AG Klassenanalyse: Unterschied zwischen den Versionen

(Klassenanalyse)
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== Einführung in die AG ==
 
== Einführung in die AG ==
Im Zentrum der materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus steht die Theorie von Klassen. Damit sind gesellschaftliche Großgruppen gemeint, die sich aus der historisch spezifischen Produktionsweise ergeben. Ihnen liegt eine bestimmte Stellung zu den Produktionsmitteln zu Grunde. Klassen existieren als Teil der objektiven Wirklichkeit, das heißt, dass sie nicht Ergebnis einer gemeinsamen subjektiven Vorstellungswelt sind. Hingegen ist ein gemeinsames Interesse, das Klasseninteresse, das Ergebnis ihrer spezifischen Lage. Aus ihrer ökonomischen Stellung, also ihrer Stellung innerhalb der Produktion, erwächst ihre politische und ideologische Stellung in der Gesellschaft.
 
  
Gleich zu Beginn des „Manifest der kommunistischen Partei“ machen Marx und Engels die fundamentale Bedeutung der Klassentheorie deutlich, indem sie formulieren: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ Im Fortlauf ihrer Schrift stellen sie heraus, dass alle bisherigen Klassengesellschaften immer in „Unterdrücker und Unterdrückte“, in „Herrscher und Beherrschte“ zerfielen. Die Überwindung der kapitalistischen Klassenverhältnisse und damit die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft ist das, was Engels die „weltgeschichtliche Rolle“ des Proletariats nannte. Diese Rolle wahrzunehmen, setzt ein Bewusstsein der Arbeiterklasse voraus, welches jedoch keineswegs von allein entsteht. Es zu organisieren, ist die politische Aufgabe der Kommunisten.
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Im Zentrum der materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus steht die Theorie von [[Klassendefinition_und_Klassenlose_Gesellschaft|Klassen]]. Damit sind gesellschaftliche Großgruppen gemeint, die sich aus der historisch spezifischen [[Arbeit_und_Produktionsverhältnisse|Produktionsweise]] ergeben. Ihnen liegt eine bestimmte Stellung zu den Produktionsmitteln zugrunde. Sie sind daher nicht einfach Ergebnis gemeinsamer Vorstellungen, sondern sie existieren als Teil der objektiven Wirklichkeit, unabhängig vom Bewusstseinsstand der Menschen.  
  
Damit ist ein Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit der Gesellschaft und der politischen Aufgabe formuliert. Die Klassentheorie steht in direktem Zusammenhang mit der Diskussion um die politische Strategie. Spezifischere Fragen – Fragen nach detaillierteren gesellschaftlichen Verhältnissen und Prozessen, tagespolitischen Kämpfen und deren Perspektiven – gilt es zu beantworten, um taktische Entscheidungen im Klassenkampf treffen zu können.
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Gleich zu Beginn des ''Manifests der kommunistischen Partei'' machten Marx und Engels die fundamentale Bedeutung der Klassentheorie deutlich, indem sie formulieren: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ Im Fortlauf ihrer Schrift stellen sie heraus, dass alle bisherigen Klassengesellschaften immer in [[Ausbeutung|Ausbeuter und Ausgebeutete]], in „Unterdrücker und Unterdrückte“ zerfielen. Die Überwindung der kapitalistischen Klassenverhältnisse und damit die Errichtung einer [[Klassendefinition_und_Klassenlose_Gesellschaft|klassenlosen Gesellschaft]] ist das, was Engels die „weltgeschichtliche Rolle“ des Proletariats nannte. Diese Rolle wahrzunehmen, setzt ein [[Klassenbewusstsein_und_Kommunistische_Partei|Bewusstsein]] der [[Proletariat|Arbeiterklasse]] voraus, welches jedoch keineswegs von allein entsteht. Es zu organisieren, ist die politische Aufgabe der Kommunisten.  
 
Die AG Klassenanalyse ist damit beauftragt, Handwerkszeug zur Beantwortung dieser Fragen zu liefern.  
 
