http://wiki.kommunistische.org/api.php?action=feedcontributions&user=Lewis&feedformat=atomBolscheWiki - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T08:12:39ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.31.1http://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Verh%C3%A4ltnis_des_deutschen_Imperialismus_zum_amerikanischen&diff=7199Verhältnis des deutschen Imperialismus zum amerikanischen2020-12-30T13:19:59Z<p>Lewis: /* Was steht zu diesem Dissens in den Programmatischen Thesen? */</p>
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<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
<br />
In welchem Verhältnis der deutsche Imperialismus mit dem US-Imperialismus steht, ist in der kommunistischen Bewegung und darüber hinaus in der gesamten Linken eine stark diskutierte Frage. Noch wichtiger ist die Frage auch in der neurechten Bewegung, dieser Artikel soll sich aber vorrangig mit dem Dissens in der Linken zu der Frage beschäftigen.<br />
<br />
Eine Klärung dieses Dissens ist umso wichtiger, da die Frage des Einflusses des deutschen Imperialismus wegweisend für eine richtige kommunistische Strategie ist.<br />
<br />
Die Frage der Souveränität der BRD ist in Teilen eng mit der Frage des Kräfteverhältnisses verknüpft. Die Position eines heute noch besetzten, völlig insouveränen deutschen Staates scheint in der kommunistischen Bewegung wohl kaum vorhanden zu sein und findet sich eher bei Linken mit Querfronttendenzen oder eben bei Rechten wieder.<br />
<br />
Dieser Dissensartikel beschäftigt die Frage vorerst unter dem Gesichtspunkt, wo der Hauptfeind zu sehen ist, also in wie weit die Kommunisten den Kampf um den Sozialismus gegen die herrschende Klasse in ihrem eigenen Land führen müssen.<br />
In die Frage des Verhältnisses spielen jedoch noch zahlreiche andere Punkte hinein, zum Beispiel: welcher Einfluss besteht ökonomisch (in beide Richtungen), welcher Einfluss besteht auf die Zivilgesellschaft, welchen Einfluss haben Think-Tanks und ähnliche Organisationen, wie beispielsweise die Antlantikbrücke, wo konvergieren Interessen der beiden imperialistischen Staaten, wo stehen sie im Widerspruch zueinander?<br />
Die Dissense zu diesen Fragen sollen demnächst auch noch in diesen Artikel eingearbeitet werden.<br />
<br />
Für ein weitergehendes Verständnis des Imperialismus, nicht nur als Beschreibung der Ökonomie und Außenpolitik eines einzelnen Staates oder Staatenverbunds, sondern als heutzutage vorherrschendes Stadium kapitalistischer Staaten auf der ganzen Welt ist es zudem durchaus nützlich sich den Artikel [[Imperialismus als Weltsystem]] anzuschauen.<br />
<br />
==Positionen==<br />
=== Der deutsche Imperialismus als Hauptfeind ===<br />
In der kommunistischen Bewegung wurde die Stellung des deutschen Imperialismus gerade in Bezug auf den US-Imperialismus in Verlauf der Geschichte stark diskutiert. Durch die Annexion der DDR entstand ein wieder erstarkter gesamtdeutscher Staat, dessen Souveränität in der kommunistischen Linken heutzutage selten bezweifelt wird. <br />
Die Kommunistischen Bewegung ist sich überwiegend darüber einig, dass es einen Hauptfeind gibt. Die Losung Karl Liebknechts "Der Hauptfeind steht im eigenen Land" wird ebenfalls in der Bewegung heute noch als richtig erachtet. Mit der Losung ist gemeint den Klassengegner strategisch in Deutschland, in der deutschen Monolpolbourgeoisie zu verorten.<br />
<br />
Die KPD nimmt in ihrem Programm gar direkt Bezug eben diesen Leitsatz:<br />
{{Zitat | Karl Liebknecht rief bereits am Beginn des ersten Weltkrieges: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“ und folgte damit dem Aufruf August Bebels „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!“ Diese Grundsätze schreibt sich unsere Partei, als weiterhin aktuell und mobilisierend, auf ihr rotes Kampfbanner.| http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt3 }}<br />
<br />
Sie schätzt das Verhältnis zwischen USA und BRD als Bündnisverhältnis ein:<br />
{{Zitat | Der vorhandene bzw. ständig weiter ausgebaute militärindustrielle Komplex liefert die dafür notwendigen Ausrüstungen und modernsten Waffensysteme. Ihr „Gebrauchswert“ wird von der BRD-Regierung im Bündnis mit der NATO, vor allem mit der USA-Administration, immer offener durch eine ständig aggressiver werdende Politik unterstützt. Von der Sicherung des Hinterlandes der USA-Aggressoren in Afghanistan, im Irak und in ehemaligen asiatischen Sowjetrepubliken, über direkte Unterstützung US-amerikanischer Kriegshandlungen durch Nutzung der USA-Militärbasen auf dem Territorium der BRD bis hin zur Ausbildung und Ausrüstung von 46 militärischen Formationen und Polizei-Einheiten für die USA-getreuen Regierungen in Kabul und Bagdad reicht bereits das Betätigungsfeld der BRD. | http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt3 }}<br />
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<br />
Auch der KomAufbau kommt zu ähnlicher Einschätzung:<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus kämpft überall auf der Welt darum, seine Herrschaft über die unterdrückten Völker aufrecht zu erhalten und auszuweiten. Die deutsche Nationalfahne ist ebenso wie die Fahne der USA, die Fahne Russlands oder anderer Imperialisten ein Symbol der imperialistischen Herrschaft. Sie symbolisiert nicht nur die Ausbeutung der unterdrückten Völker, sondern auch den hochgerüsteten Staatsapparat, der der ArbeiterInnenklasse in Deutschland gegenübersteht. Erst wenn wir unsere Roten Fahnen auf dem Reichstag hissen, werden wir dieses Elend beenden. | https://komaufbau.org/tod-dem-deutschen-imperialismus-damit-wir-leben-konnen/ }}<br />
<br />
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<br />
Die MLPD sieht ebenfalls den deutschen Imperialismus als Hauptfeind, und geht auch von einem weiteren Erstarken aus:<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus gründet seinen weltweiten politischen Einfluss heute in erster Linie auf eine geschickte ökonomische Durchdringung des Finanzkapitals mit den internationalen Märkten und nationalen Volkswirtschaften.<br />
Politisch und militärisch hat der deutsche Imperialismus seinen Einfluss als Bündnispartner der USA und im Rahmen der NATO ausgeweitet und gerät als stärkste wirtschaftliche Kraft der EU dabei immer mehr in Konkurrenz mit seinen imperialistischen Verbündeten. Er unterstreicht seine machtpolitischen Interessen nicht nur durch Beteiligung an internationalen Militäraktionen unter der heuchlerischen Fahne humanitärer Hilfsaktionen der UNO, sondern beteiligt sich inzwischen auch an Angriffskriegen.<br />
Das wiedervereinigte Deutschland bildet das wirtschaftlich stärkste und bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Befreit von einigen politischen Beschränkungen, die ihm die Alliierten nach dem II. Weltkrieg auferlegt hatten, strebt der deutsche Imperialismus im Bündnis mit anderen europäischen Großmächten nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist der Hauptfeind der Werktätigen in Deutschland.| https://www.mlpd.de/parteiprogramm }} <br />
<br />
<br />
<br />
Auch die arbeit-zukunft, eine in der Tradition der KPD/ML stehende Organisation - bezieht sich auf Liebknecht und sieht diese Losung als noch aktuell an:<br />
{{Zitat | Die EU ist ein imperialistisches Gebilde, das der deutsche Imperialismus im Bündnis mit dem französischen nutzen will, um in diesem imperialistischen Konkurrenzkampf überhaupt Einfluss zu haben und seine Interessen zu vertreten. Als zweimal geschlagener und zu kurz gekommener Imperialismus verdeckt er sein Großmachtstreben hinter Phrasen von „Frieden“, „internationaler Zusammenarbeit“, verfolgt seine Ziele aber aggressiv und mit allen Mitteln. Angesichts der Zuspitzung des Konkurrenzkampfes unter den Großmächten zeigt er dabei immer deutlicher sein wahres Gesicht: Massive Aufrüstung (2% BSP), Aufbau einer „europäischen Armee“ unter seiner Führung. Er bringt damit unser Land in die Gefahr, wieder zum Schlachtfeld zu werden. Unser Grundsatz ist auch heute der von Karl Liebknecht: Der Hauptfeind steht im eigenen Land. Denn hier können wir sowohl gegen die Aufrüstungs- und Kriegspolitik des deutschen Kapitals und seiner Regierung, als auch gegen deren Unterstützung und Bündnis mit dem aggressiven US-Imperialismus wirksam mobilisieren. Das darf nicht mit der Frage vermischt werden, dass es weltweit auch bedrohlichere und mächtigere imperialistische Länder gibt (wie aktuell die USA). | https://www.arbeit-zukunft.de/2019/03/25/5431/ }}<br />
<br />
In einem anderen Artikel dieser Zeitung wird sogar Oskar Lafontaine dafür kritisiert dass er eine andere Einschätzung vertritt: <br />
{{ Zitat | Ohne den Kampf gegen den Kapitalismus und für den neuen Anlauf zum Sozialismus wird es keinen Frieden geben, und dieser Kampf richtet sich auch und gerade gegen den Deutschen Imperialismus! Der Hauptfeind sitzt in Berlin, auch wenn er schwächer ist als der US-Imperialismus!<br />
<br />
Lafontaine nannte die BRD nicht beim Namen als mittlere imperialistische Macht und agitierte fast ausschließlich gegen die USA. Tatsachenwidrig beschuldigte er Trump, hinter der Forderung nach 2% des BIP für die Rüstungsausgaben zu stehen. Eine Demonstrantin rief denn auch hörbar dazwischen: „Das war die NATO!“. | https://www.arbeit-zukunft.de/2019/07/01/kaempferische-demonstration-gegen-die-air-base-ramstein/ }}<br />
<br />
<br />
<br />
Die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) hat sich ebenfalls mit dem Thema befasst. In einem Artikel analysiert sie genau, welche historischen Beispiele aufzeigen, dass der Fokus auf den falschen Hauptfeind im Ausland, der Hauptfeind der nicht in der eigenen Bourgeoisie zu finden ist, letzlich der deutschen Bourgeoisie hilfreich ist um ihr handeln zu entschulden und zu relativieren:<br />
{{ Zitat | Das Argumentationsmuster für den Betrug der deutschen Arbeiterklasse im 1. Weltkrieg: Kampf gegen Imperialismus - und der schlimmste ist der russische Zarismus, also auf ihn mit Gebrüll. Die Version für die französischen Arbeiter lautete: Kampf dem Imperialismus – und noch schlimmer als die französische kapitalistische Republik ist die Preußen-Monarchie in Berlin. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
<br />
Sie vertreten jedoch die Ansicht, dass ein Hauptfeind auch wechseln kann, z.B. wenn in folge einer Beatzung nicht einmal ein Staatsaufbau existiert:<br />
{{Zitat | Für eine kurze Etappe nach dem 2. Weltkrieg war der Hauptfeind des deutschen Volkes nicht der deutsche Imperialismus, sondern der US-Imperialismus. 1945 war Hitlerdeutschland besiegt, ein Teil der Monopolbourgeoisie und ihrer Schergen hinter Gittern oder auf der Flucht, ihr Eigentum unter alliierte Treuhänderschaft gestellt. Westdeutschland war der Form nach eine Kolonie der Westmächte. [...] Mit der Festigung der BRD beginnt der deutsche Imperialismus – wenn auch noch sehr gerupft und mit dem Stigma des Kriegsverlierers versehen – rasch wieder eigene Politik zu machen, zunächst als Juniorpartner der USA. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
<br />
Sie kommen zur Einschätzung, dass sich der Kampf hauptsächlich gegen den richtigen Hauptfeind, gegen den im eigenen Land richten muss. Deustchland könne im konkreten Fall die naheliegende Ablehnung des amerikanischen Imperialismus gut instrumentalisieren und habe im Grunde einen Voteil darin, selbst noch nicht mit Zahlreichen Kriegen nach dem zweiten Weltkrieg befleckt zu sein:<br />
{{ Zitat | Die Bestimmung des Verhältnisses BRD - USA entscheidet über die Kraft des Widerstands gegen die Aggressivität des deutschen Imperialismus. Mit dem Deuten auf den verhaßten US-Imperialismus sollen nicht nur die verbliebenen Linken in der BRD vollends gelähmt werden, sondern das Volk reif gemacht und mobilisiert werden, seinen deutschen Henkern auf dem Fuß zu folgen – für Expansion und Aggression des deutschen Imperialismus insbesondere gegen die Völker im Osten. Dabei spielt die BRD den Trumpf aus, daß in vierzig Jahren nach dem 2. Weltkrieg die anderen die imperialistische Schmutzarbeit gemacht haben, und die BRD sich somit scheinbar „unbefleckt“ hinstellen und von Menschenrechten und Demokratie schwadronieren kann. Dabei geht das Streben der Herrschenden in Großdeutschland darauf hinaus, aus der Rolle des Aasgeiers über den Schlachten, die bisher die anderen Imperialisten geschlagen haben, wegzukommen. <br />
<br />
[...]<br />
<br />
Wir Kommunisten sind weit davon entfernt, den US-Imperialismus gegen den deutschen Imperialismus in Schutz nehmen zu wollen. Wir möchten nicht und wir können uns in der gegenwärtigen Konstellation auch keine Situation vorstellen, wo in einem imperialistischen Land die Proletarier mit ihren Ausbeutern in einem Boot sitzend heil davonkommen, wo Revolutionäre für Internationalismus eintretend, gemeinsame Sache mit den Deutsch-Chauvinisten und deutschen Faschisten machen sollten. „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“, heißt Unversöhnlichkeit gegenüber dem deutschen Imperialismus, seinen Herren, seinen Schergen, seinen ideologischen Beschönigern und Rechtfertigern, seiner Verdummungsindustrie in Medien, Schulen und Hochschulen. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
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=== Gegenpositionen ===<br />
'''Dem entgegen vertrat''' Prof. Dr. Horst Schneider im RotFuchs die Position, dass Deutschland nicht einmal souverän sei:<br />
{{Zitat | Wie souverän ist die BRD eigentlich, wenn sie es nicht einmal wagt, einem Verbündeten die Komplizenschaft bei dessen Aggressionen zu verweigern? In jedem Lehrbuch dieses Metiers wird begründet, daß die Achtung der Souveränität ein zwingendes Gebot des Völkerrechts ist. Es besagt, daß ein Staat, der die Souveränität anderer Staaten mißachtet, selbst nicht souverän sein kann.<br />
<br />
Auch nach 1990 blieben viele Vorbehaltsrechte der Alliierten bestehen. Die NATO-Mitgliedschaft, die Stationierung von NATO-Truppen in der BRD, Atomwaffen auf deutschem Boden und andere Tatsachen beweisen, daß weder der „Kanzler der Einheit“ noch „sein Mädchen“ für die Souveränität der BRD und das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen eingetreten sind. Von Volkssouveränität – einer Idee der Französischen Revolution – ganz zu schweigen. In der Frage der Kriegsbeteiligung wird das am allerdeutlichsten. Die Mehrheit der Deutschen ist gegen jede Teilnahme der BRD an „Auslandseinsätzen“, wie Aggressionen inzwischen bezeichnet werden. Doch die Majorität des Bundestages segnet sie ab. Die zuständige Ministerin kann von Interventionen und Kriegsgetümmel gar nicht genug bekommen. | http://www.rotfuchs.net/rotfuchs-lesen/zur-legende-von-der-souveraenitaet-der-brd.html }}<br />
<br />
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Betrachtet man auch die Sozialdemokratie, so findet man dort z.B. Andreas Wehr (Mitglied der Linkspartei) der auch vertritt, dass die USA der Hauptfeind sei.<br />
{{ Zitat | Und doch ist der außen- und vor allem der verteidigungspolitische Spielraum Berlins auf Weltebene sehr begrenzt, befindet es sich doch hier in direkter Abhängigkeit vom Agieren des Großen Bruders USA<br />
<br />
Zur Charakterisierung der heutigen Lage wird oft die Aussage von Karl Liebknecht aus dem Jahre 1915 zitiert: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“. Was seinerzeit eine richtige Formulierung war, da sie den deutschen Imperialismus als Hauptverantwortlichen für den ersten Weltkrieg benannte, führt aber heute zu Desorientierung und zielt auf die Zerstörung jeglichen Antiimperialismus. Nicht zufällig ist denn auch die Parole vom „Hauptfeind“ Deutschland fester Bestandteil jeder antideutschen Ideologie.<br />
<br />
Der antiimperialistische Kampf aber muss sich in erster Linie gegen die USA richten, denn sie sind der Hauptfeind! | https://www.andreas-wehr.eu/der-hauptfeind-sind-die-usa.html }}<br />
<br />
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<br />
Darüber hinaus vertreten einige Personen in der Linkspartei die Position einer teilweise oder vollständig eingeschränkten Souveränität Deutschlands<br />
Als Beispiel wird hier Oskar Lafontaine zitiert: <br />
{{Zitat | Solange die USA von deutschem Boden aus in aller Welt Kriege führen, sind wir kein souveränes Land. Ein Land ist nur dann souverän, wenn es über den Kriegseintritt selbst entscheidet und seit Jahrzehnten kann die Bundesrepublik nicht über den Kriegseintritt entscheiden, weil die USA jeden Krieg von deutschem Boden aus führen.“<br />
<br />
„Denn während wir hier stehen, sterben Menschen, weil Kriege geführt werden. Und wir stehen hier richtig, weil die USA das Land sind, das am meisten Kriege führt und das die meisten Menschen auf dem Gewissen hat in den letzten Jahrzehnten.“ | https://www.pressenza.com/de/2019/07/oskar-lafontaine-deutschland-ist-kein-souveraenes-land/ }}<br />
<br />
<br />
<br />
===dritte Position===<br />
Teile der KPD vertreten die Ansicht, dass der Imperialismus der BRD wegen der militärischen Stärke der USA eher eine untergeordnete Rolle spielt und sehen die USA als treibende Kraft der NATO, welche einen Krieg gegen Russland und China plant. Sie schreiben dem Kampf gegen diese Kriegsgefahr eine größere Bedeutung zu, stehen aber damit jedoch nicht im Widerspruch zu Position der gesamt-KPD die, wie oben schon erwähnt, den deutschen Imperialismus als Hauptfeind betrachtet:<br />
{{Zitat | Die imperialistische Nato ist dabei, Russland und China einzukreisen und bereitet den Krieg vor. Hier gilt es, sich mit den bedrohten Ländern zu solidarisieren und eine Einheitsfront zu bilden mit den friedfertigen Ländern, Völkern und Klassen. | http://www.k-p-d-online.de/index.php/landesorganisationen/berlin/lo-berlin-aktuell/720-standpunkt-der-kpd-landesorganisation-berlin-zur-politischen-lage }}<br />
<br />
<br />
<br />
Die maoistische Zeitung demvolkedienen legt ebenfalls einen großen Fokus auf die dominante Stellung der USA und benennt sie als Hauptfeind der Völker der Welt. Dennoch schließt sie nicht daraus, dass es für den Kampf um den Sozialismus in Deutschland notwendig ist, dass die Kommunisten Deutschlands vorrangig die amerikanische Bourgeoisie bekämpfen müssen:<br />
{{Zitat | Der noch amtierende Präsident der USA und angeblich mächtigste Mann der Welt hat in seiner letzten Rede zur Lage der Nation wieder einmal sehr deutlich den hegemonialen Anspruch des US-Imperialismus verteidigt. Der zentrale Satz seiner Rede, der diesen Anspruch klar ausdrückt war: „Die USA sind die stärkste Nation der Welt. Punkt.“<br />
<br />
Dass er davon sprach er wolle das Augenmerk in der Rede vor allem auf die nächsten fünf, zehn Jahre legen, zeigt auch den strategischen Charakter seiner Rede für den US-Imperialismus und das ist gepaart mit dem Großmachtchauvinismus dieses riesigen menschenfressenden Monstrums. Unverhohlen drohte er der ganzen Welt mit dem Ausspruch: „Unsere Militärmacht ist stärker als die der nächsten acht Nationen zusammen.“ Auch eine deutliche Warnung an die anderen imperialistischen Mächte und vor allem an Russland, als zur Zeit einzige andere existierende imperialistische Supermacht. | https://www.demvolkedienen.org/index.php/de/nordamerika/647-der-yankee-imperialismus-ist-der-hauptfeind-der-voelker-punkt }}<br />
<br />
<br />
<br />
==Bezug zu unseren Grundannahmen==<br />
<br />
Die [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen|Grundannahmen]] sind Zitate aus Literatur der kommunistischen Klassiker.<br />
Sie dienen der [[AG Deutscher Imperialismus]] als Grundlagenwissen um den Sachverhalt in Hinblick darauf, was die Klassiker <br />
Marx, Engels, Lenin bereits dazu geschrieben haben, zu überprüfen und zu beurteilen.<br />
<br />
In den Grundannahmen wird erst einmal nur auf einer allgemeineren Ebene definiert wie sich der Imperialismus auszeichnet.<br />
Zudem ist die Frage, welche Rolle ein Land im Imperialismus einnehmen kann von der Frage welche Rolle es konkret und aktuell einnimmt zu trennen.<br />
In den Grundannahmen finden sich jedoch Hinweise, die zumindest darauf hindeuten, dass Deutschland nicht zwangsläufig einem<br />
anderen Imperialismus komplett untergeben ist, nur weil es andere Schwerpunkte setzt, z.B. Fokus auf Export, statt auf<br />
Militär.<br />
<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus versucht mit anderen Großmächten mitzuhalten und steht in scharfer Konkurrenz zu anderen Staaten. <br />
<br />
Der deutscher Imperialismus steht im scharfen Konkurrenzkampf zu anderen imperialistischen Ländern. Diese Auseinandersetzung führen unumgänglich zu Krieg und zum Buhlen um Einflusszonen.<br />
<br />
Deutschland kann seine imperialistische Stellung gegenüber anderen Großmächten über starken Export realisieren, auch wenn Deutschland nicht unmittelbare Kontrolle über das Land verfügt und es z.B. militärisch unter Kontrolle einer anderen imperialistischen Großmacht steht | Annahme 3, 4 und 7 aus [[Rolle des dt. Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]] }}<br />
<br />
==Was steht zu diesem Dissens in den Programmatischen Thesen?==<br />
Die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/ Programmatischen Thesen] hat die KO bei ihrer Gründung formuliert, sie legte darin ihre Standpunkte und einige offenen Fragen dar, von welchen ausgehend sie den Klärungsprozess <br />
angestoßen hat. Ziel des Klärungsprozess, von welchem in diesem Wiki die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden, ist<br />
die Klärung der Dissense und der offenen Fragen. <br />
<br />
Die KO sieht den deutschen Imperialismus als klaren Hauptgegner und betont auch, dass der Imperialismus ein Weltsystem ist:<br />
<br />
{{Zitat | Der antiimperialistische Kampf muss sich deshalb gegen das Kapital und das kapitalistische System als Grundlage des Imperialismus richten. Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System. Besonders hervorzuheben sind daher auch die EU als imperialistisches Bündnis, die aufstrebenden Ökonomien der BRICS-Gruppe und der US-Imperialismus als nach wie vor militärisch gefährlichster imperialistischer Pol der Welt. | https://kommunistische.org/programm-thesen/4-der-imperialismus/ }}<br />
<br />
Ebenfalls wird die Vorstellung von einer objektiv-antiimperialistischen Rolle scharf zurückgewiesen.<br />
Das ist für die Frage der BRD insoweit relevant, dass sich aus der Vorstellung eines von der USA ferndominierten Deutschlands zusammen mit dieser Vorstellung eine antiimperialistische Rolle des des Deutschen Monopolkapitals herleiten ließe.<br />
<br />
{{Zitat | Eine der zentralen Spaltungslinien in der kommunistischen Weltbewegung ist die Debatte um die These „objektiv antiimperialistischer“ Staaten. Nach dieser Auffassung spielten bestimmte kapitalistische Staaten eine „objektiv antiimperialistische“ und damit friedensfördernde Rolle. So wird z.B. Russland wegen seiner Interessendivergenzen mit den USA oft eine solche Rolle zugesprochen. Diese These ist jedoch falsch. Sie beruht auf der falschen Vorstellung, der Imperialismus sei die Vorherrschaft einiger, „westlicher“ oder „nördlicher“ Staaten wie der USA, Westeuropas und Japans. Wir halten jedoch daran fest, dass der Imperialismus eine gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus in seinem monopolistischen Stadium ist. Es ist falsch, bestimmten, relativ unterlegenen imperialistischen Polen innerhalb dieses Systems eine prinzipielle Friedensfähigkeit oder fortschrittliche Rolle zuzuschreiben. Die fatale Konsequenz aus solchen Fehleinschätzungen ist, dass die Arbeiterklasse sich unter der Fahne fremder Interessen, nämlich des einen oder anderen imperialistischen Pols sammelt. | https://kommunistische.org/programm-thesen/4-der-imperialismus/ }}<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]]<br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Verh%C3%A4ltnis_des_deutschen_Imperialismus_zum_amerikanischen&diff=7198Verhältnis des deutschen Imperialismus zum amerikanischen2020-12-30T13:10:17Z<p>Lewis: /* Bezug zu unseren Grundannahmen */</p>
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<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
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==Einführung==<br />
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In welchem Verhältnis der deutsche Imperialismus mit dem US-Imperialismus steht, ist in der kommunistischen Bewegung und darüber hinaus in der gesamten Linken eine stark diskutierte Frage. Noch wichtiger ist die Frage auch in der neurechten Bewegung, dieser Artikel soll sich aber vorrangig mit dem Dissens in der Linken zu der Frage beschäftigen.<br />
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Eine Klärung dieses Dissens ist umso wichtiger, da die Frage des Einflusses des deutschen Imperialismus wegweisend für eine richtige kommunistische Strategie ist.<br />
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Die Frage der Souveränität der BRD ist in Teilen eng mit der Frage des Kräfteverhältnisses verknüpft. Die Position eines heute noch besetzten, völlig insouveränen deutschen Staates scheint in der kommunistischen Bewegung wohl kaum vorhanden zu sein und findet sich eher bei Linken mit Querfronttendenzen oder eben bei Rechten wieder.<br />
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Dieser Dissensartikel beschäftigt die Frage vorerst unter dem Gesichtspunkt, wo der Hauptfeind zu sehen ist, also in wie weit die Kommunisten den Kampf um den Sozialismus gegen die herrschende Klasse in ihrem eigenen Land führen müssen.<br />
In die Frage des Verhältnisses spielen jedoch noch zahlreiche andere Punkte hinein, zum Beispiel: welcher Einfluss besteht ökonomisch (in beide Richtungen), welcher Einfluss besteht auf die Zivilgesellschaft, welchen Einfluss haben Think-Tanks und ähnliche Organisationen, wie beispielsweise die Antlantikbrücke, wo konvergieren Interessen der beiden imperialistischen Staaten, wo stehen sie im Widerspruch zueinander?<br />
Die Dissense zu diesen Fragen sollen demnächst auch noch in diesen Artikel eingearbeitet werden.<br />
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Für ein weitergehendes Verständnis des Imperialismus, nicht nur als Beschreibung der Ökonomie und Außenpolitik eines einzelnen Staates oder Staatenverbunds, sondern als heutzutage vorherrschendes Stadium kapitalistischer Staaten auf der ganzen Welt ist es zudem durchaus nützlich sich den Artikel [[Imperialismus als Weltsystem]] anzuschauen.<br />
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==Positionen==<br />
=== Der deutsche Imperialismus als Hauptfeind ===<br />
In der kommunistischen Bewegung wurde die Stellung des deutschen Imperialismus gerade in Bezug auf den US-Imperialismus in Verlauf der Geschichte stark diskutiert. Durch die Annexion der DDR entstand ein wieder erstarkter gesamtdeutscher Staat, dessen Souveränität in der kommunistischen Linken heutzutage selten bezweifelt wird. <br />
Die Kommunistischen Bewegung ist sich überwiegend darüber einig, dass es einen Hauptfeind gibt. Die Losung Karl Liebknechts "Der Hauptfeind steht im eigenen Land" wird ebenfalls in der Bewegung heute noch als richtig erachtet. Mit der Losung ist gemeint den Klassengegner strategisch in Deutschland, in der deutschen Monolpolbourgeoisie zu verorten.<br />
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Die KPD nimmt in ihrem Programm gar direkt Bezug eben diesen Leitsatz:<br />
{{Zitat | Karl Liebknecht rief bereits am Beginn des ersten Weltkrieges: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“ und folgte damit dem Aufruf August Bebels „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!“ Diese Grundsätze schreibt sich unsere Partei, als weiterhin aktuell und mobilisierend, auf ihr rotes Kampfbanner.| http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt3 }}<br />
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Sie schätzt das Verhältnis zwischen USA und BRD als Bündnisverhältnis ein:<br />
{{Zitat | Der vorhandene bzw. ständig weiter ausgebaute militärindustrielle Komplex liefert die dafür notwendigen Ausrüstungen und modernsten Waffensysteme. Ihr „Gebrauchswert“ wird von der BRD-Regierung im Bündnis mit der NATO, vor allem mit der USA-Administration, immer offener durch eine ständig aggressiver werdende Politik unterstützt. Von der Sicherung des Hinterlandes der USA-Aggressoren in Afghanistan, im Irak und in ehemaligen asiatischen Sowjetrepubliken, über direkte Unterstützung US-amerikanischer Kriegshandlungen durch Nutzung der USA-Militärbasen auf dem Territorium der BRD bis hin zur Ausbildung und Ausrüstung von 46 militärischen Formationen und Polizei-Einheiten für die USA-getreuen Regierungen in Kabul und Bagdad reicht bereits das Betätigungsfeld der BRD. | http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt3 }}<br />
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Auch der KomAufbau kommt zu ähnlicher Einschätzung:<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus kämpft überall auf der Welt darum, seine Herrschaft über die unterdrückten Völker aufrecht zu erhalten und auszuweiten. Die deutsche Nationalfahne ist ebenso wie die Fahne der USA, die Fahne Russlands oder anderer Imperialisten ein Symbol der imperialistischen Herrschaft. Sie symbolisiert nicht nur die Ausbeutung der unterdrückten Völker, sondern auch den hochgerüsteten Staatsapparat, der der ArbeiterInnenklasse in Deutschland gegenübersteht. Erst wenn wir unsere Roten Fahnen auf dem Reichstag hissen, werden wir dieses Elend beenden. | https://komaufbau.org/tod-dem-deutschen-imperialismus-damit-wir-leben-konnen/ }}<br />
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Die MLPD sieht ebenfalls den deutschen Imperialismus als Hauptfeind, und geht auch von einem weiteren Erstarken aus:<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus gründet seinen weltweiten politischen Einfluss heute in erster Linie auf eine geschickte ökonomische Durchdringung des Finanzkapitals mit den internationalen Märkten und nationalen Volkswirtschaften.<br />
Politisch und militärisch hat der deutsche Imperialismus seinen Einfluss als Bündnispartner der USA und im Rahmen der NATO ausgeweitet und gerät als stärkste wirtschaftliche Kraft der EU dabei immer mehr in Konkurrenz mit seinen imperialistischen Verbündeten. Er unterstreicht seine machtpolitischen Interessen nicht nur durch Beteiligung an internationalen Militäraktionen unter der heuchlerischen Fahne humanitärer Hilfsaktionen der UNO, sondern beteiligt sich inzwischen auch an Angriffskriegen.<br />
Das wiedervereinigte Deutschland bildet das wirtschaftlich stärkste und bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Befreit von einigen politischen Beschränkungen, die ihm die Alliierten nach dem II. Weltkrieg auferlegt hatten, strebt der deutsche Imperialismus im Bündnis mit anderen europäischen Großmächten nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist der Hauptfeind der Werktätigen in Deutschland.| https://www.mlpd.de/parteiprogramm }} <br />
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Auch die arbeit-zukunft, eine in der Tradition der KPD/ML stehende Organisation - bezieht sich auf Liebknecht und sieht diese Losung als noch aktuell an:<br />
{{Zitat | Die EU ist ein imperialistisches Gebilde, das der deutsche Imperialismus im Bündnis mit dem französischen nutzen will, um in diesem imperialistischen Konkurrenzkampf überhaupt Einfluss zu haben und seine Interessen zu vertreten. Als zweimal geschlagener und zu kurz gekommener Imperialismus verdeckt er sein Großmachtstreben hinter Phrasen von „Frieden“, „internationaler Zusammenarbeit“, verfolgt seine Ziele aber aggressiv und mit allen Mitteln. Angesichts der Zuspitzung des Konkurrenzkampfes unter den Großmächten zeigt er dabei immer deutlicher sein wahres Gesicht: Massive Aufrüstung (2% BSP), Aufbau einer „europäischen Armee“ unter seiner Führung. Er bringt damit unser Land in die Gefahr, wieder zum Schlachtfeld zu werden. Unser Grundsatz ist auch heute der von Karl Liebknecht: Der Hauptfeind steht im eigenen Land. Denn hier können wir sowohl gegen die Aufrüstungs- und Kriegspolitik des deutschen Kapitals und seiner Regierung, als auch gegen deren Unterstützung und Bündnis mit dem aggressiven US-Imperialismus wirksam mobilisieren. Das darf nicht mit der Frage vermischt werden, dass es weltweit auch bedrohlichere und mächtigere imperialistische Länder gibt (wie aktuell die USA). | https://www.arbeit-zukunft.de/2019/03/25/5431/ }}<br />
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In einem anderen Artikel dieser Zeitung wird sogar Oskar Lafontaine dafür kritisiert dass er eine andere Einschätzung vertritt: <br />
{{ Zitat | Ohne den Kampf gegen den Kapitalismus und für den neuen Anlauf zum Sozialismus wird es keinen Frieden geben, und dieser Kampf richtet sich auch und gerade gegen den Deutschen Imperialismus! Der Hauptfeind sitzt in Berlin, auch wenn er schwächer ist als der US-Imperialismus!<br />
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Lafontaine nannte die BRD nicht beim Namen als mittlere imperialistische Macht und agitierte fast ausschließlich gegen die USA. Tatsachenwidrig beschuldigte er Trump, hinter der Forderung nach 2% des BIP für die Rüstungsausgaben zu stehen. Eine Demonstrantin rief denn auch hörbar dazwischen: „Das war die NATO!“. | https://www.arbeit-zukunft.de/2019/07/01/kaempferische-demonstration-gegen-die-air-base-ramstein/ }}<br />
