Revenue und die drei Grundklassen

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Die Revenue ist das Einkommen eines Menschen. Die Revenue weist auf die Konsumtionsmöglichkeiten eines Menschen hin. Doch ist die Revenue nicht nur von ihrer quantitativen Seite interessant – also wieviele konsumierbare Produkte dem Einzelnen zur Verfügung stehen –, sondern auch von ihrer qualitativen Seite – also woher die Revenue stammt, wo ihre Quelle liegt.

Die Revenuequelle ist daher eine Aussage über die Verortung im gesellschaftlichen Produktionsprozess. Marx unterschied auf dieser Grundlage drei Grundklassen: Arbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer.

Schlagworte

Arbeiter, Kapitalist, Revenuequellen, Einkommensquellen, Eigentum, Arbeitslohn, Profit, Mehrprodukt als neues Kapital, Mehrprodukt als Revenuequelle, Doppelbedeutung Revenue, Revenue des Arbeiters, Revenue des Kapitalisten, Revenue des Grundeigners, Dienstleistungen

Annahme 1

  • Die drei Hauptklassen im Kapitalismus sind Arbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer.
  • Arbeiter sind Eigentümer ihrer Arbeitskraft.
  • Kapitalisten sind Eigentümer von Kapital.
  • Grundeigentümern gehören Grund und Boden.
  • Arbeiter erhalten einen Arbeitslohn.
  • Kapitalisten erhalten Profit.
  • Grundeigentümer erhalten die Grundrente.

„Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren respektive Einkommenquellen [sic] Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 892.


Annahme 2

  • Das Produkt teilt sich auf in einerseits Kapital und andererseits Revenuen.

„Bei der Betrachtung der Verteilungsverhältnisse geht man zunächst von der angeblichen Tatsache aus, daß das jährliche Produkt sich als Arbeitslohn, Profit und Grundrente verteilt. Aber so ausgesprochen ist die Tatsache falsch. Das Produkt verteilt sich auf der einen Seite in Kapital und auf der andern in Revenuen.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 885.


Annahme 3

  • Revenue heißt 1. Mehrwert, 2. Profit.

„Der Leser wird bemerken, daß das Wort Revenue doppelt gebraucht wird, erstens um den Mehrwert als periodisch aus dem Kapital entspringende Frucht, zweitens um den Teil dieser Frucht zu bezeichnen, der vom Kapitalisten periodisch verzehrt oder zu seinem Konsumtionsfonds geschlagen wird.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 618.


Annahme 4

  • Der Wert der Ware Arbeitskraft ist bestimmt durch die zur Erhaltung des Lebens notwendige Arbeitszeit.
  • Die Revenue des Arbeiters ist der Arbeitslohn.
  • Der Arbeiter muss von seinem Lohn leben.

„Weil der Wert der Arbeitskraft – d.h. der adäquate Verkaufspreis dieser Ware - durch die zu ihrer Reproduktion nötige Arbeitsmenge bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nötigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Erhaltung seines Lebens Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 2, in: MEW, Band 24, Berlin 1963, S. 379f.


Annahme 5

  • Die Bourgeoisie lebt von dem Teil des Mehrprodukts bzw. des Mehrwerts, der nach der Zahlung des Arbeitslohns an die Arbeiter, übrig bleibt.

„Das Mehrprodukt (sollte eigentlich heißen der Mehrwert), das übrig bleibt, nachdem die Arbeiterklasse ihren Anteil von ihrer eigenen jährlichen Produktion erhalten [hat, AG KA], bildet die Substanz, von der die Kapitalistenklasse lebt.“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 2, in: MEW, Band 26.2, Berlin 1967, S. 419.


Annahme 6

  • Der Mehrwert ist zum Teil Revenue des Kapitalisten, zum Teil neues Kapital.
  • Wieviel vom Mehrwert als Kapital akkumuliert wird und wieviel dem Kapitalisten als Revenue dient, entscheidet der Kapitalist selbst.

„Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue verzehrt, ein anderer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert.

Bei gegebner Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile um so größer sein, je kleiner der andre ist. Alle andern Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation. Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 1, in: MEW, Band 23, Berlin 1962, S. 617f.


Annahme 7

  • Grundeigentümer haben mit der Produktion selbst nichts zu tun.
  • Grundeigentümer eigenen sich über den Kapitalisten einen Teil des Mehrwerts an.

„Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozeß nichts zu schaffen. Seine Rolle beschränkt sich darauf, einen Teil des produzierten Mehrwerts aus der Tasche des Kapitals in seine eigne hinüberzuführen.“
Marx, Karl: Das Kapital, Bd. 3, in: MEW, Band 25, Berlin 1964, S. 829.


Annahme 8

  • Der Anteil des Mehrwerts, der an den Grundeigentümer übergeht, geht vom Profit des Kapitalisten ab.

„Was der industrielle Kapitalist an [den] Grundrentner […] abgeben muß, […] vermindert absolut seinen Reichtum […].“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 1, in: MEW, Band 26.1, Berlin 1965, S. 254.


Annahme 9

  • Privates Grundeigentum ist für die kapitalistische Produktionsweise verzichtbar.

„Die [kapitalistische, AG KA] Produktion […], könnte […] ungestört fortgehn, wenn der Grundrentner verschwände und der Staat an seine Stelle träte. Er ist kein notwendiger Produktionsagent – der Privatgrundeigentümer – für die kapitalistische Produktion […].“
Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert 2, in: MEW, Band 26.2, Berlin 1967, S. 148.


Annahme 10

  • Alle Dienstleistungen werden aus dem Mehrwert bzw. aus der dem Mehrwert entspringenden Revenue bezahlt.

„In der bürgerlichen Gesellschaft selbst gehört in diese Rubrik [die Revenue anderer als Revenuequelle zu haben, AG KA] aller Austausch persönlicher Dienstleistungen — auch Arbeit für persönlichen Konsum, Kochen, Nähen etc., Gartenarbeit etc., bis herauf zu den sämtlichen improduktiven [sic] Klassen, Staatsdiener, Ärzte, Advokaten, Gelehrte etc. — gegen Revenu [sic] in diese Kategorie. Alle menial servants [FN: gemeinen Dienstboten] etc. Alle diese Arbeiter, vom geringsten bis zum höchsten, vermitteln sich durch ihre Dienstleistungen — oft aufgezwungne — einen Anteil am Surplusprodukt [Mehrprodukt, AG KA], an der Revenu [sic] des Kapitalisten.“
Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, in: MEW, Band 42, Berlin 1983, S. 380.


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