  
Beginnend mit der Auseinandersetzung mit ökonomischen Verhältnissen und Prozessen in der kapitalistischen Gesellschaft wird die AG Klassenanalyse sich mit allen Fragen auseinandersetzen, die es ermöglichen, die konkrete Aufstellung der heutigen kapitalistischen Klassengesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland zu erfassen und für die Entwicklung einer zeitgemäßen Taktik im Klassenkampf anwendbar zu machen.
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In bürgerlichen und sozialdemokratischen Theorien wird in der Regel die Existenz von Klassen in Frage gestellt. Ein materialistischer Standpunkt, von dem aus die Gesellschaft betrachtet wird, wird abgelehnt, sodass völlig andere Ansätze der Gliederung und Systematisierung der Gesellschaft resultieren. An den Universitäten betriebene [[Bürgerliche_Sozialstrukturanalyse|Sozialstrukturanalysen]], betrachten Schichten, Milieus oder Lebenslagen, anstelle von Klassen. Soziale Missstände werden auf diese Weise zwar in dieser oder jener Weise erfasst, aber nicht in ihrer wirklichen Systematik oder in ihrem Ursprung beschrieben. Die Rede von einer „Entstrukturierung“ der Gesellschaft, also einer Auflösung der Klassenstruktur durch eine veränderte Arbeitswelt, ist eine Spielart dieser Ansätze und zeigt in dem Maße, wie diese Argumentation auch in linken Zusammenhängen Anklang finden, wie stark die Grundlagen der marxistischen Theorie bereits revidiert wurden.
  
Dazu gilt es, sich mit Fragen der Klassenbildung auf der Grundlage der Arbeiten unserer Klassiker zu beschäftigen und zu prüfen, inwiefern die historisch konkreten Analysen von Marx, Engels und Lenin und die aus diesen abgeleiteten allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Klassengesellschaft bis heute Gültigkeit haben und wie die heutige Klassengesellschaft – in quantitativer Perspektive – zusammengesetzt ist und – in qualitativer Perspektive – wie es um ihre Lebenslage und ihr Klassenbewusstsein bestellt ist.
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Für die AG Klassenanalyse wird es relevant sein, sich mit den Konzepten der bürgerlichen Forschung auseinanderzusetzen, da hier ein Großteil der Empirie, wie sozialstatistische Daten, generiert wird. Wir werden die Frage bearbeiten, wie eine „Übersetzung“ bzw. Brauchbarmachung dieser Empirie für eine marxistische Analyse funktioniert.
  
Die theoretische Arbeit der AG Klassenanalyse ist grundlegend für ihre empirische Arbeit. Die empirische Arbeit der AG Klassenanalyse ist grundlegend für alle taktisch-strategischen Fragen im Klassenkampf um die Überwindung des Kapitalismus.
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Schließlich ist auch in der kommunistischen Bewegung, wo die Betrachtung von Klassen zur allgemeinen Grundlage gehört, die Theorie der Klassen nicht unumstritten. Es beginnt bei ihrer [[Bestimmung_und_Gliederung_der_"Arbeiterklasse"|begrifflichen Erfassung]]. Insbesondere die Differenziertheit der Arbeiterklasse wirft die Frage auf, wie sie zu systematisieren und zu untergliedern ist. Was bedeuten offensichtliche Unterscheidungsmerkmale innerhalb der Klassen für kommunistische Politik? Welche gesellschaftlichen Rollen übernehmen die Klassen im Zusammenhang mit gesellschaftlichem Fortschritt und was bedeutet das für Bündnispolitik? Wie ergibt sich Klassenbewusstsein? Nicht zuletzt wird die Frage nach der [[Absolute_und_relative_Verelendung|Lage der Arbeiterklasse]] als Argumentationsgrundlage für die Möglichkeiten und Perspektiven der Arbeiterklasse herangezogen. Kann man von einer [[Verelendung]] der Arbeiterklasse sprechen, oder nicht? Anhand dieser Fragen wird die Relevanz der Klassentheorie für kommunistische Politik deutlich. Sowohl, was die politische Strategie, als auch die Taktik angeht.
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Über die Formulierung einer Klassentheorie hinaus, sind es aber die spezifischeren Fragen – Fragen nach detaillierteren gesellschaftlichen Verhältnissen und Prozessen, wie z.B. tagespolitische Kämpfe und deren Perspektiven – mit denen sich die AG Klassenanalyse hauptsächlich befassen wird. Sie ist damit beauftragt, das Handwerkszeug zur Beantwortung dieser Fragen zu liefern. Schließlich ist eine umfassende Vorstellung der aktuellen Klassenstruktur, ihrer Dynamik und des Klassenbewusstseins die Voraussetzung, um auf wissenschaftlicher Weise politische Entscheidungen treffen zu können.
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Zunächst wird sich die AG Klassenanalyse auf der Grundlage der politischen Ökonomie mit Fragen der Klassenbildung beschäftigen. Insbesondere werden wir erarbeiten, welche allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Klassengesellschaft es zu berücksichtigen gilt und ob wir diese über den Verlauf der Geschichte beobachten können. Schließlich steht die Beschreibung der heutigen Klassenverhältnisse der BRD im Zentrum unserer Arbeit. Wie setzt sich die Arbeiterklasse heut zusammen und welchen Dynamiken ist sie unterworfen? Wie ist es um ihre Lebenslage bestellt und was bestimmt ihr Bewusstsein?
  