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Die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) hat sich ebenfalls mit dem Thema befasst. In einem Artikel analysiert sie genau, welche historischen Beispiele aufzeigen, dass der Fokus auf den falschen Hauptfeind im Ausland, der Hauptfeind der nicht in der eigenen Bourgeoisie zu finden ist, letzlich der deutschen Bourgeoisie hilfreich ist um ihr handeln zu entschulden und zu relativieren:<br />
{{ Zitat | Das Argumentationsmuster für den Betrug der deutschen Arbeiterklasse im 1. Weltkrieg: Kampf gegen Imperialismus - und der schlimmste ist der russische Zarismus, also auf ihn mit Gebrüll. Die Version für die französischen Arbeiter lautete: Kampf dem Imperialismus – und noch schlimmer als die französische kapitalistische Republik ist die Preußen-Monarchie in Berlin. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
<br />
Sie vertreten jedoch die Ansicht, dass ein Hauptfeind auch wechseln kann, z.B. wenn in folge einer Beatzung nicht einmal ein Staatsaufbau existiert:<br />
{{Zitat | Für eine kurze Etappe nach dem 2. Weltkrieg war der Hauptfeind des deutschen Volkes nicht der deutsche Imperialismus, sondern der US-Imperialismus. 1945 war Hitlerdeutschland besiegt, ein Teil der Monopolbourgeoisie und ihrer Schergen hinter Gittern oder auf der Flucht, ihr Eigentum unter alliierte Treuhänderschaft gestellt. Westdeutschland war der Form nach eine Kolonie der Westmächte. [...] Mit der Festigung der BRD beginnt der deutsche Imperialismus – wenn auch noch sehr gerupft und mit dem Stigma des Kriegsverlierers versehen – rasch wieder eigene Politik zu machen, zunächst als Juniorpartner der USA. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
<br />
Sie kommen zur Einschätzung, dass sich der Kampf hauptsächlich gegen den richtigen Hauptfeind, gegen den im eigenen Land richten muss. Deustchland könne im konkreten Fall die naheliegende Ablehnung des amerikanischen Imperialismus gut instrumentalisieren und habe im Grunde einen Voteil darin, selbst noch nicht mit Zahlreichen Kriegen nach dem zweiten Weltkrieg befleckt zu sein:<br />
{{ Zitat | Die Bestimmung des Verhältnisses BRD - USA entscheidet über die Kraft des Widerstands gegen die Aggressivität des deutschen Imperialismus. Mit dem Deuten auf den verhaßten US-Imperialismus sollen nicht nur die verbliebenen Linken in der BRD vollends gelähmt werden, sondern das Volk reif gemacht und mobilisiert werden, seinen deutschen Henkern auf dem Fuß zu folgen – für Expansion und Aggression des deutschen Imperialismus insbesondere gegen die Völker im Osten. Dabei spielt die BRD den Trumpf aus, daß in vierzig Jahren nach dem 2. Weltkrieg die anderen die imperialistische Schmutzarbeit gemacht haben, und die BRD sich somit scheinbar „unbefleckt“ hinstellen und von Menschenrechten und Demokratie schwadronieren kann. Dabei geht das Streben der Herrschenden in Großdeutschland darauf hinaus, aus der Rolle des Aasgeiers über den Schlachten, die bisher die anderen Imperialisten geschlagen haben, wegzukommen. <br />
<br />
[...]<br />
<br />
Wir Kommunisten sind weit davon entfernt, den US-Imperialismus gegen den deutschen Imperialismus in Schutz nehmen zu wollen. Wir möchten nicht und wir können uns in der gegenwärtigen Konstellation auch keine Situation vorstellen, wo in einem imperialistischen Land die Proletarier mit ihren Ausbeutern in einem Boot sitzend heil davonkommen, wo Revolutionäre für Internationalismus eintretend, gemeinsame Sache mit den Deutsch-Chauvinisten und deutschen Faschisten machen sollten. „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“, heißt Unversöhnlichkeit gegenüber dem deutschen Imperialismus, seinen Herren, seinen Schergen, seinen ideologischen Beschönigern und Rechtfertigern, seiner Verdummungsindustrie in Medien, Schulen und Hochschulen. | https://www.kaz-online.de/artikel/hauptfeind-usa }}<br />
<br />
<br />
=== Gegenpositionen ===<br />
'''Dem entgegen vertrat''' Prof. Dr. Horst Schneider im RotFuchs die Position, dass Deutschland nicht einmal souverän sei:<br />
{{Zitat | Wie souverän ist die BRD eigentlich, wenn sie es nicht einmal wagt, einem Verbündeten die Komplizenschaft bei dessen Aggressionen zu verweigern? In jedem Lehrbuch dieses Metiers wird begründet, daß die Achtung der Souveränität ein zwingendes Gebot des Völkerrechts ist. Es besagt, daß ein Staat, der die Souveränität anderer Staaten mißachtet, selbst nicht souverän sein kann.<br />
<br />
Auch nach 1990 blieben viele Vorbehaltsrechte der Alliierten bestehen. Die NATO-Mitgliedschaft, die Stationierung von NATO-Truppen in der BRD, Atomwaffen auf deutschem Boden und andere Tatsachen beweisen, daß weder der „Kanzler der Einheit“ noch „sein Mädchen“ für die Souveränität der BRD und das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen eingetreten sind. Von Volkssouveränität – einer Idee der Französischen Revolution – ganz zu schweigen. In der Frage der Kriegsbeteiligung wird das am allerdeutlichsten. Die Mehrheit der Deutschen ist gegen jede Teilnahme der BRD an „Auslandseinsätzen“, wie Aggressionen inzwischen bezeichnet werden. Doch die Majorität des Bundestages segnet sie ab. Die zuständige Ministerin kann von Interventionen und Kriegsgetümmel gar nicht genug bekommen. | http://www.rotfuchs.net/rotfuchs-lesen/zur-legende-von-der-souveraenitaet-der-brd.html }}<br />
<br />
<br />
<br />
Betrachtet man auch die Sozialdemokratie, so findet man dort z.B. Andreas Wehr (Mitglied der Linkspartei) der auch vertritt, dass die USA der Hauptfeind sei.<br />
{{ Zitat | Und doch ist der außen- und vor allem der verteidigungspolitische Spielraum Berlins auf Weltebene sehr begrenzt, befindet es sich doch hier in direkter Abhängigkeit vom Agieren des Großen Bruders USA<br />
<br />
Zur Charakterisierung der heutigen Lage wird oft die Aussage von Karl Liebknecht aus dem Jahre 1915 zitiert: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“. Was seinerzeit eine richtige Formulierung war, da sie den deutschen Imperialismus als Hauptverantwortlichen für den ersten Weltkrieg benannte, führt aber heute zu Desorientierung und zielt auf die Zerstörung jeglichen Antiimperialismus. Nicht zufällig ist denn auch die Parole vom „Hauptfeind“ Deutschland fester Bestandteil jeder antideutschen Ideologie.<br />
<br />
Der antiimperialistische Kampf aber muss sich in erster Linie gegen die USA richten, denn sie sind der Hauptfeind! | https://www.andreas-wehr.eu/der-hauptfeind-sind-die-usa.html }}<br />
<br />
<br />
<br />
Darüber hinaus vertreten einige Personen in der Linkspartei die Position einer teilweise oder vollständig eingeschränkten Souveränität Deutschlands<br />
Als Beispiel wird hier Oskar Lafontaine zitiert: <br />
{{Zitat | Solange die USA von deutschem Boden aus in aller Welt Kriege führen, sind wir kein souveränes Land. Ein Land ist nur dann souverän, wenn es über den Kriegseintritt selbst entscheidet und seit Jahrzehnten kann die Bundesrepublik nicht über den Kriegseintritt entscheiden, weil die USA jeden Krieg von deutschem Boden aus führen.“<br />
<br />
„Denn während wir hier stehen, sterben Menschen, weil Kriege geführt werden. Und wir stehen hier richtig, weil die USA das Land sind, das am meisten Kriege führt und das die meisten Menschen auf dem Gewissen hat in den letzten Jahrzehnten.“ | https://www.pressenza.com/de/2019/07/oskar-lafontaine-deutschland-ist-kein-souveraenes-land/ }}<br />
<br />
<br />
<br />
===dritte Position===<br />
Teile der KPD vertreten die Ansicht, dass der Imperialismus der BRD wegen der militärischen Stärke der USA eher eine untergeordnete Rolle spielt und sehen die USA als treibende Kraft der NATO, welche einen Krieg gegen Russland und China plant. Sie schreiben dem Kampf gegen diese Kriegsgefahr eine größere Bedeutung zu, stehen aber damit jedoch nicht im Widerspruch zu Position der gesamt-KPD die, wie oben schon erwähnt, den deutschen Imperialismus als Hauptfeind betrachtet:<br />
{{Zitat | Die imperialistische Nato ist dabei, Russland und China einzukreisen und bereitet den Krieg vor. Hier gilt es, sich mit den bedrohten Ländern zu solidarisieren und eine Einheitsfront zu bilden mit den friedfertigen Ländern, Völkern und Klassen. | http://www.k-p-d-online.de/index.php/landesorganisationen/berlin/lo-berlin-aktuell/720-standpunkt-der-kpd-landesorganisation-berlin-zur-politischen-lage }}<br />
<br />
<br />
<br />
Die maoistische Zeitung demvolkedienen legt ebenfalls einen großen Fokus auf die dominante Stellung der USA und benennt sie als Hauptfeind der Völker der Welt. Dennoch schließt sie nicht daraus, dass es für den Kampf um den Sozialismus in Deutschland notwendig ist, dass die Kommunisten Deutschlands vorrangig die amerikanische Bourgeoisie bekämpfen müssen:<br />
{{Zitat | Der noch amtierende Präsident der USA und angeblich mächtigste Mann der Welt hat in seiner letzten Rede zur Lage der Nation wieder einmal sehr deutlich den hegemonialen Anspruch des US-Imperialismus verteidigt. Der zentrale Satz seiner Rede, der diesen Anspruch klar ausdrückt war: „Die USA sind die stärkste Nation der Welt. Punkt.“<br />
<br />
Dass er davon sprach er wolle das Augenmerk in der Rede vor allem auf die nächsten fünf, zehn Jahre legen, zeigt auch den strategischen Charakter seiner Rede für den US-Imperialismus und das ist gepaart mit dem Großmachtchauvinismus dieses riesigen menschenfressenden Monstrums. Unverhohlen drohte er der ganzen Welt mit dem Ausspruch: „Unsere Militärmacht ist stärker als die der nächsten acht Nationen zusammen.“ Auch eine deutliche Warnung an die anderen imperialistischen Mächte und vor allem an Russland, als zur Zeit einzige andere existierende imperialistische Supermacht. | https://www.demvolkedienen.org/index.php/de/nordamerika/647-der-yankee-imperialismus-ist-der-hauptfeind-der-voelker-punkt }}<br />
<br />
<br />
<br />
==Bezug zu unseren Grundannahmen==<br />
<br />
Die [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen|Grundannahmen]] sind Zitate aus Literatur der kommunistischen Klassiker.<br />
Sie dienen der [[AG Deutscher Imperialismus]] als Grundlagenwissen um den Sachverhalt in Hinblick darauf, was die Klassiker <br />
Marx, Engels, Lenin bereits dazu geschrieben haben, zu überprüfen und zu beurteilen.<br />
<br />
In den Grundannahmen wird erst einmal nur auf einer allgemeineren Ebene definiert wie sich der Imperialismus auszeichnet.<br />
Zudem ist die Frage, welche Rolle ein Land im Imperialismus einnehmen kann von der Frage welche Rolle es konkret und aktuell einnimmt zu trennen.<br />
In den Grundannahmen finden sich jedoch Hinweise, die zumindest darauf hindeuten, dass Deutschland nicht zwangsläufig einem<br />
anderen Imperialismus komplett untergeben ist, nur weil es andere Schwerpunkte setzt, z.B. Fokus auf Export, statt auf<br />
Militär.<br />
<br />
{{Zitat | Der deutsche Imperialismus versucht mit anderen Großmächten mitzuhalten und steht in scharfer Konkurrenz zu anderen Staaten. <br />
<br />
Der deutscher Imperialismus steht im scharfen Konkurrenzkampf zu anderen imperialistischen Ländern. Diese Auseinandersetzung führen unumgänglich zu Krieg und zum Buhlen um Einflusszonen.<br />
<br />
Deutschland kann seine imperialistische Stellung gegenüber anderen Großmächten über starken Export realisieren, auch wenn Deutschland nicht unmittelbare Kontrolle über das Land verfügt und es z.B. militärisch unter Kontrolle einer anderen imperialistischen Großmacht steht | Annahme 3, 4 und 7 aus [[Rolle des dt. Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]] }}<br />
<br />
==Was steht zu diesem Dissens in den Programmatischen Thesen?==<br />
Die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/ Programmatischen Thesen] hat die KO bei ihrer Gründung formuliert, sie legte darin ihre Standpunkte und einige offenen Fragen dar, von welchen ausgehend sie den Klärungsprozess <br />
angestoßen hat. Ziel des Klärungsprozess, von welchem in diesem Wiki die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden, ist<br />
die Klärung der Dissense und der offenen Fragen. <br />
<br />
Die KO sieht den deutschen Imperialismus als klaren Hauptgegner und betont auch dass der Imperialismus ein Weltsystem ist:<br />
<br />
{{Zitat | Der antiimperialistische Kampf muss sich deshalb gegen das Kapital und das kapitalistische System als Grundlage des Imperialismus richten. Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System. Besonders hervorzuheben sind daher auch die EU als imperialistisches Bündnis, die aufstrebenden Ökonomien der BRICS-Gruppe und der US-Imperialismus als nach wie vor militärisch gefährlichster imperialistischer Pol der Welt. | https://kommunistische.org/programm-thesen/4-der-imperialismus/ }}<br />
<br />
Ebenfalls wird die Vorstellung von einer objektiv-antiimperialistischen Rolle scharf zurückgewiesen.<br />
Das ist für die Frage der BRD insoweit relevant, dass sich aus der Vorstellung eines von der USA ferndominierten Deutschlands zusammen mit dieser Vorstellung eine antiimperialistische Rolle des des Deutschen Monopolkapitals herleiten ließe.<br />
<br />
{{Zitat | Eine der zentralen Spaltungslinien in der kommunistischen Weltbewegung ist die Debatte um die These „objektiv antiimperialistischer“ Staaten. Nach dieser Auffassung spielten bestimmte kapitalistische Staaten eine „objektiv antiimperialistische“ und damit friedensfördernde Rolle. So wird z.B. Russland wegen seiner Interessendivergenzen mit den USA oft eine solche Rolle zugesprochen. Diese These ist jedoch falsch. Sie beruht auf der falschen Vorstellung, der Imperialismus sei die Vorherrschaft einiger, „westlicher“ oder „nördlicher“ Staaten wie der USA, Westeuropas und Japans. Wir halten jedoch daran fest, dass der Imperialismus eine gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus in seinem monopolistischen Stadium ist. Es ist falsch, bestimmten, relativ unterlegenen imperialistischen Polen innerhalb dieses Systems eine prinzipielle Friedensfähigkeit oder fortschrittliche Rolle zuzuschreiben. Die fatale Konsequenz aus solchen Fehleinschätzungen ist, dass die Arbeiterklasse sich unter der Fahne fremder Interessen, nämlich des einen oder anderen imperialistischen Pols sammelt. | https://kommunistische.org/programm-thesen/4-der-imperialismus/ }}<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]]<br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6408Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T16:53:59Z<p>Lewis: /* Fazit & Arbeitsplan */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeite <ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006: <q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003 ein<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetze: <q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005: <q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten. Auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6407Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:59:47Z<p>Lewis: /* Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
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Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeite <ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006: <q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003 ein<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetze: <q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005: <q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6406Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:50:48Z<p>Lewis: /* Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeite <ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006: <q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003 ein<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetze: <q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6405Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:49:16Z<p>Lewis: /* Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeite <ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006: <q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6404Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:48:41Z<p>Lewis: /* Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten <ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6403Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:45:18Z<p>Lewis: /* Russische Kapitalfraktion dominiert */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>, einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft der transatlantische-orientierten Kapitalfraktion verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6402Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:38:02Z<p>Lewis: /* Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert habe. Dagegen seien durch einen Aufschwung in den USA und die Deindistrialisierung größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA möglich. Daher habe: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies habe laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiere: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die weltweite US-imperialistische Ordnung unterstützen auch wenn dies unter konkurierenden Vorzeichen geschehe <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>. Einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft transatlantischer verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6401Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:31:55Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Wir werden uns mit der Entstehung der deutschen Kapiatlfraktionen beschäftigen. Historisch gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>. Heute sprechen verschiedene kommunistische Gruppen und Einzelpersonen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert hat. Dagegen wäre durch einen Aufschwung in den USA und der Deindistrialisierung ein größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA ermöglicht. Daher hätte: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies hat laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiert: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die US-imperialistische weltweite Ordnung unterstützen auch wenn es unter konkurierenden Vorzeichen geschieht <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>. Einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft transatlantischer verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6400Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:16:15Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, "ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Die Beiträge verschiedener kommunistischer Gruppierungen und Einzelpersonen sprechen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander. <br />
In diesem Rahmen kann außerdem (noch) nicht die Entstehung der deutschen Kapitalfraktionen untersucht werden — so gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert hat. Dagegen wäre durch einen Aufschwung in den USA und der Deindistrialisierung ein größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA ermöglicht. Daher hätte: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies hat laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiert: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die US-imperialistische weltweite Ordnung unterstützen auch wenn es unter konkurierenden Vorzeichen geschieht <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>. Einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft transatlantischer verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
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<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6399Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:12:29Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung’, sagt Kestner, ‘ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Die Beiträge verschiedener kommunistischer Gruppierungen und Einzelpersonen sprechen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander. <br />
In diesem Rahmen kann außerdem (noch) nicht die Entstehung der deutschen Kapitalfraktionen untersucht werden — so gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert hat. Dagegen wäre durch einen Aufschwung in den USA und der Deindistrialisierung ein größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA ermöglicht. Daher hätte: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies hat laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiert: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die US-imperialistische weltweite Ordnung unterstützen auch wenn es unter konkurierenden Vorzeichen geschieht <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>. Einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft transatlantischer verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen&diff=6398Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen2019-08-18T15:10:48Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Engels versteht den Staat als <q> [...] eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist</q> <ref> Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222. </ref>.<br />
Die Aufgabe des deutschen Staats ist es damit, die widerstreitenden Interessen des deutschen Kapitals in Strategien und konkrete Politik umzusetzen. Das hält auch die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| These der KO] zum Staat fest: <q>[...] der bürgerliche Staat [ist] nichts anderes als die politische Herrschaft der Bourgeoisie, ideeller Gesamtkapitalist. Er vertritt grundsätzlich die Interessen der ganzen Bourgeoisie, insbesondere aber die Interessen der mächtigsten Teile darin</q>.<br />
Um als Kommunisten eine Gegenstrategie zu entwickeln, müssen wir Unternehmen mit ähnlichen Interessen (und folglich Strategien) identifizieren können — und analysieren, welche Strategien der entsprechenden Kapitalfraktionen vorherrschend sind und sein werden. Der folgende Text versucht, den Dissens der aktuellen deutschen kommunistischen Bewegung zu diesem Thema darzustellen.<br />
<br />
Die zugrundeliegenden Analysen der ML-Werke verwenden den Begriff <q>Kapitalfraktion</q> nicht als solchen. Stattdessen beschreibt Lenin beispielhaft für die Entwicklung der Kapitalkonzentration, dass die Schwerindustrie sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig mache<ref>Lenin; 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff </ref>, woraus sich widerstreitende Interessen verschiedener Kapitalverbände ableiten lassen.<br />
Im gleichen Werk skizziert Lenin durch das Zitat eines bürgerlichen Ökonomen das abgestimmte Vorgehen von Unternehmen zweier Industriezweige: {{Zitat |Eine dauernde Erhöhung der Preise als Kartellwirkung", sagt Kestner, ‘ist bisher nur bei den wichtigen Produktionsmitteln, insbesondere bei Kohle, Eisen, Kali, dagegen auf die Dauer niemals bei Fertigwaren zu verzeichnen gewesen. Die damit zusammenhängende Erhöhung der Rentabilität ist gleichfalls auf die Produktionsmittelindustrie beschränkt geblieben. Diese Beobachtung muß man dahin erweitern, daß die Rohstoffindustrie nicht nur hinsichtlich Einkommensbildung und Rentabilität durch die bisherige Kartellbildung zuungunsten der weiterverarbeitenden Industrie Vorteile erzielt, sondern daß sie über diese ein bei freier Konkurrenz nicht gekanntes Herrschaftsverhältnis gewonnen hat."<br />
Das von uns hervorgehobene Wort deckt das Wesen der Sache auf, das von den bürgerlichen Ökonomen so ungern und selten zugegeben wird und um das die heutigen Verteidiger des Opportunismus mit K. Kautsky an der Spitze so eifrig herumzureden versuchen. Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt - das ist das Typische für die "jüngste Entwicklung des Kapitalismus", das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich hervorgehen mußte und hervorgegangen ist.| Lenin; 1917; Konzentration der Produktion und Monopole in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.210 ff}}<br />
<br />
Die Beiträge verschiedener kommunistischer Gruppierungen und Einzelpersonen sprechen von transatlantisch und russisch oder osteuropäisch orientierten Kapitalfraktionen, aber auch von auf die EU fokussierten Kapitalzusammenschlüssen. <br />
Dieser Text behandelt Positionen nicht, die dem nationalen Charakter von Kapital widersprechen — wie bspw. der <q>global abgestimmten Strategie des in den alten Metropolen USA/EU beheimateten Transnationalen Kapitals</q><ref> Conrad Schuhler; 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus </ref> — damit setzt sich die AG politische Ökonomie im Dissens [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Monopole_und_ihre_Entwicklung#Transnationales_Kapital| Monopole und ihre Entwicklung] auseinander. <br />
In diesem Rahmen kann außerdem (noch) nicht die Entstehung der deutschen Kapitalfraktionen untersucht werden — so gab es nach Opitz mit dem "Mitteleuropäischen Wirtschaftsverein" und dem "Alldeutschen Verband" Anfang des 19. Jhds zwei miteinander konkurrierende europafreundliche Interessensgruppen des deutschen Kapitals <ref> Reinhard Opitz; 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30</ref>. Gossweiler unterscheidet zwischen einer "alldeutschen" und einer "atlantischen" Fraktion die sich in den 20er Jahren herausbildeten <ref> Kurt Gossweiler; 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv</ref>.<br />
<br />
==Positionen==<br />
===Transatlantische Kapitalfraktion hat Vorherrschaft===<br />
<br />
Beispielhaft sind nachfolgend kommunistische Positionen skizziert, die die Vorherrschaft einer transatlantischen Kapitalfraktion behaupten.<br />
<br />
Eine momentane Dominanz transatlantischer Kapitalfraktionen betonte ein Artikel von 2018 in der Zeitung "Die Junge Welt" (jW). Darin wird erklärt, dass sich das Verhalten der deutschen Kapitalistenklasse zu Russland durch die sinkenden Ölpreise und der damit verbundenen sinkenden russischen Kaufkraft verändert hat. Dagegen wäre durch einen Aufschwung in den USA und der Deindistrialisierung ein größerer Absatzchancen des deutschen Kapitals in den USA ermöglicht. Daher hätte: <q>[...] die deutsche Wirtschaft die gegen Moskau gerichteten Sanktionen bisher zähneknirschend hingenommen und ihre lobbyistischen Bemühungen, wenn überhaupt, dann im Stillen betrieben [...].</q><ref> Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html </ref>. <br />
<br />
Bereits 2012 betonte die Zeitung, dass sich mit Unterstützung der FDP <q>Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände vom wiedergewählten Präsidenten Obama eine Intensivierung der transatlantischen Beziehungen [wünschten]</q><ref>Jw/Reuters; Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html</ref>.<br />
<br />
Den imperialistischen Charakter der BRD anerkennend, beleuchten einige Veröffentlichungen der DKP eine <q>gewisse „Unterordnung“ des deutschen unter den US-Imperialismus</q> <ref> DKP Mecklenburg-Vorpommern; 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ </ref>.<br />
<br />
Dies hat laut der DKP-nahen Zeitung "Unsere Zeit" (UZ) zur Folge, dass sich die BRD transatlantisch orientiert: <q>die regierende Schicht der BRD hat sich durchweg und bis heute als Garant für den Erhalt des US-Imperialismus verstanden und [entsprechend] handelt</q> <ref> Lucas Zeise; Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere Zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm </ref>. <br />
Ein Autor der offen-siv spricht gar, auf die letzten Jahre zurückblickend, von einer <q>Nibelungentreue Merkels gegenüber Bush</q>. In dieser Treue würde der deutsche Imperialismus die US-imperialistische weltweite Ordnung unterstützen auch wenn es unter konkurierenden Vorzeichen geschieht <ref> Horst Schneider; Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf </ref>.<br />
<br />
=== Russische Kapitalfraktion dominiert===<br />
Allerdings melden sich für dieselben Organisationen auch Stimmen zu Wort, die von einer russischen Orientierung deutscher Kapitalgruppen sprechen.<br />
Ein Autor der jW stellt 2011 die Existenz einer <q>Achse Berlin-Moskau</q> <ref> Tomasz Konicz; Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref> fest. <br />
2014 konstatiert die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) - anlässlich der Ukrainekrise (s.u.) - dass <q>maßgebliche Teile der deutschen Monopolbourgeoisie heute eng mit russischen Unternehmen zusammen[arbeiten]</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>.<br />
Ähnlich kommentiert ein Autor der jW die <q>Sorgen</q> des <q>im Osthandel engagierte[n] deutsche[n] Kapital[s]</q><ref>Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html</ref>. Einen Monat, nachdem er den Artikel zur Vorherrschaft transatlantischer verfasste (s.o.) — dies schon im Vorgriff auf die nachfolgend gezeigten Positionen als Beispiel, dass wenige kommunistische Organe oder Gruppen die absolute, mechanische Dominanz einer Kapitalfraktion feststellen.<br />
<br />
So kann sich die Bedeutung einer Fraktion über die Zeiten hinweg verlieren, wie laut der KAZ während der letzten 2 Jahrzehnte zu beobachten war: {{Zitat |Bundeskanzler Kohl und Russlands Präsident Jelzin stellten schon 1992 fest, dass sie sich durchaus eine Freihandelszone zwischen der EU und Russland vorstellen könnten. […] Vor allem die rot-grüne Regierung unter Schröder von 1998-2005 intensivierte im Sinne der deutschen Monopolbourgeoisie die Beziehungen zur russischen Regierung unter Präsident Putin.<br />
[...] trotz dieser für die deutschen Monopole erfolgreichen, wenn auch durchaus nicht unangefochtenen, wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland trübte sich das deutsch-russische Verhältnis in den letzten Jahren merklich ein.| KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009}}<br />
Diese Tendenz stellen auch die "Marxistischen Erneuerer" schon 2007 fest: <q>Der Schwenk von Schröders Russlands-Präferenz zu Merkels Diversifizierungsstrategie ist vor allem deswegen interessant, weil sich hier geopolitische Interessen mit denen führender deutscher Unternehmen schneiden.</q><ref>Henning/Meienreis Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html</ref>.<br />
<br />
Eine abgeschwächte Bedeutung der transatlantischen Kapitalinteressen ist bei der MLPD 2012 nachzulesen: <q>Die bisherige zentrale transatlantische Achse zwischen den USA und Europa wurde durch eine neue führende transpazifische Achse zwischen Asien und den USA abgelöst.</q><ref> MLPD; Interview mit Stefan Engel:Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c </ref><br />
<br />
===Diverse Kapitalfraktionen sind ähnlich mächtig===<br />
Wie u.A. mit dem Begriff "Diversifizierung" schon in den zitierten Positionen anklang, erkennen einige Gruppierungen ein rein taktisches Verhalten anstelle von festeren Bündnissen der Kapitalfraktionen — wie die SDAJ 2015: <q>Die vielgerühmte transatlantische Partnerschaft ist längst, selbst unter einer dominierenden transatlantisch orientierten Fraktion des deutschen Kapitals, zu einer „Fall-zu-Fall“-Freundschaft geworden</q><ref>SDAJ; Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ </ref>.<br />
<br />
Ähnlich schätzte schon 2006 das Programm der DKP, die Verhältnisse ein: {{Zitat |Über die Frage, wie die außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und deren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen „atlantischer“ und „europäischer“ Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich die US-Regierung über wichtige deutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.|DKP; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; 8. April 2006; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Besonders bezogen auf Russland sprechen sowohl die jW 2018 von abwechselnder <q>Kooperation und Konfrontation</q> seit Bismarcks Zeiten<ref> Jörg Kronauer; Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html </ref> als auch die KAZ 2006:<q>Je nach Denkfabrik bzw. Autor (SWP, IP/Internationale Politik etc.) wird mal mehr die eine – zusammen mit einem domestizierten Russland, mal mehr die andere Variante – an Russland vorbei – favorisiert.</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>. Auf den entsprechenden außenpolitischen "Spagat" geht die KAZ 2003<ref> KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche; Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003 </ref>.<br><br />
<br />
Ein Beitrag der DKP-Homepage 2015 betont, dass sich hier momentan keine klare Linie durchsetzt:<q>[...] im Hintergrund diverse ungelöste Differenzen etwa in der konkreten Transatlantik- oder Russland-Strategie bestehen, die im Wesentlichen durch Union, SPD und neuerdings AfD (aus-)getragen werden</q><ref> Tibor Zenker; Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ </ref>.<br />
Die Offen-siv ordnet die Kapitalfraktionen einzelnen Parteien zu:{{Zitat |Nein, wir haben es mit Politikern zu tun, die exakt dem Marxschen Begriff des bürgerlichen Staates als „ideellem Gesamtkapitalisten“ entsprechen, wobei die FDP-Führung mehr bourgeoise Einzelinteressen durchzusetzen versucht, während die CDU-Führung mehr auf das kapitalistischimperialistische Gesamtinteresse der deutschen Bourgeoisie ausgerichtet ist; entscheidend aber ist, dass wir es mit Politikern zu tun haben, die den imperialistischen Konkurrenzkampf mit China und vor allem mit den USA organisieren, und das zielstrebig und beharrlich, Schritt für Schritt.| Frank Flegel; Der Euro soll weltweite Leitwährung werden. Thesen zur aktuellen Entwicklung der innerimperialistischen Konkurrenz; offen-siv 2013/01; https://www.offen-siv.net/2013/13-01_Januar-Februar.pdf }}<br />
