittel nicht produzieren. Kann sie dann nicht durch den Austausch erhalten, sondern, wenn er sie erhält, nur dadurch, daß Almosen von der Revenu [sic] für ihn abfallen. Als Arbeiter kann er nur leben, soweit er sein Arbeitsvermögen gegen den Teil des Kapitals austauscht, der den Arbeitsfonds bildet. Dieser Austausch selbst ist an für ihn zufällige, gegen sein organisches Sein gleichgültige Bedingungen geknüpft. Er ist also virtualiter Pauper [potentieller Armer].“ [1]

Marx untersuchte die Akkumulation von Kapital. Unter anderem leitete er ab, dass sie notwendigerweise eine "industrielle Reservearmee" hervorbringe, also ein Heer von Arbeitslosen, das im Zusammenhang mit Elend stünde:

„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die konsolidierte Übervölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Lazarusschichte der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee, desto größer der offizielle Pauperismus. Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.“ [2]

Aber nicht nur die Lage der Reservearmee sei eine Lage des Elends, ihre Existenz selbst übe Druck auf die beschäftigten Teile der Klasse aus und zwinge sie zur Unterwerfung unter das Kapital:

"Die Überarbeit des beschäftigten Teils der Arbeiterklasse schwellt die Reihen ihrer Reserve, während umgekehrt der vermehrte Druck, den die letztere durch ihre Konkurrenz auf die erstere ausübt, diese zur Überarbeit und Unterwerfung unter die Diktate des Kapitals zwingt. Die Verdammung eines Teils der Arbeiterklasse zu erzwungnem Müßiggang durch Überarbeit des andren Teils und umgekehrt, wird Bereicherungsmittel des einzelnen Kapitalisten und beschleunigt zugleich die Produktion der industriellen Reservearmee auf einem dem Fortschritt der gesellschaftlichen Akkumulation entsprechenden Maßstab." [3]

Schließlich sei die Akkumulation von Kapital und damit der grundsätzliche, alles bestimmende Prozess der kapitalistischen Gesellschaft selbst, zugleich eine „Akkumulation von Elend“:

„[A]lle Methoden zur Produktion des Mehrwerts sind zugleich Methoden der Akkumulation, und jede Ausdehnung der Akkumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt daher, daß im Maße wie Kapital akkumuliert, die Lage des Arbeiters, welches immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich verschlechtern muß. Das Gesetz endlich, welches die relative Übervölkerung oder industrielle Reservearmee stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen. Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert.“ [4]

Bedeutung

Die Diskussion um die Verelendungstheorie ist nicht einfach ökonomisch bzw. wissenschaftlich relevant, sondern auch für die Diskussion über die strategische Ausrichtung kommunistischer Politik. Aus unterschiedlichen Annahmen über die Entwicklung der kapitalistischen Akkumulation folgen zwangsläufig unterschiedliche Schlussfolgerungen für die Konzeption einer Strategie. Während das Kapital durch die Entwicklung der Produktivkräfte die Grundlage für seine eigene Überwindung schafft, ist es die Arbeiterklasse, die durch ihre Stellung im Produktionsprozess zum sozialen Träger dieser Überwindung wird.

Wenn man nun davon ausgeht, dass eine Verelendung, weitere Proletarisierung und Vereinheitlichung der Arbeiterklasse stattfindet, dann ist die Konsequenz, diese wachsende soziale Gruppe organisatorisch zu vereinheitlichen, ein Bewusstsein über die Unausweichlichkeit der Verelendung und Zuspitzung sozialer Widersprüche zu schaffen und für die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus zu agitieren. Wenn man aber davon ausgeht, dass diese Verelendung nicht stattfindet oder zumindest nicht unbedingt zum Ausdruck kommen muss – dann liegt es nahe den Weg zu einer sozialistischen Gesellschaft über soziale Reformen, den Staat oder ein allgemeines Herüberwachsen in eine andere Gesellschaftsformation zu organisieren.

Die Art und Weise, wie die Arbeiterklasse zur Macht gelangt, ist unmittelbar mit der Frage der Verelendung verknüpft. Selbst ob die Arbeiterklasse dann noch Träger des sozialistischen Umbaus ist, steht dann zur Disposition.