 
== Dissens ==
 
== Dissens ==
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* [[Absolute und relative Verelendung]]
 
* [[Absolute und relative Verelendung]]
 
* [[Bürgerliche Sozialstrukturanalyse]]
 
* [[Bürgerliche Sozialstrukturanalyse]]
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* [[Entstehung von Klassenbewusstsein]]
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Weitere folgen.
  
 
== Offene Fragen ==
 
== Offene Fragen ==
  
Inhalt folgt.
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* [[Verwendung sozialstatistischer Methoden und Daten]]
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== Grundannahmen ==
 
== Grundannahmen ==
  
=== Was sind Klassen? - ökonomische Analyse ===
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'''Politische Ökonomie und Klassentheorie'''
  
 
*[[Arbeit und Produktionsverhältnisse]]
 
*[[Arbeit und Produktionsverhältnisse]]
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*[[Klassendefinition und Klassenlose Gesellschaft]]
 
*[[Klassendefinition und Klassenlose Gesellschaft]]
 
=== Lage der Arbeiterklasse ===
 
  
 
*[[Ausbeutung]]
 
*[[Ausbeutung]]
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*[[Verelendung]]
 
*[[Verelendung]]
  
=== Klassenkampf und Klassenbewusstsein ===
+
'''Klassenkampf und Klassenbewusstsein'''
  
 
*[[Antagonistisches Klassenverhältnis]]
 
*[[Antagonistisches Klassenverhältnis]]
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*[[Klassenkampf]]
 
*[[Klassenkampf]]
  
*[[Kommunistische Partei und Klassenbewusstsein]]
+
*[[Klassenbewusstsein und Kommunistische Partei]]
  
 
*[[Arbeiteraristokratie und Opportunismus]]
 
*[[Arbeiteraristokratie und Opportunismus]]
  
=== Klassenanalyse ===
+
'''Klassen, Schichten, Gruppen (MEW)'''
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*[[Adel]]
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*[[Advokaten]]
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 +
*[[Arbeiter]]
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 +
*[[Arbeiteraristokratie]]
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 +
*[[Aristokratie]]
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*[[Armee]]
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 +
*[[Bankiers]]
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 +
*[[Bauernschaft]]
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 +
*[[Beamtentum]]
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 +
*[[Besitzlose]]
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*[[Bourgeoisie]]
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 +
*[[Burschenschaft]]
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*[[Fabrikarbeiter]]
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*[[Finanzaristokratie]]
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 +
*[[Finanzoligarchie]]
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*[[Frauen]]
 +
 
 +
*[[Freimaurer]]
 +
 
 +
*[[Gesamtarbeiter]]
 +
 
 +
*[[Gesellen]]
 +
 
 +
*[[Handwerker]]
 +
 
 +
*[[Ideologen]]
 +
 
 +
*[[Intelligenz]]
 +
 
 +
*[[Jugend]]
 +
 
 +
*[[Junkertum]]
 +
 
 +
*[[Juristen]]
 +
 
 +
*[[Kapitalist]]
 +
 
 +
*[[Kaufmann]]
 +
 
 +
*[[Kleinbürgertum]]
 +
 
 +
*[[Kleinproduzenten]]
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 +
*[[Kopf- und Handarbeiter]]
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 +
*[[Landarbeiter]]
 +
 