<br />
=== Vorherrschaft der auf die EU fokussierten Kapitalfraktionen ===<br />
Laut dem Autorenkollektiv von "heute Europa, morgen die Welt", strebten die politischen und wirtschaftlichen Vertreter des deutschen Imperialismus schon direkt nach dem Ende Faschismus wieder die weltweite Vorherrschaft an — unter dem Deckmantel eines starken Europas: <q>Ziel der Außenpolitik war der Aufbau Europas zu einem wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor</q><ref> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
Für die heutige Zeit analysiert die DKP Brandenburg 2014: <q>Es trat zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts […] eine weitere Position der BRD, die ihre außenpolitische Gesamtstrategie prägt, in den Vordergrund</q><ref> Landesverband Brandenburg; NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ </ref>— nämlich der Fokus deutscher Kapitalfraktionen auf ein starkes Europa unter deutscher Vorherrschaft.<br><br />
Ähnlich sieht ein DKP-Beitrag von 2017 eine neue Entwicklung in diese Richtung: <q>Das Territorium ehemaliger Warschauer Vertragsstaaten ist zu einem Feld geworden, auf dem zwischen den USA und EU, besonders Deutschland, offen ein Konkurrenzkampf […] ausgetragen wird</q><ref> Anton Latzo; EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ </ref> <br><br />
Ebenso sieht die MLPD eine erhöhte Konkurrenz zwischen dem BRD- und US-Imperialismus in der Einlfussnahme auf Europa.<ref> MLPD; Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> </ref><br><br />
Auch der Kommunistische Aufbau (KomAufbau) meint 2018: <q>Deutschland betreibt den Aufbau der Europäischen Union in dem Wissen, dass ein möglichst fester Zusammenschluss mit anderen europäischen Staaten seine einzige Chance ist, ein “geostrategischer Spieler” zu bleiben.</q><ref> komaufbau; 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ </ref> <br />
<br />
Ähnlich Gossweiler schon 2005:<q>Der deutsche Imperialismus hat […] die Schlussfolgerung gezogen: Er kann den dritten Anlauf zum Griff nach der Weltherrschaft nicht mehr mit einem durch Waffengewalt unterworfenen Europa als Hinterland unternehmen, sondern nur mit einem Europa, das Deutschland als die stärkste ökonomische und politische Macht des Kontinents als Führungskraft einer Europäischen Union anzuerkennen bereit ist</q> <ref>Kurt Gossweiler; 2005;DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv; 2005;</ref>.<br />
<br />
==Fallbeispiele==<br />
Die oben skizzierten Positionen werden jetzt in Kürze an zwei Fallbeispielen des letzten Jahrzehnts konkretisiert.<br />
<br />
Für den Krim/Ukraine Konflikt um 2014 ist hier zunächst die Sichtweise einer transatlantischen Dominanz dargestellt. Landefeld (DKP) schreibt, dass hier <q>eine deutlich aggressivere deutsche Außenpolitik</q><ref> Beate Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm </ref> praktiziert wurde.<br />
<br />
Andere betonen dagegen die russisch-orientierten Kapitalfraktionen. So die jW: <q>hart getroffen hat die durch den Konflikt verschärfte Wirtschaftskrise bislang vor allem den deutschen Maschinenbau und die KFZ-Branche</q><ref>Jürg Kronauer; Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html</ref>.<br />
<br />
Die DKP scheint sich sogar auf die Seite dieser Kapitalgruppe zu stellen und postet auf ihre Homepage einen Artikel mit der Forderung: <q>Keine Sanktionen gegenüber Russland, zumal sie den wirtschaftlichen und Arbeitsmarktinteressen in Deutschland und den europäischen Ländern ebenso schaden wie den Interessen an stabilen und partnerschaftlichen Beziehungen</q><ref> Deutscher Freidenker-Verband; Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ </ref>.<br />
<br />
Der KomAufbau konstatiert einen "Kampf", der unerbittlich zwischen den USA und Deutschland geführt wird und differenziert: <q>Während sozialdemokratische Kräfte aus dem Lager von SPD bis Linkspartei ebenso wie Vertreter aus dem ultrarechten Spektrum (CSU und AfD) das aggressive Vorgehen des Westens gegenüber Russland kritisiert haben und die gemeinsamen Interessen mit Russland betonen, erklärte ein Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Überlegungen einer dauerhaften Bindung zwischen Deutschland und Russland eine Absage und plädierte für eine Festigung des ‚transatlantischen’ Bündnisses.</q><ref>komaufbau; Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ </ref>.<br />
<br />
<br />
<br />
Aktuell schwelt der Konflikt um ein anderes Projekt, das den europäischen Raum und die Energiestrategien seiner Kapitalfraktion betrifft: Die Gasleitung Nordstream2.<br><br />
Schon 2010 zitiert die jW dazu einen CDU-Politiker, der <q>eine 'Ära des Energieimperialismus' weltweit heraufziehen</q> sieht<ref>Tomas Konicz; Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital</ref>. <br><br />
Die Dominanz russisch orientierten deutschen Kapitals sieht die KAZ schon 2009 bei Vorgängerprojekten: <q>Große Projekte, wie die Nord-Stream-Pipeline, vereinbart zwischen Gazprom, e.on und BASF, unterstützt von der Deutschen Bank, waren zunächst rein deutsch-russische Projekte, deutsche Alleingänge auf der Ebene der Monopole</q><ref> KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen;Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009 </ref>. <br><br />
Die MLPD teilt 2018 diese Sichtweise: <q>Mit diesem Projekt wollen Deutschland und Russland sich vom Gas-Transit durch die Ukraine und Polen unabhängig machen, die beide enger mit den USA verbunden sind</q><ref> MLPD; Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung </ref>.<br />
<br />
Die KAZ weist allerdings 2006 darauf hin, dass es hier auch keine widerspruchsfreie Strategie gibt: <q>Der deutsche Imperialismus entwickelt neben der strategischen An- und Einbindung Russlands durchaus energiepolitische Alternativen – sowohl im Alleingang als auch im Rahmen der EU</q><ref> KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen; "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne</ref>.<br />
<br />
Die Rolle der USA und damit Einwände der transatlantischen Kapitalfraktionen kommentiert die jW mit einem Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers: <q>Der Verdacht drängt sich auf, dass die USA nicht aus Solidarität mit einigen europäischen Ländern, sondern aus eigensüchtigen Interessen versuchen, ‚Nord Stream 2 zu verhindern.’ Schröder ist Präsident des Verwaltungsrates des Pipelineprojektes. Die USA wollten ihr aus Fracking gewonnenes Erdgas 'in den europäischen Markt drücken'</q><ref> dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html </ref>.<br />
<br />
==Bürgerlicher Dissens==<br />
Um das Thema gesamtgesellschaftlich einzuordnen, gibt dieser Abschnitt einen kurzen Überblick zu den Standpunkten der bürgerlichen Medien und Politik.<br />
<br />
Eine Vorherrschaft der transatlantischen Kapitalfraktion sehen sowohl Organe nahe der CDU als auch SPD, denn die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU drängt aktuell: <q>Im Mittelpunkt der transatlantischen Partnerschaft steht deshalb die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, die es ermöglicht, das Kooperationspotenzial [bzgl. Russland und China] realistisch einzuschätzen</q><ref> Norbert Wagner;2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ </ref>.<br><br />
Während der Vorwärts (SPD) wie gewohnt Illusionen schürt, dieses Mal im Interesse des transatlantischen Kapitals:<br />
{{Zitat |Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik.[…] wird es weder ein ‚Bündnis’ zwischen Deutschland und Russland noch einen ‚Verzicht’ auf die Unterstützung der Ukraine geben.| Dmitri Stratievski; Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden; Vorwärts;2018 }}<br />
<br />
Vertretend für die Industrie schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie letztes Jahr ein: <q>Gerade für deutsche Unternehmen sind die USA ein zentraler Partner: 2015 waren die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Waren. […] EU und USA sollten die Globalisierung aktiv gestalten und bei der Entwicklung globaler Standards und Regeln eng zusammen arbeiten.</q><ref> Stormy-Annika Mildner; Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ </ref>. <br><br />
Auch eines der größten bürgerlichen Medien, die Zeit prognostiziert: <q>In Zukunft könnte die Zahl der potenziellen Reibungspunkte eher noch zunehmen, weil der amerikanische Markt für deutsche Unternehmen immer bedeutender wird.</q><ref> Pinzler/Schieritz; Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google </ref>.<br />
<br />
Dagegen sieht der Spiegel 2014, während der Ukrainekrise, eine grundsätzliche Unsicherheit der Politik: <q>‚Meisterin des Ungefähren’. Die Kanzlerin als Sphinx?: Wie definiert Merkel das Verhältnis Deutschland zu den USA? Wie eng sollen die Beziehungen zu Russland sein? Wie verhält sich Berlin, wenn Moskaus und Washingtons Interessen aufeinander prallen? Bleibt es neutral, oder soll es Partei ergreifen? Und wenn ja, für wen? Was bedeutet das für die osteuropäischen Nachbarn?</q><ref> Ralf Beste et al.; Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html </ref>.<br />
<br />
Vor allem Wirtschaftsmagazine scheinen den Fokus auf einer kontinentalen Strategie zu sehen, was sowohl Russland als auch das osteuropäische und gesamteuropäische Gebiet umfasst.<br><br />
Auf Russland legen die Deutsche Wirtschafts-Nachrichten den Fokus: <q>Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft plädiert für Sanktionen gegen die USA, falls sich der Druck aus Washington zuspitzt. Auch die Bundesregierung hat vor den von den USA geplanten neuen Sanktionen gegen Russland gewarnt, berichtet AFP.</q><ref> Deutsche Wirtschafts Nachrichten; Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/</ref>.<br> <br />
Während "Markt und Mittelstand" die osteuropäische Fraktion stark macht: <q>Dass Europa wieder verstärkt in den Fokus deutscher Unternehmen rückt, ist bekannt. Neben traditionell westeuropäischen Investitionszielen ist jedoch auch Mittel- und Osteuropa eine immer beliebtere Zielregion für deutsche Unternehmen</q><ref> Saskia Weber; Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/</ref>.<br />
<br />
<br />
==Fazit & Arbeitsplan==<br />
<br />
Diese erste Skizze konnte nur oberflächlich und beispielhaft die verschiedenen Einschätzungen zu den deutschen Kapitalstrategien darstellen — Genaueres muss in den nächsten Jahren der theoretischen und praktischen Forschung ausgearbeitet werden. <br><br />
Auffällig ist aber schon jetzt, dass selbst innerhalb der kommunistischen Gruppen unterschiedliche Einschätzungen bestehen — entweder über die Jahre hinweg, oder zwischen den Linien der Gruppen. Bspw. waren Beträge der DKP — von Ausschnitten des Programms über Beiträge eines Landesverbands oder einzelner Personen — für alle Positionen vertreten, auch die Position der jungen Welt oder KAZ ist aufgrund der Breite der verfassten Beiträge nicht eindeutig einzuordnen.<br />
<br />
Es scheint also ein Klärungsbedarf zu dieser Frage zu bestehen, um eine kontinuierliche Methodik in der Einschätzung der vorherrschenden Kapitalfraktionen zu erreichen und somit zwar nicht eine gleichbleibende Positionierung, aber zumindest eine methodisch konsistente. Folglich hat auch die KO im Abschluss der These zum Imperialismus die Analyse des deutschen Imperialismus und seiner Strategien als offene Frage formuliert.<br />
<br />
Im Ergebnis sollte beantwortet werden, welche deutschen Kapitalfraktionen (und deren Strategien) bisher dominant waren, aktuell dominieren und wie die zukünftige Entwicklung sein wird. Die Grundlagen dafür wird die [[AG Politische Ökonomie]] erarbeiten, was unter anderem auch den [[Monopole und Staat|Dissens zu Monopolen im Staat]] berührt. Auch die Arbeit der [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie|AG Staat]] wird zum Verständnis beitragen, wie Kapitalisten ihre Interessen vermittels des Deutschen Staats umsetzen können. <br><br />
Aus diesen Erkenntnissen kann bestensfalls ein roter Faden abgeleitet werden, der im Rahmen der marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie einen Mechanismus in den vorherherrschenden Strategien erkennt und auf dieser Grundlage vorhersagen kann, wann vorherrschende Strategien verdrängt werden. Die grundlegenden Mechanismen wird die [[AG Politische Ökonomie]] auf unseren marxistisch-leninistischen Grundlagen formulieren.<br />
<br />
Daraus folgend, müssen wir in Zusammenarbeit mit der [[AG Politische Ökonomie]] zudem den Begriff der Kapitalfraktion genau klären, da er auch innerhalb der kommunistischen Bewegung uneinheitlich verwendet wird (Teile der DKP bezeichnen bspw. den deutschen Mittelstand als Kapitalfraktion). Grundsätzlich ist die Methodik zur empirischen Erfassung einer Kapitalfraktion auf den Grundlagen der Politischen Ökonomie auszuarbeiten und anzuwenden, eingegrenzt für die relevantesten Zeiträume der deutschen Geschichte & Gegenwart.<br />
Die Analyse der Strategien der Kapitalfraktionen erfordert, das Zusammenspiel von Basis und Überbau allgemein und für die BRD im Speziellen zu betrachten. So kann erforscht werden, mit welchen Mechanismen die Interessen der vorherrschenden Kapitalfraktionen durch politische Vertreter umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
<br />
Momentan planen wir mit den nachfolgend dargestellten Arbeitsschritten, diese Fragen zu erforschen:<br />
[[Datei:ArbeitsplanKapitalstrategie.png|gerahmt|zentriert]]<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
Anonym: 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin<br />
<br />
Anton Latzo: EU, NATO, Osteuropa – Gedanken zu einer Zwischenbilanz; DKP News vom 27.01.2017; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2017/01/eu-osteuropa-gedanken-zu-einer-zwischenbilanz/ (04.01.2019)<br />
<br />
Beate Landefeld: 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; Unsere Zeit; https://www.unsere-zeit.de/de/4849/theorie_geschichte/4281/Imperialistische-Widersprüche-in-der-EU.htm (04.01.2019)<br />
<br />
Conrad Schuhler: 2014; "Europäer vs. Atlantiker"? - Kooperativer Imperialismus.; "Das rote Nachrichtenportal"; http://www.kommunisten.de/news/analysen/5313-europaeer-vs-atlantiker-kooperativer-imperialismus (04.01.2019)<br />
<br />
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Deutsche Unternehmen bauen Geschäfte mit Russland aus; Verlagsgruppe Bonnier vom 27.07.2017; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/07/27/deutsche-unternehmen-bauen-geschaefte-mit-russland-aus/ (04.01.2019)<br />
<br />
Deutscher Freidenker-Verband: Ukraine und Bruch des Völkerrechts – Der Aggressor heisst NATO; DKP News vom 15.07.2014; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2014/07/ukraine-und-bruch-des-voelkerrechts-der-aggressor-heisst-nato/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Landesverband Brandenburg: NATO und EU: Östliche Partnerschaft oder Ostexpansion?; Beitrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des Verbandes der Freidenker 6/9/2014 in Berlin; http://www.dkpbrandenburg.de/nato-und-eu-oestliche-partnerschaft-oder-ostexpansion/ (04.01.2019)<br />
<br />
DKP Mecklenburg-Vorpommern: 2016; Richtige Losungen im Wahlkampf die „Königsdisziplin“ der Partei; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/11/richtige-losungen-im-wahlkampf-im-sinne-der-zus-die-koenigsdisziplin-der-partei/ (04.01.2019)<br />
<br />
dpa/jW; Hintergrund: Streit um Pipeline »Nord Stream 2«; jW vom 26.05.2018; https://www.jungewelt.de/artikel/333076.hintergrund-streit-um-pipeline-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Engels, Friedrich: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hrsg.): Marx-Engels-Werke (MEW) Band 19, Dietz Verlag, Berlin, 1983, S.222<br />
<br />
Henning/Meienreis: Die Rohstoffstrategie der BRD; Zeitschrift marxistische Erneuerung; Nr 71; 2007 http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/648.die-rohstoffstrategie-der-brd.html (04.01.2019)<br />
<br />
Horst Schneider: Fragen zur Ziel- und Prinzipienlosigkeit „neuer“ deutscher Außenpolitik; Offen-siv; 2016/02; https://www.offen-siv.net/2016/16-02_Maerz-April.pdf (04.01.2019)<br />
<br />
Jörg Kronauer: Rotlicht:Ostpolitik; jW vom 19.09.2018; S.14; https://www.jungewelt.de/artikel/340139.rotlicht-ostpolitik.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jürg Kronauer: Die deutschen Exporte nach Rußland gingen schon 2013 zurück;jW vom 05.08.2014; https://www.jungewelt.de/artikel/224108.die-deutschen-exporte-nach-rußland-gingen-schon-2013-zurück.html (04.01.2019)<br />
<br />
Jw/Reuters: Deutschland will mehr Freihandel mit den USA; jW vom 08.11.2012; S.9; https://www.jungewelt.de/artikel/191839.deutschland-will-mehr-freihandel-mit-den-usa.html (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ - Arbeitsgruppe Zwischenimperialistische Widersprüche: Der alte Kampf des deutschen Imperialismus um die Vorherrschaft in Europa und die Unterwerfung des Ostens; KAZ Nr. 305; 2003<br />
<br />
KAZ - Für Dialektik in Organisationsfragen: "...dann scheint die Sonne" Deutschlands neue Schlachtordnung auf dem Energiemarkt; KAZ Nr. 316; https://www.kaz-online.de/artikel/dann-scheint-die-sonne (04.01.2019)<br />
<br />
KAZ- Für Dialektik in Organisationsfragen: Die EU und der deutsche Drang nach Osten; KAZ Nr. 347;2009<br />
<br />
Komaufbau: 2018 ; Kampf um Ostasien; Komaufbau.org; http://komaufbau.org/kampf-um-ostasien/ (04.01.2019)<br />
<br />
Komaufbau: Politische Erklärung zum reaktionären Umsturz und Bürgerkrieg in der Ukraine; komaufbau-Homepage 08/14;http://komaufbau.org/imperialistischer-kampf-um-die-ukraine/ (04.01.2019)<br />
<br />
Kurt Gossweiler: 2005; DER DEUTSCHE IMPERIALISMUS UND DER PLATZ DES FASCHISMUS IN SEINEM HERRSCHAFTSSYSTEM HEUTE; Kurt Gossweiler - Politisches Archiv<br />
<br />
Lenin: 1917; Die Banken und ihre neue Rolle in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.220 ff<br />
<br />
Lucas Zeise: Ein imperialistisches Unterordnungsverhältnis; Unsere zeit vom 18.11.2016; https://www.unsere-zeit.de/de/4846/theorie_geschichte/4097/Ein-imperialistisches-Unterordnungsverhältnis.htm (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD; Interview mit Stefan Engel: Viele Dinge sind in Bewegung geraten...;MLPD-Homepage; 2012; https://www.mlpd.de/2012/kw51/201eviele-dinge-sind-in-bewegung-geraten.201c (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Handelskrieg – Teil imperialistischer Kriegsvorbereitung; Rote Fahne News vom 30.08.2018; https://www.rf-news.de/rote-fahne/2018/nr18/handelskrieg-teil-imperialistischer-kriegsvorbereitung (04.01.2019)<br />
<br />
MLPD: Warum Trump Bündnispartner ins Visier nimmt; Rote Fahne News vom 12.07.2018; https://www.rf-news.de/2018/kw28/willkommen-beim-hauen-und-stechen> (04.01.2019)<br />
<br />
Norbert Wagner: 2018; Deutschland und die USA; Konrad Adenauer Stiftung;http://www.kas.de/wf/de/71.5809/ (04.01.2019)<br />
<br />
Pinzler/Schieritz: Transatlantische Feindschaft; DIE ZEIT Nr, 43; https://www.zeit.de/2016/43/wirtschaftskrieg-usa-europa-vw-deutsche-bank-apple-google (04.01.2019)<br />
<br />
Ralf Beste et al.: Meisterin des Ungefähren; Der Spiegel 13/2007; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990544.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; An Washingtons Lein; jW vom 16.08.2018; S.15. https://www.jungewelt.de/artikel/336062.an-washingtons-leine.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Lauterbach; Torpedo auf Nord Stream 2; jW vom 02.07.2018; S.9 https://www.jungewelt.de/artikel/335194.torpedo-auf-nord-stream-2.html (04.01.2019)<br />
<br />
Reinhard Opitz: 1994; Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945; Paul-Ruhgenstein-Verlag; S.30<br />
<br />
Saskia Weber: Deutsche Unternehmen setzen auf Osteuropa; Markt und Mittelstand - Das Wachstumsmagazin; vom 23.07.2014; https://www.marktundmittelstand.de/zukunftsmaerkte/deutsche-unternehmen-setzen-auf-osteuropa-1217531/<br />
<br />
SDAJ: Einheit im Kampf der Widersprüche; DKP News vom 10.02.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/02/sdaj-einheit-im-kampf-der-widersprueche/ (04.01.2019)<br />
<br />
Stormy-Annika Mildner: Eckpunkte für starke transatlantische Wirtschaftsbeziehungen; BDI; 2017 https://bdi.eu/artikel/news/eckpunkte-fuer-starke-transatlantische-wirtschaftsbeziehungen/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tibor Zenker: Die Krise als Chance deutscher Vorherrschaft und die Bedingungen des Widerstandes; DKP News vom 17.07.2015; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2015/07/die-krise-als-chance-deutscher-vorherrschaft-und-die-bedingungen-des-widerstandes/ (04.01.2019)<br />
<br />
Tomas Konicz: Krise als Chance; jW vom 10.05.2010; https://www.jungewelt.de/artikel/144160.krise-als-chance.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
Tomasz Konicz: Achse Berlin–Moskau; jW vom 10.11.2011; https://www.jungewelt.de/artikel/173447.achse-berlin-moskau.html?sstr=deutsches%7Ckapital (04.01.2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=AG_Deutscher_Imperialismus&diff=6376AG Deutscher Imperialismus2019-08-11T18:28:52Z<p>Lewis: /* Mitmachen */</p>
<hr />
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<br />
== Einführung in die AG ==<br />
<br />
{{Zitat|Wenn die Griechen nicht so faul wären, müssten wir jetzt nicht ihre Krise bezahlen. Sollen sie doch mal so fleißig arbeiten wie wir Deutschen!<br/><br />
Wer soll denn den ‚Islamischen Staat‘ stoppen, wenn nicht unsere Bundeswehr? Wir müssen wieder mehr Verantwortung übernehmen! Wir müssen unseren NATO-Verbündeten den Rücken stärken!<br/><br />
Deutschland ist ja garnicht eigenständig, die BRD und unsere Regierung sind doch nur Marionetten der Amerikaner!|}}<br />
Solche Sätze tauchen immer wieder auf in Gesprächen mit unseren Kollegen, Freunden, Nachbarn oder Leuten aus dem Sportverein. Derartige Situationen sind nicht nebensächlich, sondern der Prüfstein für unsere Argumente, für unsere kommunistische Aufklärungsarbeit im Alltag und seinen täglichen Kämpfen. Wenn wir solche Gespräche führen, lernen wir Kommunisten den Bewusstseinsstand von Angehörigen der Arbeiterklasse oder anderer Volksschichten kennen. Wir erfahren, welche Zusammenhänge sie erkennen oder bei welcher Frage sie eine andere Meinung vertreten als wir Kommunisten. Auch Mischformen, also Kritik, die intuitiv richtig ist (<q>Die Bundeswehr ist doch für die Großkonzerne, nicht für uns im Einsatz!</q>) aber falsche Schlüsse zieht (<q>Die Bundeswehr sollte lieber im Landesinnern für Ordnung sorgen!</q>), nehmen wir wahr. Solche Diskussionen sind also wichtig, um unsere Argumente, unser Wirken und Herangehen zu schärfen — und letztendlich, um den Aufbau unserer Massenarbeit voranzutreiben.<br />
<br />
Dazu gehört nicht nur, dass wir gute Argumente haben, sondern auch, dass wir sie gut verständlich machen können. So manche Demo-Parole schafft vor allem Verwirrung, wenn man sich nicht schon seit Langem mit marxistisch-leninistischen Inhalten auseinandersetzt. Da müssen wir uns fragen, ob das unseren Vorstellungen von Massenarbeit entspricht - oder ob es dafür nicht eher ungeeignet ist. Beispielsweise versteht<br />
{{Zitat|SIEMENS, Daimler, Deutsche Bank — der Hauptfeind steht im eignen Land!|}}<br />
eigentlich nur, wer sich schon einmal mit imperialistischen Mechanismen beschäftigt hat. Andere Losungen könnten bei genauerem Hinsehen gefährliche Illusionen schüren, wie dass man den Rüstungsetat einfach senken oder ganz streichen und einen dauerhaft friedlichen Kapitalismus garantieren könne:<br />
{{Zitat|Rauf mit der Bildung — runter mit der Rüstung!<br/><br />
Frieden schaffen — ohne Waffen!<br/><br />
Für eine freie und friedliche Uni! Her mit der Zivilklausel!|}}<br />
Die Forschung dieser AG sollte auch Ergebnisse produzieren, die die Zusammenhänge hinter diesen Fragen beleuchten und schlussendlich entweder verständlich darstellen oder widerlegen.<br />
<br />
<br />
Die AG Deutscher Imperialismus will — und zwar auch von der Massenarbeit ausgehend, mit dem Fokus auf die täglichen Kämpfe und Probleme — das Wesen des deutschen Imperialismus analysieren, in seiner historischen Entwicklung genauso wie in seinem aktuellen Auftreten.<br />
<br />
Für die kommunistische Bewegung in Deutschland, für den Aufbau der Kommunistischen Partei und die Erarbeitung unserer Strategie ist es grundlegend, die Mechanismen hinter den Zusammenhängen zu klären, die von den gesammelten Fragen zum deutschen Imperialismus berührt werden. Grundsätzlich sehen wir als in Deutschland aktive Kommunistische Organisation den quasi ‚hauseigenen‘ Imperialismus als unseren Hauptgegner an. In unseren programmatischen Thesen halten wir fest:<br />
{{Zitat|Der antiimperialistische Kampf muss sich deshalb gegen das Kapital und das kapitalistische System als Grundlage des Imperialismus richten. Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System.<ref>KO; 2018; Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation; S. 10</ref>|KO: Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation; S. 10; 2018}}<br />
<br />
In Theorieansätzen, im praktischen Handeln und sogar in Strategievorstellungen verschiedener kommunistischer oder sich als solche verstehender Kräfte zeigt sich in dieser entscheidenden Frage ein Dissens, der auf abweichende Auffassungen der zugrundeliegenden Erkenntnisse zurückzuführen ist — wie beispielsweise die zuvor genannten Illusionen über eine dauerhafte Friedensfähigkeit des Kapitalismus.<br/><br />
Diese Abweichung zu diskutieren und zu klären, ist für die Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland und international fundamental: falsche Vorstellungen in dieser Frage führen zu einer opportunistischen Politik, aber nicht zu zum revolutionären Umsturz für den Sozialismus.<br />
<br />
Die Klärung der unten aufgeführten Fragen setzt eine wissenschaftliche und umfassende Analyse des deutschen Imperialismus heute und in seiner Vergangenheit voraus. Zu einzelnen Fragen und Zusammenhängen, besonders aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit, gibt es bereits sehr gut ausgearbeitete Artikel und Bücher (s. einzelne Artikel). Diese vorhandene kommunistische Forschung dient als Ausgangspunkt und Grundlage für die Arbeit unserer AG. Bei der Sichtung dieses Materials ergeben sich auch schon zu klärende Forschungsfragen wie sie in den nachfolgenden Abschnitten als Dissense oder Offene Fragen innerhalb der kommunistischen Bewegung aufgeführt sind. Dabei stützen wir uns immer auf unsere marxistisch-leninistischen Grundlagen (s. u.). Die historische Eingrenzung der Arbeit der AG umfasst den gesamten Zeitraum, der für den deutschen Imperialismus relevant ist — von der Entstehung des deutschen Nationalstaats, der Aufholjagd des deutsch-imperialistischen Nachzüglers bis in den ersten Weltkrieg hinein, über die Interessen verschiedener Kapitalfraktionen der Nachkriegszeit bis hin zur Einschätzung der heutigen Aggressivität der BRD nach außen und ihres internationalen Wirkens. Ein besonders wichtiger Auftrag für die AG ist, die Werkzeuge der Leninschen Imperialismustheorie auf den heutigen deutschen Imperialismus anzuwenden, wie bspw anhand der Fragestellung: kann deutscher Kapitalexport unmittelbar als <q>Direktinvestition</q> übersetzt werden? Dabei wollen wir nicht, wie das so oft unter dem Mantel einer <q>Aktualisierung</q> geschieht, die ML-Grundlagen durch diffuse Analysen eines <q>neoliberalen</q> Stadiums des Kapitalismus o.Ä. ersetzen, sondern sie tatsächlich direkt anwenden. Einige der Fragen, die wir gefunden haben, wirken sich schon direkt auf die Orientierung der Strategie aus, z.B.: welche Kapitalfraktionen bestimmen dominierend die Politik der BRD? Aber auch gefährliche Illusionen wie über eine Reformierbarkeit der EU wollen wir als AG mit unserer Forschung wissenschaftlich widerlegen.<br />
<br />
<br />
Um all unsere Ergebnisse wieder zurück in die Praxis fließen zu lassen, werden wir als AG erarbeiten, in welcher Form diese Inhalte am besten vermittelt, wo sie bei der Massenarbeit verwendet werden können – im Betrieb, im Stadtviertel oder an anderer Stelle. Konkret geht seiner also um die Frage, welche Aktionskonzepte sich für antiimperialistische und antimilitaristische Kämpfe und Aufklärungsarbeit eignen.<br />
<br />
Um das zu Arbeitsfeld abzustecken, hat sich die AG zunächst mit den ihre Arbeit betreffenden marxistisch-leninistischen [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen%3F | Grundlagen]] beschäftigt. Für unser Thema ist zum Einen die Entstehung des deutschen Nationalstaats relevant – Marx, Engels und Lenin haben jede Phase dieser Entwicklung im 19. Jhd. analysiert und wir haben versucht, diese Überlegungen in ihrem Sinne zu erfassen. Andererseits haben wir uns mit der Anwendung der Imperialismustheorie auf den damaligen deutschen Staat beschäftigt und versucht, alle relevanten Textstellen dafür aufzuführen und zu erfassen.<br />
<br />
<br />
<br />
In unserer Recherche haben wir bereits eine Reihe von [[AG_Deutscher_Imperialismus#Dissens | Dissensen]] innerhalb der kommunistischen Bewegung gesichtet und uns vorgenommen, diese wissenschaftlich zu klären.<br />
<br />
Dazu zählt zum einen die Frage der [[Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen | Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]. Hier gilt es, das deutsche Kaptial auf sich in Strategiefragen unterscheidende Fraktionen zu untersuchen, sowie ihre Interessen und ihren verhältnismäßigen Einfluss zu analysieren. In den Fragen, welche Kapitalfraktionen in Deutschland existieren, welche im Einfluss auf den bürgerlichen Staat dominieren oder ob überhaupt von <q>Kapitalfraktionen</q> die Rede sein kann, herrscht in der kommunistischen Bewegung Uneinigkeit. Von ihrer Klärung versprechen wir uns, zukünftige Entwicklungen in der Strategie des Deutschen Imperialismus besser einschätzen oder auch vorhersagen zu können.<br />
<br />
In engem Zusammenhang mit dem oben stehenden Dissens, steht die Frage nach dem [[Frage_des_Staatsmonopolistischen_Kapitalismus_in_der_BRD | Verhältnis von Monopolen und bürgerlichem Staat]]. Hier herrscht in der kommunistischen Bewegung große Uneinigkeit. Die [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus|AG zur politischen Ökonomie]] wird sich damit befassen, entsprechend des Arbeitsauftrags aus unseren Programmatischen Thesen: <q>Wir wollen uns mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auseinandersetzen und kritisch herausarbeiten, welche Inhalte und welche Interpretationen dieser Theorie der Realität entsprechen.</q><ref>KO; 2018; Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation; S. 8</ref>Darauf aufbauend werden wir die deutschen Monopole identifizieren und ihre Rolle im deutschen Staat untersuchen. <br />
<br />
Zur Frage der [[Aggressivität_des_deutschen_Imperialismus_und_aktuelle_Kriegsgefahr | Aggressivität des Deutschen Imperialismus]] besteht, was die historische Bewertung angeht, in der Kommunistischen Bewegung weitgehende Einigkeit. Was jedoch die aktuelle Aggressivität und damit verbundene Kriegsgefahr angeht, gibt es Dissense in der Frage nach der Rolle Deutschlands in der EU, der Haltung zum US-Imperialismus, den Mitteln der deutsch-imperialistischen Aggressivität, sowie nach den Kriterien, anhand derer die Aggressivität Deutschlands überhaupt zu bewerten ist. <br />
<br />
Zum anderen haben wir uns vorgenommen, eine Einschätzung zur [[Wie_ist_die_aktuelle_und_k%C3%BCnftige_Reaktion_des_deutschen_Imperialismus_ausgepr%C3%A4gt%3F | aktuellen und künftigen Reaktion]] des Deutschen Imperialismus im Inneren zu treffen. Hier wollen wir vor allem die <q>Faschisierungsthese</q>, die von maoistischen Gruppen in den 1970er Jahren aufgestellt wurde, prüfen, da diese Position auch aktuell in der deutschen kommunistischen Bewegung Vertreter hat. Die theoretische Grundlage hierfür wird die [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie]] liefern. Insgesamt geht es uns darum, den Grad der Reaktion des BRD-Imperialismus heute und künftig einzuschätzen, um so die Taktiken unseres Kampfes zu präzisieren.<br />
<br />
Ein weiterer Dissens beinhaltet die [[Zur_Souveränität_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalität | Souveränität der BRD und die Frage der deutschen Nationalität]]. Die Frage der Souveränität ist von elementarer strategischer Bedeutung. Als Beispiel sei hier genannt, dass die KPD/ML bis 1976 die Ansicht vertrat, dass sowohl die BRD, als auch die DDR unter fremder Besatzung stünden und daher die Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus die Vertreibung der <q>Besatzungsmächte und ihrer Lakaien von deutschem Boden</q> sei. Bis heute wird die These, Deutschland sei nicht souverän (wenn auch selbstverständlich ohne sozialistische Perspektive) von bürgerlichen Reaktionären wie den <q>Reichsbürgern</q> vertreten. <br />
<br />
Außerdem werden wir uns mit der Frage der [[Annexion_der_DDR_Ende_des_20._Jahrhunderts | Annexion der DDR]] durch den deutschen Imperialismus, ihrer Vorgeschichte und ihren Auswirkungen befassen. Diese Frage ist auch Teil eines größeren Streits um die Sichtweise auf den real existierenden Sozialismus, den im Ganzen die [[AG_Sozialismus]] untersucht. <br />
<br />
<br />
<br />
Bei unserer Arbeit sind wir überdies auf offene Fragen gestoßen. Offen in dem Sinne, dass wir ihre Klärung zwar als relevant für die Erarbeitung der revolutionären Strategie erachten, uns aber — ganz anders als bei den Dissensen — keine grundsätzliche Uneinigkeit darüber in der kommunistischen Bewegung bekannt ist. <br />