Dazu noch einmal Marx:

„Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert." [5]

Verlauf der Debatte

Im Jahr 1899 bestritt Eduard Bernstein die Verelendungstheorie in seiner Revision der Marxschen Theorie (in seinem Hauptwerk Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie) und wollte stattdessen einen reformistischen Weg zum Sozialismus einschlagen. Er ging davon aus, dass die Verelendung des Proletariats ebenso wie die Konzentration des Kapitals nicht stattfinde, es daher keinen notwendigen Zusammenbruch des Kapitalismus gebe und es Bündnisse mit progressiven Teilen der Kapitalistenklasse und einen friedlichen Weg zum Sozialismus über die Demokratisierung der Gesellschaft und einen Ausbau des Genossenschaftswesens bräuchte.

„Die Vorstellung, daß die Ausbreitung der Kolonien die Verwirklichung des Sozialismus aufhalten werde, beruht zuletzt auf der ganz veralteten Idee, daß die Verwirklichung des Sozialismus von der zunehmenden Verengerung des Kreises der ganz Wohlhabenden und der steigenden Verelendung der Massen abhänge. Daß die erstere ein Märchen ist, ward in den früheren Abschnitten nachgewiesen, und die Elendstheorie ist nun so ziemlich allgemein aufgegeben worden, wenn nicht mit allen Konsequenzen und gerade heraus, so doch mindestens in der Form, daß man sie möglichst hinweginterpretiert.“ (Bernstein, Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie)

Karl Kautsky und andere richteten sich in der bekannten Revisionsmusdebatte gegen Bernstein, sie formulierten jedoch eine relative Variante der Verelendungstheorie, indem die Verelendung der Arbeiterklasse im sinkenden Anteil am erhaltenen gesellschaftlichen Gesamtprodukt läge. Kautsky erwiderte Bernstein im selben Jahr:

„Es ist nicht das physische, sondern das soziale Elend, das beständig wächst, nämlich der Gegensatz zwischen den Kulturbedürfnissen und den Mitteln des einzelnen Arbeiters, ihnen zu genügen, mit anderen Worten, die Masse der Produkte, die auf den Kopf des Arbeiters entfallen, kann zunehmen, der Anteil des Arbeiters an der von ihm geschaffenen Produktenmenge nimmt ab.“ [6]

W. I. Lenin verteidigte dagegen die Verelendungstheorie auch in seiner absoluten Form, er schrieb 1912 in der Prawda folgende Zeilen:

„Die bürgerlichen Reformisten und in ihrem Gefolge manche Opportunisten ans den Reihen der Sozialdemokratie behaupten, daß es eine Verelendung der Massen in der kapitalistischen Gesellschaft nicht gebe. Die ‚Verelendungstheorie‘ stimme nicht, der Wohlstand der Massen wachse, wenn auch langsam, die Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen werde nicht größer, sondern kleiner. […] Nach Angaben bürgerlicher Sozialpolitiker, die sich auf amtliche Quellen stützen, ist der Durchschnittslohn der Arbeiter in Deutschland in den letzten 30 Jahren um 25% gestiegen. Im gleichen Zeitabschnitt haben sich die Lebenshaltungskosten mindestens um 40% erhöht!! Sowohl Nahrungsmittel als auch Kleidung, Heizmaterial und Wohnungen — alles ist im Preis gestiegen. Der Arbeiter verelendet absolut, das heißt, er wird geradezu ärmer als früher, er ist gezwungen, schlechter zu leben, sich kärglicher zu ernähren, sich immer weniger satt zu essen, in Kellerräumen und in Dachstuben zu hausen. Noch offensichtlicher ist jedoch die relative Verelendung der Arbeiter, d. h. die Verringerung ihres Anteils am gesellschaftlichen Einkommen. Der verhältnismäßige Anteil der Arbeiter an dem rasch wachsenden Reichtum der kapitalistischen Gesellschaft wird immer geringer, denn die Millionäre werden immer schneller reich.“ [7]

Später, 1928 vertrat der Sozialdemokrat und Gewerkschaftstheoretiker Peretz Naphtali die Position, die Gewerkschaften hätten die Tendenz zur Verelendung überwinden können:

„Es ist der Gewerkschaftsbewegung gelungen, einer entscheidenden kapitalistischen Tendenz entgegenzutreten und sie zu überwinden, die Tendenz der Verelendung. Die Tendenz des wachsenden Elends des Proletariats ist durch die moderne Arbeiterbewegung und insbesondere durch die Gewerkschaftsbewegung überwunden worden. Ich will nicht darüber streiten, wieviel erreicht ist, wie man der Erreichte werten soll, aber die Verelendungstendenzen sind überwunden und der Aufstieg der Arbeiterklasse ist vorhanden, mag man ihn auch für viel zu langsam halten.“ [8]

Auch deshalb war nicht die Revolution, sondern „Wirtschaftsdemokratie“ und die schrittweise Demokratisierung der Betriebe und Unternehmen sein Vorschlag für die Überwindung des Kapitalismus.

In der frühen bürgerlichen Soziologie war es unter anderem Theodor Geiger, der die Einwände gegen die Verelendungstheorie noch einmal prominent zusammenfasste. In kritischer Auseinandersetzung mit Jürgen und Margarete Kuczynski argumentierte er, dass sich die Verelendung der deutschen Arbeiterschaft nicht empirisch belegen lasse. Sein Schluss: „Die Verelendungstheorie ist eine Legende“ [9]. Gegen Marxisten wendete er ein:

„Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Arbeiters hat nichts so sehr beigetragen wie die politische Demokratie. Als die dem Privilegienstaat, gleichviel welcher Art, entgegengesetzte Staatsform beruht sie auf dem gleichen Anteil aller an der politischen Macht.“ [10]

Jürgen Kuczynski bestand dagegen auf der These der absolute Verelendung, er schrieb 1955:

„Es gibt nun einige Politökonomen, die glauben Marxisten zu sein, und die all diese Gedankengänge für richtig halten, aber meinen, daß die absolute Verelendung nur eine Tendenz sei, die sich nicht durchsetzen könne, da es eben Gegentendenzen gebe, die stärker seien. […] Diese Interpretation der Lehre von Marx ist falsch, und sie entspricht nicht den Tatsachen." [11]

Er argumentiert u.a.:

"Wie leicht macht es uns doch die ganze Schwere des Unglücks, das ein Weltkrieg bedeutet, die besondere Verelendung der Arbeiterklasse im Stadium des Imperialismus nachzuweisen! - auch wenn die Arbeier in gar nicht geringer Anzahl über ein Radio verfügen! Wie bereit muß jeder sein, andeutende Worte statt Zahlen als Beweis für das Fürchterliche des Krieges zu nehmen, ganz einfach weil das eigene Erleben selbst jedes Gegenargument zum Verstummen gebracht hat!" [12]

Da heutzutage selbst der Begriff der Klasse kaum mehr als analytische Kategorie zur Anwendung kommt und damit selbst die Existenz einer Arbeiterklasse in Abrede gestellt ist, geschweige denn ihre revolutionäre Rolle als Diskussionsgrundlage dient, findet auch eine Aktualisierung der Diskussion um die Verelendungstheorie als solche nicht statt. Der Mainstream der Sozialstrukturanalyse ist sich einig darin, dass es zwar soziale Polarisierung, aber keine „Verelendung“ und auch keine Homogenisierung der sozialen Lage von Arbeitern gebe. [13]

Seit kurzem zeichnet sich in der linken Sozialdemokratie und im linksradikalen Spektrum ein Revival des Klassenbegriffs ab (vgl. Riexinger, vgl. Friedrich). Theoretischen Gehalt soll diese politische Diskussionen durch akademische Zusammenschlüsse wie das Projekt Klassenanalyse der Universität Jena bekommen. Es bleibt abzuwarten, ob und inwiefern solche Projekte Bezüge zur marxistische Klassentheorie finden und sich in diesem Zusammenhang auch auf die marxsche Verelendungstheorie beziehen.

Bezug zu den Grundannahmen[Bearbeiten]

Marx stellt fest, dass mit der "Akkumulation von Kapital" eine "Akkumulation von Elend" einhergeht. Das antagonistische Klassenverhältnis drückt sich hierin aus: Die Bereicherung des Kapitals forciert die Ausplünderung der Arbeiter. Insbesondere Lenin betont, dass die Verelendung sowohl absolut als auch relativ passiert. Die Lage der Arbeiterklasse verschlechtert sich also insgesamt und immer während, also absolut. Die relative Verelendung meint die Verringerung des Anteils des gesellschaftlichen Produktes, der der Arbeiterklasse zufällt. Die relative Verelendung ist damit in der absoluten enthalten. Die Frage nach der Verelendung ist bis heute nicht entschieden.