 +
*[[Lehrlinge]]
 +
 
 +
*[[Leibeigene Bauernschaft]]
 +
 
 +
*[[Lohnarbeiter]]
 +
 
 +
*[[Lumpenproletariat]]
 +
 
 +
*[[Manager]]
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 +
*[[Manufakturarbeiter]]
 +
 
 +
*[[Mittelklassen, Mittelschichten]]
 +
 
 +
*[[Öffentliche und private Dienerklassen]]
 +
 
 +
*[[Oligarchie]]
 +
 
 +
*[[Pächter]]
 +
 
 +
*[[Produktions- und Zirkulationsarbeiter]]
 +
 
 +
*[[Proletariat]]
  
* [[Bourgeoisie]]
+
*[[Qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter]]
  
* [[Nichtproletarische Klassen]]
+
*[[Saisonarbeiter]]
# [[Nichtproletarische_Klassen#Selbstarbeitende_Eigent.C3.BCmer_.2F_Mittelschicht|Selbstarbeitende Eigentümer / Mittelschicht]]
 
# [[Nichtproletarische_Klassen#.C3.96ffentliche_und_private_Dienerklassen|Öffentliche und private Dienerklassen]]
 
# [[Nichtproletarische_Klassen#Lumpenproletariat|Lumpenproletariat]]
 
  
* [[Proletariat]]
+
*[[Selbstarbeitende Eigentümer]]
# [[Proletariat#Qualifizierte_und_unqualifizierte_Arbeiter|Qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter]]
 
# [[Proletariat#Kopf-_und_Handarbeiter|Kopf- und Handarbeiter]]
 
# [[Proletariat#Produktions-_und_Zirkulationsarbeiter_.28Hinsichtlich_Mehrwert.29|Produktions- und Zirkulationsarbeiter (Hinsichtlich Mehrwert)]]
 
  
 
== Mitmachen ==
 
== Mitmachen ==
Die AG's der KO sind auf Mitarbeit und Diskussion angewiesen. Wenn du Interesse hast dich an der Arbeit der AG Klassenanalyse zu beteiligen, Anmerkungen oder Kritik an unserer Arbeit anzumelden hast, melde dich gerne per Mail bei uns:
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In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br>
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* Diskutier mit
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** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?
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* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung
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Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns:
  
 
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[[Kategorie: AG-Hauptseite]]
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[[Kategorie: AG Politische Ökonomie des Imperialismus]]

Aktuelle Version vom 7. Januar 2020, 17:13 Uhr

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Einführung in die AG[Bearbeiten]

Im Zentrum der materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus steht die Theorie von Klassen. Damit sind gesellschaftliche Großgruppen gemeint, die sich aus der historisch spezifischen Produktionsweise ergeben. Ihnen liegt eine bestimmte Stellung zu den Produktionsmitteln zugrunde. Sie sind daher nicht einfach Ergebnis gemeinsamer Vorstellungen, sondern sie existieren als Teil der objektiven Wirklichkeit, unabhängig vom Bewusstseinsstand der Menschen.

Gleich zu Beginn des Manifests der kommunistischen Partei machten Marx und Engels die fundamentale Bedeutung der Klassentheorie deutlich, indem sie formulieren: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ Im Fortlauf ihrer Schrift stellen sie heraus, dass alle bisherigen Klassengesellschaften immer in Ausbeuter und Ausgebeutete, in „Unterdrücker und Unterdrückte“ zerfielen. Die Überwindung der kapitalistischen Klassenverhältnisse und damit die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft ist das, was Engels die „weltgeschichtliche Rolle“ des Proletariats nannte. Diese Rolle wahrzunehmen, setzt ein Bewusstsein der Arbeiterklasse voraus, welches jedoch keineswegs von allein entsteht. Es zu organisieren, ist die politische Aufgabe der Kommunisten.