<br />
Bezüglich der Entstehung des Deutschen Imperialismus stellt sich die Frage, [[Warum_konnte_sich_der_"zu_spät_gekommene"_deutsche_Staat_gegen_Ende_19._Jhd._So_schnell_entwickeln%3F|warum sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende des 19. Jahrhunderts so schnell entwickeln konnte]]. War die rasante Entwicklung des deutschen Monopolkapitals ausschließlich aufgrund von Besonderheiten der damaligen ökonomischen und politischen Kräfteverhältnisse möglich oder war sie durch dauerhafte geographische Gegebenheiten bedingt. Was bedeutet das für die Gegenwart und Zukunft des deutschen Imperialismus?<br />
<br />
Bereits 43 Jahre nach der Reichsgründung war der deutsche Imperialismus bekanntermaßen in der Lage, während des 1. Weltkriegs eine wesentliche Rolle im Kampf um die Neuaufteilung der Welt zu spielen. Für uns stellt sich hier die Frage, [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Imperialismus_bei_der_Entstehung_des_1._Weltkriegs | welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkrieges spielte]]. War die deutsche Bourgeoisie die treibende Kraft, waren es die Bourgeoisien anderer Länder oder sind sämtliche sämtliche beteiligte Imperialisten gleichermaßen als Verantwortliche zu benennen? Darüber hinaus wollen wir uns mit der Frage der [[Welche_Ziele_verfolgte_der_dt._Imperialismus_mit_dem_1._Weltkrieg%3F | Kriegsziele Deutschlands]] befassen: Welche Interessen von Teilen der deutschen Bourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? Schließlich werden wir auch die Frage der [[Welche_Auswirkung_hatte_die_Niederlage_des_ersten_Weltkriegs_auf_den_Deutschen_Imperialismus%3F | Auswirkungen der Kriegsniederlage]] untersuchen.<br />
<br />
Weiterhin stellen sich Aufgaben in Bezug auf Deutschlands zweiten großen Anlauf zur Neuaufteilung der Welt. Zum einen die Frage, welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F|Entstehung des 2. Weltkriegs]] gespielt hat. Unumstritten ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind ionsbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen. Zum anderen die Frage nach den konkreten [[Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F | Kriegszielen des Deutschen Imperialismus im 2. Weltkrieg]]. Wie bezüglich des 1. Weltkriegs wollen wir auch hier klären, welche Interessen von welchen Teilen der deutschen Bourgeoisie sich besonders auf die Kriegsführung auswirkten und inwieweit diese bedient werden konnten.<br />
<br />
Für die Nachkriegszeit stellt sich die Frage, [[In_welchem_Verhältnis_wirkten_nach_dem_2._WK_die_Pläne_der_Westalliierten_UND_das_deutsche_Monopolkapital_beim_Wiedererstarken_des_deutschen_Imperialismus%3F|in welchem Verhältnis die Westalliierten und das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus wirkten]]. Trotz der Tatsache, dass der deutsche Imperialismus 1945 eine massive Niederlage erlitt, hat die BRD mittlerweile das viertgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt. Und das obwohl die Entwicklung des Kapitalismus seit dem 2. Weltkrieg weltweit mitnichten ohne zyklische Krisen verlaufen ist. Offenbar hat es die deutsche Monopolbourgeoisie geschafft, als Profiteur aus vergangenen Krisen hervorzugehen. Wie der deutsche Imperialismus [[Wie_hat_der_deutsche_Imperialismus_die_vergangenen_Krisen_bewältigt%3F|diese vergangenen Krisen bewältigen konnte]], stellt für uns eine weitere offene Frage dar.<br />
<br />
Bezüglich der gegenwärtigen Lage des deutschen Imperialismus werden wir nicht umhin kommen zu überprüfen, wie die von Lenin definierten [[Wie_ist_die_Lenin'sche_Imperialismustheorie_heute_konkret_im_deutschen_Imperialismus_ausgeprägt%3F | Merkmale des imperialistischen Stadiums heute]] konkret in Deutschland ausgeprägt sind. Darüber hinaus werden wir eine Analyse zu der wichtigen Frage liefern, welche [[Welche_Rolle_spielt_die_BRD_in_der_EU_und_anderen_zwischenimperialistischen_Bündnissen%3F|Rolle Deutschland heute in zwischenimperialistischen Bündnissen]] spielt. Hier seien insbesondere die EU und in die NATO genannt. Auf Basis der bis dahin gewonnenen umfassenden Einschätzung zu den Strategien des deutschen Kapitals, der Aggressivität des Deutschen Imperialismus nach außen in Verbindung mit einer Analyse seiner militärischen Stärke, werden wir seine [[Was_ist_die_Stellung_des_deutschen_Imperialismus_innerhalb_des_imperialistischen_Weltsystems%3F|Stellung innerhalb des imperialistischen Weltsystems]] bestimmen können. Natürlich ist schon jetzt klar, dass Deutschland hier sehr weit an der Spitze zu verorten ist. Schlussendlich werden uns sämtliche bis zum Ende des Klärungsprozesses gewonnene Erkenntnisse in die Lage versetzen, eine [[Welche_Strategie_muss_für_die_deutschen_Kommunisten_gelten_%3F | kommunistische Strategie]] für den Kampf gegen den Deutschen Imperialismus — für seine revolutionäre Zerschlagung — aufzustellen.<br />
<br />
<br />
<br />
Bei dieser Arbeit ist die AG auf die Vorarbeit Anderer angewiesen. So wird die AG [[AG_Politische_Ökonomie_des_Imperialismus |AG Politische Ökonomie des Imperialismus]] die Methodik und Erkenntnisse Lenins auf die heutige Zeit übertragen und den Charakter des imperialistischen Systems untersuchen.<br />
Die [[AG Staat, Faschismus und Sozialdemokratie]] setzt sich bereits mit der Aggressivität der BRD nach innen und Fragen des Faschismus auseinander, die zwangsläufig mit dem imperialistischen Charakter Deutschlands gestellt sind.<br />
Aber auch mit der [[AG Sozialismus]] gibt es Schnittstellen, so bei den Untersuchungen zur Annexion der DDR.<br/><br />
Unsere Ergebnisse werden wiederum im Laufe der Zeit in die Arbeit dieser (und ggf. weiterer) AGen zurückfließen und sie so an mancher Stelle konkretisieren.<br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references /><br />
<br />
== Dissens ==<br />
* [[ Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]<br />
* [[ Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr]]<br />
* [[ Wie ist die aktuelle und künftige Reaktion des deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität ]]<br />
* [[ Frage des Staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD]]<br />
* [[ Annexion der DDR Ende des 20. Jahrhunderts]]<br />
<br />
== Offene Fragen ==<br />
'''Entstehung des Deutschen Imperialismus:'''<br />
* [[ Warum konnte sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende 19. Jhd. So schnell entwickeln?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 1. Weltkrieg:'''<br />
* [[Welche Rolle spielte der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkriegs]]:<br />
* [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ Welche Auswirkung hatte die Niederlage des ersten Weltkriegs auf den Deutschen Imperialismus?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?]]<br />
* [[Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?]]<br />
<br />
'''Der Deutsche Imperialismus nach dem 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ In welchem Verhältnis wirkten nach dem 2. WK die Pläne der Westalliierten UND das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus? ]]<br />
* [[ Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?]]<br />
<br />
'''Bürgerliche Darstellung:'''<br />
* [[Wie stellen Medien usw. das Verhalten der BRD dar? ]]<br />
<br />
'''Die BRD heute:'''<br />
* [[Wie ist die Lenin'sche Imperialismustheorie heute konkret im deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?]]<br />
* [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems? ]]<br />
* [[ Welche Strategie muss für die deutschen Kommunisten gelten ?]]<br />
<br />
== Grundannahmen ==<br />
<br />
* Die Entwicklung des deutschen Nationalstaats und seiner Ökonomie zwischen Anfang des 19.Jhds bis zum Beginn des 20. Jhds. betrachtet die Grundannahme zur [[Entstehung der deutschen Nation]].<br />
<br />
Die Untersuchungen zur Imperialismustheorie von Lenin über den deutschen Imperialismus betrachten die folgenden Grundannahmen:<br />
* [[Kapitalkonzentration des deutschen Imperialismus]]<br />
* [[Deutsches Finanzkapital ]]<br />
* [[Kapitalexport]]<br />
* [[Rolle des dt. Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]]<br />
* [[Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus]]<br />
<br />
== Mitmachen ==<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br><br />
<br />
* Diskutier mit<br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
<br />
Aktuell arbeiten wir vor allem an dem Dissens zu [[Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]. Dabei geht es zum Beispiel um folgende Fragen:<br />
* Mit welchen Methoden haben kommunistische Forscher bisher große Kapitalstrukturen und ihre Verflechtung identifiziert (z.B. Umsatz im Inland oder auch im Ausland, Beschäftigte im Inland/Ausland usw., nationaler Charakter des Kapitals)?<br />
* Welche große Kapitalstrukturen und Finanzkapital existiert heute in der BRD und wie sind sie verflochten?<br />
* Was waren bisherige Kapitalfraktionen und was waren deren Strategien? Mit welchem Methoden wurden sie untersucht?<br />
* Welche Kapitalstrukturen exisitieren heute in der BRD? Über welche Institutionen werden diese formuliert und (wie) vorangetrieben, sowohl in der BRD als auch in ausgebeuteten Ländern? <br />
* In welchen strategischen Fragen setzt sich welche Kapitalfraktion durch? Die Interessen welcher anderen Kapitalfraktionen werden dabei beeinträchtigt?<br />
* Welche Kampffelder, welche Praxisoptionen ergeben sich aus dieser Forschung im Betrieb, Stadtviertel oder Unis? Welche Erfahrungen aus unseren Massenorganisationen müssen dafür verarbeitet werden? <br />
<br />
<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: AG-Hauptseite]]<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Zur_Souver%C3%A4nit%C3%A4t_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalit%C3%A4t&diff=6199Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität2019-06-05T15:46:39Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Bei der Einschätzung des deutschen Imperialismus darf auch die nationale Frage nicht vernachlässigt werden.<br />
<br />
Historisch gab es insbesondere bei der Frage der nationalen Souveränität Deutschlands innerhalb der kommunistischen Bewegung Dissens.<br />
Auch wenn nach der Annexion der DDR durch die BRD bzw. der sogenannten <q>Wiedervereinigung</q>, mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag die volle Souveränität der BRD festgehalten wurde, gibt es insbesondere im rechten Spektrum bei sogenannten <q>Reichsbürgern</q> gegenteilige Vorstellungen. Diese bestreiten die Existenz der BRD als legitimen und/oder souveränen Staat. <br />
<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg konnte die Arbeiterklasse nur in einem Teil von Deutschland, in der DDR, ihre Macht ausüben. In der BRD übte die Bourgeoisie weiterhin ihre Macht aus. Über die Einschätzung der Souveränität der BRD und dem richtigen Herangehen an die nationale Frage gab es einigen Dissens in der kommunistische Bewegung in der BRD.<br />
<br />
==Positionen==<br />
Besonders maoistische Gruppen orientierten sich teilweise an nationalen Befreiungsbewegungen in der 3. Welt und orientierten auf einen ähnlichen Kampf in der BRD.<br />
<br />
Insbesondere die KPD/ML verstand die Vertreibung der Besatzungsmächte vom deutschen Boden als Hauptvoraussetzung für den Aufbau des Sozialismus in Deutschland: <br />
{{Zitat |Bis Anfang 1976 vertrat die KPD/ML bezogen auf die Frage nach dem ‘Hauptfeind’ für ‘ganz Deutschland’ (BRD, DDR) die Vorstellung vom Primat des Kampfes gegen die ‘Supermächte’. Der Charakter des Kampfes war national bestimmt, die Partei propagierte patriotisch-proletarische und antiamerikanische Phrasen. Nur eine Lösung der ‘nationalen Frage’, die untrennbar ‘mit der allgemeinen Frage der sozialistischen Revolution’ verbunden sei, könne den Weg frei machen zur ‘Errichtung bzw. Wiedererrichtung der Diktatur des Proletariats in Deutschland’. Das Ziel des Kampfes bestand darin, die ‘Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden’ zu vertreiben, um so die Voraussetzungen für ein ‘vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland’ (so auch die Hauptparole der KPD/ML in dieser Zeit) zu schaffen. Das Subjekt eines solchen Prozesses sollte eine ‘Kampfgemeinschaft aller friedliebenden und patriotischen Deutschen im Osten und Westen unseres Vaterlandes’ sein. In ihrer im Dezember 1973 unter dem Titel ‘Deutschland dem deutschen Volk!’ verabschiedeten ZK-Erklärung zur ‘nationalen Frage’ rief die KPD/ML zur ‘Verteidigung der fortschrittlichen deutschen Nationalkultur gegen den Amerikanismus’ auf. | Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 - 1991, Marburg 2002, S. 33. }}<br />
<br />
Auch wenn die KPD/ML nicht mehr existiert und solche Positionen in der Schärfe heutzutage innerhalb der kommunistischen Bewegung nur noch selten anzutreffen sind, ist die damit verbundene Hauptfeindfrage auch heute noch von Bedeutung.<br />
<br />
Diese beantworten wir als Kommunistische Organisation in unseren programmatischen Thesen wie folgt: <br />
{{Zitat |Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System.|Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, auf: Homepage der KO, URL: https://kommunistische.org/programmatische-thesen/}}<br />
<br />
<br />
Zur Frage der Souveränität Deutschlands vertritt die MLPD eine ähnliche Position und schätzt ein, dass die BRD im Bündnis mit anderen Imperialisten nach weltweiter Vorherrschaft strebt:<br />
{{Zitat |Das wiedervereinigte Deutschland bildet das wirtschaftlich stärkste und bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Befreit von einigen politischen Beschränkungen, die ihm die Alliierten nach dem II. Weltkrieg auferlegt hatten, strebt der deutsche Imperialismus im Bündnis mit anderen europäischen Großmächten nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist der Hauptfeind der Werktätigen in Deutschland. |Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016, URL: https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise}}<br />
<br />
Der Jugendwiderstand sieht den BRD-Imperialismus als souverän und in der EU um Vorherrschaft strebend:<br />
{{Zitat |Die Bundesrepublik Deutschland ist ein grausamer Imperialist, der versucht sich die EU unterzuordnen und damit zur Großmacht zu werden. Sich fettzusaugen, wie ein Parasit an den in Armut gehaltenen Nationen Süd- und Ost-Europas und dann, ganz im Sinne Hitlers den Blick auf Russland zu richten. Es gibt keinen Staat, den wir mehr hassen als die Bundesrepublik, sie ist unser direkter Gegner und in ihren Knästen sitzen unsere Freunde.|Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, auf: Blog des Jugendwiderstands, 2017 URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more>}} <br />
<br />
Auch das KPD-Parteiprogramm sieht den BRD-Imperialismus als souverän, sowie um die Vorherrschaft in der EU kämpfend: <br />
{{Zitat |Heute ist die imperialistische BRD neben und sogar schon über Frankreich und England hinaus zur ökonomisch und politisch stärksten imperialistischen Macht in Europa geworden. Der reaktionären Innenpolitik entspricht jetzt wesensgleich ein außenpolitischer Schub nach Vorherrschaft in der Europäischen Union.| <br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD, Kap. 5 „Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt“, 2007 (beschlossen), S. 38, URL: <http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5>}}<br />
<br />
<br />
Die DKP schätzt den deutschen Imperialismus ebenfalls als um Vorherrschaft strebend ein. Gleichzeitig stellt sie die These auf, dass in der EU ein "supranationaler" (übernationaler) Staatsapparat im Entstehen sei und erweckt damit den Eindruck, dass die Souveränität Deutschlands eingeschränkt würde.<br />
{{Zitat |Aufgrund seiner größeren ökonomischen und finanziellen Potenzen hat sich Deutschland die Rolle einer maßgeblichen Führungsmacht angeeignet, die es derzeit im Zusammenwirken mit den herrschenden Kreisen Frankreichs auszuüben versucht. Gestützt auf diese Rolle verfolgt das deutsche Monopolkapital erneut die alte Strategie des deutschen Imperialismus, eine aggressive wirtschaftliche, politische und militärische Expansionspolitik in Richtung Ost- und Südosteuropa bis zum Kaukasus und dem Nahen und Mittleren Osten zu betreiben.| <br />
Die wirtschaftliche und die politische Dynamik drängen die EU, sich den Kern eines supranationalen Staatsapparates zu verschaffen.}}<br />
<br />
{{Zitat |Die Europäische Union hat sich zu einem eigenständigen ökonomischen, politischen und militärischen Zentrum neben den USA entwickelt. Die gegenseitigen Beziehungen sind von Kooperation und Konkurrenz geprägt. Die enge wirtschaftliche Verflechtung, vor allem durch die gegenseitigen Ausländischen Direktinvestitionen (ADI), intensiviert die transatlantische Integration und verstärkt gleichzeitig die Konkurrenz der Transnationalen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks.| <br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, 2018, 6. Auflage, URL: http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Obwohl sich viele der einzelnen Positionen auf den ersten Blick nicht dramatisch voneinander abweichen, so ist es trotzdem entscheidend diese Fragen genau herauszuarbeiten. Insbesondere die Frage, ob eine "supranationaler" Staatsapparat in der EU entsteht, der die Souveränität Deutschlands einschränkt, muss geklärt werden, da ihre Beantwortung entscheidende Konsequenzen für unseren Kampf haben könnte. Aufbauend auf der Frage der Souveränität, stellt sich weiterhin die Frage nach der konkreten [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems?|Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems]].<br />
<br />
Auch andere Fragen im Bezug zur nationalen Frage werden aufgearbeitet werden. So stellt sich auch die Frage, ob es sich bei der heutigen BRD noch um einen Nationalstaat handelt oder bereits um einen Vielvölkerstaat.<br />
<br />
So schreibt beispielsweise Dagmar Henn:<br />
{{Zitat |Praktisch leben wir längst in einem Vielvölkerstaat. In der Kinderkrippe, die meine Zwillinge besuchten, hatten die dort Anwesenden etwa vierzig Kinder Wurzeln in zwanzig verschiedenen Ländern (meine Zwillinge mit ihrem nigerianischen Vater eingeschlossen). Auch in Kindergarten und Grundschule war das Deutsche die Lingua Franca eines weltumspannenden Gemischs aus Dutzenden Sprachen und Kulturen. Es gab eine umfassende ‚wir sind bunt‘-Rhetorik, die allerdings nichts daran änderte, dass Kinder, die wenig Deutsch sprachen, erbarmungslos unter die künftigen Hauptschüler aussortiert wurden; eine unvermeidliche Folge, wenn die Lehrkräfte keinerlei Kenntnisse in der Vermittlung des Deutschen als Zweitsprache mitbringen.|Dagmar Henn: An falschen Fronten, auf: Das kalte Herz, 2018 https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/}}<br />
<br />
Auch die Widersprüche zwischen den sogenannten alten Bundesländern und dem annektierten Gebiet der ehemaligen DDR sind zu betrachten. Eine zu betrachtende Position innerhalb der kommunistischen Bewegung ist beispielsweise, dass ein besonderer nationaler Charakter des ehemaligen DDR Gebiets proklamiert wird und von einer nationalen Unterdrückung dieses Gebiets in der heutigen BRD geredet wird. Ebenfalls sind bürgerlich reaktionäre Vorstellungen zu behandeln. Die Anzahl der sogenannten Reichsbürger nimmt zu. Auch eine Entlarvung dieser reaktionären Ideologie wird Gegenstand weitere Untersuchungen sein.<br />
<br />
<br />
<br />
Es gibt also viele spannende Punkte, die in diesem Themengebiet zu bearbeiten sind.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
<br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, Essen 2018. (http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf)<br />
<br />
Henn, Dagmar: An falschen Fronten, in: Das kalte Herz, 27. Januar 2018, URL: https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/ (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, in: Blog des Jugendwiderstands, 3. Juli 2017, URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more> (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, in: Homepage der KO, URL:https://kommunistische.org/programmatische-thesen/ (zuletzt abgerufen am 2.1.2019).<br />
<br />
Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971-199, Marburg 2002.<br />
<br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD. Kapitel 5 Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt, Berlin 2007.(http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5)<br />
<br />
Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016. (https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise)<br />
<br />
<br />
<br />
== Einzelnachweise == <br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Zur_Souver%C3%A4nit%C3%A4t_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalit%C3%A4t&diff=6046Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität2019-04-10T18:35:43Z<p>Lewis: /* Positionen */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Bei der Einschätzung des deutschen Imperialismus darf auch die nationale Frage nicht vernachlässigt werden.<br />
<br />
Historisch gab es insbesondere bei der Frage der nationalen Souveränität Deutschlands innerhalb der kommunistischen Bewegung Dissens.<br />
Auch wenn nach der Annexion der DDR durch die BRD bzw. der sogenannten <q>Wiedervereinigung<q/>, mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag die volle Souveränität der BRD festgehalten wurde, gibt es insbesondere im rechten Spektrum bei sogenannten <q>Reichsbürgern<q/> gegenteilige Vorstellungen. Diese bestreiten die Existenz der BRD als legitimen und/oder souveränen Staat.<br />
<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg konnte die Arbeiterklasse nur in einem Teil von Deutschland, in der DDR, ihre Macht ausüben. In der BRD übte die Bourgeoisie weiterhin ihre Macht aus. Über die Einschätzung der Souveränität der BRD und dem richtigen Herangehen an die nationale Frage gab es einigen Dissens in der kommunistische Bewegung in der BRD.<br />
<br />
==Positionen==<br />
Besonders maoistische Gruppen orientierten sich teilweise an nationalen Befreiungsbewegungen in der 3. Welt und orientierten auf einen ähnlichen Kampf in der BRD.<br />
<br />
Insbesondere die KPD/ML verstand die Vertreibung der Besatzungsmächte vom deutschen Boden als Hauptvoraussetzung für den Aufbau des Sozialismus in Deutschland: <br />
{{Zitat |Bis Anfang 1976 vertrat die KPD/ML bezogen auf die Frage nach dem ‘Hauptfeind’ für ‘ganz Deutschland’ (BRD, DDR) die Vorstellung vom Primat des Kampfes gegen die ‘Supermächte’. Der Charakter des Kampfes war national bestimmt, die Partei propagierte patriotisch-proletarische und antiamerikanische Phrasen. Nur eine Lösung der ‘nationalen Frage’, die untrennbar ‘mit der allgemeinen Frage der sozialistischen Revolution’ verbunden sei, könne den Weg frei machen zur ‘Errichtung bzw. Wiedererrichtung der Diktatur des Proletariats in Deutschland’. Das Ziel des Kampfes bestand darin, die ‘Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden’ zu vertreiben, um so die Voraussetzungen für ein ‘vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland’ (so auch die Hauptparole der KPD/ML in dieser Zeit) zu schaffen. Das Subjekt eines solchen Prozesses sollte eine ‘Kampfgemeinschaft aller friedliebenden und patriotischen Deutschen im Osten und Westen unseres Vaterlandes’ sein. In ihrer im Dezember 1973 unter dem Titel ‘Deutschland dem deutschen Volk!’ verabschiedeten ZK-Erklärung zur ‘nationalen Frage’ rief die KPD/ML zur ‘Verteidigung der fortschrittlichen deutschen Nationalkultur gegen den Amerikanismus’ auf. | Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 - 1991, Marburg 2002, S. 33. }}<br />
<br />
Auch wenn die KPD/ML nicht mehr existiert und solche Positionen in der Schärfe heutzutage innerhalb der kommunistischen Bewegung nur noch selten anzutreffen sind, ist die damit verbundene Hauptfeindfrage auch heute noch von Bedeutung.<br />
<br />
Diese beantworten wir als Kommunistische Organisation in unseren programmatischen Thesen wie folgt: <br />
{{Zitat |Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System.|Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, auf: Homepage der KO, URL: https://kommunistische.org/programmatische-thesen/}}<br />
<br />
<br />
Zur Frage der Souveränität Deutschlands vertritt die MLPD eine ähnliche Position und schätzt ein, dass die BRD im Bündnis mit anderen Imperialisten nach weltweiter Vorherrschaft strebt:<br />
{{Zitat |Das wiedervereinigte Deutschland bildet das wirtschaftlich stärkste und bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Befreit von einigen politischen Beschränkungen, die ihm die Alliierten nach dem II. Weltkrieg auferlegt hatten, strebt der deutsche Imperialismus im Bündnis mit anderen europäischen Großmächten nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist der Hauptfeind der Werktätigen in Deutschland. |Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016, URL: https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise}}<br />
<br />
Der Jugendwiderstand sieht den BRD-Imperialismus als souverän und in der EU um Vorherrschaft strebend:<br />
{{Zitat |Die Bundesrepublik Deutschland ist ein grausamer Imperialist, der versucht sich die EU unterzuordnen und damit zur Großmacht zu werden. Sich fettzusaugen, wie ein Parasit an den in Armut gehaltenen Nationen Süd- und Ost-Europas und dann, ganz im Sinne Hitlers den Blick auf Russland zu richten. Es gibt keinen Staat, den wir mehr hassen als die Bundesrepublik, sie ist unser direkter Gegner und in ihren Knästen sitzen unsere Freunde.|Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, auf: Blog des Jugendwiderstands, 2017 URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more>}} <br />
<br />
Auch das KPD-Parteiprogramm sieht den BRD-Imperialismus als souverän, sowie um die Vorherrschaft in der EU kämpfend: <br />
{{Zitat |Heute ist die imperialistische BRD neben und sogar schon über Frankreich und England hinaus zur ökonomisch und politisch stärksten imperialistischen Macht in Europa geworden. Der reaktionären Innenpolitik entspricht jetzt wesensgleich ein außenpolitischer Schub nach Vorherrschaft in der Europäischen Union.| <br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD, Kap. 5 „Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt“, 2007 (beschlossen), S. 38, URL: <http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5>}}<br />
<br />
<br />
Die DKP schätzt den deutschen Imperialismus ebenfalls als um Vorherrschaft strebend ein. Gleichzeitig stellt sie die These auf, dass in der EU ein "supranationaler" (übernationaler) Staatsapparat im Entstehen sei und erweckt damit den Eindruck, dass die Souveränität Deutschlands eingeschränkt würde.<br />
{{Zitat |Aufgrund seiner größeren ökonomischen und finanziellen Potenzen hat sich Deutschland die Rolle einer maßgeblichen Führungsmacht angeeignet, die es derzeit im Zusammenwirken mit den herrschenden Kreisen Frankreichs auszuüben versucht. Gestützt auf diese Rolle verfolgt das deutsche Monopolkapital erneut die alte Strategie des deutschen Imperialismus, eine aggressive wirtschaftliche, politische und militärische Expansionspolitik in Richtung Ost- und Südosteuropa bis zum Kaukasus und dem Nahen und Mittleren Osten zu betreiben.| <br />
Die wirtschaftliche und die politische Dynamik drängen die EU, sich den Kern eines supranationalen Staatsapparates zu verschaffen.}}<br />
<br />
{{Zitat |Die Europäische Union hat sich zu einem eigenständigen ökonomischen, politischen und militärischen Zentrum neben den USA entwickelt. Die gegenseitigen Beziehungen sind von Kooperation und Konkurrenz geprägt. Die enge wirtschaftliche Verflechtung, vor allem durch die gegenseitigen Ausländischen Direktinvestitionen (ADI), intensiviert die transatlantische Integration und verstärkt gleichzeitig die Konkurrenz der Transnationalen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks.| <br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, 2018, 6. Auflage, URL: http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Obwohl sich viele der einzelnen Positionen auf den ersten Blick nicht dramatisch voneinander abweichen, so ist es trotzdem entscheidend diese Fragen genau herauszuarbeiten. Insbesondere die Frage, ob eine "supranationaler" Staatsapparat in der EU entsteht, der die Souveränität Deutschlands einschränkt, muss geklärt werden, da ihre Beantwortung entscheidende Konsequenzen für unseren Kampf haben könnte. Aufbauend auf der Frage der Souveränität, stellt sich weiterhin die Frage nach der konkreten [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems?|Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems]].<br />
<br />
Auch andere Fragen im Bezug zur nationalen Frage werden aufgearbeitet werden. So stellt sich auch die Frage, ob es sich bei der heutigen BRD noch um einen Nationalstaat handelt oder bereits um einen Vielvölkerstaat.<br />
<br />
So schreibt beispielsweise Dagmar Henn:<br />
{{Zitat |Praktisch leben wir längst in einem Vielvölkerstaat. In der Kinderkrippe, die meine Zwillinge besuchten, hatten die dort Anwesenden etwa vierzig Kinder Wurzeln in zwanzig verschiedenen Ländern (meine Zwillinge mit ihrem nigerianischen Vater eingeschlossen). Auch in Kindergarten und Grundschule war das Deutsche die Lingua Franca eines weltumspannenden Gemischs aus Dutzenden Sprachen und Kulturen. Es gab eine umfassende ‚wir sind bunt‘-Rhetorik, die allerdings nichts daran änderte, dass Kinder, die wenig Deutsch sprachen, erbarmungslos unter die künftigen Hauptschüler aussortiert wurden; eine unvermeidliche Folge, wenn die Lehrkräfte keinerlei Kenntnisse in der Vermittlung des Deutschen als Zweitsprache mitbringen.|Dagmar Henn: An falschen Fronten, auf: Das kalte Herz, 2018 https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/}}<br />
<br />
Auch die Widersprüche zwischen den sogenannten alten Bundesländern und dem annektierten Gebiet der ehemaligen DDR sind zu betrachten. Eine zu betrachtende Position innerhalb der kommunistischen Bewegung ist beispielsweise, dass ein besonderer nationaler Charakter des ehemaligen DDR Gebiets proklamiert wird und von einer nationalen Unterdrückung dieses Gebiets in der heutigen BRD geredet wird. Ebenfalls sind bürgerlich reaktionäre Vorstellungen zu behandeln. Die Anzahl der sogenannten Reichsbürger nimmt zu. Auch eine Entlarvung dieser reaktionären Ideologie wird Gegenstand weitere Untersuchungen sein.<br />
<br />
<br />
<br />
Es gibt also viele spannende Punkte, die in diesem Themengebiet zu bearbeiten sind.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
<br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, Essen 2018. (http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf)<br />
<br />
Henn, Dagmar: An falschen Fronten, in: Das kalte Herz, 27. Januar 2018, URL: https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/ (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, in: Blog des Jugendwiderstands, 3. Juli 2017, URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more> (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, in: Homepage der KO, URL:https://kommunistische.org/programmatische-thesen/ (zuletzt abgerufen am 2.1.2019).<br />
<br />
Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971-199, Marburg 2002.<br />
<br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD. Kapitel 5 Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt, Berlin 2007.(http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5)<br />
<br />
Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016. (https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise)<br />
<br />
<br />
<br />
== Einzelnachweise == <br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Zur_Souver%C3%A4nit%C3%A4t_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalit%C3%A4t&diff=5966Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität2019-03-20T19:53:31Z<p>Lewis: Wiki-Überprüfung. Vor allem Ergänzungen zur besseren Erklärung der Positionen</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Bei der Einschätzung des deutschen Imperialismus darf auch die nationale Frage nicht vernachlässigt werden.<br />
<br />
Historisch gab es insbesondere bei der Frage der nationalen Souveränität Deutschlands innerhalb der kommunistischen Bewegung Dissens.<br />
Auch wenn nach der Annexion der DDR durch die BRD bzw. der sogenannten <q>Wiedervereinigung<q/>, mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag die volle Souveränität der BRD festgehalten wurde, gibt es insbesondere im rechten Spektrum bei sogenannten <q>Reichsbürgern<q/> gegenteilige Vorstellungen. Diese bestreiten die Existenz der BRD als legitimen und/oder souveränen Staat.<br />
<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg konnte die Arbeiterklasse nur in einem Teil von Deutschland, in der DDR, ihre Macht ausüben. In der BRD übte die Bourgeoisie weiterhin ihre Macht aus. Über die Einschätzung der Souveränität der BRD und dem richtigen Herangehen an die nationale Frage gab es einigen Dissens in der kommunistische Bewegung in der BRD.<br />
<br />
==Positionen==<br />
Besonders maoistische Gruppen orientierten sich teilweise an nationalen Befreiungsbewegungen in der 3. Welt und orientierten auf einen ähnlichen Kampf in der BRD.<br />
<br />