Wie wollen wir den Dissens klären?[Bearbeiten]

1. Die Klärung erfordert fünf Schritte:

  • Durchsicht und Aufbereitung der Klassikertexte und geschichtlichen Dokumente der Arbeiterbewegung bzw. kommunistischen Bewegung zu zwei Fragen:
  • Was genau wird unter „Verelendung“ verstanden, wie wird sich auf die Verelendungstheorie bezogen?
  • In welchem Verhältnis stehen absolute und relative Verelendung?

2. Rekonstruktion der Marxschen Akkumulationstheorie und der ökonomischen Debatten um die Verelendungstheorie: Welche zentralen Einwände und Argumente gibt es?

3. Prüfen: Welche kommunistischen Organisationen und Parteien beziehen sich heute und in welcher Form auf die Verelendungstheorie?

4. Nach Möglichkeit: Eigene empirische Untersuchung (siehe Punkt 4)

5. Eigene Positionsbildung

Welche empirischen Untersuchungen sind dafür nötig?

Es ist zu untersuchen, ob und inwiefern sich die soziale Lage der Arbeiterklasse in Relation zum erarbeiteten Reichtum verschlechtert, d.h. ihr Anteil am gesellschaftlichen Mehrprodukt relativ sinkt und ob die Ursache dafür in der veränderten Akkumulation des Kapitals oder an anderen Faktoren (konjunkturellen Schwankungen etc.) liegt.

Ein geeignetes Instrument dafür bzw. um die Diskussion über empirische Untersuchungen zu beginnen, könnte Jürgen Kuczynskis Konzept des Relativlohns sein (siehe dazu Roesler 2005).


Literatur[Bearbeiten]

  • Autorenkollektiv: Politische Ökonomie des Kapitalismus und des Sozialismus [Lehrbuch], Berlin, 1974.
  • Bernstein, Eduard: Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie, 1899. URL: https://www.marxists.org/deutsch/referenz/bernstein/1899/voraus/index.html (06.01.2019).
  • David, N.: Der Bankrott des Reformismus, Erlangen 1932[1970].
  • Geiger, Theodor: Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel, Köln/Hagen 1949.
  • Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands [7. Auflage], Wiesbaden 2014.
  • Gorz, André: Abschied vom Proletariat, Frankfurt am Main 1980.
  • Kautsky, Karl: Bernstein und das Sozialdemokratische Programm. Eine Antikritik, 1899. URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/kautsky/1899/bernstein/index.htm (06.01.2019).
  • Kuczynski, Jürgen: Die Theorie der Lage der Arbeiter, Berlin 1955.
  • Lenin, Wladimir I.: Die historischen Schicksale der Lehre von Karl Marx, in: Lenin Werke, Band 18, Berlin 1974.
  • Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW Band 23. Berlin 1966.
  • Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW Band 42, Berlin 1965.
  • Marx, Karl/Engels, Friedrich: Die heilige Familie, in: MEW Band 2, Berlin 1970.
  • Roesler, Jörg: Der Relativlohn. Jürgen Kuczynskis Instrument zur Einschätzung der Lage der arbeitenden Klassen, in: Utopie Kreativ (2005), Nr. 172, S. 159-165.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Marx, Karl: MEW Band 42, S.505.
  2. Marx, Karl: MEW Band 23, S.673f.
  3. Marx, Karl: MEW Band 23, S.665.
  4. Marx, Karl: MEW Band 23, S.674f.
  5. Marx, Karl: MEW Band 42, S.790.
  6. Kautsky, Bernstein und das Sozialdemokratische Programm, Kap. 2
  7. Lenin, W.I.: LW Band 18, S. 428f.
  8. Protokoll des 13. Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, zit. n. David 1970.
  9. Geiger 1949, S. 71.
  10. Geiger 1949, S. 72.
  11. Kuczynski, J. 1955, S. 27f.
  12. Ebd., S. 32
  13. vgl. Geißler 2014, S. 121–130, S. 220.