In bürgerlichen und sozialdemokratischen Theorien wird in der Regel die Existenz von Klassen in Frage gestellt. Ein materialistischer Standpunkt, von dem aus die Gesellschaft betrachtet wird, wird abgelehnt, sodass völlig andere Ansätze der Gliederung und Systematisierung der Gesellschaft resultieren. An den Universitäten betriebene Sozialstrukturanalysen, betrachten Schichten, Milieus oder Lebenslagen, anstelle von Klassen. Soziale Missstände werden auf diese Weise zwar in dieser oder jener Weise erfasst, aber nicht in ihrer wirklichen Systematik oder in ihrem Ursprung beschrieben. Die Rede von einer „Entstrukturierung“ der Gesellschaft, also einer Auflösung der Klassenstruktur durch eine veränderte Arbeitswelt, ist eine Spielart dieser Ansätze und zeigt in dem Maße, wie diese Argumentation auch in linken Zusammenhängen Anklang finden, wie stark die Grundlagen der marxistischen Theorie bereits revidiert wurden.

Für die AG Klassenanalyse wird es relevant sein, sich mit den Konzepten der bürgerlichen Forschung auseinanderzusetzen, da hier ein Großteil der Empirie, wie sozialstatistische Daten, generiert wird. Wir werden die Frage bearbeiten, wie eine „Übersetzung“ bzw. Brauchbarmachung dieser Empirie für eine marxistische Analyse funktioniert.

Schließlich ist auch in der kommunistischen Bewegung, wo die Betrachtung von Klassen zur allgemeinen Grundlage gehört, die Theorie der Klassen nicht unumstritten. Es beginnt bei ihrer begrifflichen Erfassung. Insbesondere die Differenziertheit der Arbeiterklasse wirft die Frage auf, wie sie zu systematisieren und zu untergliedern ist. Was bedeuten offensichtliche Unterscheidungsmerkmale innerhalb der Klassen für kommunistische Politik? Welche gesellschaftlichen Rollen übernehmen die Klassen im Zusammenhang mit gesellschaftlichem Fortschritt und was bedeutet das für Bündnispolitik? Wie ergibt sich Klassenbewusstsein? Nicht zuletzt wird die Frage nach der Lage der Arbeiterklasse als Argumentationsgrundlage für die Möglichkeiten und Perspektiven der Arbeiterklasse herangezogen. Kann man von einer Verelendung der Arbeiterklasse sprechen, oder nicht? Anhand dieser Fragen wird die Relevanz der Klassentheorie für kommunistische Politik deutlich. Sowohl, was die politische Strategie, als auch die Taktik angeht.

Über die Formulierung einer Klassentheorie hinaus, sind es aber die spezifischeren Fragen – Fragen nach detaillierteren gesellschaftlichen Verhältnissen und Prozessen, wie z.B. tagespolitische Kämpfe und deren Perspektiven – mit denen sich die AG Klassenanalyse hauptsächlich befassen wird. Sie ist damit beauftragt, das Handwerkszeug zur Beantwortung dieser Fragen zu liefern. Schließlich ist eine umfassende Vorstellung der aktuellen Klassenstruktur, ihrer Dynamik und des Klassenbewusstseins die Voraussetzung, um auf wissenschaftlicher Weise politische Entscheidungen treffen zu können.

Zunächst wird sich die AG Klassenanalyse auf der Grundlage der politischen Ökonomie mit Fragen der Klassenbildung beschäftigen. Insbesondere werden wir erarbeiten, welche allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Klassengesellschaft es zu berücksichtigen gilt und ob wir diese über den Verlauf der Geschichte beobachten können. Schließlich steht die Beschreibung der heutigen Klassenverhältnisse der BRD im Zentrum unserer Arbeit. Wie setzt sich die Arbeiterklasse heut zusammen und welchen Dynamiken ist sie unterworfen? Wie ist es um ihre Lebenslage bestellt und was bestimmt ihr Bewusstsein?

Dissens[Bearbeiten]

Weitere folgen.

Offene Fragen[Bearbeiten]

Weitere folgen.

Grundannahmen[Bearbeiten]

Politische Ökonomie und Klassentheorie

Klassenkampf und Klassenbewusstsein

Klassen, Schichten, Gruppen (MEW)

Mitmachen[Bearbeiten]

In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:

  • Diskutier mit
    • Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?
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