Insbesondere die KPD/ML verstand die Vertreibung der Besatzungsmächte vom deutschen Boden als Hauptvoraussetzung für den Aufbau des Sozialismus in Deutschland: <br />
{{Zitat |Bis Anfang 1976 vertrat die KPD/ML bezogen auf die Frage nach dem ‘Hauptfeind’ für ‘ganz Deutschland’ (BRD, DDR) die Vorstellung vom Primat des Kampfes gegen die ‘Supermächte’. Der Charakter des Kampfes war national bestimmt, die Partei propagierte patriotisch-proletarische und antiamerikanische Phrasen. Nur eine Lösung der ‘nationalen Frage’, die untrennbar ‘mit der allgemeinen Frage der sozialistischen Revolution’ verbunden sei, könne den Weg frei machen zur ‘Errichtung bzw. Wiedererrichtung der Diktatur des Proletariats in Deutschland’. Das Ziel des Kampfes bestand darin, die ‘Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden’ zu vertreiben, um so die Voraussetzungen für ein ‘vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland’ (so auch die Hauptparole der KPD/ML in dieser Zeit) zu schaffen. Das Subjekt eines solchen Prozesses sollte eine ‘Kampfgemeinschaft aller friedliebenden und patriotischen Deutschen im Osten und Westen unseres Vaterlandes’ sein. In ihrer im Dezember 1973 unter dem Titel ‘Deutschland dem deutschen Volk!’ verabschiedeten ZK-Erklärung zur ‘nationalen Frage’ rief die KPD/ML zur ‘Verteidigung der fortschrittlichen deutschen Nationalkultur gegen den Amerikanismus’ auf. | Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 - 1991, Marburg 2002, S. 33. }}<br />
<br />
Auch wenn die KPD/ML nicht mehr existiert und solche Positionen in der Schärfe heutzutage innerhalb der kommunistischen Bewegung nur noch selten anzutreffen sind, ist die damit verbundene Hauptfeindfrage auch heute noch von Bedeutung.<br />
<br />
Diese beantworten wir als Kommunistische Organisation in unseren programmatischen Thesen wie folgt: <br />
{{Zitat |Als Kommunisten in Deutschland sehen wir den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Monopolbourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an. Wir kämpfen aber Seite an Seite mit unseren Genossen auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus als Ganzes, als weltweites System.|Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, auf: Homepage der KO, URL: https://kommunistische.org/programmatische-thesen/}}<br />
<br />
<br />
Zur Frage der Souveränität Deutschlands vertritt die MLPD eine ähnliche Position und schätzt ein, dass die BRD im Bündnis mit anderen Imperialisten nach weltweiter Vorherrschaft strebt:<br />
{{Zitat |Das wiedervereinigte Deutschland bildet das wirtschaftlich stärkste und bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Befreit von einigen politischen Beschränkungen, die ihm die Alliierten nach dem II. Weltkrieg auferlegt hatten, strebt der deutsche Imperialismus im Bündnis mit anderen europäischen Großmächten nach Vorherrschaft in der Welt. Er ist der Hauptfeind der Werktätigen in Deutschland. |Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016, URL: https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise}}<br />
<br />
Der Jugendwiderstand sieht den BRD-Imperialismus als souverän und in der EU um Vorherrschaft strebend:<br />
{{Zitat |Die Bundesrepublik Deutschland ist ein grausamer Imperialist, der versucht sich die EU unterzuordnen und damit zur Großmacht zu werden. Sich fettzusaugen, wie ein Parasit an den in Armut gehaltenen Nationen Süd- und Ost-Europas und dann, ganz im Sinne Hitlers den Blick auf Russland zu richten. Es gibt keinen Staat, den wir mehr hassen als die Bundesrepublik, sie ist unser direkter Gegner und in ihren Knästen sitzen unsere Freunde.|Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, auf: Blog des Jugendwiderstands, 2017 URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more>}} <br />
<br />
Auch das KPD-Parteiprogramm sieht den BRD-Imperialismus als souverän, sowie um die Vorherrschaft in der EU kämpfend: <br />
{{Zitat |Heute ist die imperialistische BRD neben und sogar schon über Frankreich und England hinaus zur ökonomisch und politisch stärksten imperialistischen Macht in Europa geworden. Der reaktionären Innenpolitik entspricht jetzt wesensgleich ein außenpolitischer Schub nach Vorherrschaft in der Europäischen Union.| <br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD, Kap. 5 „Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt“, 2007 (beschlossen), S. 38, URL: <http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5>}}<br />
<br />
<br />
Die DKP schätzt den deutschen Imperialismus ebenfalls als um Vorherrschaft strebend ein. Gleichzeitig stellt sie die These auf, dass in der EU ein "supranationaler" (übernationaler) Staatsapparat im Entstehen sei und erweckt damit den Eindruck, dass die Souveränität Deutschlands eingeschränkt würde.<br />
{{Zitat |Aufgrund seiner größeren ökonomischen und finanziellen Potenzen hat sich Deutschland die Rolle einer maßgeblichen Führungsmacht angeeignet, die es derzeit im Zusammenwirken mit den herrschenden Kreisen Frankreichs auszuüben versucht. Gestützt auf diese Rolle verfolgt das deutsche Monopolkapital erneut die alte Strategie des deutschen Imperialismus, eine aggressive wirtschaftliche, politische und militärische Expansionspolitik in Richtung Ost- und Südosteuropa bis zum Kaukasus und dem Nahen und Mittleren Osten zu betreiben.| <br />
Die wirtschaftliche und die politische Dynamik drängen die EU, sich den Kern eines supranationalen Staatsapparates zu verschaffen.}}<br />
<br />
{{Zitat |Die Europäische Union hat sich zu einem eigenständigen ökonomischen, politischen und militärischen Zentrum neben den USA entwickelt. Die gegenseitigen Beziehungen sind von Kooperation und Konkurrenz geprägt. Die enge wirtschaftliche Verflechtung, vor allem durch die gegenseitigen Ausländischen Direktinvestitionen (ADI), intensiviert die transatlantische Integration und verstärkt gleichzeitig die Konkurrenz der Transnationalen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks.| <br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, 2018, 6. Auflage, URL: http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf}}<br />
<br />
Obwohl sich viele der einzelnen Positionen auf den ersten Blick nicht dramatisch voneinander abweichen, so ist es trotzdem entscheidend diese Fragen genau herauszuarbeiten. Insbesondere die Frage, ob eine "supranationaler" Staatsapparat in der EU entsteht, der die Souveränität Deutschlands einschränkt, muss geklärt werden, da ihre Beantwortung entscheidende Konsequenzen für unseren Kampf haben könnte. Aufbauend auf der Frage der Souveränität, stellt sich weiterhin die Frage nach der konkreten [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems?|Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems]].<br />
<br />
Auch andere Fragen im Bezug zur nationalen Frage werden aufgearbeitet werden. So stellt sich auch die Frage, ob es sich bei der heutigen BRD noch um einen Nationalstaat handelt oder bereits um einen Vielvölkerstaat.<br />
<br />
So schreibt beispielsweise Dagmar Henn:<br />
{{Zitat |Praktisch leben wir längst in einem Vielvölkerstaat. In der Kinderkrippe, die meine Zwillinge besuchten, hatten die dort Anwesenden etwa vierzig Kinder Wurzeln in zwanzig verschiedenen Ländern (meine Zwillinge mit ihrem nigerianischen Vater eingeschlossen). Auch in Kindergarten und Grundschule war das Deutsche die Lingua Franca eines weltumspannenden Gemischs aus Dutzenden Sprachen und Kulturen. Es gab eine umfassende ‚wir sind bunt‘-Rhetorik, die allerdings nichts daran änderte, dass Kinder, die wenig Deutsch sprachen, erbarmungslos unter die künftigen Hauptschüler aussortiert wurden; eine unvermeidliche Folge, wenn die Lehrkräfte keinerlei Kenntnisse in der Vermittlung des Deutschen als Zweitsprache mitbringen.|Dagmar Henn: An falschen Fronten, auf: Das kalte Herz, 2018 https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/}}<br />
<br />
Auch die Widersprüche zwischen den sogenannten alten Bundesländern und dem annektierten Gebiet der ehemaligen DDR sind zu betrachten. Eine zu betrachtende Position innerhalb des kommunistische Bewegung ist beispielsweise, dass ein besonderer nationaler Charakter des ehemaligen DDR Gebiets proklamiert wird und von einer nationalen Unterdrückung dieses Gebiets in der heutigen BRD geredet wird. Ebenfalls sind bürgerlich reaktionäre Vorstellungen zu behandeln. Die Anzahl der sogenannten Reichsbürger nimmt zu. Auch eine Entlarvung dieser reaktionären Ideologie wird Gegenstand weitere Untersuchungen sein.<br />
<br />
<br />
<br />
Es gibt also viele spannende Punkte, die in diesem Themengebiet zu bearbeiten sind.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
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** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
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<br />
== Literatur zum Thema ==<br />
<br />
Deutsche Kommunistische Partei: Programm der DKP, Essen 2018. (http://news.dkp.suhail.uberspace.de/wp-content/uploads/2018/05/DKP-Programm-6.-Auflage-2018.pdf)<br />
<br />
Henn, Dagmar: An falschen Fronten, in: Das kalte Herz, 27. Januar 2018, URL: https://daskalteherz.blog/2018/01/27/an-falschen-fronten/ (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Jugendwiderstand: Heraus zum Kampf, in: Blog des Jugendwiderstands, 3. Juli 2017, URL: http://jugendwiderstand.blogspot.com/2017/07/heraus-zum-kampf-gegen-die-g20.html#more> (zuletzt abgerufen am 30.12.2018).<br />
<br />
Kommunistische Organisation: Programmatische Thesen der KO, in: Homepage der KO, URL:https://kommunistische.org/programmatische-thesen/ (zuletzt abgerufen am 2.1.2019).<br />
<br />
Steffen, Michael: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971-199, Marburg 2002.<br />
<br />
Zentralkomitee der KPD: Programm der KPD. Kapitel 5 Der heutige BRD-Imperialismus. Die Gegenwartsaufgaben der KPD im Kampf für politischen und sozialen Fortschritt, Berlin 2007.(http://www.k-p-d.org/index.php/kpd/grundsatzdokumente/programm-der-kpd#inhalt5)<br />
<br />
Zentralkommitee der MLDP: Kapitel B. Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und das System der kleinbürgerlichen Denkweise, in: Programm der marxistisch-leninistischen Partei, Essen 2016. (https://www.mlpd.de/partei/parteiprogramm/kapitel-b-die-gesellschaftliche-entwicklung-in-deutschland-und-das-system-der-kleinbuergerlichen-denkweise)<br />
<br />
<br />
<br />
== Einzelnachweise == <br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Zyklische_Krisenhaftigkeit_am_Beispiel_des_dt._Imperialismus&diff=5354Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus2019-01-09T20:44:56Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Annahmen==<br />
<br />
'''Schlagworte'''<br />
<br />
Produktivkraftentwicklung, deutscher Imperialismus, Krise<br />
<br />
'''Annahme 1'''<br />
<br />
Das monopolistische Stadium des Kapitalismus bringt eine Tendenz zur Hemmung der Produktivkraftentwicklung hervor.<br />
Beispiel Deutschland: Deutsches Monopolkapital kauft Patente auf, um ihre Nutzung zu verhindern, da sich die damit verbundene Produktivkraftsteigerung negativ auf den dessen Profit auswirken würde.<br />
<br />
{{Zitat | Wie wir gesehen haben, ist die tiefste ökonomische Grundlage des Imperialismus das Monopol. Dieses Monopol ist ein kapitalistisches, d.h. ein Monopol, das aus dem Kapitalismus erwachsen ist und im allgemeinen Milieu des Kapitalismus, der Warenproduktion, der Konkurrenz, in einem beständigen und unlösbaren Widerspruch zu diesem allgemeinen Milieu steht. Dennoch erzeugt es, wie jedes andere Monopol, unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis. In dem Maße, wie Monopolpreise, sei es auch nur vorübergehend, eingeführt werden, verschwindet bis zu einem gewissen Grade der Antrieb zum technischen und folglich auch zu jedem anderen Fortschritt, zur Vorwärtsbewegung; und insofern entsteht die ökonomische Möglichkeit, den technischen Fortschritt künstlich aufzuhalten. Ein Beispiel: In Amerika hat ein gewisser Owens eine Flaschenmaschine erfunden, die eine Revolution in der Flaschenherstellung herbeiführt. Das deutsche Kartell der Flaschenfabrikanten kauft Owens' Patente auf und legt sie in das unterste Schubfach, um ihre Auswertung zu verhindern. Gewiß kann das Monopol unter dem Kapitalismus die Konkurrenz auf dem Weltmarkt niemals restlos und auf sehr lange Zeit ausschalten (das ist übrigens einer der Gründe, warum die Theorie des Ultraimperialismus unsinnig ist). Die Möglichkeit, durch technische Verbesserungen die Produktionskosten herabzumindern und die Profite zu erhöhen, begünstigt natürlich Neuerungen. Aber die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis, die dem Monopol eigen ist, wirkt nach wie vor und gewinnt in einzelnen Industriezweigen, in einzelnen Ländern für gewisse Zeitspannen die Oberhand. | Lenin, Wladimir: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus; gesammelte Werke: Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR; Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED;S. 280-281}}<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Grundannahmen]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Zyklische_Krisenhaftigkeit_am_Beispiel_des_dt._Imperialismus&diff=5353Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus2019-01-09T20:43:48Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Annahmen==<br />
<br />
'''Schlagworte'''<br />
<br />
Produktivkraftentwicklung, deutscher Imperialismus, Krise<br />
<br />
'''Annahme 1'''<br />
<br />
Das monopolistische Stadium des Kapitalismus bringt eine Tendenz zur Hemmung der Produktivkraftentwicklung hervor.<br />
Beispiel Deutschland: Deutsches Monopolkapital kauft Patente auf, um ihre Nutzung zu verhindern, da sich die damit verbundene Produktivkraftsteigerung negativ auf den dessen Profit auswirken würde.<br />
<br />
{{Zitat | Wie wir gesehen haben, ist die tiefste ökonomische Grundlage des Imperialismus das Monopol. Dieses Monopol ist ein kapitalistisches, d.h. ein Monopol, das aus dem Kapitalismus erwachsen ist und im allgemeinen Milieu des Kapitalismus, der Warenproduktion, der Konkurrenz, in einem beständigen und unlösbaren Widerspruch zu diesem allgemeinen Milieu steht. Dennoch erzeugt es, wie jedes andere Monopol, unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis. In dem Maße, wie Monopolpreise, sei es auch nur vorübergehend, eingeführt werden, verschwindet bis zu einem gewissen Grade der Antrieb zum technischen und folglich auch zu jedem anderen Fortschritt, zur Vorwärtsbewegung; und insofern entsteht die ökonomische Möglichkeit, den technischen Fortschritt künstlich aufzuhalten. Ein Beispiel: In Amerika hat ein gewisser Owens eine Flaschenmaschine erfunden, die eine Revolution in der Flaschenherstellung herbeiführt. Das deutsche Kartell der Flaschenfabrikanten kauft Owens' Patente auf und legt sie in das unterste Schubfach, um ihre Auswertung zu verhindern. Gewiß kann das Monopol unter dem Kapitalismus die Konkurrenz auf dem Weltmarkt niemals restlos und auf sehr lange Zeit ausschalten (das ist übrigens einer der Gründe, warum die Theorie des Ultraimperialismus unsinnig ist). Die Möglichkeit, durch technische Verbesserungen die Produktionskosten herabzumindern und die Profite zu erhöhen, begünstigt natürlich Neuerungen. Aber die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis, die dem Monopol eigen ist, wirkt nach wie vor und gewinnt in einzelnen Industriezweigen, in einzelnen Ländern für gewisse Zeitspannen die Oberhand. | Lenin, Wladimir: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus; gesammelte Werke: Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR; Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED;S. 280-281}}<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Grundannahmen]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Kapitalexport&diff=5352Kapitalexport2019-01-09T20:42:31Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Annahmen==<br />
<br />
'''Schlagworte'''<br />
<br />
deutscher Kapitalexport, deutscher historischer Imperialismus, Profitabilität, Auslandsinvestitionen<br />
<br />
'''Annahme 1'''<br />
<br />
Der deutsche Imperialismus hat, im Vergleich mit anderen imperialistischen Ländern jener Zeit, spät angefangen, Kapitalexport zu betreiben. <br />
<br />
<q>Folgende annähernde Zahlen zeigen, wieviel Kapital die drei Hauptländer im Ausland investiert haben.</q><br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! colspan="4" style="text-align: center;" | Im Ausland investiertes Kapital<br />
(in Milliarden Franc)<br />
|-<br />
| Jahr<br />
| style="text-align: right;" | England<br />
| Frankreich<br />
| Deutschland<br />
|-<br />
| 1862<br />
| style="text-align: right;" | 3,6<br />
| style="text-align: right;" | -<br />
| style="text-align: right;" | -<br />
|-<br />
| 1872<br />
| style="text-align: right;" | 15<br />
| style="text-align: right;" | 10 (1869)<br />
| style="text-align: right;" | -<br />
|-<br />
| 1882<br />
| style="text-align: right;" | 22<br />
| style="text-align: right;" | 15 (1880)<br />
| style="text-align: right;" | ?<br />
|-<br />
| 1893<br />
| style="text-align: right;" | 42<br />
| style="text-align: right;" | 20 (1890)<br />
| style="text-align: right;" | ?<br />
|-<br />
| 1902<br />
| style="text-align: right;" | 62<br />
| style="text-align: right;" | 27-37<br />
| style="text-align: right;" | 12,5<br />
|-<br />
| 1914<br />
| style="text-align: right;" | 75-100<br />
| style="text-align: right;" | 60<br />
| style="text-align: right;" | 44<br />
|}<br />
<q>Daraus ersehen wir, daß die Kapitalausfuhr erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts Riesendimensionen angenommen hat.</q><ref>Lenin, Wladimir: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus; Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960; Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED; Berlin/DDR.; S. 246</ref><br />
<br />
'''Annahme 2'''<br />
<br />
Der Kapitalexport des deutschen Imperialismus ist ein Ausdruck seiner „Überreife“.<br />
<br />
{{Zitat|Solange der Kapitalismus Kapitalismus bleibt, wird der Kapitalüberschuß nicht zur Hebung der Lebenshaltung der Massen in dem betreffenden Lande verwendet - denn das würde eine Verminderung der Profite der Kapitalisten bedeuten -, sondern zur Steigerung der Profite durch Kapitalexport ins Ausland, in rückständige Länder. In diesen rückständigen Ländern ist der Profit gewöhnlich hoch, denn es gibt dort wenig Kapital, die Bodenpreise sind verhältnismäßig nicht hoch, die Löhne niedrig und die Rohstoffe billig. Die Möglichkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das eine Reihe rückständiger Länder bereits in den Kreislauf des Weltkapitalismus hineingezogen ist, die Hauptlinien der Eisenbahnen bereits gelegt oder in Angriff genommen, die elementaren Bedingungen der industriellen Entwicklung gesichert sind usw. Die Notwendigkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, das in einigen Ländern der Kapitalismus "überreif" geworden ist und dem Kapital (unter der Voraussetzung der Unentwickeltheit der Landwirtschaft und der Armut der Massen) ein Spielraum für "rentable" Betätigung fehlt.| Lenin, Wladimir; Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus; Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22, 3. Auflage, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 245}}<br />
<br />
'''Annahme 3'''<br />
<br />
Der Kapitalexport dient dem deutschen Imperialismus zur Profitmaximierung. <br />
<br />
{{Zitat|Soweit der auswärtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem er die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt.| Marx, Karl: Das Kapital; Bd. 3, dritter Abschnitt; in MEW Band 25; Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983; S.247}}<br />
<br />
'''Annahme 4'''<br />
<br />
Der Kapitalexport des deutschen Kapitals rührte nicht unbedingt aus einem Mangel an Anlagen in Deutschland, sondern in erster Linie aus einer größeren Profitabilität.<br />
<br />
{{Zitat|Wird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschäftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Ausland beschäftigt werden kann. Dies Kapital ist aber absolut überschüssiges Kapital für die beschäftigte Arbeiterbevölkerung und für das gegebene Land überhaupt. Es existiert als überschüssiges Kapital neben der relativ überschüssigen (arbeitslosen) Bevölkerung, und dies ist ein Beispiel, wie die beiden nebeneinander existieren und sich wechselseitig bedingen.| ebd.; S.266}}<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Grundannahme]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Wie_stellen_Medien_usw._das_Verhalten_der_BRD_dar%3F&diff=5350Wie stellen Medien usw. das Verhalten der BRD dar?2019-01-09T20:41:08Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Wenn die bürgerliche Geschichtsschreibung von so etwas wie deutschem Imperialismus redet, dann historisch und niemals auf die heutige BRD bezogen. Die heutige BRD engagiert sich für Frieden und Freiheit in der Welt. Sie führt keinen Kriege, sondern beteiligt sich an Friedensmissionen, hilft eine Region zu stabilisieren und fördert die Rechte der Frauen. Und Verpflichtungen innerhalb der NATO müssen nun mal erfüllt werden. Man muss ja schließlich „Verantwortung übernehmen“.<br />
<br />
Das alles wird getan um deutsche Interesse zu verteidigen, das heißt Interessen des deutschen Kapitals, die im Gegensatz zu den Interessen der deutschen Bevölkerung stehen, aber letzteres verschweigt man lieber. Der Imperialismus versteht es, sich eine ideologische und moralische Rechtfertigungen für seine Aggressionen zu schmieden. In unseren Grundannahme stellen wir fest, dass, der deutsche Imperialismus im starken Konkurrenzkampf zu anderen imperialistischen Ländern steht und diese Auseinandersetzungen notwendig zu Krieg führen müssen. Wenn wir die Bevölkerung erfolgreich gegen Krieg und Imperialismus agitieren wollen, müssen wir die Argumentationsmuster mit denen der deutsche Imperialismus seine Aggression und Herrschaft rechtfertigt analysieren und entlarven. Dazu ist die bürgerliche Propaganda zur Rechtfertigung des Imperialismus sowohl in Medien und auch in den Schulen genausten zu untersuchen. Nicht nur auf die aktuelle Situation bezogen sondern auch im historischen Kontext. Wie kann am besten dagegen argumentiert werden? Welche Beispiele und Fakten entlarven den deutschen Imperialismus am effektivsten? All das wird im Laufe des Klärungsprozesses zu behandeln sein.<br />
<br />
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<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Was_ist_die_Stellung_des_deutschen_Imperialismus_innerhalb_des_imperialistischen_Weltsystems%3F&diff=5347Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems?2019-01-09T20:37:52Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Um Deutschlands Rolle in der Welt einordnen und eine effektive Strategie gegen den deutschen Imperialismus aufstellen zu können, ist es eine Voraussetzung, die Stellung Deutschlands im imperialistischen Weltsystem zu bestimmen. <br><br />
Wir sind bisher der Einschätzung, dass Deutschland sehr weit an der Spitze des imperialistischen Weltsystems, jedoch zumindest unterhalb der USA und Chinas zu verorten ist. In den nächsten Jahren wollen wir die genaue Stellung anhand verschiedener Aspekte, wie die Ökonomie, der Einfluss in Bündnissen und die militärische Stärke bestimmen. <br><br />
Dieser Komplex ist zudem eng verbunden mit der Frage nach der Rolle der [[Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?|BRD in zwischenimperialistischen Bündnissen]], insbesondere in der EU. Denn ohne Zweifel ist die Europäische Union für den deutschen Imperialismus ein Aktionsfeld von höchster strategischer Wichtigkeit. Der Einfluss Deutschlands in der EU ist ein maßgeblicher Faktor für dessen Einfluss auf der ganzen Welt. Es muss untersucht werden, inwieweit Deutschlands dominierende Rolle innerhalb der EU gefestigt, beziehungsweise anfechtbar ist. <br />
<br />
In den letzten Jahren konnte eine nicht unbedeutende Aufrüstung und Fähigkeitserweiterung der Bundeswehr beobachtet werden – mit der Aggressivität des deutschen Imperialismus beschäftigt sich dieser [[Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr|Dissens]]. Dennoch ist Deutschland den USA, Russland und China militärisch weit unterlegen. Auch verfügt die Bundeswehr bisher noch nicht über dieselben qualitativen Fähigkeiten, wie andere Länder mit geringerem BIP. So verfügen beispielsweise Großbritannien und Frankreich über Flugzeugträger und Nuklearwaffen. <br />
<br />
==Grundlagen und Arbeitsschritte==<br />
Für die Bestimmung der Stellung Deutschlands im imperialistischen Weltsystem ist die Frage nach dem Anteil am Kapitalexport von besonderer Bedeutung. Weiter muss analysiert werden, inwiefern der deutsche Imperialismus heute über territoriale Einflussgebiete verfügt und wie groß dieser im Vergleich zu anderen Imperialisten ist. Grundlage dafür ist die Auseinandersetzung mit dem Konzept der [[Aufteilung der Welt]].<br />
<br />
Die [[AG Deutscher Imperialismus]] wird „die Frage der gegenseitigen Abhängigkeiten innerhalb der imperialistischen Kette" (Programmatische Thesen) untersuchen und mit einer solchen grundsätzlichen Charakterisierung der zwischenimperialistischen Beziehungen die Grundlage für unsere Analyse in dieser Frage legen. Außerdem wird sie Kriterien zur Bestimmung der Stellung von Staaten im imperialistischen Weltsystem erarbeiteten. Darüber hinaus muss der Positionsbestimmung des deutschen Imperialismus im imperialistischen Weltsystem zunächst die Klärung des Dissens zur [[Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität|Souveränität Deutschlands]] vorangehen, ebenso wie die Beantwortung der offenen Fragen der [[Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?|Bündnisse der BRD]], [[Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]] und [[Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr|Aggressivität des deutschen Imperialismus]].<br />
<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Welche_Rolle_spielt_die_BRD_in_der_EU_und_anderen_zwischenimperialistischen_B%C3%BCndnissen%3F&diff=5346Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?2019-01-09T20:35:42Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
<br />
==Einführung==<br />
Dass EU und NATO Bündnisse zwischen imperialistischen Staaten sind und die BRD ein aggressiver Bündnispartner ist, kann innerhalb des Großteils der kommunistischen Bewegung als Konsens und schlichte Tatsache betrachtet werden. Es gibt aber durchaus Kräfte, die der Auffassung sind, die EU könne hin zu einem "fortschrittlichen" Projekt im Interesse der Arbeiterklasse reformiert werden: <br />
{{Zitat|Durch unsere Unterschrift unter diesem [http://www.kommunisten.de/news/europawahlen-2014/4948-kommunistische-und-linksparteien-gemeinsamer-aufruf-zur-europawahl|Aufruf] versprechen wir, diese Ziele und Richtlinien einzuhalten. Je stärker wir sind, desto stärker werden die Kämpfe für ein Europa der Zusammenarbeit, des sozialen Fortschritts und des Friedens sein.|Bettina Jürgens; 2014; Für ein Europa der Zusammenarbeit, des sozialen Fortschritts und des Friedens!; Marxistische Linke:kommunisten.de; http://kommunisten.de/news/europawahlen-2014/5038-fuer-ein-europa-der-zusammenarbeit-des-sozialen-fortschritts-und-des-friedens}}<br />
Im Folgenden sollen jedoch die Mechanismen der Bündnisse und das Wirken der BRD in ihnen genauer untersucht werden, beispielsweise um eine geeignete kommunistische Gegenstrategie zu entwickeln.<br />
Blickt man genauer auf die Fragestellung, werden außerdem so viele Voraussetzungen, und Schnittstellen dieses weiten Gebiets sichtbar, dass auch der eine oder andere kommunistische Dissens zum Vorschein kommt. <br />
<br />
==Unser Standpunkt==<br />
Im ersten Schritt zur Klärung werden wir definieren, welche Bündnisse für diese Frage relevant sind. Dabei sollte u.A. der Begriff "zwischenimperialistisch" unter die Lupe genommen werden. Die [https://kommunistische.org/programmatische-thesen/| Programmatischen Thesen] der Kommunistischen Organisation erwähnen "die EU als imperialistisches Bündnis, die aufstrebenden Ökonomien der BRICS-Gruppe und der US-Imperialismus als nach wie vor militärisch gefährlichster imperialistischer Pol der Welt.".<br />
<br />
Bevor wir die Rolle eines Staats in diesen Bündnissen erkennen können, sollten wir uns mit dem Charakter der Bündnisse selbst befassen. Unsere Thesen beschreiben den Charakter von Bündnissen wie dem der EU als:<br />
{{Zitat|Bündnisse imperialistischer Länder zur besseren Durchsetzung ihrer weltpolitischen Interessen. Sie sind durch ständige Konkurrenz unter den Mitgliedern, ungleichmäßiger Entwicklung und der Gefahr des Auseinanderbrechens gekennzeichnet. Sie können nur zeitweise existieren und werden früher oder später zerbrechen, sie sind keine neu entstehenden supranationalen Staaten.| }}<br />
Hier werden allerdings schon die ersten Ansätze für Dissens sichtbar. So spricht die DKP in der Globalisierungsdefinition ihres Programms von "neuen Schubs imperialistischer Internationalisierung im Interesse des Transnationalen Monopolkapitals und der Integrationsprozesse in der EU" und hält fest:<br />
<ref> DKP;2006; Programm der Deutschen Kommunistischen Partei; Beschlossen auf der 2. Tagung des 17. Parteitages der DKP; S.4 </ref> "Seit den 70er Jahren haben sich auch immer stärker internationale Formen des staatsmonopolistischen Kapitalismus herausgebildet. In Europa sind immer mehr Regulierungsfunktionen an die EU übergegangen." In unseren Thesen haben wir zu diesem Thema angekündigt: "Wir wollen uns mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auseinandersetzen und kritisch herausarbeiten, welche Inhalte und welche Interpretationen dieser Theorie der Realität entsprechen.". Ob hier Konsens besteht, wird sich also mit dem voranschreitenden Arbeitsstand zeigen.<br />
<br />
==Arbeittschritte und Teilfragen==<br />
Den Charakter des Bündnisses im Allgemeinen wird die [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus|AGPolÖk]] untersuchen.<br />
<br />
Ein weiteres Diskussionsfeld, das mit der Charakterisierung der NATO einhergeht (wo Einigkeit besteht, dass die NATO als aggressives, von den USA dominiertes Bündnis zu sehen ist) ist die Einschätzung Russlands. So formuliert die DKP 2018 mit ihrer Rede auf dem Internationalen Treffen der Kommunistischen und Arbeiterparteien, dass die Außenpolitik Russlands in verschiedenen Fällen objektiv anti-imperialistisch gewesen sei:<br />
{{Zitat|When we talk so much about Russia here, we must certainly stress that we have well understood that it is now a capitalist country. It is a class society with enormous differences between rich and poor, but according to our analysis, it is not an imperialist country. In the case of Syria and Ukraine/Donbass, foreign policy is even objectively anti-imperialist.|<br />
<br />
DKP; 2018; Rede auf dem 20. Treffen der IMCWP; https://www.solidnet.org/article/20-IMCWP-Written-Contribution-of-German-CP/}}<br />
<br />
{{Zitat|Wenn wir hier so viel über Russland reden, sollten wir sicher betonen, dass wir genau verstanden haben, dass Russland jetzt ein kapitalistisches Land ist. Es ist eine Klassengesellschaft mit enormen Unterschieden zwischen reich und arm, aber nach unserer Analyse ist es kein imperialistisches Land. Im Falle von Syrien und der Ukraine/Donbass ist seine Außenpolitik sogar objektiv antiimperialistisch.}}<br />
<br />
Was in klarem Gegensatz zum Imperialismusverständnis unserer Thesen steht:<br />
{{Zitat| Eine der zentralen Spaltungslinien in der kommunistischen Weltbewegung ist die Debatte um die These „objektiv antiimperialistischer“ Staaten. Nach dieser Auffassung spielten bestimmte kapitalistische Staaten eine „objektiv antiimperialistische“ und damit friedensfördernde Rolle. So wird z.B. Russland wegen seiner Interessendivergenzen mit den USA oft eine solche Rolle zugesprochen. Diese These ist jedoch falsch. Sie beruht auf der falschen Vorstellung, der Imperialismus sei die Vorherrschaft einiger, „westlicher“ oder „nördlicher“ Staaten wie der USA, Westeuropas und Japans. Wir halten jedoch daran fest, dass der Imperialismus eine gesetzmäßige Entwicklung des Kapitalismus in seinem monopolistischen Stadium ist. Es ist falsch, bestimmten, relativ unterlegenen imperialistischen Polen innerhalb dieses Systems eine prinzipielle Friedensfähigkeit oder fortschrittliche Rolle zuzuschreiben. | <br />
<br />
KO; 2018; Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation,https://kommunistische.org/wp-content/uploads/2018/08/KO-Programmatische-Thesen.pdf}}<br />
Schließlich sollte zur eigentlichen Klärung der Frage die Rolle des deutschen Imperialismus in diesen Bündnissen untersucht werden. <br />
Voraussetzung dafür sind die Ergebnisse des Diskussionspunkts, [[Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen|welche Strategien die deutschen Kapitalfraktionen verfolgen]]. Denn sie bestimmen das Verhalten der BRD auf der Weltbühne und allgemein gegenüber den anderen Staaten, mit denen die deutsche Bourgeoisie um die Aufteilung der Welt streitet.<br />
Einigkeit besteht soweit innerhalb der kommunistischen Bewegung, als dass Deutschland eine hegemoniale Rolle innerhalb der EU ausübt, wie es die MLPD formuliert:<br />
{{Zitat|Politisch und militärisch hat der deutsche Imperialismus seinen Einfluss als Bündnispartner der USA und im Rahmen der NATO ausgeweitet und gerät als stärkste wirtschaftliche Kraft der EU dabei immer mehr in Konkurrenz mit seinen imperialistischen Verbündeten.|<br />
<br />
MLPD;2016; Programm der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands ;Verlag Neuer Weg;S.27}}<br />
Dabei sollten wir auch den Charakter früherer interimperialistischer Bündnisse und Deutschlands Rolle darin beachten, denn abgesehen von der grundlegenden Imperialismustheorie konnte sich schon Lenin zu Bündnisplänen imperialistischer Staaten in Europa äußern:<br />
{{Zitat|"Interimperialistische" oder "ultraimperialistische" Bündnisse sind daher in der kapitalistischen Wirklichkeit, und nicht in der banalen Spießerphantasie englischer Pfaffen oder des deutschen "Marxisten" Kautsky, notwendigerweise nur "Atempausen" zwischen Kriegen - gleichviel, in welcher Form diese Bündnisse geschlossen werden, ob in der Form einer imperialistischen Koalition gegen eine andere imperialistische Koalition oder in der Form eines allgemeinen Bündnisses aller imperialistischen Mächte. Friedliche Bündnisse bereiten Kriege vor und wachsen ihrerseits aus Kriegen hervor, bedingen sich gegenseitig, erzeugen einen Wechsel der Formen friedlichen und nicht friedlichen Kampfes auf ein und demselben Boden imperialistischer Zusammenhänge und Wechselbeziehungen der Weltwirtschaft und der Weltpolitik.|<br />
<br />
Lenin; 1917; Kritik des Imperialismus in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.301 ff.}}<br />
<br />
Noch konkreter wird Lenin mit seinem Text "Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa". Zwar verfasste er dieses Werk noch während des ersten Weltkriegs, aktuell ist die Aussage aber heute um so mehr.<br />
{{Zitat| "Vom Standpunkt der ökonomischen Bedingungen des Imperialismus, d.h. des Kapitalexports und der Aufteilung der Welt durch die „fortgeschrittenen“ und „zivilisierten“ Kolonialmächte, sind die Vereinigten Staaten von Europa unter kapitalistischen Verhältnissen entweder unmöglich oder reaktionär.<br />
Das Kapital ist international und monopolistisch geworden. Die Welt ist aufgeteilt unter ein Häuflein von Großmächten, d.h. von Staaten, die in der großangelegten Ausplünderung und Unterdrückung der Nationen die größten Erfolge zu verzeichnen haben. Die vier Großmächte Europas: England, Frankreich, Rußland und Deutschland, mit einer Bevölkerung von 250-300 Millionen und einem Territorium von etwa 7 Millionen Quadratkilometern, verfügen über Kolonien mit einer Bevölkerung von fast einer halben Milliarde (494,5 Millionen) und einem Territorium von 64,6 Millionen Quadratkilometern, d.h. fast über den halben Erdball (133 Millionen Quadratkilometer ohne Polargebiet). […]<br />
So ist in der Epoche der höchsten Entwicklung des Kapitalismus die Ausraubung von rund einer Milliarde Erdbewohnern durch ein Häuflein von Großmächten organisiert. Und unter dem Kapitalismus ist jede andere Organisation unmöglich. […]<br />
Es kann nicht anders geteilt werden als „entsprechend der Macht“. Die Machtverhältnisse ändern sich aber mit dem Gang der ökonomischen Entwicklung. Nach 1871 erstarkte Deutschland etwa drei- bis viermal so rasch wie England und Frankreich, Japan annähernd zehnmal so rasch wie Rußland. Um die tatsächliche Macht eines kapitalistischen Staates zu prüfen, gibt es kein anderes Mittel und kann es kein anderes Mittel geben als den Krieg. Der Krieg steht in keinem Widerspruch zu den Grundlagen des Privateigentums, er stellt vielmehr eine direkte und unvermeidliche Entwicklung dieser Grundlagen dar|<br />
<br />
Lenin; 1917; Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 21; S.342 ff.}}<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Wie_hat_der_deutsche_Imperialismus_die_vergangenen_Krisen_bew%C3%A4ltigt%3F&diff=5343Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?2019-01-09T20:34:19Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
<br />
==Einführung==<br />
Die Finanzkrise 2008/09 stellten Medien und Politik als bedrohliche Ausnahmeerscheinung dar, der scheinbar radikale Maßnahmen folgen sollten. <br />
Tatsächlich sind regelmäßig wiederkehrende Krisen kennzeichnend für das kapitalistische System. Diese Erscheinung lässt sich bspw. am [https://www.google.de/publicdata/explore?ds=d5bncppjof8f9_&met_y=ny_gdp_mktp_kd_zg&hl=de&dl=de#!ctype=l&strail=false&bcs=d&nselm=h&met_y=ny_gdp_mktp_kd_zg&scale_y=lin&ind_y=false&rdim=region&idim=country:DEU&ifdim=region&hl=de&dl=de&ind=false Zyklus des deutschen BIPs der letzten Jahrzehnte] ablesen [Quelle, evtl. Bild]. <br />
<br />
Trotzdem hat die BRD seit einigen Jahren weltweit mindestens das viertgrößte BIP weltweit - hat also die vergangenen Krisen unbeschadet überstanden, oder sogar davon profitiert.<br />
Die Strategie und Mechanismen, die zu dieser Entwicklung führten, wollen wir mit dieser Offenen Frage untersuchen. <br />
<br />
== Grundlagen ==<br />
Die theoretische Grundlage für diese Arbeit wird die AG Politische Ökonomie liefern, wenn sie den Charakter der [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus#Krisenanalyse|Krisenhaftigkeit]] des Kapitalismus untersucht. Auch die Grundannahme dieser AG zur Krise des deutschen Staats geht etwas auf das Thema ein.<br />
Kurz skizziert, ist die gesellschaftliche Produktion durch abwechselnde Schwankungen von Überproduktion und hoher Nachfrage geprägt. Verbunden sind sie mit Entlassungen, Kapitalvernichtungen, zerfallender Produktionsinfrastruktur, abgelöst durch steigende Investitionen und Einstellungen. Wie es die Thesen der KO formulieren: "Die Widersprüche, die der kapitalistischen Produktionsweise innewohnen, führen periodisch zur Krise. Die kapitalistische Krise ist im Unterschied zu Krisenphasen in früheren Produktionsweisen nicht Ausdruck von Knappheit, sondern kommt im Gegenteil dadurch zustande, dass gemessen an der zahlungsfähigen Nachfrage zu viele Waren produziert wurden und dadurch die Profitabilität der Unternehmen sinkt. "<br />
Verstärkt wird diese zyklische Krisenform durch andere kapitalistische Krisenformen, wie Rohstoffkrisen, Strukturkrisen wegen technischen Näherungen, Währungskrisen usw.<br />
<br />
== Voraussetzungen und Arbeitsschritte ==<br />
Auf dieser Grundlage sollten wir festlegen, anhand welcher Kenngrößen Krisen definiert sind, um aus dem entsprechenden Rohmaterial die Krisen und ihre Verläufe herauszuarbeiten. <br />
Somit haben wir dann das theoretische Werkzeug und das relevante Datenmaterial vorliegen.<br />
<br />
Für die weitere Untersuchung werden die Ergebnisse anderer Dissense und Offener Fragen sein: Welche Strategien haben und hatten deutsche Kapitalfraktionen, welche Rolle spielt die deutsche Bourgeoisie in innerimperialistischen Bündnissen, welche Einflüsse spielten bei dem Wiedererstarken des deutschen Imperialismus eine Rolle?<br />
<br />
Schließlich zur Beantwortung der Frage: Die deutsche kommunistische Bewegung scheint sich aktuell zum Einen einig zu sein, dass die deutsche Bourgeoisie von den vergangenen Krisen profitierte. Zum Anderen, dass die Exportüberschüsse diese Krise mitverursachen und der BRD ermöglichen, die Folgen der Krisen auf anderen Ländern abwälzen - wie auf Griechenland im Fall der Krise von 2008/09.<br />
So beschreibt 2010 die KAZ, wie die deutsche Bourgeoisie gestärkt aus der Krise gehen konnte:<br />
{{Zitat|Weitere große Exportmärkte für deutsche Waren sind Spanien und Italien, die mit Griechenland, Irland und Portugal von den gleichen Banken in Richtung Staatsbankrott gehetzt werden, die dann an den Notanleihen wieder um so mehr verdienen. Die Notanleihen bekommen sie durch direkte oder indirekte Garantien von den um die Hegemonie in der EU ringenden Imperialisten, also von Deutschland und Frankreich |KAZ-Fraktion „Ausrichtung Kommunismus”: Die Krise: Wer zahlt die Zeche?, KAZ Nr.330, 2010}}<br />
Auch die junge Welt sieht hier die hauptsächliche Ursache für die Krise:<br />
{{Zitat| Da beschwert sich die halbe Welt seit Jahren über die exzessiven deutschen Exportüberschüsse – und das völlig zu Recht: Schließlich treiben sie zahlreiche Länder von Griechenland über Italien bis Frankreich immer tiefer in die Verschuldung. [...] die Agenda 2010, Lohnverzicht und Hartz IV haben die Preise deutscher Produkte effizient gedrückt und lassen bis heute Konzernkassen in der Bundesrepublik klingeln, Konzernkassen der ausländischen Konkurrenz hingegen eher darben. Ein Beitrag zur Lösung der europäischen Schuldenkrise ist das nicht.|Jörg Kronauer: Kalter Handelskrieg, Junge Welt vom 22.02.2018}}<br />
Lässt aber anklingen, es gäbe doch (innerhalb des kapitalistischen Systems) "Lösungen" dafür - hier wird wieder ein Ansatzpunkt für Dissens sichtbar:<br />
{{Zitat|Um die Krise ist es zuletzt etwas ruhiger geworden, doch die strukturellen Probleme bleiben ungelöst. Mit Ad-hoc-Maßnahmen wie Krediten des »Euro-Stabilitätsmechanismus« ESM und »Troika«-Programmen wurde die Erosion zwar immer wieder verhindert, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte sind jedoch weiterhin groß und können leicht wieder krisenhafte Auswüchse annehmen. Die deutschen Exportüberschüsse sind höher denn je, entsprechend schwer kommen andere von ihren Defiziten runter. |Steffen Stierle: Nach Berlins Pfeife tanzen, junge Welt vom 26.05.2018}}<br />
<br />
Auch Beate Landefeld (DKP) sieht die europäische Vormachtstellung der deutschen Bourgeoisie in ihren Exportüberschüssen begründet und den politischen Maßnahmen, die die dafür benötigten Produktionsbedingungen gegen die Arbeiterklasse durchgesetzt wurden:<br />
{{Zitat| Deutschlands Besonderheit ist seine extreme Exportorientierung. Seit 1951 erzielt die Bundesrepublik Exportüberschüsse, denen Defizite fast aller Abnehmerländer gegenüber stehen […]. Deutschland wurde zum Gläubigerstaat Europas. Flankiert wird die Exportorientierung von der „Stabilitätspolitik“, die auf Löhne und Sozialkosten drückt. Als Standortvorteile gelten „Sozialpartnerschaft“ und „Wettbewerbskorporatismus“ (Unterordnung des Gesamtinteresses der Arbeiterklasse unter das Interesse der Firma oder des Standorts).| Beate Landefeld: Imperialistische Widersprüche in der EU, UZ-Ausgabe vom 9. Dezember 2016}}<br />
<br />
Die Perspektive Kommunismus weist auf "die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" in diesem Zusammenhang hin:<br />
{{Zitat|Die europäische Spar- und Liberalisierungspolitik, die insbesondere durch starke imperialistische Mächte wie der BRD, Großbritannien oder Frankreich mit und für die Kapitalmacht in diesen Staaten umgesetzt wird, ist die eine Seite der kapitalistischen »Krisenbewältigung«. Die andere Seite ist der militärische Griff nach Außen.|Perspektive Kommunismus: BLOCK EZB – WIR SIND EURE KRISE, 2015, URL: https://perspektive-kommunismus.org/2015/02/04/block-ezb-wir-sind-eure-krise/}}<br />
<br />
<br />
Wichtig für die Krisenbewältigung der deutschen Bourgeoisie war allerdings auch ein weiterer Punkt: Die Ausschlachtung der DDR nach 1989, welche Rolle ihre Annexion beim Wiedererstarken des dt. Imperialismus gespielt hat. Diese Fragen wollen wir aufgrund ihrer Wichtigkeit und Kontroversität als separaten [[Annexion der DDR Ende des 20. Jahrhunderts|Arbeitsschritt]] behandeln.<br />
<br />
<br />
Wenn wir diese Annahmen und Fragen untersucht haben, werden wir letztendlich den deutschen Imperialismus als Gegner besser verstanden haben und somit in der Lage sein, der Propaganda wie "Wirtschaftswundern" oder "fleißigeren" Deutschen etwas entgegenzusetzen - aber auch unsere kommunistische Gegenstrategie besser zu entwickeln.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
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<br />
==Quellen==<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=In_welchem_Verh%C3%A4ltnis_wirkten_nach_dem_2._WK_die_Pl%C3%A4ne_der_Westalliierten_UND_das_deutsche_Monopolkapital_beim_Wiedererstarken_des_deutschen_Imperialismus%3F&diff=5342In welchem Verhältnis wirkten nach dem 2. WK die Pläne der Westalliierten UND das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus?2019-01-09T20:33:37Z<p>Lewis: /* Voraussetzungen und Arbeitsschritte */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Um das Wesen des heutigen deutschen Imperialismus und den Charakter seiner Bündnisse zu verstehen, ist es notwendig, seine Vergangenheit zu analysieren.<br />
Diese offene Frage bezieht sich auf das Wirken des deutschen Imperialismus seit der Nachkriegszeit. <br />
<br />
== Voraussetzungen und Arbeitsschritte ==<br />
Unser theoretisches Rüstzeug für die Untersuchung sind zunächst die [[AG_Deutscher_Imperialismus#Grundannahmen|fünf Hauptmerkmale]] nach Lenin´s Imperialismustheorie, die die [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus|AG PolÖk]] im Allgemeinen und diese AG bezogen auf den deutschen Imperialismus untersucht.<br />
{{Zitat|Die Kapitalisten teilen die Welt nicht etwa aus besonderer Bosheit unter sich auf, sondern weil die erreichte Stufe der Konzentration sie zwingt, diesen Weg zu beschreiten, um Profit zu erzielen; dabei wird die Teilung 'nach dem Kapital', 'nach der Macht' vorgenommen - eine andere Methode der Teilung kann es im System der Warenproduktion und des Kapitalismus nicht geben. Die Macht aber wechselt mit der ökonomischen und politischen Entwicklung ...| Lenin; 1917; Die Aufteilung der Welt unter die Kapitalistenverbände in: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 22; S.257ff}}<br />
<br />
Auch relevant sind unsere [[Entstehung der deutschen Nation|Grundannahme]] und [[Warum konnte sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende 19. Jhd. So schnell entwickeln?|Offene Frage]] zur raschen Entwicklung der deutschen Ökonomie, die im 19. Jahrhundert noch der Nachzügler unter den Großmächten war. Inwieweit das Auswirkungen bis in die Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs haben könnte, untersucht ein weiterer [[Welche Auswirkung hatte die Niederlage auf den Deutschen Imperialismus?|Dissenstext]].<br />
<br />
Weiterhin muss zunächst die Prämisse - dass die deutsche Nation und ihre Ökonomie wiedererstarkt ist - geprüft werden. Die kommunistische Bewegung scheint in diesem Punkt allerdings keine kontroversen Diskussionen zu führen. Wie es Niemeyer mit ihrem Artikel "Der BRD-Imperialismus nach 1989" ausgedrückt hat {{Zitat| Mit der Einverleibung der DDR ist es dem deutschen Imperialismus endgültig gelungen, die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges, das Potsdamer Abkommen, zu revidieren. Territorial gestärkt meldet er seitdem immer deutlicher seine Ansprüche nach "Gleichbehandlung" und "Normalität" an, heißt: Er möchte wieder gleichermaßen und ungehindert an den Beutezügen in der Welt teilnehmen.<br />
Von der Öffentlichkeit weithin unbemerkt und unbehelligt dringt er dabei auch in jene Regionen vor, die bisher der Konkurrenz, insbesondere dem US-Imperialismus, "gehörten", gerne hinter der unschuldigen Fassade des "ehrlichen Maklers".|Eva Niemeyer;2009; Der BRD-Imperialismus nach 1989: Von territorialer zu hegemonialer Expansion; Offen-siv 2009-8}}<br />
<br />
Ein oft zitiertes Indiz ist der Appell des deutschen Außenminister Kinkel 1993, einen erneuten Anlauf des deutschen Staates (zum Griff nach der Weltmacht, diesen Zusatz hatte er vornehm ausgelassen) zu forcieren:<br />
{{Zitat| ... nach Außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert sind: Im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden, die unseren Wünschen und unserem Potential entspricht ... Wir sind auf Grund unserer Mittellage, unserer Größe und unserer traditionellen Beziehungen zu Mittel- und Osteuropa dazu prädestiniert, den Hauptvorteil aus der Rückkehr dieser Staaten nach Europa zu ziehen. Dies gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Stellung der deutschen Sprache und Kultur in Europa |Klaus Kinkel; 1993; Verantwortung, Realismus, Zukunftssicherung. Deutsche Außenpolitik in einer sich neu ordnenden Welt. In: FAZ, 19. März 1993}}<br />
Erstmals wurden Pläne, dass Deutschland weiter Weltmacht bleiben sollte, sogar schon 1943 durch den später als Vorzeigepolitiker gefeierten Wirtschaftsminister Ludwig Erhard geschmiedet <ref name="Autkoll"> Anonym; 2017; Heute Europa, morgen die Welt; Edition ost; Berlin</ref>.<br />
<br />
<br />
Dieser oberflächlich festgestellte Konsens ist allerdings nicht ausreichend, um ein Wiedererstarken des deutschen Imperialismus nach dem 2. Weltkrieg zu beweisen. Es ist also zum einen zu zeigen, dass die deutsche herrschende Klasse nach dem 2. Weltkrieg am Boden lag. Wie beispielsweise das Autorenkollektiv von "Heute Europa, morgen die Welt" erklärt <ref name="Autkoll"/>: <q>Die "Stunde Null" gab es 1945 ebenso wenig wie 1918 nach der Kapitulation im Ersten Weltkrieg, als das Deutsche Reich zum ersten Mal militärisch nach der Weltmacht griff und scheiterte.</q>.<br />
<br />
Zum anderen müssen wir nachweisen dass der deutsche Staat seitdem wieder eine der weltweiten Hegemonialmächte wurde. Auch mit der [[Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?|Frage nach den Krisenstrategien der BRD]] nach dem 2. Weltkrieg sind Schnittmengen wahrscheinlich, und die von ihr ausgehende Gefahr untersuchen wir ebenfalls mit einem [[Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr|Dissenstext]]. <br />
Für diese Analyse die Entwicklung der Bourgeoisie bis heute können wir die Methodik von Lenin, bspw. Gossweiler und Opitz zur Untersuchung von Kapitalfraktionen und ihren Dynamiken angeschaut werden und daraus abgeleitet werden, wie das Wiedererstarken des deutschen Imperialismus nachzuzeichnen ist: Wie war das deutsche Kapital aufgebaut, strukturiert und welche Strategien bis heute in welchen Epochen dominant. Wie konnten sich diese Strategien durch die politischen Vertreter der BRD vermittelt durchsetzen?<br />
Die gesamten Ergebnisse der erwähnten Dissense und der Analyse sollten diese Teilfrage des Wiedererstarkens beantworten. Die kommunistische Bewegung scheint sich hier allerdings weitgehend einig zu sein, wie auch der [[Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr|Dissenstext]] zur Agressivität der BRD zeigt.<br />
<br />
Nachdem also das Wiedererstarken der deutschen Bourgeoisie bestätigt ist, bleibt die Dynamik dieses Prozesses zu analysieren: Welche Kapitalfraktionen sind in der Nachkriegszeit vorzufinden? Wer bekam das größte Kuchenstück des "Wirtschaftswunders"? Welche Rolle spielten die Westalliierten, und die Interessen welcher Konzerne wurden damit vermittelt? <br />
{{Zitat|Hilfe kam mit dem Marshall-Plan, der nicht der Selbstlosigkeit der USA entsprang, sondern der Umsetzung ihrer wirtschaftlichen und politischen Ziele diente. Den ersten Grund lieferte die schwierige Situation der US-Wirtschaft. […] Ein weiterer Grund war die Angst, wegen der wirtschaftlichen Probleme Europas könnte der Einfluss der kommunistischen Parteien und damit der Sowjetunion auch in den westlichen Staaten wachsen und zum Hindernis für die kapitalistischen Zielsetzungen der USA werden. Deutschland spielte dabei eine entscheidende Rolle. Washington war davon überzeugt, dass der Wiederaufbau Europas nur möglich wäre, wenn die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft Teil des Aufbauplanes wurde. […] Washington schaffte es, das Misstrauen der europäischen Staaten gegen ein wiedererstarkendes Deutschland mit zwei politischen Schachzügen zu beseitigen. Erstens wurde mit Hilfe des Marshall-Plans die wirtschaftliche Zusammenarbeit Europas stimuliert und aus 16 Staaten die die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit / OEEC gegründet. Zweitens wurden Europa und die USA durch eine Militärallianz verbunden, die den europäischen Staaten die Angst vor der Wiedergeburt des deutschen Militarismus nehmen sollte.|Ludo de Brabander, Georges Spriet; 2013; Die NATO - Historischer<br />
Rückblick und Analyse der Entwicklung der Nato von 1949 bis 2012 in: offen-siv 1-2013}}<br />
<br />
Dafür ist unter anderem in einer separaten Untersuchung, vermutlich durch die [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus|AG PolÖk]], der USA-Imperialismus dieser Zeit aus kommunistischer Literatur zu charakterisieren. Das Verhältnis kann bspw. so interpretiert werden, dass die Zusammenarbeit mit den USA der Garant für die Aufrechthaltung der kapitalistischen Ordnung und der militärischen Stärke Deutschlands war <ref name="Autkoll"/>.<br />
Auch der folgende Ausschnitt betont die Wichtigkeit der westlichen Länder, damit die deutsche Kapitalistenklasse ihre Ambitionen umsetzen konnte: {{Zitat|Allerdings hatte [der deutsche Imperialismus] dazugelernt und verfolgte nunmehr diese Pläne nicht mehr im Alleingang, sondern – als Juniorpartner des US-Imperialismus – im transatlantischen Kriegsbündnis NATO sowie im Rahmen europäischer Zusammenschlüsse (ausgehend von der Montanunion über die Pläne zur Schaffung einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft bis hin zu EWG und EU), dies alles im Zusammenhang mit der Remilitarisierung Westdeutschlands und der raschen Wiederherstellung alter ökonomischer Stärke|Johann Woydt;2018 Der deutsche Imperialismus oder: Solange es Imperialismus gibt, gibt es Krieg!; Offen-siv 2018-08}}<br />
<br />
Für das Verhältnis von USA- und BRD-Imperialismus ist auch die deutsche Strategie gegenüber der DDR und Sowjetunion zu beachten. Denn die Machtambitionen der BRD führten bspw. durch die Strategie "Wandel durch Annäherung" Egon Bahrs 1963 zu Spannungen zwischen Deutschland und den USA , wie auch das Aufbegehren der BRD in der Atomfrage <ref name="Autkoll"/>. Als Nebenschauplatz können wir hier auch einen möglichen Dissens zu Beate Landefeld (DKP) untersuchen, da sie eine andere Dynamik formuliert:<br />
{Zitat|Die USA setzten Regeln im kapitalistischen Weltsystem, schufen Gremien, wie IWF und Weltbank, und drängten auf die Einigung Westeuropas als Teil der Blockbildung gegen den Sozialismus. Sie forcierten Deutschlands Remilitarisierung und NATO-Eingliederung. Der deutschen Bourgeoisie halfen sie, ihre Klassenmacht zu restaurieren.| Landefeld; 2016; Imperialistische Widersprüche in der EU; DKP-Homepage; http://news.dkp.suhail.uberspace.de/2016/12/imperialistische-widersprueche-in-der-eu/}}<br />
<br />
Die hier genannten Arbeitsschritte sollten letztendlich aufklären, welche Rolle westliche imperialistische Länder im Verhältnis zur deutschen Bourgeoisie während der deutschen Nachkriegszeit gespielt hat. <br />
Damit können wir letztendlich die Strategien der heutigen Kapitalfraktionen aufklären, aber auch gegen einige bürgerliche Mythen der Nachkriegszeit fundamentierte Argumente entwickeln.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
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<br />
==Quellen==<br />
<references /><br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Dissens]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F&diff=5339Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?2019-01-09T20:28:50Z<p>Lewis: </p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Dass der Zweite Weltkrieg vom Deutschen Imperialismus als Raub- und Eroberungskrieg geführt wurde, ist unter Kommunistinnen und Kommunisten eine weitgehend unstrittige Erkenntnis. Zu unterschiedlichen Varianten der bürgerlichen Geschichtsschreibung existiert jedoch eine Fülle an Dissensen. Beispielhaft sei hier nur die Darstellung erwähnt, dass das "Machtstreben" und der "Rassenwahn" Adolf Hitlers die Ursache für den Krieg gewesen sei. Im Speziellen ist es für Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland eine Notwendigkeit, die massenfeindliche und rassistische Faschismustheorie der sogenannten "Antideutschen" zu widerlegen. Um ein umfassendes Verständnis der Rolle des Deutschen Imperialismus im Zweiten Weltkrieg zu erlangen, erachten wir es als wichtig, die folgenden Fragen zu klären:<br />
<br />
Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg? Welche Interessen von Teilen der deutschen Monopolbourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? <br><br />
Welche Ressourcen und Gebiete wollte das deutsche Monopolkapital unter seine Kontrolle bringen? Welche Rolle sollte der Bevölkerung, bzw. den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den eroberten Gebieten zukommen? (Versklavung, Vernichtung, Eingliederung in deutsche Arbeiterklasse, ...) <br><br />
Wie ist im strategischen Kontext des 2. Weltkriegs die Judenvernichtung zu bewerten? <br><br />
Aus welchen Gründen sollten Teile der deutschen Arbeiter und Bauern in eroberte Ostgebiete umgesiedelt werden? <br><br />
Worin zeichnete sich die Beziehung der deutschen Kapitalisten zu ausländischen Kapitalisten aus? <br><br />
Wie autark funktionierte der deutsche Monopolkapitalismus während dem 2. Weltkrieg und welche wirtschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen und ausländischen Kapitalisten, insbesondere zur Bourgeoisie verfeindeter Länder? Was waren die strategischen Ziele im Besonderen gegenüber der Sowjetunion?<br />
<br />
In den [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen|Grundannahmen]] haben wir bereits festgestellt, dass der Deutsche Imperialismus in scharfer Konkurrenz zu anderen imperialistischen Staaten steht. Der erste Weltkrieg war für den Deutschen Imperialismus der erste großangelegte Anlauf, [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?|eine Neuaufteilung der Welt in seinem Interesse herbeizuführen]]. <br><br />
Mit Sicherheit ist es unter Kommunisten unstrittig, dass der zweite Weltkrieg weit mehr war, als ein Versuch, die Ergebnisse des ersten Weltkriegs zu revidieren und in Europa Machtverhältnisse wie vor dem ersten Weltkrieg herzustellen. In den Grundannahmen gehen wir mit Lenin von der [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus#Grundannahmen|Aufteilung der Welt]] als Wesensmerkmal des Kapitalismus im imperialistischen Stadium aus. <br><br />
Hier stellt sich also die Frage, welche Neuaufteilung die deutsche Bourgeoisie im zweiten Weltkrieg anstrebte. Ausgehend von der Bestimmung des Kapitalexports als ein weiteres Wesensmerkmal des Imperialismus, stellt sich die Frage, in welche Länder aus Deutschland Kapital exportiert wurde und welche weiteren Möglichkeiten militärisch durchgesetzt werden sollten?<br />
<br />
Zur Klärung der oben genannten Fragen wird unter andrem eine Auseinandersetzung mit dem "Generalplan Ost" und dessen Zustandekommen notwendig sein. <br><br />
Essenziell wird außerdem die Herausarbeitung des Dissens vornehmlich innerhalb der Kommunistischen Bewegung sein. Weiterhin werden wir uns mit den wesentlichen Strömungen in der bürgerlichen Darstellung befassen. <br><br />
Schließlich wollen wir uns, ausgehend von unseren Grundannahmen und durch empirische Überprüfung der verschiedenen Einschätzungen eine fundierte Position erarbeiten. Diese werden wir dann insbesondere für die Einschätzung der [[Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen|strategischen Interessen des deutschen Monopolkapitals]], sowie die Beziehungen der Imperialisten untereinander, nutzen können. <br />
<br />
<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst Du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder Dir noch andere Möglichkeiten einfallen, Dich zu beteiligen, melde Dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F&diff=5337Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?2019-01-09T20:27:01Z<p>Lewis: </p>
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<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
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<br />
Dass der Zweite Weltkrieg vom Deutschen Imperialismus als Raub- und Eroberungskrieg geführt wurde, ist unter Kommunistinnen und Kommunisten eine weitgehend unstrittige Erkenntnis. Zu unterschiedlichen Varianten der bürgerlichen Geschichtsschreibung existiert jedoch eine Fülle an Dissensen. Beispielhaft sei hier nur die Darstellung erwähnt, dass das "Machtstreben" und der "Rassenwahn" Adolf Hitlers die Ursache für den Krieg gewesen sei. Im Speziellen ist es für Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland eine Notwendigkeit, die massenfeindliche und rassistische Faschismustheorie der sogenannten "Antideutschen" zu widerlegen. Um ein umfassendes Verständnis der Rolle des Deutschen Imperialismus im Zweiten Weltkrieg zu erlangen, erachten wir es als wichtig, die folgenden Fragen zu klären:<br />
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Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg? Welche Interessen von Teilen der deutschen Monopolbourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? <br><br />
Welche Ressourcen und Gebiete wollte das deutsche Monopolkapital unter seine Kontrolle bringen? Welche Rolle sollte der Bevölkerung, bzw. den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den eroberten Gebieten zukommen? (Versklavung, Vernichtung, Eingliederung in deutsche Arbeiterklasse, ...) <br><br />
Wie ist im strategischen Kontext des 2. Weltkriegs die Judenvernichtung zu bewerten? <br><br />
Aus welchen Gründen sollten Teile der deutschen Arbeiter und Bauern in eroberte Ostgebiete umgesiedelt werden? <br><br />
Worin zeichnete sich die Beziehung der deutschen Kapitalisten zu ausländischen Kapitalisten aus? <br><br />
Wie autark funktionierte der deutsche Monopolkapitalismus während dem 2. Weltkrieg und welche wirtschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen und ausländischen Kapitalisten, insbesondere zur Bourgeoisie verfeindeter Länder? Was waren die strategischen Ziele im Besonderen gegenüber der Sowjetunion?<br />
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In den [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen|Grundannahmen]] haben wir bereits festgestellt, dass der Deutsche Imperialismus in scharfer Konkurrenz zu anderen imperialistischen Staaten steht. Der erste Weltkrieg war für den Deutschen Imperialismus der erste großangelegte Anlauf, [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?|eine Neuaufteilung der Welt in seinem Interesse herbeizuführen]]. <br><br />
Mit Sicherheit ist es unter Kommunisten unstrittig, dass der zweite Weltkrieg weit mehr war, als ein Versuch, die Ergebnisse des ersten Weltkriegs zu revidieren und in Europa Machtverhältnisse wie vor dem ersten Weltkrieg herzustellen. In den Grundannahmen gehen wir mit Lenin von der [[AG Politische Ökonomie des Imperialismus#Grundannahmen|Aufteilung der Welt]] als Wesensmerkmal des Kapitalismus im imperialistischen Stadium aus. <br><br />
Hier stellt sich also die Frage, welche Neuaufteilung die deutsche Bourgeoisie im zweiten Weltkrieg anstrebte. Ausgehend von der Bestimmung des Kapitalexports als ein weiteres Wesensmerkmal des Imperialismus, stellt sich die Frage, in welche Länder aus Deutschland Kapital exportiert wurde und welche weiteren Möglichkeiten militärisch durchgesetzt werden sollten?<br />
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Zur Klärung der oben genannten Fragen wird unter andrem eine Auseinandersetzung mit dem "Generalplan Ost" und dessen Zustandekommen notwendig sein. <br><br />
Essenziell wird außerdem die Herausarbeitung des Dissens vornehmlich innerhalb der Kommunistischen Bewegung sein. Weiterhin werden wir uns mit den wesentlichen Strömungen in der bürgerlichen Darstellung befassen. <br><br />
Schließlich wollen wir uns, ausgehend von unseren Grundannahmen und durch empirische Überprüfung der verschiedenen Einschätzungen eine fundierte Position erarbeiten. Diese werden wir dann insbesondere für die Einschätzung der [[Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen|strategischen Interessen des deutschen Monopolkapitals]], sowie die Beziehungen der Imperialisten untereinander, nutzen können. <br />
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==Mitmachen==<br />
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In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst Du mitmachen:<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F&diff=4941Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?2019-01-07T20:28:17Z<p>Lewis: /* Grundlagen und Arbeitsschritte */</p>
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<br />
==Einführung==<br />
Die Frage ist, welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 2. WK gespielt hat. Unfraglich ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind insbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen.<br />
<br />
==Grundlagen und Arbeitsschritte==<br />
Die Frage nach der Verantwortlichkeit zielt nicht auf eine moralische Bewertung ab, sondern auf eine Erkenntnisgewinnung, welche Strategien der deutsche Imperialismus hatte und welche er wie durchsetzen konnte. Die Frage ist also relevant, um herauszufinden, wie das gesamte imperialistische Gefüge zueinander stand und welche Interessen letztlich zum Ausbruch des 2. Weltkrieges geführt haben.<br />
Die wichtigsten Grundannahmen zur Klärung dieser Fragen ist Lenins Ausarbeitung zum imperialistischen Stadium und der damit verbundenen [https://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Der_imperialistische_Kapitalismus#Die_Aufteilung_der_Welt_unter_die_Gro.C3.9Fm.C3.A4chte| Aufteilung der Welt unter den Großmächten] sowie den imperialistischen Kriege um ihre Neuaufteilung. Von diesem Gesichtspunkt aus ist die Rolle Deutschlands und der anderen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Länder bei dessen Entstehung zu untersuchen. Untrennbar damit einher geht die Anwendung unserer Grundannahmen bezüglich der [[Kapitalkonzentration_des_deutschen_Imperialismus| Kapitalkonzentration]] und des [[Deutsches_Finanzkapital| Finanzkapitals]], die Lenins Charakterisierungen, aber auch bereits den Ausarbeitungen von Marx und Engels entsprechen. Sie helfen uns, die Entwicklung speziell des deutschen Finanzkapitals, seine Konzentration etc. zu verstehen und mit dem Kriegsbeginn 1939 in Beziehung zu setzen. <br />
Die Klärung dieser Fragen erfordert eine sehr genaue Ermittlung der Kapitalinteressen (ökonomischen, geostrategischen etc.) Deutschlands und der anderen imperialistischen Länder. Die Ergebnisse zu vergleichen hilft uns besser zu verstehen, welche Interessen und Faktoren den Ausbruch des Krieges verursachten. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass der deutsche Imperialismus durch die Arbeiter- und Soldatenräte während der Novemberrevolution kurzzeitig eine Niederlage erfahren hat und deshalb einen erneuten Versuch starten musste, um seine Potentiale für größere Einflussgebiete militärisch durchzusetzen. Zudem ist der Kampf gegen die Sowjetunion im Interesse aller Kapitalisten ebenfalls genauer zu untersuchen.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
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In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
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** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
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[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=AG_Deutscher_Imperialismus&diff=4930AG Deutscher Imperialismus2019-01-07T20:12:29Z<p>Lewis: /* Grundannahmen */</p>
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<br />
== Einführung in die AG ==<br />
<br />
{{Zitat|Wenn die Griechen nicht so faul wären, müssten wir jetzt nicht ihre Krise bezahlen. Sollen sie doch mal so fleißig arbeiten wie wir Deutschen! <br/>Wer soll denn den IS stoppen wenn nicht unsere Bundeswehr? Wir müssen wieder mehr Verantwortung übernehmen! Wir müssen stark in der EU sein um die NATO im Nahen Osten zu supporten.|}}<br />
<br />
Solche Sätze tauchen immer wieder auf in Diskussionen mit unseren Kollegen, Freunden und Leuten aus unserem Stadtviertel. Solche Situationen sind der Prüfstein für unsere Argumente, für die Agitation unserer täglichen Kämpfe. Wenn wir in diese Gespräche gehen, lernen wir Kommunisten den Stand des Bewusstseins von Teilen der Volksschichten kennen – Welche Zusammenhänge sie erkennen und wo sehen sie sie anders als Kommunisten. Auch Kritik, die intuitiv richtig ist (<q>der Chef da oben muss keinen Finger rühren und hat viel mehr in der Tasche</q>) aber falsche Schlüsse zieht (<q>uns geht es aber allen besser, wenn Deutschland die EU verlässt</q>) . Solche Diskussionen sind also wichtig, um unsere Praxis als Kommunistische Organisation aufzubauen.<br><br />
Die AG Deutscher Imperialismus will teilweise von der Praxis, von solchen Diskussionsfragen ausgehend, das Wesen des deutschen Imperialismus betrachten und die Schlüsse für eine kommunistische Organisation ziehen. Aber auch in anderen Zusammenhängen müssen wir Kommunisten unsere Argumentation und Erklärung der Zustände, gegen die wir kämpfen, verständlich machen. So manche Demo-Parole klingt eher nebulös, wenn man sich nicht schon seit langem mit marxistisch-leninistischen Inhalten auseinandersetzt. Und da müssen wir fragen, ob mit solcher Außenwirkung unsere Kollegen und Nachbarn erreicht werden können - oder doch nur anderen Kommunisten und Kommunistinnen. Beispielsweise versteht<br />
{{Zitat|SIEMENS, Daimler, Deutsche Bank - der Hauptfeind steht im eignen Land|}}<br />
Eigentlich nur, wer sich schon ein wenig mit imperialistischen Mechanismen beschäftigt hat.<br />
Andere Losungen könnten bei genauerem Hinsehen gefährliche Illusionen schüren - wie dass die Deutschen aus der Nato austreten, die Bundeswehr abschaffen oder einen friedlichen Kapitalismus erreichen könnten:<br />
{{Zitat|Frieden schaffen – ohne Waffen<br>Für eine freie und friedliche Uni! Her mit der Zivilklausel!|}}<br />
Die Forschung dieser AG sollte auch Ergebnisse produzieren, die die Zusammenhänge hinter diesen Fragen beleuchten und schlussendlich entweder verständlich darstellen oder widerlegen.<br />
<br />
Aber auch für die Aufbauarbeit unserer Partei insgesamt und für unsere Strategie ist es grundlegend, die Mechanismen hinter den Zusammenhängen zu klären, die von den aufgezählten Fragen berührt werden. <br />
Grundsätzlich sehen wir von der KO als Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Bourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an:<br />
{{Zitat|Für die nächsten Jahre ist die Aufgabe, eine genaue Analyse der Lage und Strategien des deutschen Imperialismus nach Innen und Außen vorzunehmen. Eine Analyse, die sehr genau die Widersprüche innerhalb der Bourgeoisie und ihre Absichten und Pläne erkennbar macht und einen Weg aufzeigt, wie die Arbeiterklasse unter Führung der Kommunistischen Partei darauf reagieren muss.<br> Zur Analyse der Strategien des deutschen Imperialismus tragen auch die Analyse der Sozialdemokratie und des Faschismus als Herrschaftsoptionen und Reserven des deutschen Imperialismus bei.|KO, Programmatische Thesen, 2017}}<br />
<br />
Im Handeln und auch in verschiedenen Theorieansätzen bis hin zu Strategievorstellungen verschiedener anderer kommunistischer Gruppierungen zeigt sich in dieser entscheidenden Frage ein Dissens, der auf abweichende Auffassungen der zugrundeliegenden Erkenntnisse zurückzuführen ist - wie beispielsweise die zuvor genannten Ilussionen über eine dauerhafte Friedensfähigkeit des Kapitalismus. <br><br />
Diese Abweichung zu diskutieren und zu klären, ist für die Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland (und international) fundamental - falsche Vorstellungen in dieser Frage können letztendlich zu einer opportunistischen Politik führen, aber nicht zu einem revolutionären Umsturz für den Sozialismus.<br />
<br />
<br />
<br />
Die unten aufgeführten Fragen zu klären, setzt eine wissenschaftliche und umfassende Analyse des deutschen Imperialismus heute und in seiner Vergangenheit voraus.<br />
Zu einzelnen Fragen und Zusammenhängen, besonders aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit, gibt es bereits sehr gut ausgearbeitete Artikel und Bücher, von denen wir als AG für diese Analyse zunächst ausgehen wollen (s. einzelne Artikel). Diese kommunistische Forschung dient als Ausgangspunkt und Grundlage für die Arbeit dieser AG. Bei der Sichtung dieses Materials ergeben sich auch schon die zu klärenden Forschungsfragen als Dissens oder Offene Fragen innerhalb der kommunistischen Bewegung, wie sie in den nachfolgenden Abschnitten aufgeführt werden. Dabei stützen wir uns immer auf unsere marxistisch-leninistischen Grundlagen (s. u.).<br />
Betrachten wird diese AG den kompletten Zeitraum, der für den deutschen Imperialismus relevant ist - von der Entstehung des deutschen Nationalstaats, des aggressiven Aufholens bis in den ersten Weltkrieg hinein, über die Interessen verschiedener Kapitalfraktionen der Nachkriegszeit bis hin zur Einschätzung der heutigen Aggressivität der BRD nach außen und ihres internationalen Wirkens. <br />
Ein wichtiger Auftrag für die AG ist, die Werkzeuge der Leninschen Imperialismustheorie auf den heutigen deutschen Imperialismus anzuwenden – kann bspw. deutscher Kapitalexport unmittelbar als "Direktinvestition" übersetzt werden? Dabei wollen wir nicht, wie das so oft unter dem Mantel der "Aktualisierung" geschieht, die ML-Grundlagen durch diffuse Analysen eines "neoliberalen" Stadiums des Kapitalismus o.Ä. ersetzen, sondern sie tatsächlich direkt anwenden.<br />
Einige der Fragen, die wir gefunden haben, wirken sich schon direkt auf die Orientierung der Strategie aus: Welche Kapitalfraktionen bestimmen dominierend die Politik der BRD? Aber auch gefährliche Illusionen über die Reformierbarkeit der EU will die AG mit unserer Forschung widerlegen.<br />
<br />
Um diese Ergebnisse wieder zurück in die Praxis fließen zu lassen, werden wir als AG erarbeiten, in welcher Form diese Inhalte vermittelt werden können, wo sie bei der Massenarbeit verwendet werden können – in Betriebsarbeit, im Stadtviertel, oder auch an anderer Stelle.<br />
Konkret: Welche Aktionskonzepte eignen sich für den antiimperialistischen und antimilitaristischen Kampf?<br />
<br />
Bei dieser Arbeit ist die AG auf die Vorarbeit Anderer angewiesen. So wird die AG [[AG_Politische_Ökonomie_des_Imperialismus | "Politische Ökonomie des Imperialismus"]] die Methodik und Erkenntnisse Lenins auf die heutige Zeit übertragen und den Charakter des imperialistischen Systems als "Kette" untersuchen.<br />
Die AG [[AG_Staat,_Faschismus_und_Sozialdemokratie | "Staat, Sozialdemokratie und Faschismus"]] setzt sich mit der Aggressivität der BRD nach innen und Fragen des Faschismus auseinander, die zwangsläufig mit dem imperialistischen Charakter Deutschlands gestellt sind.<br />
Aber auch mit der [[AG_Sozialismus | "AG Sozialismus"]] gibt es bei der Untersuchung, wie die DDR annektiert wurde, Schnittstellen.<br />
Andererseits werden wiederum unsere konkreten Ergebnisse in die Arbeit dieser AGs zurückfließen und sie an mancher Stelle konkretisieren.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir haben bereits eine Reihe von [[AG_Deutscher_Imperialismus#Dissens | Dissensen]] innerhalb der kommunistischen Bewegung gesichtet und uns vorgenommen, diese wissenschaftlich zu klären.<br />
<br />
Dazu zählt zum einen die Frage der [[Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen | Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]. Hier gilt es, die unterschiedlichen Fraktionen des deutschen Kapitals zu identifizieren, sowie ihre Interessen und ihren verhältnismäßigen Einfluss zu analysieren. In der Frage, welche Kapitalfraktionen in Deutschland existieren und welche im Einfluss auf den bürgerlichen Staat dominieren, herrscht in der kommunistischen Bewegung Uneinigkeit. Von der Klärung dieser Frage versprechen wir uns, zukünftige Entwicklungen in der Strategie des Deutschen Imperialismus besser einschätzen oder auch vorhersagen zu können.<br />
<br />
In engem Zusammenhang mit der oben stehenden Frage, steht die Frage nach dem [[Frage_des_Staatsmonopolistischen_Kapitalismus_in_der_BRD | Verhältnis von Monopolen und bürgerlichem Staat]]. Hier herrscht in der kommunistischen Bewegung große Uneinigkeit. Die AG zur politischen Ökonomie wird sich damit befassen, entsprechend des Arbeitsauftrags aus unseren Programmatischen Thesen: "Wir wollen uns mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auseinandersetzen und kritisch herausarbeiten, welche Inhalte und welche Interpretationen dieser Theorie der Realität entsprechen.". Anhand dessen werden wir die deutschen Monopole identifizieren und ihre Rolle im deutschen Staat untersuchen. <br />
<br />
Zur Frage der [[Aggressivität_des_deutschen_Imperialismus_und_aktuelle_Kriegsgefahr | Aggressivität des Deutschen Imperialismus]] besteht, was die historische Bewertung angeht, in der Kommunistischen Bewegung weitgehende Einigkeit. Was jedoch die aktuelle Kriegsgefahr angeht, gibt es Dissense in der Frage nach der Rolle Deutschlands in der EU, der Haltung zum US-Imperialismus, den Mitteln der Aggressivität Deutschlands, sowie nach den Kriterien, anhand derer die Aggressivität Deutschlands überhaupt zu bewerten ist. <br />
<br />
Zum anderen haben wir uns vorgenommen, eine Einschätzung zur [[Wie_ist_die_aktuelle_und_k%C3%BCnftige_Reaktion_des_deutschen_Imperialismus_ausgepr%C3%A4gt%3F | aktuellen und künftigen Reaktion]] des Deutschen Imperialismus im Inneren zu treffen. Hier wollen wir vor allem eine Bewertung der "Faschisierungsthese", die von maoistischen Gruppen in den 1970er Jahr en aufgestellt wurde, vornehmen, da diese Position aktuell von einigen Kommunisten in Deutschland vertreten wird. Die Grundlage hierfür wird die theoretische AG Staat liefern. Insgesamt geht es uns darum, den Grad der Reaktion der BRD heute und künftig einzuschätzen, um so die Taktiken unseres Kampfes zu präzisieren.<br />
<br />
Ein weiterer Dissens beinhaltet die [[Zur_Souveränität_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalität | Souveränität der BRD und die Frage der deutschen Nationalität]]. Die Frage der Souveränität ist von elementarer strategischer Bedeutung. Als Beispiel sei hier genannt, dass die KPD/ML bis 1976 die Ansicht vertrat, dass sowohl die BRD, als auch die DDR unter Besatzung stünden und daher die Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus die Vertreibung der "Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden" sei. Bis heute wird die These, Deutschland sei nicht souverän (wenn auch ohne sozialistische Perspektive) von bürgerlichen Reaktionären wie den "Reichsbürgern" vertreten. <br />
<br />
Außerdem werden wir uns mit der Frage der [[Annexion_der_DDR_Ende_des_20._Jahrhunderts | Annexion der DDR]] durch den deutschen Imperialismus, ihren Gründen und Auswirkungen, befassen. Diese Frage ist auch Teil eines größeren Streits um die Sichtweise auf den real existierenden Sozialismus, den im Ganzen die [[AG_Sozialismus | AG Sozialismus]] untersucht. <br />
<br />
<br />
Bei unserer Arbeit sind wir überdies auf offene Fragen gestoßen, in denen uns keine grundsätzliche Uneinigkeit in der kommunistischen Bewegung bekannt ist, die wir aber dennoch als relevant für die Erarbeitung unserer Strategie erachten.<br />
<br />
Bezüglich der Entstehung des Deutschen Imperialismus stellt sich die Frage, [[Warum_konnte_sich_der_"zu_spät_gekommene"_deutsche_Staat_gegen_Ende_19._Jhd._So_schnell_entwickeln%3F | warum sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende des 19. Jahrhunderts so schnell entwickeln konnte]]. War die rasante Entwicklung des deutschen Monopolkapitals ausschließlich aufgrund von Besonderheiten der damaligen ökonomischen und politischen Kräfteverhältnisse möglich, oder war sie durch dauerhafte geographische Gegebenheiten bedingt. Was bedeutet das für die Gegenwart und Zukunft des deutschen Imperialismus?<br />
<br />
Bereits 43 Jahre nach der Reichsgründung war der deutsche Imperialismus bekanntermaßen in der Lage, im 1. Weltkrieg eine wesentliche Rolle im Kampf um die Neuaufteilung der Welt zu spielen. Für uns stellt sich hier die Frage, [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Imperialismus_bei_der_Entstehung_des_1._Weltkriegs | welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkrieges spielte]]. War die deutsche Bourgeoisie die treibende Kraft bei der Entstehung des 1. Weltkriegs, war(en) es die Bourgeoisie(n) anderer Länder oder sind sämtliche Beteiligte Imperialismen gleichermaßen als Verantwortliche zu benennen?<br />
Darüber hinaus wollen wir uns mit der Frage der [[Welche_Ziele_verfolgte_der_dt._Imperialismus_mit_dem_1._Weltkrieg%3F | Kriegsziele Deutschlands]] befassen: <br />
Welche Interessen von Teilen der deutschen Bourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? <br />
Schließlich werden wir auch die Frage der [[Welche_Auswirkung_hatte_die_Niederlage_des_ersten_Weltkriegs_auf_den_Deutschen_Imperialismus%3F | Auswirkungen der Kriegsniederlage]] untersuchen.<br />
<br />
Weiterhin stellen sich offene Fragen in Bezug auf Deutschlands zweiten großen Anlauf zur Neuaufteilung der Welt. Zum einen die Frage, welche Rolle der dt. Imp. bei der [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F | Entstehung des 2. Weltkriegs]] gespielt hat. Unfraglich ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind insbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen.<br />
Zum anderen die Frage nach den konkreten [[Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F | Kriegszielen des Deutschen Imperialismus]] im 2. Weltkrieg. Wie bezüglich des 1. Weltkriegs werden wir auch hier untersuchen, welche Interessen von welchen Teilen der deutschen Bourgeoisie sich besonders auf die Kriegsführung auswirkten und inwieweit diese bedient werden konnten.<br />
<br />
Für die Nachkriegszeit stellt sich die Frage, [[In_welchem_Verhältnis_wirkten_nach_dem_2._WK_die_Pläne_der_Westalliierten_UND_das_deutsche_Monopolkapital_beim_Wiedererstarken_des_deutschen_Imperialismus%3F | in welchem Verhältnis die Westalliierten und das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus wirkten]]. Trotz der Tatsache, dass der deutsche Imperialismus 1945 eine massive Niederlage erlitt, hat die BRD mittlerweile das viertgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt. Und das obwohl die Entwicklung des Kapitalismus seit dem 2. Weltkrieg weltweit mitnichten ohne zyklische Krisen verlaufen ist. Offenbar hat es die deutsche Monopolbourgeoisie geschafft, als Profiteur aus den vergangenen Krisen hervorzugehen. Wie der deutsche Imperialismus die [[Wie_hat_der_deutsche_Imperialismus_die_vergangenen_Krisen_bewältigt%3F | vergangenen Krisen bewältigen]] konnte, stellt für uns eine weitere offene Frage dar.<br />
<br />
Bezüglich des gegenwärtigen Deutschen Imperialismus werden wir nicht umhin kommen, zu überprüfen, wie die von Lenin definierten [[Wie_ist_die_Lenin'sche_Imperialismustheorie_heute_konkret_im_deutschen_Imperialismus_ausgeprägt%3F | Merkmale des imperialistischen Stadiums]] heute konkret in Deutschland ausgeprägt sind. Darüber hinaus werden wir eine Analyse zu der wichtigen Frage liefern, welche [[Welche_Rolle_spielt_die_BRD_in_der_EU_und_anderen_zwischenimperialistischen_Bündnissen%3F | Rolle Deutschland heute in zwischenimperialistischen Bündnissen]] spielt. Hierbei ist insbesondere die Rolle in der EU und in der NATO zu nennen. Auf Basis der bis dahin gewonnenen umfassenden Einschätzung zu den Strategien des deutschen Kapitals, der Aggressivität des Deutschen Imperialismus nach außen, in Verbindung mit einer Analyse seiner militärischen Stärke, werden wir seine [[Was_ist_die_Stellung_des_deutschen_Imperialismus_innerhalb_des_imperialistischen_Weltsystems%3F | Stellung innerhalb des imperialistischen Weltsystems]] bestimmen können. Natürlich ist schon jetzt klar, dass Deutschland hier sehr weit an der Spitze zu verorten ist. Schlussendlich werden uns sämtliche bis zum Ende des Klärungsprozesses gewonnenen Erkenntnisse in die Lage versetzen, eine [[Welche_Strategie_muss_für_die_deutschen_Kommunisten_gelten_%3F | kommunistische Strategie]] für den Kampf gegen den Deutschen Imperialismus, für seine revolutionäre Zerschlagung, aufzustellen.<br />
<br />
Um das zu bearbeitende Feld abzustecken, hat sich die AG zunächst mit den marxistisch-leninistischen [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen%3F | Grundlagen]] beschäftigt. Für unser Thema ist zum Einen die Entstehung des deutschen Nationalstaats relevant - Marx, Engels und Lenin haben jede Phase dieser Entwicklung im 19. Jhd. analysiert und wir haben versucht, diese Überlegungen in ihrem Sinne zu erfassen. Andererseits haben wir uns mit der Anwendung der Imperialismustheorie auf den damaligen deutschen Staat beschäftigt und versucht, alle relevanten Textstellen dafür aufzuführen und zu erfassen.<br />
<br />
== Dissens ==<br />
* [[ Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]<br />
* [[ Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr]]<br />
* [[ Wie ist die aktuelle und künftige Reaktion des deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität ]]<br />
* [[ Frage des Staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD]]<br />
* [[ Annexion der DDR Ende des 20. Jahrhunderts]]<br />
<br />
== Offene Fragen ==<br />
'''Entstehung des Deutschen Imperialismus:'''<br />
* [[ Warum konnte sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende 19. Jhd. So schnell entwickeln?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 1. Weltkrieg:'''<br />
* [[Welche Rolle spielte der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkriegs]]:<br />
* [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ Welche Auswirkung hatte die Niederlage des ersten Weltkriegs auf den Deutschen Imperialismus?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?]]<br />
* [[Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?]]<br />
<br />
'''Der Deutsche Imperialismus nach dem 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ In welchem Verhältnis wirkten nach dem 2. WK die Pläne der Westalliierten UND das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus? ]]<br />
* [[ Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?]]<br />
<br />
'''Die BRD heute:'''<br />
* [[Wie ist die Lenin'sche Imperialismustheorie heute konkret im deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?]]<br />
* [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems? ]]<br />
* [[ Welche Strategie muss für die deutschen Kommunisten gelten ?]]<br />
<br />
'''Bürgerliche Darstellung:'''<br />
* [[Wie stellen Medien usw. das Verhalten der BRD dar? ]]<br />
<br />
== Grundannahmen ==<br />
<br />
* Die Entwicklung des deutschen Nationalstaats und seiner Ökonomie zwischen Anfang des 19.Jhds bis zum Beginn des 20. Jhds. betrachtet die Grundannahme zur [[Entstehung der deutschen Nation]].<br />
<br />
Die Untersuchungen zur Imperialismustheorie von Lenin über den deutschen Imperialismus betrachten die folgenden Grundannahmen:<br />
* [[Kapitalkonzentration des deutschen Imperialismus]]<br />
* [[Deutsches Finanzkapital ]]<br />
* [[Kapitalexport]]<br />
* [[Rolle des dt. Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]]<br />
* [[Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus]]<br />
<br />
== Mitmachen ==<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br><br />
<br />
* Diskutier mit<br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: AG-Hauptseite]]<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=AG_Deutscher_Imperialismus&diff=4929AG Deutscher Imperialismus2019-01-07T20:12:07Z<p>Lewis: /* Grundannahmen */</p>
<hr />
<div>Zurück zu [[Hauptseite]]<br />
<br />
== Einführung in die AG ==<br />
<br />
{{Zitat|Wenn die Griechen nicht so faul wären, müssten wir jetzt nicht ihre Krise bezahlen. Sollen sie doch mal so fleißig arbeiten wie wir Deutschen! <br/>Wer soll denn den IS stoppen wenn nicht unsere Bundeswehr? Wir müssen wieder mehr Verantwortung übernehmen! Wir müssen stark in der EU sein um die NATO im Nahen Osten zu supporten.|}}<br />
<br />
Solche Sätze tauchen immer wieder auf in Diskussionen mit unseren Kollegen, Freunden und Leuten aus unserem Stadtviertel. Solche Situationen sind der Prüfstein für unsere Argumente, für die Agitation unserer täglichen Kämpfe. Wenn wir in diese Gespräche gehen, lernen wir Kommunisten den Stand des Bewusstseins von Teilen der Volksschichten kennen – Welche Zusammenhänge sie erkennen und wo sehen sie sie anders als Kommunisten. Auch Kritik, die intuitiv richtig ist (<q>der Chef da oben muss keinen Finger rühren und hat viel mehr in der Tasche</q>) aber falsche Schlüsse zieht (<q>uns geht es aber allen besser, wenn Deutschland die EU verlässt</q>) . Solche Diskussionen sind also wichtig, um unsere Praxis als Kommunistische Organisation aufzubauen.<br><br />
Die AG Deutscher Imperialismus will teilweise von der Praxis, von solchen Diskussionsfragen ausgehend, das Wesen des deutschen Imperialismus betrachten und die Schlüsse für eine kommunistische Organisation ziehen. Aber auch in anderen Zusammenhängen müssen wir Kommunisten unsere Argumentation und Erklärung der Zustände, gegen die wir kämpfen, verständlich machen. So manche Demo-Parole klingt eher nebulös, wenn man sich nicht schon seit langem mit marxistisch-leninistischen Inhalten auseinandersetzt. Und da müssen wir fragen, ob mit solcher Außenwirkung unsere Kollegen und Nachbarn erreicht werden können - oder doch nur anderen Kommunisten und Kommunistinnen. Beispielsweise versteht<br />
{{Zitat|SIEMENS, Daimler, Deutsche Bank - der Hauptfeind steht im eignen Land|}}<br />
Eigentlich nur, wer sich schon ein wenig mit imperialistischen Mechanismen beschäftigt hat.<br />
Andere Losungen könnten bei genauerem Hinsehen gefährliche Illusionen schüren - wie dass die Deutschen aus der Nato austreten, die Bundeswehr abschaffen oder einen friedlichen Kapitalismus erreichen könnten:<br />
{{Zitat|Frieden schaffen – ohne Waffen<br>Für eine freie und friedliche Uni! Her mit der Zivilklausel!|}}<br />
Die Forschung dieser AG sollte auch Ergebnisse produzieren, die die Zusammenhänge hinter diesen Fragen beleuchten und schlussendlich entweder verständlich darstellen oder widerlegen.<br />
<br />
Aber auch für die Aufbauarbeit unserer Partei insgesamt und für unsere Strategie ist es grundlegend, die Mechanismen hinter den Zusammenhängen zu klären, die von den aufgezählten Fragen berührt werden. <br />
Grundsätzlich sehen wir von der KO als Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Bourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an:<br />
{{Zitat|Für die nächsten Jahre ist die Aufgabe, eine genaue Analyse der Lage und Strategien des deutschen Imperialismus nach Innen und Außen vorzunehmen. Eine Analyse, die sehr genau die Widersprüche innerhalb der Bourgeoisie und ihre Absichten und Pläne erkennbar macht und einen Weg aufzeigt, wie die Arbeiterklasse unter Führung der Kommunistischen Partei darauf reagieren muss.<br> Zur Analyse der Strategien des deutschen Imperialismus tragen auch die Analyse der Sozialdemokratie und des Faschismus als Herrschaftsoptionen und Reserven des deutschen Imperialismus bei.|KO, Programmatische Thesen, 2017}}<br />
<br />
Im Handeln und auch in verschiedenen Theorieansätzen bis hin zu Strategievorstellungen verschiedener anderer kommunistischer Gruppierungen zeigt sich in dieser entscheidenden Frage ein Dissens, der auf abweichende Auffassungen der zugrundeliegenden Erkenntnisse zurückzuführen ist - wie beispielsweise die zuvor genannten Ilussionen über eine dauerhafte Friedensfähigkeit des Kapitalismus. <br><br />
Diese Abweichung zu diskutieren und zu klären, ist für die Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland (und international) fundamental - falsche Vorstellungen in dieser Frage können letztendlich zu einer opportunistischen Politik führen, aber nicht zu einem revolutionären Umsturz für den Sozialismus.<br />
<br />
<br />
<br />
Die unten aufgeführten Fragen zu klären, setzt eine wissenschaftliche und umfassende Analyse des deutschen Imperialismus heute und in seiner Vergangenheit voraus.<br />
Zu einzelnen Fragen und Zusammenhängen, besonders aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit, gibt es bereits sehr gut ausgearbeitete Artikel und Bücher, von denen wir als AG für diese Analyse zunächst ausgehen wollen (s. einzelne Artikel). Diese kommunistische Forschung dient als Ausgangspunkt und Grundlage für die Arbeit dieser AG. Bei der Sichtung dieses Materials ergeben sich auch schon die zu klärenden Forschungsfragen als Dissens oder Offene Fragen innerhalb der kommunistischen Bewegung, wie sie in den nachfolgenden Abschnitten aufgeführt werden. Dabei stützen wir uns immer auf unsere marxistisch-leninistischen Grundlagen (s. u.).<br />
Betrachten wird diese AG den kompletten Zeitraum, der für den deutschen Imperialismus relevant ist - von der Entstehung des deutschen Nationalstaats, des aggressiven Aufholens bis in den ersten Weltkrieg hinein, über die Interessen verschiedener Kapitalfraktionen der Nachkriegszeit bis hin zur Einschätzung der heutigen Aggressivität der BRD nach außen und ihres internationalen Wirkens. <br />
Ein wichtiger Auftrag für die AG ist, die Werkzeuge der Leninschen Imperialismustheorie auf den heutigen deutschen Imperialismus anzuwenden – kann bspw. deutscher Kapitalexport unmittelbar als "Direktinvestition" übersetzt werden? Dabei wollen wir nicht, wie das so oft unter dem Mantel der "Aktualisierung" geschieht, die ML-Grundlagen durch diffuse Analysen eines "neoliberalen" Stadiums des Kapitalismus o.Ä. ersetzen, sondern sie tatsächlich direkt anwenden.<br />
Einige der Fragen, die wir gefunden haben, wirken sich schon direkt auf die Orientierung der Strategie aus: Welche Kapitalfraktionen bestimmen dominierend die Politik der BRD? Aber auch gefährliche Illusionen über die Reformierbarkeit der EU will die AG mit unserer Forschung widerlegen.<br />
<br />
Um diese Ergebnisse wieder zurück in die Praxis fließen zu lassen, werden wir als AG erarbeiten, in welcher Form diese Inhalte vermittelt werden können, wo sie bei der Massenarbeit verwendet werden können – in Betriebsarbeit, im Stadtviertel, oder auch an anderer Stelle.<br />
Konkret: Welche Aktionskonzepte eignen sich für den antiimperialistischen und antimilitaristischen Kampf?<br />
<br />
Bei dieser Arbeit ist die AG auf die Vorarbeit Anderer angewiesen. So wird die AG [[AG_Politische_Ökonomie_des_Imperialismus | "Politische Ökonomie des Imperialismus"]] die Methodik und Erkenntnisse Lenins auf die heutige Zeit übertragen und den Charakter des imperialistischen Systems als "Kette" untersuchen.<br />
Die AG [[AG_Staat,_Faschismus_und_Sozialdemokratie | "Staat, Sozialdemokratie und Faschismus"]] setzt sich mit der Aggressivität der BRD nach innen und Fragen des Faschismus auseinander, die zwangsläufig mit dem imperialistischen Charakter Deutschlands gestellt sind.<br />
Aber auch mit der [[AG_Sozialismus | "AG Sozialismus"]] gibt es bei der Untersuchung, wie die DDR annektiert wurde, Schnittstellen.<br />
Andererseits werden wiederum unsere konkreten Ergebnisse in die Arbeit dieser AGs zurückfließen und sie an mancher Stelle konkretisieren.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir haben bereits eine Reihe von [[AG_Deutscher_Imperialismus#Dissens | Dissensen]] innerhalb der kommunistischen Bewegung gesichtet und uns vorgenommen, diese wissenschaftlich zu klären.<br />
<br />
Dazu zählt zum einen die Frage der [[Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen | Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]. Hier gilt es, die unterschiedlichen Fraktionen des deutschen Kapitals zu identifizieren, sowie ihre Interessen und ihren verhältnismäßigen Einfluss zu analysieren. In der Frage, welche Kapitalfraktionen in Deutschland existieren und welche im Einfluss auf den bürgerlichen Staat dominieren, herrscht in der kommunistischen Bewegung Uneinigkeit. Von der Klärung dieser Frage versprechen wir uns, zukünftige Entwicklungen in der Strategie des Deutschen Imperialismus besser einschätzen oder auch vorhersagen zu können.<br />
<br />
In engem Zusammenhang mit der oben stehenden Frage, steht die Frage nach dem [[Frage_des_Staatsmonopolistischen_Kapitalismus_in_der_BRD | Verhältnis von Monopolen und bürgerlichem Staat]]. Hier herrscht in der kommunistischen Bewegung große Uneinigkeit. Die AG zur politischen Ökonomie wird sich damit befassen, entsprechend des Arbeitsauftrags aus unseren Programmatischen Thesen: "Wir wollen uns mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auseinandersetzen und kritisch herausarbeiten, welche Inhalte und welche Interpretationen dieser Theorie der Realität entsprechen.". Anhand dessen werden wir die deutschen Monopole identifizieren und ihre Rolle im deutschen Staat untersuchen. <br />
<br />
Zur Frage der [[Aggressivität_des_deutschen_Imperialismus_und_aktuelle_Kriegsgefahr | Aggressivität des Deutschen Imperialismus]] besteht, was die historische Bewertung angeht, in der Kommunistischen Bewegung weitgehende Einigkeit. Was jedoch die aktuelle Kriegsgefahr angeht, gibt es Dissense in der Frage nach der Rolle Deutschlands in der EU, der Haltung zum US-Imperialismus, den Mitteln der Aggressivität Deutschlands, sowie nach den Kriterien, anhand derer die Aggressivität Deutschlands überhaupt zu bewerten ist. <br />
<br />
Zum anderen haben wir uns vorgenommen, eine Einschätzung zur [[Wie_ist_die_aktuelle_und_k%C3%BCnftige_Reaktion_des_deutschen_Imperialismus_ausgepr%C3%A4gt%3F | aktuellen und künftigen Reaktion]] des Deutschen Imperialismus im Inneren zu treffen. Hier wollen wir vor allem eine Bewertung der "Faschisierungsthese", die von maoistischen Gruppen in den 1970er Jahr en aufgestellt wurde, vornehmen, da diese Position aktuell von einigen Kommunisten in Deutschland vertreten wird. Die Grundlage hierfür wird die theoretische AG Staat liefern. Insgesamt geht es uns darum, den Grad der Reaktion der BRD heute und künftig einzuschätzen, um so die Taktiken unseres Kampfes zu präzisieren.<br />
<br />
Ein weiterer Dissens beinhaltet die [[Zur_Souveränität_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalität | Souveränität der BRD und die Frage der deutschen Nationalität]]. Die Frage der Souveränität ist von elementarer strategischer Bedeutung. Als Beispiel sei hier genannt, dass die KPD/ML bis 1976 die Ansicht vertrat, dass sowohl die BRD, als auch die DDR unter Besatzung stünden und daher die Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus die Vertreibung der "Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden" sei. Bis heute wird die These, Deutschland sei nicht souverän (wenn auch ohne sozialistische Perspektive) von bürgerlichen Reaktionären wie den "Reichsbürgern" vertreten. <br />
<br />
Außerdem werden wir uns mit der Frage der [[Annexion_der_DDR_Ende_des_20._Jahrhunderts | Annexion der DDR]] durch den deutschen Imperialismus, ihren Gründen und Auswirkungen, befassen. Diese Frage ist auch Teil eines größeren Streits um die Sichtweise auf den real existierenden Sozialismus, den im Ganzen die [[AG_Sozialismus | AG Sozialismus]] untersucht. <br />
<br />
<br />
Bei unserer Arbeit sind wir überdies auf offene Fragen gestoßen, in denen uns keine grundsätzliche Uneinigkeit in der kommunistischen Bewegung bekannt ist, die wir aber dennoch als relevant für die Erarbeitung unserer Strategie erachten.<br />
<br />
Bezüglich der Entstehung des Deutschen Imperialismus stellt sich die Frage, [[Warum_konnte_sich_der_"zu_spät_gekommene"_deutsche_Staat_gegen_Ende_19._Jhd._So_schnell_entwickeln%3F | warum sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende des 19. Jahrhunderts so schnell entwickeln konnte]]. War die rasante Entwicklung des deutschen Monopolkapitals ausschließlich aufgrund von Besonderheiten der damaligen ökonomischen und politischen Kräfteverhältnisse möglich, oder war sie durch dauerhafte geographische Gegebenheiten bedingt. Was bedeutet das für die Gegenwart und Zukunft des deutschen Imperialismus?<br />
<br />
Bereits 43 Jahre nach der Reichsgründung war der deutsche Imperialismus bekanntermaßen in der Lage, im 1. Weltkrieg eine wesentliche Rolle im Kampf um die Neuaufteilung der Welt zu spielen. Für uns stellt sich hier die Frage, [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Imperialismus_bei_der_Entstehung_des_1._Weltkriegs | welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkrieges spielte]]. War die deutsche Bourgeoisie die treibende Kraft bei der Entstehung des 1. Weltkriegs, war(en) es die Bourgeoisie(n) anderer Länder oder sind sämtliche Beteiligte Imperialismen gleichermaßen als Verantwortliche zu benennen?<br />
Darüber hinaus wollen wir uns mit der Frage der [[Welche_Ziele_verfolgte_der_dt._Imperialismus_mit_dem_1._Weltkrieg%3F | Kriegsziele Deutschlands]] befassen: <br />
Welche Interessen von Teilen der deutschen Bourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? <br />
Schließlich werden wir auch die Frage der [[Welche_Auswirkung_hatte_die_Niederlage_des_ersten_Weltkriegs_auf_den_Deutschen_Imperialismus%3F | Auswirkungen der Kriegsniederlage]] untersuchen.<br />
<br />
Weiterhin stellen sich offene Fragen in Bezug auf Deutschlands zweiten großen Anlauf zur Neuaufteilung der Welt. Zum einen die Frage, welche Rolle der dt. Imp. bei der [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F | Entstehung des 2. Weltkriegs]] gespielt hat. Unfraglich ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind insbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen.<br />
Zum anderen die Frage nach den konkreten [[Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F | Kriegszielen des Deutschen Imperialismus]] im 2. Weltkrieg. Wie bezüglich des 1. Weltkriegs werden wir auch hier untersuchen, welche Interessen von welchen Teilen der deutschen Bourgeoisie sich besonders auf die Kriegsführung auswirkten und inwieweit diese bedient werden konnten.<br />
<br />
Für die Nachkriegszeit stellt sich die Frage, [[In_welchem_Verhältnis_wirkten_nach_dem_2._WK_die_Pläne_der_Westalliierten_UND_das_deutsche_Monopolkapital_beim_Wiedererstarken_des_deutschen_Imperialismus%3F | in welchem Verhältnis die Westalliierten und das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus wirkten]]. Trotz der Tatsache, dass der deutsche Imperialismus 1945 eine massive Niederlage erlitt, hat die BRD mittlerweile das viertgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt. Und das obwohl die Entwicklung des Kapitalismus seit dem 2. Weltkrieg weltweit mitnichten ohne zyklische Krisen verlaufen ist. Offenbar hat es die deutsche Monopolbourgeoisie geschafft, als Profiteur aus den vergangenen Krisen hervorzugehen. Wie der deutsche Imperialismus die [[Wie_hat_der_deutsche_Imperialismus_die_vergangenen_Krisen_bewältigt%3F | vergangenen Krisen bewältigen]] konnte, stellt für uns eine weitere offene Frage dar.<br />
<br />
Bezüglich des gegenwärtigen Deutschen Imperialismus werden wir nicht umhin kommen, zu überprüfen, wie die von Lenin definierten [[Wie_ist_die_Lenin'sche_Imperialismustheorie_heute_konkret_im_deutschen_Imperialismus_ausgeprägt%3F | Merkmale des imperialistischen Stadiums]] heute konkret in Deutschland ausgeprägt sind. Darüber hinaus werden wir eine Analyse zu der wichtigen Frage liefern, welche [[Welche_Rolle_spielt_die_BRD_in_der_EU_und_anderen_zwischenimperialistischen_Bündnissen%3F | Rolle Deutschland heute in zwischenimperialistischen Bündnissen]] spielt. Hierbei ist insbesondere die Rolle in der EU und in der NATO zu nennen. Auf Basis der bis dahin gewonnenen umfassenden Einschätzung zu den Strategien des deutschen Kapitals, der Aggressivität des Deutschen Imperialismus nach außen, in Verbindung mit einer Analyse seiner militärischen Stärke, werden wir seine [[Was_ist_die_Stellung_des_deutschen_Imperialismus_innerhalb_des_imperialistischen_Weltsystems%3F | Stellung innerhalb des imperialistischen Weltsystems]] bestimmen können. Natürlich ist schon jetzt klar, dass Deutschland hier sehr weit an der Spitze zu verorten ist. Schlussendlich werden uns sämtliche bis zum Ende des Klärungsprozesses gewonnenen Erkenntnisse in die Lage versetzen, eine [[Welche_Strategie_muss_für_die_deutschen_Kommunisten_gelten_%3F | kommunistische Strategie]] für den Kampf gegen den Deutschen Imperialismus, für seine revolutionäre Zerschlagung, aufzustellen.<br />
<br />
Um das zu bearbeitende Feld abzustecken, hat sich die AG zunächst mit den marxistisch-leninistischen [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen%3F | Grundlagen]] beschäftigt. Für unser Thema ist zum Einen die Entstehung des deutschen Nationalstaats relevant - Marx, Engels und Lenin haben jede Phase dieser Entwicklung im 19. Jhd. analysiert und wir haben versucht, diese Überlegungen in ihrem Sinne zu erfassen. Andererseits haben wir uns mit der Anwendung der Imperialismustheorie auf den damaligen deutschen Staat beschäftigt und versucht, alle relevanten Textstellen dafür aufzuführen und zu erfassen.<br />
<br />
== Dissens ==<br />
* [[ Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]<br />
* [[ Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr]]<br />
* [[ Wie ist die aktuelle und künftige Reaktion des deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität ]]<br />
* [[ Frage des Staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD]]<br />
* [[ Annexion der DDR Ende des 20. Jahrhunderts]]<br />
<br />
== Offene Fragen ==<br />
'''Entstehung des Deutschen Imperialismus:'''<br />
* [[ Warum konnte sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende 19. Jhd. So schnell entwickeln?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 1. Weltkrieg:'''<br />
* [[Welche Rolle spielte der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkriegs]]:<br />
* [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ Welche Auswirkung hatte die Niederlage des ersten Weltkriegs auf den Deutschen Imperialismus?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?]]<br />
* [[Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?]]<br />
<br />
'''Der Deutsche Imperialismus nach dem 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ In welchem Verhältnis wirkten nach dem 2. WK die Pläne der Westalliierten UND das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus? ]]<br />
* [[ Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?]]<br />
<br />
'''Die BRD heute:'''<br />
* [[Wie ist die Lenin'sche Imperialismustheorie heute konkret im deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?]]<br />
* [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems? ]]<br />
* [[ Welche Strategie muss für die deutschen Kommunisten gelten ?]]<br />
<br />
'''Bürgerliche Darstellung:'''<br />
* [[Wie stellen Medien usw. das Verhalten der BRD dar? ]]<br />
<br />
== Grundannahmen ==<br />
<br />
* Die Entwicklung des deutschen Nationalstaats und seiner Ökonomie zwischen Anfang des 19.Jhds bis zum Beginn des 20. Jhds. betrachtet die Grundannahme zur [[Entstehung der deutschen Nation]].<br />
<br />
Die Untersuchungen zur Imperialismustheorie von Lenin über den deutschen Imperialismus betrachten die folgenden Grundannahmen:<br />
* [[Kapitalkonzentration des deutschen Imperialismus]]<br />
* [[Deutsches Finanzkapital ]]<br />
* [[Kapitalexport]]<br />
* [[Rolle des deutschen Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]]<br />
* [[Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus]]<br />
<br />
== Mitmachen ==<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br><br />
<br />
* Diskutier mit<br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: AG-Hauptseite]]<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F&diff=4926Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?2019-01-07T20:09:39Z<p>Lewis: /* Einführung */</p>
<hr />
<div>[[AG Deutscher Imperialismus|zurück zur AG Deutscher Imperialismus]]<br />
<br />
==Einführung==<br />
Die Frage ist, welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 2. WK gespielt hat. Unfraglich ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind insbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen.<br />
<br />
==Grundlagen und Arbeitsschritte==<br />
Die Frage nach der Verantwortlichkeit zielt nicht auf eine moralische Bewertung ab, sondern auf eine Erkenntnisgewinnung, welche Strategien der deutsche Imperialismus hatte und welche er wie durchsetzen konnte. Die Frage ist also relevant, um herauszufinden, wie das gesamte imperialistische Gefüge zueinanderstand und welche Interessen bestanden und letztlich zum Ausbruch des 2. Weltkrieges geführt haben.<br />
Die wichtigsten Grundannahmen zur Klärung dieser Fragen ist Lenins Ausarbeitung zum imperialistischen Stadium und der damit verbundenen [[...| Aufteilung der Welt unter den Großmächten] sowie den imperialistischen Kriege um ihrer Neuaufteilung. Von diesem Gesichtspunkt aus ist die Rolle Deutschlands und der anderen am 2. WK beteiligten Länder bei dessen Entstehung zu untersuchen. Untrennbar damit einher geht die Anwendung unserer Grundannahmen bzgl. der [[...| Kapitalkonzentration] und des [[...| Finanzkapitals], die Lenins Charakterisierungen, aber auch bereits den Ausarbeitungen von Marx und Engels entsprechen. Sie helfen uns, die Entwicklung speziell des deutschen Finanzkapitals, seine Konzentration etc. zu verstehen und mit dem Kriegsbeginn 1939 in Beziehung zu setzen. <br />
Die Klärung dieser Fragen erfordert eine sehr genaue Ermittlung der Kapitalinteressen (ökonomischen, geostrategischen etc.) Deutschlands und der anderen imperialistischen Länder. Die Ergebnisse zu vergleichen hilft uns besser zu verstehen, welche Interessen und Faktoren den Ausbruch des Krieges verursachten. Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass der deutsche Imperialismus durch die [[...gibts was zur Nov. Rev.?| Arbeiter- und Soldatenräte] eine Niederlage kurzzeitig während des 1. WK erfahren hat und er deshalb einen erneuten Versuch starten musste, um seine Potentiale für größere Einflussgebiete militärisch durchzusetzen. Zudem ist der Kampf gegen die Sowjetunion im Interesse aller Kapitalisten ebenfalls genauer zu untersuchen.<br />
<br />
==Mitmachen==<br />
<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br />
* Diskutier mit <br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
<br />
[[Kategorie: AG Deutscher Imperialismus]] <br />
[[Kategorie: Offene Frage]]</div>Lewishttp://wiki.kommunistische.org/index.php?title=AG_Deutscher_Imperialismus&diff=4740AG Deutscher Imperialismus2019-01-06T18:22:24Z<p>Lewis: </p>
<hr />
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<br />
== Einführung in die AG ==<br />
<br />
{{Zitat|Wenn die Griechen nicht so faul wären, müssten wir jetzt nicht ihre Krise bezahlen. Sollen sie doch mal so fleißig arbeiten wie wir Deutschen! <br/>Wer soll denn den IS stoppen wenn nicht unsere Bundeswehr? Wir müssen wieder mehr Verantwortung übernehmen! Wir müssen stark in der EU sein um die NATO im Nahen Osten zu supporten.|}}<br />
<br />
Solche Sätze tauchen immer wieder auf in Diskussionen mit unseren Kollegen, Freunden und Leuten aus unserem Stadtviertel. Solche Situationen sind der Prüfstein für unsere Argumente, für die Agitation unserer täglichen Kämpfe. Wenn wir in diese Gespräche gehen, lernen wir Kommunisten den Stand des Bewusstseins von Teilen der Volksschichten kennen – Welche Zusammenhänge sie erkennen und wo sehen sie sie anders als Kommunisten. Auch Kritik, die intuitiv richtig ist (<q>der Chef da oben muss keinen Finger rühren und hat viel mehr in der Tasche</q>) aber falsche Schlüsse zieht (<q>uns geht es aber allen besser, wenn Deutschland die EU verlässt</q>) . Solche Diskussionen sind also wichtig, um unsere Praxis als Kommunistische Organisation aufzubauen.<br><br />
Die AG Deutscher Imperialismus will teilweise von der Praxis, von solchen Diskussionsfragen ausgehend, das Wesen des deutschen Imperialismus betrachten und die Schlüsse für eine kommunistische Organisation ziehen. Aber auch in anderen Zusammenhängen müssen wir Kommunisten unsere Argumentation und Erklärung der Zustände, gegen die wir kämpfen, verständlich machen. So manche Demo-Parole klingt eher nebulös, wenn man sich nicht schon seit langem mit marxistisch-leninistischen Inhalten auseinandersetzt. Und da müssen wir fragen, ob mit solcher Außenwirkung unsere Kollegen und Nachbarn erreicht werden können - oder doch nur anderen Kommunisten und Kommunistinnen. Beispielsweise versteht<br />
{{Zitat|SIEMENS, Daimler, Deutsche Bank - der Hauptfeind steht im eignen Land|}}<br />
Eigentlich nur, wer sich schon ein wenig mit imperialistischen Mechanismen beschäftigt hat.<br />
Andere Losungen könnten bei genauerem Hinsehen gefährliche Illusionen schüren - wie dass die Deutschen aus der Nato austreten, die Bundeswehr abschaffen oder einen friedlichen Kapitalismus erreichen könnten:<br />
{{Zitat|Frieden schaffen – ohne Waffen<br>Für eine freie und friedliche Uni! Her mit der Zivilklausel!|}}<br />
Die Forschung dieser AG sollte auch Ergebnisse produzieren, die die Zusammenhänge hinter diesen Fragen beleuchten und schlussendlich entweder verständlich darstellen oder widerlegen.<br />
<br />
Aber auch für die Aufbauarbeit unserer Partei insgesamt und für unsere Strategie ist es grundlegend, die Mechanismen hinter den Zusammenhängen zu klären, die von den aufgezählten Fragen berührt werden. <br />
Grundsätzlich sehen wir von der KO als Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland den deutschen Imperialismus, d.h. die deutsche Bourgeoisie und ihren Staat als unseren Hauptgegner an:<br />
{{Zitat|Für die nächsten Jahre ist die Aufgabe, eine genaue Analyse der Lage und Strategien des deutschen Imperialismus nach Innen und Außen vorzunehmen. Eine Analyse, die sehr genau die Widersprüche innerhalb der Bourgeoisie und ihre Absichten und Pläne erkennbar macht und einen Weg aufzeigt, wie die Arbeiterklasse unter Führung der Kommunistischen Partei darauf reagieren muss.<br> Zur Analyse der Strategien des deutschen Imperialismus tragen auch die Analyse der Sozialdemokratie und des Faschismus als Herrschaftsoptionen und Reserven des deutschen Imperialismus bei.|KO, Programmatische Thesen, 2017}}<br />
<br />
Im Handeln und auch in verschiedenen Theorieansätzen bis hin zu Strategievorstellungen verschiedener anderer kommunistischer Gruppierungen zeigt sich in dieser entscheidenden Frage ein Dissens, der auf abweichende Auffassungen der zugrundeliegenden Erkenntnisse zurückzuführen ist - wie beispielsweise die zuvor genannten Ilussionen über eine dauerhafte Friedensfähigkeit des Kapitalismus. <br><br />
Diese Abweichung zu diskutieren und zu klären, ist für die Kommunisten und Kommunistinnen in Deutschland (und international) fundamental - falsche Vorstellungen in dieser Frage können letztendlich zu einer opportunistischen Politik führen, aber nicht zu einem revolutionären Umsturz für den Sozialismus.<br />
<br />
<br />
<br />
Die unten aufgeführten Fragen zu klären, setzt eine wissenschaftliche und umfassende Analyse des deutschen Imperialismus heute und in seiner Vergangenheit voraus.<br />
Zu einzelnen Fragen und Zusammenhängen, besonders aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit, gibt es bereits sehr gut ausgearbeitete Artikel und Bücher, von denen wir als AG für diese Analyse zunächst ausgehen wollen (s. einzelne Artikel). Diese kommunistische Forschung dient als Ausgangspunkt und Grundlage für die Arbeit dieser AG. Bei der Sichtung dieses Materials ergeben sich auch schon die zu klärenden Forschungsfragen als Dissens oder Offene Fragen innerhalb der kommunistischen Bewegung, wie sie in den nachfolgenden Abschnitten aufgeführt werden. Dabei stützen wir uns immer auf unsere marxistisch-leninistischen Grundlagen (s. u.).<br />
Betrachten wird diese AG den kompletten Zeitraum, der für den deutschen Imperialismus relevant ist - von der Entstehung des deutschen Nationalstaats, des aggressiven Aufholens bis in den ersten Weltkrieg hinein, über die Interessen verschiedener Kapitalfraktionen der Nachkriegszeit bis hin zur Einschätzung der heutigen Aggressivität der BRD nach außen und ihres internationalen Wirkens. <br />
Ein wichtiger Auftrag für die AG ist, die Werkzeuge der Leninschen Imperialismustheorie auf den heutigen deutschen Imperialismus anzuwenden – kann bspw. deutscher Kapitalexport unmittelbar als "Direktinvestition" übersetzt werden? Dabei wollen wir nicht, wie das so oft unter dem Mantel der "Aktualisierung" geschieht, die ML-Grundlagen durch diffuse Analysen eines "neoliberalen" Stadiums des Kapitalismus o.Ä. ersetzen, sondern sie tatsächlich direkt anwenden.<br />
Einige der Fragen, die wir gefunden haben, wirken sich schon direkt auf die Orientierung der Strategie aus: Welche Kapitalfraktionen bestimmen dominierend die Politik der BRD? Aber auch gefährliche Illusionen über die Reformierbarkeit der EU will die AG mit unserer Forschung widerlegen.<br />
<br />
Um diese Ergebnisse wieder zurück in die Praxis fließen zu lassen, werden wir als AG erarbeiten, in welcher Form diese Inhalte vermittelt werden können, wo sie bei der Massenarbeit verwendet werden können – in Betriebsarbeit, im Stadtviertel, oder auch an anderer Stelle.<br />
Konkret: Welche Aktionskonzepte eignen sich für den antiimperialistischen und antimilitaristischen Kampf?<br />
<br />
Bei dieser Arbeit ist die AG auf die Vorarbeit Anderer angewiesen. So wird die AG [[AG_Politische_Ökonomie_des_Imperialismus | "Politische Ökonomie des Imperialismus"]] die Methodik und Erkenntnisse Lenins auf die heutige Zeit übertragen und den Charakter des imperialistischen Systems als "Kette" untersuchen.<br />
Die AG [[AG_Staat,_Faschismus_und_Sozialdemokratie | "Staat, Sozialdemokratie und Faschismus"]] setzt sich mit der Aggressivität der BRD nach innen und Fragen des Faschismus auseinander, die zwangsläufig mit dem imperialistischen Charakter Deutschlands gestellt sind.<br />
Aber auch mit der [[AG_Sozialismus | "AG Sozialismus"]] gibt es bei der Untersuchung, wie die DDR annektiert wurde, Schnittstellen.<br />
Andererseits werden wiederum unsere konkreten Ergebnisse in die Arbeit dieser AGs zurückfließen und sie an mancher Stelle konkretisieren.<br />
<br />
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Wir haben bereits eine Reihe von [[AG_Deutscher_Imperialismus#Dissens | Dissensen]] innerhalb der kommunistischen Bewegung gesichtet und uns vorgenommen, diese wissenschaftlich zu klären.<br />
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Dazu zählt zum einen die Frage der [[Strategien_und_Dynamik_deutscher_Kapitalfraktionen | Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]. Hier gilt es, die unterschiedlichen Fraktionen des deutschen Kapitals zu identifizieren, sowie ihre Interessen und ihren verhältnismäßigen Einfluss zu analysieren. In der Frage, welche Kapitalfraktionen in Deutschland existieren und welche im Einfluss auf den bürgerlichen Staat dominieren, herrscht in der kommunistischen Bewegung Uneinigkeit. Von der Klärung dieser Frage versprechen wir uns, zukünftige Entwicklungen in der Strategie des Deutschen Imperialismus besser einschätzen oder auch vorhersagen zu können.<br />
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In engem Zusammenhang mit der oben stehenden Frage, steht die Frage nach dem [[Frage_des_Staatsmonopolistischen_Kapitalismus_in_der_BRD | Verhältnis von Monopolen und bürgerlichem Staat]]. Hier herrscht in der kommunistischen Bewegung große Uneinigkeit. Die AG zur politischen Ökonomie wird sich damit befassen, entsprechend des Arbeitsauftrags aus unseren Programmatischen Thesen: "Wir wollen uns mit der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auseinandersetzen und kritisch herausarbeiten, welche Inhalte und welche Interpretationen dieser Theorie der Realität entsprechen.". Anhand dessen werden wir die deutschen Monopole identifizieren und ihre Rolle im deutschen Staat untersuchen. <br />
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Zur Frage der [[Aggressivität_des_deutschen_Imperialismus_und_aktuelle_Kriegsgefahr | Aggressivität des Deutschen Imperialismus]] besteht, was die historische Bewertung angeht, in der Kommunistischen Bewegung weitgehende Einigkeit. Was jedoch die aktuelle Kriegsgefahr angeht, gibt es Dissense in der Frage nach der Rolle Deutschlands in der EU, der Haltung zum US-Imperialismus, den Mitteln der Aggressivität Deutschlands, sowie nach den Kriterien, anhand derer die Aggressivität Deutschlands überhaupt zu bewerten ist. <br />
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Zum anderen haben wir uns vorgenommen, eine Einschätzung zur [[Wie_ist_die_aktuelle_und_k%C3%BCnftige_Reaktion_des_deutschen_Imperialismus_ausgepr%C3%A4gt%3F | aktuellen und künftigen Reaktion]] des Deutschen Imperialismus im Inneren zu treffen. Hier wollen wir vor allem eine Bewertung der "Faschisierungsthese", die von maoistischen Gruppen in den 1970er Jahr en aufgestellt wurde, vornehmen, da diese Position aktuell von einigen Kommunisten in Deutschland vertreten wird. Die Grundlage hierfür wird die theoretische AG Staat liefern. Insgesamt geht es uns darum, den Grad der Reaktion der BRD heute und künftig einzuschätzen, um so die Taktiken unseres Kampfes zu präzisieren.<br />
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Ein weiterer Dissens beinhaltet die [[Zur_Souveränität_der_BRD_und_der_Frage_zur_deutschen_Nationalität | Souveränität der BRD und die Frage der deutschen Nationalität]]. Die Frage der Souveränität ist von elementarer strategischer Bedeutung. Als Beispiel sei hier genannt, dass die KPD/ML bis 1976 die Ansicht vertrat, dass sowohl die BRD, als auch die DDR unter Besatzung stünden und daher die Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus die Vertreibung der "Besatzungsmächte und ihre Lakaien von deutschem Boden" sei. Bis heute wird die These, Deutschland sei nicht souverän (wenn auch ohne sozialistische Perspektive) von bürgerlichen Reaktionären wie den "Reichsbürgern" vertreten. <br />
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Außerdem werden wir uns mit der Frage der [[Annexion_der_DDR_Ende_des_20._Jahrhunderts | Annexion der DDR]] durch den deutschen Imperialismus, ihren Gründen und Auswirkungen, befassen. Diese Frage ist auch Teil eines größeren Streits um die Sichtweise auf den real existierenden Sozialismus, den im Ganzen die [[AG_Sozialismus | AG Sozialismus]] untersucht. <br />
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Bei unserer Arbeit sind wir überdies auf offene Fragen gestoßen, in denen uns keine grundsätzliche Uneinigkeit in der kommunistischen Bewegung bekannt ist, die wir aber dennoch als relevant für die Erarbeitung unserer Strategie erachten.<br />
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Bezüglich der Entstehung des Deutschen Imperialismus stellt sich die Frage, [[Warum_konnte_sich_der_"zu_spät_gekommene"_deutsche_Staat_gegen_Ende_19._Jhd._So_schnell_entwickeln%3F | warum sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende des 19. Jahrhunderts so schnell entwickeln konnte]]. War die rasante Entwicklung des deutschen Monopolkapitals ausschließlich aufgrund von Besonderheiten der damaligen ökonomischen und politischen Kräfteverhältnisse möglich, oder war sie durch dauerhafte geographische Gegebenheiten bedingt. Was bedeutet das für die Gegenwart und Zukunft des deutschen Imperialismus?<br />
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Bereits 43 Jahre nach der Reichsgründung war der deutsche Imperialismus bekanntermaßen in der Lage, im 1. Weltkrieg eine wesentliche Rolle im Kampf um die Neuaufteilung der Welt zu spielen. Für uns stellt sich hier die Frage, [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Imperialismus_bei_der_Entstehung_des_1._Weltkriegs | welche Rolle der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkrieges spielte]]. War die deutsche Bourgeoisie die treibende Kraft bei der Entstehung des 1. Weltkriegs, war(en) es die Bourgeoisie(n) anderer Länder oder sind sämtliche Beteiligte Imperialismen gleichermaßen als Verantwortliche zu benennen?<br />
Darüber hinaus wollen wir uns mit der Frage der [[Welche_Ziele_verfolgte_der_dt._Imperialismus_mit_dem_1._Weltkrieg%3F | Kriegsziele Deutschlands]] befassen: <br />
Welche Interessen von Teilen der deutschen Bourgeoisie sind hier besonders hervorzuheben? Inwieweit konnten diese bedient werden oder nicht? <br />
Schließlich werden wir auch die Frage der [[Welche_Auswirkung_hatte_die_Niederlage_des_ersten_Weltkriegs_auf_den_Deutschen_Imperialismus%3F | Auswirkungen der Kriegsniederlage]] untersuchen.<br />
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Weiterhin stellen sich offene Fragen in Bezug auf Deutschlands zweiten großen Anlauf zur Neuaufteilung der Welt. Zum einen die Frage, welche Rolle der dt. Imp. bei der [[Welche_Rolle_spielte_der_deutsche_Staat_bei_der_Entstehung_des_2._Weltkriegs%3F | Entstehung des 2. Weltkriegs]] gespielt hat. Unfraglich ist, dass Deutschland im 2. Weltkrieg klar als Hauptaggressor zu benennen ist. Konkret ist zu untersuchen, inwiefern auch Monopole aus anderen Ländern ein Interesse am Krieg, zum Beispiel zur Vernichtung von Produktivkräften und insbesondere an der Aggression gegen die Sowjetunion hatten. Hier sind insbesondere der späte Kriegseintritt von Großbritannien und den USA, sowie die Förderung der NSDAP durch US-amerikanische Kapitalisten zu untersuchen.<br />
Zum anderen die Frage nach den konkreten [[Was_waren_die_Kriegsziele_des_dt._Imperialismus_im_2._Weltkrieg_%3F | Kriegszielen des Deutschen Imperialismus]] im 2. Weltkrieg. Wie bezüglich des 1. Weltkriegs werden wir auch hier untersuchen, welche Interessen von welchen Teilen der deutschen Bourgeoisie sich besonders auf die Kriegsführung auswirkten und inwieweit diese bedient werden konnten.<br />
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Für die Nachkriegszeit stellt sich die Frage, [[In_welchem_Verhältnis_wirkten_nach_dem_2._WK_die_Pläne_der_Westalliierten_UND_das_deutsche_Monopolkapital_beim_Wiedererstarken_des_deutschen_Imperialismus%3F | in welchem Verhältnis die Westalliierten und das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus wirkten]]. Trotz der Tatsache, dass der deutsche Imperialismus 1945 eine massive Niederlage erlitt, hat die BRD mittlerweile das viertgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt. Und das obwohl die Entwicklung des Kapitalismus seit dem 2. Weltkrieg weltweit mitnichten ohne zyklische Krisen verlaufen ist. Offenbar hat es die deutsche Monopolbourgeoisie geschafft, als Profiteur aus den vergangenen Krisen hervorzugehen. Wie der deutsche Imperialismus die [[Wie_hat_der_deutsche_Imperialismus_die_vergangenen_Krisen_bewältigt%3F | vergangenen Krisen bewältigen]] konnte, stellt für uns eine weitere offene Frage dar.<br />
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Bezüglich des gegenwärtigen Deutschen Imperialismus werden wir nicht umhin kommen, zu überprüfen, wie die von Lenin definierten [[Wie_ist_die_Lenin'sche_Imperialismustheorie_heute_konkret_im_deutschen_Imperialismus_ausgeprägt%3F | Merkmale des imperialistischen Stadiums]] heute konkret in Deutschland ausgeprägt sind. Darüber hinaus werden wir eine Analyse zu der wichtigen Frage liefern, welche [[Welche_Rolle_spielt_die_BRD_in_der_EU_und_anderen_zwischenimperialistischen_Bündnissen%3F | Rolle Deutschland heute in zwischenimperialistischen Bündnissen]] spielt. Hierbei ist insbesondere die Rolle in der EU und in der NATO zu nennen. Auf Basis der bis dahin gewonnenen umfassenden Einschätzung zu den Strategien des deutschen Kapitals, der Aggressivität des Deutschen Imperialismus nach außen, in Verbindung mit einer Analyse seiner militärischen Stärke, werden wir seine [[Was_ist_die_Stellung_des_deutschen_Imperialismus_innerhalb_des_imperialistischen_Weltsystems%3F | Stellung innerhalb des imperialistischen Weltsystems]] bestimmen können. Natürlich ist schon jetzt klar, dass Deutschland hier sehr weit an der Spitze zu verorten ist. Schlussendlich werden uns sämtliche bis zum Ende des Klärungsprozesses gewonnenen Erkenntnisse in die Lage versetzen, eine [[Welche_Strategie_muss_für_die_deutschen_Kommunisten_gelten_%3F | kommunistische Strategie]] für den Kampf gegen den Deutschen Imperialismus, für seine revolutionäre Zerschlagung, aufzustellen.<br />
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Um das zu bearbeitende Feld abzustecken, hat sich die AG zunächst mit den marxistisch-leninistischen [[AG Deutscher Imperialismus#Grundannahmen%3F | Grundlagen]] beschäftigt. Für unser Thema ist zum Einen die Entstehung des deutschen Nationalstaats relevant - Marx, Engels und Lenin haben jede Phase dieser Entwicklung im 19. Jhd. analysiert und wir haben versucht, diese Überlegungen in ihrem Sinne zu erfassen. Andererseits haben wir uns mit der Anwendung der Imperialismustheorie auf den damaligen deutschen Staat beschäftigt und versucht, alle relevanten Textstellen dafür aufzuführen und zu erfassen.<br />
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== Dissens ==<br />
* [[ Strategien und Dynamik deutscher Kapitalfraktionen]]<br />
* [[ Aggressivität des deutschen Imperialismus und aktuelle Kriegsgefahr]]<br />
* [[ Wie ist die aktuelle und künftige Reaktion des deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Zur Souveränität der BRD und der Frage zur deutschen Nationalität ]]<br />
* [[ Frage des Staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD]]<br />
* [[ Annexion der DDR Ende des 20. Jahrhunderts]]<br />
<br />
== Offene Fragen ==<br />
'''Entstehung des Deutschen Imperialismus:'''<br />
* [[ Warum konnte sich der "zu spät gekommene" deutsche Staat gegen Ende 19. Jhd. So schnell entwickeln?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 1. Weltkrieg:'''<br />
* [[Welche Rolle spielte der deutsche Imperialismus bei der Entstehung des 1. Weltkriegs]]:<br />
* [[Welche Ziele verfolgte der dt. Imperialismus mit dem 1. Weltkrieg?]]:<br />
<br />
'''Rolle des Deutschen Imperialismus im 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ Welche Auswirkung hatte die Niederlage des ersten Weltkriegs auf den Deutschen Imperialismus?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielte der deutsche Staat bei der Entstehung des 2. Weltkriegs?]]<br />
* [[Was waren die Kriegsziele des dt. Imperialismus im 2. Weltkrieg ?]]<br />
<br />
'''Der Deutsche Imperialismus nach dem 2. Weltkrieg:'''<br />
* [[ In welchem Verhältnis wirkten nach dem 2. WK die Pläne der Westalliierten UND das deutsche Monopolkapital beim Wiedererstarken des deutschen Imperialismus? ]]<br />
* [[ Wie hat der deutsche Imperialismus die vergangenen Krisen bewältigt?]]<br />
<br />
'''Die BRD heute:'''<br />
* [[Wie ist die Lenin'sche Imperialismustheorie heute konkret im deutschen Imperialismus ausgeprägt?]]<br />
* [[ Welche Rolle spielt die BRD in der EU und anderen zwischenimperialistischen Bündnissen?]]<br />
* [[Was ist die Stellung des deutschen Imperialismus innerhalb des imperialistischen Weltsystems? ]]<br />
* [[ Welche Strategie muss für die deutschen Kommunisten gelten ?]]<br />
<br />
'''Bürgerliche Darstellung:'''<br />
* [[Wie stellen Medien usw. das Verhalten der BRD dar? ]]<br />
<br />
== Grundannahmen ==<br />
<br />
* Die Entwicklung des deutschen Nationalstaats und seiner Ökonomie zwischen Anfang des 19.Jhds bis zum Beginn des 20. Jhds. betrachtet die Grundannahme zur [[Entstehung der deutschen Nation]].<br />
<br />
Die Untersuchungen zur Imperialismustheorie von Lenin über den deutschen Imperialismus betrachten die folgenden Grundannahmen:<br />
* [[Kapitalkonzentration des deutschen Imperialismus]]<br />
* [[Deutsches Finanzkapital ]]<br />
* [[Kapitalexport]]<br />
* [[Rolle des dt. Imperialismus bei der Aufteilung der Welt unter den Großmächten]]<br />
* [[Zyklische Krisenhaftigkeit am Beispiel des dt. Imperialismus]]<br />
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== Mitmachen ==<br />
In den nächsten Monaten wollen wir uns an die systematische Beantwortung der Fragen machen - dabei kannst du mitmachen:<br><br />
<br />
* Diskutier mit<br />
** Du hast andere Erkenntnisse, Positionen zu bestimmten Fragen?<br />
** Du hast selbst offene Fragen zum Thema?<br />
* Einzelne Arbeitsaufträge übernehmen - in Theoriearbeit oder in praktischer Umsetzung<br />
* Dauerhaft mitarbeiten in der AG<br />
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Wenn das interessant klingt oder dir noch andere Möglichkeiten einfallen, dich zu beteiligen, melde dich bei uns: [mailto:ag_imperialismus@kommunistische.org ag_imperialismus@kommunistische.org]<br />
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